Seite:Pennalen Jg 8 Nr 5 1961.pdf/7

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.


von R arojon de eines Standes mit spiegeln bestückt, mit spiegeln aller zei ten und Preislagen. Ein anderer händler preist kronleuchter und alte sofas an, ein dritter behängt seinen stand mit klei­ dern aus der Charleston-zeit,(die beileihe nicht ohne löcher sein müssen) und alten regenschirmen, um deren gestell noch einige lila fetzen flattern. Natürlich kann man dort auch schö ne, seltene Sachen kaufen, z.b. alten schmuck. Die preise steT gen aber erheblich sobald der händler einen ausländer wittert. Ein mann mit viel gemüt wollte für 5nfs (ca 4DM) einen stuhl loswerden, einen ganz einfachen stuhl, der nur einige schön heitsfehler hatte: die färbe war abgeblättert, die holzbelne schienen schwach und der sitzfläche hatte jemand einen kräfti­ gen tritt versetzt, so daß sie ganz zersplittert herunterhing. Nur 5nfs.... Der letzte abend bescherte uns noch eine besondere freude. An der Seine, in der nähe der Notre Dame, spielte unter den brükken eine sehr gute jazzband, und zwar aus Neuß/Rhein. Der jazz ist wirklich völkerverbindend. Nicht daß man mit französischen Studenten jazztheorie betrieben hätte, nein, man unterhielt sich über dies und das in Französisch, Englisch, Deutsch und Esperanto, und man tanzte unter den brücken Charleston. Jedem Parisbesucher möchte man einen solchen abend wünschen, bei mil dem laternenlicht auf einer Seinebrücke angesichts der Notre Dame, dazu jazzmusik, junge leute und Pariser luft -w-

Die stars im heutigen musikieben sind die berühmten dirigenten. Neben ihrem namen, in riesigen lettera auf den Plakatsäulen, ver blaßt selbst

der name des Komponisten, dem

beruf verdanken. Die

sie eigentlich ihren

großen pultstars sind die kassenmagneten der

Manager, die ungekrönten könige der konzertbesucher. Eine der

profiliertesten Persönlichkeiten auf dem gebiete

taktstock-virtuosen

ist zweifellos Herbert von Karajan, ein

der musi

ker, der seit den tagen Paganinis kaum die musikweit so sehr

zu

bedingungslosem enthusiasmus und fanatischer ablehnung herausge fordert h a t . Karajan wurde am 5. April 1908 in Salzburg geboren. Sein vater war keineswegs ebenfalls ein musiker, sondern Chirurg. Herbert er­ regt bald als Wunderkind aufsehen, absolviert das P-t&ftist und gibt bereits

gend virtuosem Programm. Nach nach Wien, um studieren, Mit

Mozarteum

mit 14 Jahren klavierabende bestehen des abiturs

dort musikwissenschaft und

als

mit vorwie­ geht Karajan

Orchesterdirektion

zu

27 jahren ist er jüngster generalmusikdirektor in

Deutschland an der Aachener Oper.

Bald dirigiert er in der Berli­

ner oper, leitet konzerte der staatskapelle und der Berliner Phil­ harmoniker.

Auf grund seiner großen erfolge während des Hitlerre­

gimes zwischen 1937 und 1945 wurde ihm bis 1946 ein dirigierverbot auferlegt, obwohl er ein gegner des Naziregimes war.

Darauf

aber

begann wieder sein aufstieg, er steht auf den konzertpodien in Wien Wußtet ihr schon, daß jährlich 30 bis 40 millionen menschen verhungern? In Deutschland wütete in der zeit des dreißig­ jährigen krieges die stärkste hungersnot, die jemals Europa heimsuchte. Der handel hatte vollkommen aufgehört, die fel­ der waren verwüstet. In manchen gegenden waren die menschen so verzweifelt, daß sie sogar zu menschenfressern wurden. Früher konnte man sich gegen die hungersnot kaum wehren.Viel drastischer wird jedoch unsere gegenwärtige hungertragödie (Kongo, China usw}, wenn man bedenkt, daß dieser ungeheure notstand verhältnismäßig leicht durch internationale zusam menarbeit beseitigt werden könnte, denn würde man die kraf te der Wissenschaft und technik statt zum krieg zur Verhin­ derung der hungersnöte heranziehen, so gäbe es fast ausnahms^ los keinen hunger mehr auf der weit, denn unsere weit könnte bei kluger planung ein mehrfaches der jetztigen bevölkerung ernähren. Und denken wir dann an die papierkörbe in den schulen ! Was findet man nicht alles dort drin ! Brote, obst usw. Viele schüler erlebten die zeit nach dem zweiten Weltkrieg noch nicht so bewußt, daß sie sich an die damalige hungersnot in Deutschland erinnern könnten.

Salzburg, Mailand, Buenos Aires, London Luzern

und Berlin.

Nach

dem tode Furtwänglers 1954 übernimmt er die Berliner Philharmoni ker als chefdirigent, ebenso die

Wiener Staatsoper.

hat er die künstlerische leitung regisseur von sich reden.

innne

und macht

In Salzburg hier auch

als

Karajans partiturkenntnis, gestützt auf ein ungemeines gedächt­ nis, ist nicht zu überbieten. Seine klangphantasie holt sten klänge aus dem Orchester.

Vollendung des klangs und präzise rhytmik, wodurch schallplattendirigenten abgibt.

die edel­

Karajans interpretationsziele sind Sein repertoire

zetti über Wagner bis zu Igor Strawinsky meisten werke dirigiert er auswendig. Herbert von Karajan ist aber nicht nur

er den idealen reicht von Deni-

und Frank Martin. Die ein meiterhafter diri­

gent, er ist auch in jeder größeren modernen kunstausStellung, bei jeder bedeutend n theater- und filmpremiere anzutreffen;

leiden­

-bgschaftlich gerne fährt er schnelle

12

Sportwagen oder er sitzt

- 13 -

am

fortsetzung s. 22