Hermine Baßfreund

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Hermine Baßfreund (geb. 24. Mai 1885 in Tranowitz/Oberschlesien; verschollen) wurde am 27. November 1941 nach Riga-Jungfernhof deportiert. Verwandte von Baßfreund leben heute noch (Stand: 2007) in Israel.

Leben und Wirken[Bearbeiten]

Hermine Baßfreund war Tochter des Oberrabbiners Dr. Jakob Baßfreund aus Trier. Sie begann ihren Schuldienst in Fürth am 5. Dezember 1905 als Lehrerin für die Elementarfächer am ehemaligen Heberlein/Arnstein’schen Institut in der Blumenstraße 19. Sie wurde mit 28 Wochenstunden bald eine der meistbeschäftigten Erzieherinnen der Anstalt.

Nach deren Auflösung im Juni 1907 wechselte sie als Deutschlehrerin an das damals neugegründete Mädchenlyzeum, dem heutigen Helene-Lange-Gymnasium, wo sie schließlich 1931 zur Studienrätin ernannt wurde.

Verfolgung während der NS-Zeit[Bearbeiten]

Am 26. März 1933 wurde Baßfreund "auf persönlichen Wunsch" beurlaubt und schließlich am 16. Oktober 1933 im Alter von nur 48 Jahren in den Ruhestand versetzt.[1] Die "Beurlaubung" erfolgte aufgrund des § 3 des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums". Eine ehemalige Schülerin berichtet über die "Beurlaubung" 1933:

Nein, nicht vergessen der Märztag 1933, das Haus Königstraße 137, die Wohnungstüre im 3. Stock, die auf mein Klingeln nur einen Spalt breit geöffnet wurde. Nicht vergessen die Angst in ihrem Blick, ihre kalte Hand, mit der sie mich hastig in die Wohnung zog und in ein Zimmer führte. Und das Weinen, dieses schreckliche, trostlose Weinen, sie konnte zuerst gar nicht sprechen. Noch nie hatte ich mit meinen 12 Jahren einen erwachsenen Menschen so weinen sehen. Ich weinte hilflos mit. Die wenigen Worte, die sie hervorbrachte, nie habe ich sie vergessen: "Du bist die einzige von der ganzen Schule, die mich aufsucht" und "Denk nur, sogar aus dem Volksbund für das Deutschtum im Ausland hat man mich ausgeschlossen, obwohl ich nur zahlendes Mitglied war" - und zuletzt "Komm nicht mehr." - Mein winziger Frühlingsstrauß vom Markt lag auf dem runden Tisch, noch immer weinend ging ich fort. Sie war meine Deutschlehrerin gewesen, ich verehrte sie, ich gehorchte ihr. Auf der Straße sah ich sie noch zweimal von weitem, sie wich mir aus, als ich auf sie zuging. Was hätte ich tun sollen, damals, als Kind? Vergessen habe ich sie nicht. Jahre später, wenn im Unterricht zur "Woche der Brüderlichkeit" zu sprechen war, habe ich meinen Schülerinnen und Schülern hier und an den Auslandsschulen von ihr erzählt. Fräulein Baßfreund soll bei dieser Gedenkfeier der Schule nicht vergessen sein. Gerda R. Braun, geb. Gaßmann, Absolventin des 1. Abiturjahrgangs 1943[2]

Nach der Deportation 1941 in den Osten verliert sich die Spur Baßfreunds. Es ist davon auszugehen, dass sie durch das NS-Regime ermordet wurde.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. AdrBuch 1926/27; - AdrBuch 1935; - Judenkartei; - Deportationslisten; - HeimatBl 1988; - JMF 1993; - Baltikum GB:546: gest. in Riga; - Mümmler 1995:144; - Ley 1992:117
  2. Helene Lange Gymnasium 1907 - 1982, Fürth, 1982, S. 12

Bilder[Bearbeiten]