Schwandbunker

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Schwandbunker Mai 2023.jpg
Der sog. Schwandbunker an der Friedrich-Ebert-Straße / Feldstraße, Mai 2023
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Der Schwandbunker ist ein massiver Betonbunker aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Er steht an der Friedrich-Ebert-Straße und hat die Adresse "Schwandweg 1". Während des 2. Weltkriegs hieß die Anschrift bzw. Straße noch Julius-Streicher-Straße nach dem NS-Gauleiter aus Nürnberg. Seit Herbst 2013 ist der Bunker eine Außenstelle des Stadtmuseums Fürth.

Baubeschreibung[Bearbeiten]

Das dreigeschossige Gebäude befindet sich in einer Nord-Süd-Ausrichtung entlang der heutigen Friedrich-Ebert-Straße. Während der Bauzeit bzw. während des 2. Weltkrieges hatte das Gebäude zu Tarnzwecken ein Satteldach, dass durch einen Bombentreffer kurz vor Kriegsende vollständig zerstört wurde. Im Erdgeschoss befinden sich die technischen Einrichtungen für die Wasser-, Luft- und Stromversorgung - sowie der Sandfilter und das Diesellager mit ehem. 10.000 Liter Diesel. Letzteres wurde Anfang der 2010er Jahre abgepumpt und für andere Zwecke genutzt. Im Erdgeschoss befindet sich ebenfalls die Küche und der angrenzende Lageraum.

Im 1. Obergeschoss befinden sich überwiegend Sitz- und Liegeräume sowie eine Vielzahl von Toiletten nach Geschlechtern getrennt. Im 2. Obergeschoss sind ebenfalls nur Sitz- und Liegeräume sowie Sanitäranlagen.

Jeweils im Norden bzw. Süden des Gebäudes befindet sich ein Treppenhaus mit separat gesichertem Eingang durch eine Schleuse. Auf dem heutigen Flachdach hat die Stadt Fürth eine Photovoltaik-Anlage aufstellen lassen. Der Bunker ist nicht unterkellert. Hinter dem Gebäude befindet sich einer kleiner Hof der für die Öffentlichkeit nicht erreichbar ist.

Geschichte[Bearbeiten]

Der Hochbunker wurde in der Phase der sog. I. Welle (Führer-Sofortprogramm) der Bunkerbauten im Deutschen Reich erbaut. Dies beinhaltete u.a. das die Bunker entgegen der früheren Bauphasen nun auch oberirdisch errichtet wurden durften. Durch diese Bauweise konnte sowohl die Bauzeit deutlich beschleunigte und die Kosten gesenkt werden. Das Grundstück befand sich im Besitz der Stadt Fürth und wurde zu eigenen Zwecken genutzt. Gleichzeitig befanden sich auf dem Grundstück kleingärtnerische Anlagen, die meist von den umliegenden Anwohnern genutzt wurden. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1940, Ende 1940 waren die Roharbeiten beendet und zum 17. April 1941 wurden die Betonarbeiten am Bunker offiziell als fertiggestellt in den Akten geführt. Im März 1942 wurde erstmals der Luftschutz-Bunker-Verwalter genannt (Bunkerwart): der Anwohner Johann Eberle. Damit ging einher, dass der Bunker erstmals als Bezugsfertig beschrieben wurde, auch wenn schon vorher immer wieder Menschen in dem Rohbau während der Luftangriffe den Schutz suchten.

Ab Mai 1942 wurden in Listen die Anwohner erfasst, die den Luftschutzbunker während eines Luftkrieges nutzen und betreten durften. So durften sich nach den Plänen des Luftschutzes 1942 insgesamt 345 Personen in den Bunker begeben, die ausschließlich aus dem Schwandweg kamen - darunter 157 Kinder. Dabei bestanden die 354 Plätze aus 300 Liege und 45 Sitzplätzen. Zu einem späteren Zeitpunkt kamen noch Anwohner aus dem Eigenen Heim hinzu, da sich keine ausreichende Anzahl von Luftschutzräumen in den Häusern befanden und die Menschen es vorzogen in einen vermeintlich sicheren Bunker zu gehen, als in den eigenen Schutzraum im Untergeschoss des Hauses.

Während der Zeit von 1944 bzw. 1945 befand sich im 2. Obergeschoss ein Notlazarett für verwundete Personen, so dass um das Gebäude eine sog. Rot-Kreuz-Schutzzone errichtet wurde. Ziel dieser Maßnahme sollte sein, dass die Alliierten Streitkräfte diese Zone nicht angreifen sollten.

Nutzung nach dem 2. Weltkrieg[Bearbeiten]

Zunächst sahen die Regelungen der US-Militärregierung vor, dass alle Schutzanlagen wie zum Beispiel Bunker unbrauchbar gemacht werden müssen - so auch der Bunker an der Julius-Streicher-Straße - bzw. inzwischen wieder Friedrich-Ebert-Straße. Allerdings nötigte der Wohnungsmangel und die Flüchtlingsbewegungen aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches eine Abkehr von dieser Regelung. In einigen Fällen, wie z.B. beim Kronacher und Ronwaldbunker, wurde von einer Sprengung zu Gunsten von Wohnraumschaffung abgesehen.

Im November 1946 befanden sich eine Vielzahl von Flüchtlingen in dem Bunker, die durch die Flüchtlingsbetreuungsstelle der Stadt Fürth mit betreut wurden. Hierzu baute man auch u.a. Strom und Wasser ein, sowie Klosettanlagen. Zusätzlich musste das 2. Obergeschoss wieder ertüchtigt werden, da kurz vor Kriegsende das Gebäude durch eine Fliegerbombe schwer beschädigt wurde und Regenwasser durch das Dach eintrat.

Im Februar 1950 schien das Gebäude weitestgehend geräumt zu sein, so dass sich Adolf Büchner für das Gebäude interessierte. Der Unternehmer beabsichtigte die Errichtung einer Käserei im Erdgeschoss und wurde laut Akten ca. 2 Jahre vor Ort geduldet. Ab 1953 befand sich schließlich die neu gegründete Organisation zur Unterstützung der Zivilbevölkerung in den Räumen - das sog. Technische Hilfswerk (THW).

Im November 1968 wird das Gebäude erstmal beschrieben im Rahmen von Umbauarbeiten für den Atomaren Verteidigungsfall. Der Bunker wird für ca. 850.000 DM umgebaut und am 21. Juli 1971 dem Zivilschutz als Atomschutzbunker übergeben. Nun hatten in dem Gebäude 850 Menschen platz - davon 274 in Liegen und 374 mit Sitzgelegenheiten. Die übrigen Menschen konnten während der Zeit im Bunker stehen, liegen oder sitzen.

Im November 1989 wurde der Bunker im Rahmen der Öffnung der Grenzen zur ehem. DDR kurzzeitig geprüft - ob hier eine Vielzahl von Menschen untergebracht werden konnten. Die großen Menschenzuwanderungen blieben aus - so dass eine Nutzung effektiv nicht notwendig war.

Seit 2007 bzw. 2008 wurde der Bunker durch das Amt für Brand- und Katastrophenschutz bzw. durch die Feuerwehr der Stadt Fürth immer wieder als Ausstellungsraum für unterschiedliche Veranstaltungen genutzt. Nach dem Wegfall der Zivilschutzbindung übernahm die Stadt Fürth im Jahr 2012 das Objekt vom Bund und übergab es 2013 an das Stadtarchiv zur weiteren Nutzung. Gemeinsam mit dem Verein Untergrund Fürth e. V. wurde eine weitere Nutzung für Führungen bzw. Kulturveranstaltungen diskutiert. Die Pandemie verhinderte weitere konkrete Pläne, so dass erst im Jahr 2023 erste Führungen in Kooperation mit dem Geschichtsverein und dem Untergrund Fürth wieder möglich wurden.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Bilder[Bearbeiten]

Video[Bearbeiten]