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Seit sieben Jahren verlief der Versuch mit gutem Erfolg, durch Außenwohngruppen der Ghettosituation des Heimlebens zu entgehen: Eine Gruppe wohnte in einem Reihenhaus in Burgfarrnbach und zwei in Wohnungen in Wachendorf. Diese Außenwohnanlagen, in denen die selbständigeren behinderten Menschen Platz gefunden hatten, boten nach Ansicht der Betreuer gute Integrationsmöglichkeiten. Alle Gruppen waren gemischtgeschlechtlich, um das Miteinander zwischen Mann und Frau einzuüben. Das Verhältnis mit der Nachbarschaft war nach Anfangsproblemen inzwischen fast herzlich. Der Tagessatz von 5,28 Mark, den der Bezirk Mittelfranken zur Verfügung stellte, musste für Frühstück und Abendessen und am Wochenende auch für den Mittagstisch ausreichen. Die Kosten der Wohnheimplätze wurden von der Sozialhilfeverwaltung des Bezirks nur für „werkstattfähige“ behinderte Menschen übernommen. Wer in Rente ging, musste unter diesen Bedingungen in ein Altenheim abgeschoben werden und verlor seine gewohnte Umgebung. Aber auch die Erzieher und Mitarbeiter des Heimes in der Friedrich-Ebert-Straße waren sich zum Jubiläum 1988 einig: „Der Alltag in diesem Haus ist nicht trostlos. Er ist vielmehr geprägt von Fröhlichkeit und Geduld.“ Im Laufe des Jahres 1988 zogen jedoch Gewitterwolken zunächst über „Lennys Hütte“ auf. Der Wirtschaftsbeirat der Lebenshilfe machte sich Gedanken, wie man den Verlust von jährlich 50.000 Mark mindern könne. Die Vereinsführung schlug vor, die Heimgruppen sollten die Bewirtung mit ihren Betreuern übernehmen, so dass den beiden 30-Stunden Kräften gekündigt werden könne. Diese Idee fand in der Friedrich-Ebert-Straße - vorsichtig ausgedrückt - nur geringe Gegenliebe. Ende 1988 kam die Lebenshilfe in Turbulenzen: Zunächst gab Karl Reinmann sein Amt von sich aus ab. Vorsitzende waren nun gemeinsam Diethart Bischof, damals schon fünf Jahre 2. Vorsitzender, sowie Peter Schneidzik und Franz Schreiber. In die Kritik kamen wieder die Beteiligungen an verschiedenen Unternehmen, ein Darlehen an einen Rechtsanwalt und eine Immobilienbeteiligung, die ganz erhebliche Verluste verursachte. Fehler in Bezug auf Finanzierungen mussten eingestanden werden. Die Lebenshilfe konnte jedoch den Kritikern entgegenhalten, dass sie sich von einem Elternverein zu einer Organisation entwickelt hatte, die fast alle Lebensbereiche und Bedürfnisse von behinderten Menschen abdeckte. Die erforderlichen Eigenmittel für die Vielzahl der geschaffenen Einrichtungen konnten nur aus Spenden, Zuschüssen und eben weiteren Vereinsaktivitäten - auch in Form von Beteiligungen - aufgebracht werden. Gerade die Förderung des integrativen Gedankens („Lennys Hütte“, Gesellschaft für Integration) war nur durch finanzielle Aktivitäten möglich. „Lennys Hütte“ verursachte alleine nach wie vor einen jährlichen Zuschussbedarf von 50.000 Mark, so dass eine Schließung diskutiert wurde. Im Frühjahr 1989 wurde zur Erhaltung der „Förderverein Lennys Hütte“ gegründet, im Juni 1989 renovierte die Maler-Innung Fürth „Lennys Hütte“, die Innung verlangte weder die Arbeits- noch die Selbstkosten. Die Planung der Gestaltung erfolgte im Rahmen einer Semesterarbeit in der Kunstakademie Nürnberg. Später übernahm noch der Evangelische Verein zu Förderung junger Arbeitsloser die Schreinerarbeiten.

3. Schaffung des Familienentlastenden Dienstes Aufgabe von Lennys Hütte Am 21. Juni 1989 fand auf dem Gelände des TV 1860 Fürth das sechste „Bezirkssportfest für geistig Behinderte“ statt. 74 Soldaten der Stabsstaffel des Heeresfliegerregiments 26 aus Roth halfen nicht nur drei Tage lang beim Aufbauen und Vorbereiten, sondern führten auch die Sportlerriege an, betreuten und motivierten die 1.200 Teilnehmer aus 15 Schulen für geistig behinderte Menschen in ganz Mittelfranken. Die Organisation hatte weitgehend die Schule in Dambach übernommen, die Finanzierung sicherte die Regierung von Mittelfranken. Im Oktober 1989 richtete die Lebenshilfe mit finanzieller Unterstützung des Lions-Clubs Fürth einen

Auch eine Partnerschaft mit behinderten Menschen aus Paisley hat sich entwickelt. Hier sind um 1991 Schotten (ohne Arbeitsmantel) zu Besuch in den Dambacher Werkstätten. Etwas rechts von der Mitte hält ein Mitarbeiter der Werkstätten ein eben produziertes Cullmann-Stativ in den Händen. (Foto: Lebenshilfe).

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