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Urkunden.

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weis, und nicht einmal ein Botten Lohn verdienen Kann, indem der Leib Zoll mehr als sein Verdienst betragen würde. Dieße wahrhafte schilderung Unsrer eingeschrenkten und druckenden Lage ist schon von vielen Christlichen Regenden Philosophen und Staats Männern mit wärme anerkannt worden, und nöthigt Uns Unsre fortwürige Erhaltung nur dem Gott der aller Menschen Vater ist, und dann Unsrer sparsamen und eingezogenen Lebens Art, sowie Unsrer Emsigkeit und genügsamkeit an Kleinen Profit zu verdanken. Solle nun auch bey manchen unter Uns der Ruf des Gewissens von der Stimme der noth erstickt werden, so glauben Wir doch daß wenn Uns der volle schwung der Industrie die das Erbguth aller Menschen ist erlaubt würde auch alle unrechtmäßigen Mittel Zum Lebensunterhalt aufgegeben und nur diejenigen genüzt werden würden welche die Ehrlichkeit laut gestehen darf. Wir wollen es nicht wagen, die wohlthätigen folgen für Uns und die ganze Menschenheit zu berechnen die aus einer weißen Mäßi­ gung und erleichterung Unsers harten Schicksals entstehen müßten. Wir sind aber überzeugt daß Politischer nun schon so viele Jahr­ hunderte angedauerter Druck Geist und Herz verderben und daß vor­ züglich nur durch aufhebung oder Milderung desselben, der sittliche und Bürgerliche Zustandt eines Volks nach und nach verbessert werden Kann. Wir Preißen Uns glücklich daß wir den Zeit Punct endlich er­ lebt haben wo die Juden selbst von weißen Christlichen Fürsten und Stünden wider als Menschen mit liebe angesehen und behandelt werden und wir Hofen dereinst vor den Thron des Gottes den auch wir in Staub und Asche anbetten und der alle Menschen Die recht thun Liebt, noch denjenigen Menschenfreunden einen feuerigen Dank zu bringen welche die erleichterung und Verbesserung Unsres sittlichen und Bürgerlichen Zustands auf dieße Erde mit wärme umfaßt und mit Weisheit und thätigkeit befördert haben. Der Klugheit und Menschen Liebe E. h. C.-V. stellen wir nun Unser schicksal lediglich vertrauensvoll anheim mit der Ehrfurchtsvollen Versicherung, daß Unsre heiße Dankbarkeit so wenig als diejenige tiefste Ehrerbietung Je in Unsren Herzen erlöschen soll womit wir uns unter­ schreiben als Einer Hochansehnliche Crayßversammlung unterthünig gehorsamste in Namen der ganzen Jüdischen Gemeinde in Fürth und allen Jüdischen Einwohner in Franken. Fürth den 14. Februarius 1792.

Wolf Neuburger Jacob Henle. Isaac Marr.

Fron müll er, Chronik von Fürth.

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