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dell mit dem unsrigen und bildeten allgemein in den 5. Klassen in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik Leistungsgruppen A, B, C, wobei Schüler mehrmals im Jahr in diesen Fächern von der einen in die andere Gruppe überwechseln können. Die drei betroffenen Schulen berichteten übereinstimmend, daß sich dieses System der Leistungsgruppen in der 5. Klasse - vorsichtig angewandt - gut bewährt habe und daß sein Wert mehr in der besseren Förderung der Schüler als der Beobachtung für den Leistungszug gesehen werde. Die anderen Versuchsschulen verzichteten auf eine vorzeitige Differenzierung in der 5. Klasse. Die individuellen Unterschiede von der Vorbildung bzw. den Voraussetzungen her werden durch Förderunterricht (wöchentlich je eine Stunde) für die noch schwächeren Schüler in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik ausgeglichen. Der zusätzliche Förderunterricht hat den Vorteil, daß die Klassengemeinschaft voll erhalten bleibt, daß sich also die Eingewöhnung in das Gymnasium in ruhigerer Weise vollziehen kann. Versuche, im 2. Halbjahr erst in Leistungsgruppen bei den drei Fächern aufzuteilen, wurden, von einer Schule abgesehen, wieder aufgegeben. 2. Kriterien für die Auswahl der Schüler Als Kriterium für die Auswahl der Schüler wurde bewußt nicht von dem Begriff "Begabung" ausgegangen, sondern vom Zusammenwirken einer ganzen Reihe von Beobachtungs- und Testergebnissen. Entscheidendes Kriterium ist das L e i s t u n g s v e r h a I t e n des Schülers. Das lineare Zeugnissystem mit seinen sechs Einzelnoten ist hier zu mechanistisch (Flitner). Zu der hier notwendigen individual-diagnostischen Beurteilung brauchen wir ein differenziertes Begriffsgefüge, das Anlagen intellektueller, emotionaler und körperlicher Art und Leistungen umfaßt. Dazu müssen verläßliche Kategorien und Methoden entwickelt und die Lehrer in ihrer Handhabung vertraut gemacht sein. Ein Kanon von Gesichtspunkten soll dabei helfen (Beurteilungsblatt des Dientzenhofer-Gymnasiums, in: Differenzierung des Anfangsunterrichts; Staatsinstitut für Gymnasialpädagogik, München 1968, Anlage 2). Nicht das rechnerisch erfaßbare notenmäßige Ergebnis in den einzelnen Fächern gilt als Maßstab, sondern die Art und Weise, wie ein dargebotenes Problem unmittelbar vom Schüler erfaßt wird. Hierher gehören Auffassungsgabe, Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Arbeitstempo, Interessen, Arbeitseinstellung, Fähigkeit zu einer gewissen Selbständigkeit. Ich betone dies deswegen, weil der Versuch an zweien der Versuchsschulen wohl deswegen scheiterte, daß man nur vom Notendurchschnitt ausging und diesen oft so tief ansetzt, daß - um jeden Preis - ein sog. Leistungskurs zusammenkam. Beim Fleiß ist darauf zu achten, welche Relation er zur gezeigten Leistung hat. Wo ein Schüler gute Leistungen vollbringt, die nur Fleißleistungen sind, wird er im Leistungszug bald überfordert sein. Einseitige Begabungsrichtung genügt ebenfalls nicht. Selbstverständlich wird auch die Note beachtet. Doch ist es eine Tatsache, daß viele gute Noten in der Anfangsklasse nur auf größeren Fleiß und starkes elterliches Engagement in der häuslichen Arbeit der Schüler zurückzuführen sind. Wo diese Faktoren überwiegen, ist erfahrungsgemäß ein Scheitern im Leistungszug wegen Überforderung zu erwarten. Bei mehr als der Hälfte der Schüler, die in die Normalklasse zurückgeführt werden mußten, lag die Überforderung durch den Leistungszug darin, daß sie überwiegend reine Lerntypen waren und eine Steigerung des Fleißes nicht mehr möglich war. Die Auswahl der Schüler geht folgendermaßen vor sich: 1. Die Fachlehrer der 5. Klassen besprechen sich etwa 6 Wochen vor Schuljahresende und geben dann eine Beschreibung des Leistungsverhaltens der Schüler ab. Die Erstellung dieser Beschreibung erfordert längere Erfahrung und einen geübten Blick. Jüngere Kollegen haben

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