Seite:Zur Entstehung und Entwicklung der Schulen in Fuerth seit der Erhebung zur Stadt Erster Klasse 1.pdf/182

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.


reswechsel 1982/83 äußerte Bundeskanzler Kohl, dass die wirtschaftliche Wiederbelebung Zeit und das Opfer aller verlange, um die Investitionskraft der Wirtschaft zu stärken und dadurch den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zu gewinnen.811 Bei der Bundestagswahl am 6. März 1983 wurde die CDU/CSU-FDP-Koalition mit Stimmenanteilen von 48,8 % für die CDU und CSU sowie 7,0 % für die FDP gegenüber Stimmenanteilen von 38,2 % für die SPD und 5,6 % für die neu in den Bundestag einziehende Partei Die Grünen bestätigt.812 Durch die seit dem Haushaltsbegleitgesetz 1983 begonnene und in den folgenden Jahren fortgesetzte Angebotsorientierung wurde 1983, 1984, 1985, 1986 und 1987 zwar wieder ein Zuwachs des um den Preisanstieg bereinigten, realen Bruttoinlandsprodukts um 1,6 Prozent, 2,8 Prozent, 2,3 Prozent, 1,4 Prozent und 3,7 Prozent erreicht, doch ging dieser Aufschwung am Arbeitsmarkt vorbei,813 da von 1983 bis Ende der 1980er Jahre immer eine jahresdurchschnittliche Sockelarbeitslosigkeit von rund 2,2 Millionen Personen zu verzeichnen war. Der Grund für diese Entwicklung lag darin, dass die mit der Angebotsorientierung von der CDU/CSU-FDP-Koalition verfolgte Stärkung der Investitionskraft der Wirtschaft von den Unternehmen vor allem zu Automatisierungs- und Rationalisierungsinvestitionen genutzt wurde, die die Produktivität erhöhten, aber zugleich zu einem Abbau von einfachen Arbeitsplätzen führten.814 Außerdem wurden im Rahmen der Automatisierungs- und Rationalisierungsinvestitionen neue Qualifikationsanforderungen wie problemlösendes Denken und Computerkenntnisse bedeutsam, da zur Konstruktion und Fertigung von Produkten vermehrt CAD-, CAM- und CAQ-Programme verwendet wurden, die nicht mehr wie noch in den 1950er und 1960er Jahre nur auf Großrechnern

811Vgl.: Rede des Bundeskanzlers zum Jahreswechsel 1982/83, in: Bulletin des Presse- und Informati-

onsamtes der Bundesregierung vom 03.01.1983, Nr.1, S.1f. 812Die im Januar 1980 gegründete Partei Die Grünen ging aus der ab 1972 nach dem Bericht des Club

of Rome über die Grenzen des Wachstums entstandenen Ökologiebewegung, der ab 1974 zu Besetzungen und Besetzungsversuchen von Bau- und Endlagerstandorten (Wyhl 1974, Grohnde 1977, Gorleben 1980) übergegangen Anti-Atomkraft-Bewegung sowie der ein breites Spektrum umfassenden neuen Linken und neuen Frauenbewegung hervor. Außerdem waren Die Grünen in der nach dem NATO-Doppelbeschluss zur Nachrüstung von neuen atomaren Mittelstreckenraketen Ende 1979 gewaltig wachsenden Friedensbewegung und in der 1979/80 aufkeimenden Haus- und Instandbesetzer-Bewegung verankert. Der erste Landesverband der Grünen wurde im Oktober 1978 in West-Berlin mit der Alternativen Liste gegründet. Weitere Landesverbände folgten im September 1979 in Baden-Württemberg und im Dezember 1979 in Nordrhein-Westfalen. Neben einigen Öko-Konservativen, die allerdings im Juni 1980 die Partei wieder verließen und 1981 die Ökologische Partei Deutschlands (ÖDP) gründeten, waren vor allem ehemalige Aktivisten der Studentenbewegung und der APO der 1960er Jahre sowie Angehörige der Geburtenjahrgänge ab 1954 Mitglieder der Grünen, weshalb die Partei auch als „Post68er-Bewegung“ galt. Vgl. den Artikel Bündnis 90/Die Grünen, in: www.wikipedia.de, hier: Ausdruck vom 14.06.2021. In Fürth waren Die Grünen als einer der ersten Kreisverbände in Bayern 1979 von Rotraut Grashey (geb.1937), die nach dem Abitur an den Universitäten Heidelberg, Paris, Göttingen und Erlangen Französisch, Germanistik und Kunstgeschichte studiert hatte, und anderen alternativen Aktivisten gegründet worden. Bei der Kommunalwahl 1984 wurde Rotraud Grashey zusammen mit Lothar Berthold in den Stadtrat gewählt, dem sie bis 1999 angehörte. Vgl. den Artikel Rotraut Grashey, in: www.fuerthwiki.de, hier: Ausdruck vom 22.06.2021. 813Vgl.: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 2013, Wiesbaden 2013, S.315. 814Vgl.: Harm G. Schröter, Von der Teilung bis zur Wiedervereinigung (1945-2004), in: Michael North (Hrsg.), Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Ein Jahrtausend im Überblick, 2. völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage, München 2005, S.356-426, hier: S.399: „Mit der Produktivität stieg zugleich die Arbeitslosigkeit, weil die Freigesetzten nicht im entsprechenden Maße Beschäftigung im tertiären Sektor finden konnten.“ Siehe auch ebd., S.408: „Während die Arbeitslosigkeit bis 1982 … um 4,5 % pendelte, stieg sie in der Zeit der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik auf ca. 9 %.“

182