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Mit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) erfolgte zugleich eine Neuorganisation der Lehrpläne und der gesamten Oberstufe, bei der die mit der 1976 verbindlich eingeführten Kollegstufe geschaffene Differenzierung zwischen Leistungsund Grundkursen abgeschafft und durch verbindliche Pflicht- und Wahlpflichtfächer sowie teilweise wählbare Profilfächer ersetzt wurde.946 „Zwei spezielle, jeweils über eineinhalb Jahre laufende Seminare treten hinzu und bieten den Schülerinnen und Schülern insofern eine Spezialisierungsmöglichkeit, als konkrete Themen aus dem angebotenen Pool der Schule wählbar sind. Die in der Oberstufe zu belegenden P-Seminare (Projekt-Seminare) sollen mittels einer Berufsfeldorientierung und eines sich anschließenden Projektes auf die Berufs- und Studienwahl vorbereiten. Die W-Seminare (Wissenschaftspropädeutische Seminare) sollen die Schülerinnen und Schüler in der Oberstufe auf das wissenschaftliche Arbeiten an Hochschulen heranführen, indem sie mit Unterstützung einer Lehrkraft an einem Thema gemeinsam arbeiten und dann eine individuelle Abschlussarbeit erstellen.“947 Die Abiturprüfung erfolgte am G8 grundsätzlich in den Pflichtfächern Deutsch und Mathematik, der als Wahlpflichtfach fortgeführten Fremdsprache, einem gesellschaftswissenschaftlichen Wahlpflichtfach und in einem weiteren Fach nach Wahl aus dem Bereich der Wahlpflicht- und der Profilfächer.948 Verglichen mit der Kollegstufe führten diese Neuregelungen zu qualitativen Verbesserungen bei den Deutsch- und Mathematikkenntnissen - die von Hochschulprofessor/innen seit Mitte der 1970er Jahre in internen Sitzungen vor allem bei Erstsemester/innen regelmäßig als unzureichend beklagt worden waren - und bei der Studien- und Berufsorientierung und damit der Studierfähigkeit der Abiturient/innen.949

durchaus als reliabel und valide angesehen werden können, weil die Schüler/innen zuvor in der 5. Jahrgangsstufe noch das G9 kenngelernt hatten und deshalb auch stichhaltige Vergleiche mit ihrer persönlichen Situation am G9 und am G8 ziehen konnten. 946Vgl. den Artikel Abitur in Bayern (G8), in: www.wikipedia.de, hier: Ausdruck vom 03.11.2022, S.7 von 17 Seiten. Zu den Pflichtfächern in der zweijährigen und nun als Qualifizierungsstufe 11 und 12 bezeichneten Oberstufe des G8 gehörten bis zur Abiturprüfung in jedem Semester Deutsch und Mathematik mit vier Wochenstunden, Religionslehre oder Ethik, Geschichte und Sozialkunde sowie Sport mit jeweils zwei Wochenstunden, zu den Wahlpflichtfächern eine moderne Fremdsprache mit vier Wochenstunden, eine Naturwissenschaft (Biologie, Chemie oder Physik), eine zweite Naturwissenschaft oder eine weitere Fremdsprache oder Informatik mit jeweils drei Wochenstunden, Geografie oder Wirtschaft und Recht sowie Kunst oder Musik mit jeweils zwei Wochenstunden und zu den Profilfächern ein wissenschaftspropädeutisches Seminar mit Seminararbeit und ein Projektseminar zur Studien- und Berufsorientierung mit jeweils drei Wochenstunden in den ersten beiden Semestern und jeweils einer Wochenstunde im dritten Semester, ein „Additum“ (Zusatzunterricht) mit zwei Wochenstunden in Musik, Kunst oder Sport, falls eines dieser Fächer zum Abiturprüfungsfach gewählt werden sollte, und ein weiteres Fach aus dem Wahlpflichtfachbereich oder ein Zusatzangebot mit jeweils zwei Wochenstunden. 947Monika Fenn, Schulwesen (nach 1945), in: www.historisches-lexikon-bayern.de, hier: Ausdruck vom 16.05.2018, S.11 von 19. Ergänzend anzumerken ist, dass es sich bei der Wissenschaftspropädeutik um einen „Vorbereitungsunterricht“ und damit um die Einführung in die Sprache und Methoden einer Wissenschaft handelt. 948Vgl. den Artikel Abitur in Bayern (G8), in: www.wikipedia.de, hier: Ausdruck vom 03.11.2022, S.9 von 17 Seiten. 949Im Gegensatz zu den bei den achtjährigen Gymnasien eingeführten wissenschaftspropädeutischen Seminaren waren die Facharbeiten in der Kollegstufe meist ohne größere methodische und inhaltliche Anleitung und Unterstützung durch eine Lehrkraft und einem Diskurs in einer Arbeitsgruppe rein individuell zu erstellen gewesen. Außerdem gab es in der Kollegstufe keine Projektseminare zur Praxisorientierung, wie sie etwa an Fachoberschulen durch verpflichtende halbjährliche Praktika stattfand. Da die Universitäten anders als die gymnasiale Kollegstufe weniger Wert auf die Lehre legten, sondern fachbezogene und fachübergreifende Grundkenntnisse voraussetzten und in erster Linie for-

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