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:''…Jakobs Privatleben, das sich vor 1933 in geregelten Bahnen und in einem verhältnismäßig guten Familienleben nach außen hin bewegte, wurde mit seiner Einsetzung als Oberbürgermeister mit einem Schlag vernichtet. ... Obwohl Jakob an und für sich kein Alkoholiker war, ist sein schweinisches Verhalten, das allgemein bekannt war umso mehr zu verwerfen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Jakob im Kleinen das Beispiel seiner grossen Häupter nachahmte. Denn trotz seiner Amtseinsetzung ist er doch der kleine Geist geblieben, der er früher war, und der es auch verschiedenen Referatsführern der Stadt möglich machte, dass sie nach ihren Gutdünken in verschiedenen Fragen handeln konnten. Nach seiner Versetzung atmete der anständige Teil der Bürger von Fürth auf. Es geht hier in Fürth das Gerücht, dass Jakob im Lager geäussert haben soll: „Was wollen mir die Fürther schon antun? Ich habe gut gelebt, gefressen und gehurt, und das ist politisch nicht strafbar.“ Dieser Ausdruck zeigt schon die moralische Einstellung des Genannten. Über sein Verhalten in Thorn ist hier nichts bekannt.''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Ermittlungsbericht über den ehem. Kreisleiter und OB der Stadt Fürth, 17.3.47</ref>  
 
:''…Jakobs Privatleben, das sich vor 1933 in geregelten Bahnen und in einem verhältnismäßig guten Familienleben nach außen hin bewegte, wurde mit seiner Einsetzung als Oberbürgermeister mit einem Schlag vernichtet. ... Obwohl Jakob an und für sich kein Alkoholiker war, ist sein schweinisches Verhalten, das allgemein bekannt war umso mehr zu verwerfen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Jakob im Kleinen das Beispiel seiner grossen Häupter nachahmte. Denn trotz seiner Amtseinsetzung ist er doch der kleine Geist geblieben, der er früher war, und der es auch verschiedenen Referatsführern der Stadt möglich machte, dass sie nach ihren Gutdünken in verschiedenen Fragen handeln konnten. Nach seiner Versetzung atmete der anständige Teil der Bürger von Fürth auf. Es geht hier in Fürth das Gerücht, dass Jakob im Lager geäussert haben soll: „Was wollen mir die Fürther schon antun? Ich habe gut gelebt, gefressen und gehurt, und das ist politisch nicht strafbar.“ Dieser Ausdruck zeigt schon die moralische Einstellung des Genannten. Über sein Verhalten in Thorn ist hier nichts bekannt.''<ref>StAN, Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Ermittlungsbericht über den ehem. Kreisleiter und OB der Stadt Fürth, 17.3.47</ref>  
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In der Verhandlung vor der Spruchkammer Moosburg-Dachau gab Jakob an, "''dass er schon von [[1933]] ab gegen die Partei eingestellt war und nur ein "kleiner, unbedeutender ehrenamtlicher Kreisleiter" gewesen sei, der politisch in Fürth überhaupt nichts zu sagen hatte''".<ref>Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref> Dies nahm ihm jedoch niemand ab, selbst die Presse sprach davon, dass Jakob "''sich heute auch als ahnungsloser Engel hin (stellt), der nichts von den ganzen Dingen wusste, die im Dritten Reich geschehen sind. Er hatte auch keine Ahnung, dass es KZ´s gab."''<ref>Anmerkung: Jakob sagte in der Vernehmung auf die Frage, ob er von den KZs gewusst habe: Nein, erst seit 1933 hörte ich davon, von Buchenwald erfuhr ich erst 1945, bei den ersten Prozessen hat man davon gelesen. Auf die Frage, wieviele Fürther seiner Meinung nach ins KZ kamen, sagte Jakob: Während meiner zwölfjährigen Tätigkeit kam nicht einer ins KZ. Protokoll der öffentlichen Sitzung der Lagerspruchkammer am 23.6.1948 / Aktz. 3411</ref> Auch die Mitschuld am [[Synangogenbrand]] am [[9. November]] [[1938]] versuchte er zu leugnen. Vielmehr versuchte er, die Alleinschuld dem damaligen Brandmeister und Wehrführer Dipl.-Ing. [[Johann Rachfahl]] zuzuschieben - was ihm jedoch vor Gericht ebenfalls niemand abnahm. Es wurde jedoch nachgewiesen, dass Rachfahl "nur" als ausführendes Organ von Jakob gehandelt hat.<ref>Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref> Rachfahl selbst belastete Jakob vor Gericht schwer im Juli [[1948]]. Auch mit der Verhaftung von ca. 150 jüdischen Mitbürgern in der Pogromnacht will Jakob nichts zu tun gehabt haben.  
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In der Verhandlung vor der Spruchkammer Moosburg-Dachau gab Jakob an, "''dass er schon von [[1933]] ab gegen die Partei eingestellt war und nur ein "kleiner, unbedeutender ehrenamtlicher Kreisleiter" gewesen sei, der politisch in Fürth überhaupt nichts zu sagen hatte''".<ref>Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref> Dies nahm ihm jedoch niemand ab, selbst die Presse sprach davon, dass Jakob "''sich heute auch als ahnungsloser Engel hin (stellt), der nichts von den ganzen Dingen wusste, die im Dritten Reich geschehen sind. Er hatte auch keine Ahnung, dass es KZ´s gab."''<ref>Anmerkung: Jakob sagte in der Vernehmung auf die Frage, ob er von den KZs gewusst habe: Nein, erst seit 1933 hörte ich davon, von Buchenwald erfuhr ich erst 1945, bei den ersten Prozessen hat man davon gelesen. Auf die Frage, wieviele Fürther seiner Meinung nach ins KZ kamen, sagte Jakob: Während meiner zwölfjährigen Tätigkeit kam nicht einer ins KZ. Protokoll der öffentlichen Sitzung der Lagerspruchkammer am 23.6.1948 / Aktz. 3411</ref> Auch die Mitschuld am [[Synagogenbrand]] am [[9. November]] [[1938]] versuchte er zu leugnen. Vielmehr versuchte er, die Alleinschuld dem damaligen Brandmeister und Wehrführer Dipl.-Ing. [[Johann Rachfahl]] zuzuschieben - was ihm jedoch vor Gericht ebenfalls niemand abnahm. Es wurde jedoch nachgewiesen, dass Rachfahl "nur" als ausführendes Organ von Jakob gehandelt hat.<ref>Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref> Rachfahl selbst belastete Jakob vor Gericht schwer im Juli [[1948]]. Auch mit der Verhaftung von ca. 150 jüdischen Mitbürgern in der Pogromnacht will Jakob nichts zu tun gehabt haben.  
    
Der Prozess gegen Jakob wurde zeitweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt - ein bis dahin einmaliger Akt in der Geschichte der Entnazifizierung. Hintergrund der Nicht-Öffentlichkeit waren die diversen Sittlichkeitsverbrechen, die man aus Rücksicht auf die noch lebenden betroffenen Frauen nicht öffentlich behandeln wollte.<ref>Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013. S. 74 f.</ref>
 
Der Prozess gegen Jakob wurde zeitweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt - ein bis dahin einmaliger Akt in der Geschichte der Entnazifizierung. Hintergrund der Nicht-Öffentlichkeit waren die diversen Sittlichkeitsverbrechen, die man aus Rücksicht auf die noch lebenden betroffenen Frauen nicht öffentlich behandeln wollte.<ref>Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013. S. 74 f.</ref>
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