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== Spruchkammern in Fürth == | == Spruchkammern in Fürth == | ||
Der | Der komm. [[Oberbürgermeister]] [[Johann Schmidt]] hatte dem Sonderbeauftragten des Ministeriums in München erst Ende März [[1946]] die Vorschläge für eine vollständige Spruchkammer übermittelt. Den Vorsitz der ersten Spruchkammer in Fürth sollte der ehem. Amtsgerichtsdirektor und [[CSU]]-Vorsitzende [[Karl Drechsel]] inne haben, der als Jurist in Fürth großes Ansehen genoss. Nach der Genehmigung der Besetzung konnte die Spruchkammer Anfang Mai 1946 ihre Arbeit beginnen, allerdings hatte sie noch das Problem des Raummangels, da die Amtsgebäude aber auch Unterkünfte in Fürth durch das Personal der Nürnberger Gerichte größtenteils belegt waren. | ||
Nach der Spruchkammer I in Fürth konstituierte sich im Juni [[1946]] die Spruchkammer Fürth Land. Im November 1946 wurde auf Grund des Arbeitsanfalls die Spruchkammer II Fürth Stadt gegründet unter der Leitung des [[SPD|Sozialdemokraten]] [[Paul Zöllner]]. | Nach der Spruchkammer I in Fürth konstituierte sich im Juni [[1946]] die Spruchkammer Fürth-Land. Im November 1946 wurde auf Grund des Arbeitsanfalls die Spruchkammer II Fürth-Stadt gegründet unter der Leitung des [[SPD|Sozialdemokraten]] [[Paul Zöllner]]. | ||
* [[Kammer Fürth Stadt I]] | * [[Kammer Fürth Stadt I]] | ||
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== Ergebnis der Spruchkammerverfahren in Fürth == | == Ergebnis der Spruchkammerverfahren in Fürth == | ||
Insgesamt wurden im Rahmen der sog. Entnazifizierung die Bögen von 113.409 Personen aus dem Bereich der Stadt und dem Landkreis Fürth überprüft und ausgewertet. 89.005 Personen erhielten die "heiß begehrte" weiße Karte der Nichtbetroffenen, während 24.404 Personen laut Entscheidung der drei Kammern zunächst "entnazifiziert" werden mussten. Allerdings wurden knapp 60 % (=14.547 Personen) davon auf Grund verschiedener Amnestien nach einer ersten Überprüfung bzgl. einer Klageerhebung freigesprochen. In diese 60 % fielen u. a. 1.885 Jugendliche unter 18 Jahren, 10.994 Person erhielten die sog. Weihnachtsamnestie die bereits [[1946]] angekündigt wurde und am [[4. Februar]] [[1947]] in | Insgesamt wurden im Rahmen der sog. Entnazifizierung die Bögen von 113.409 Personen aus dem Bereich der Stadt und dem Landkreis Fürth überprüft und ausgewertet. 89.005 Personen erhielten die "heiß begehrte" weiße Karte der Nichtbetroffenen, während 24.404 Personen laut Entscheidung der drei Kammern zunächst "entnazifiziert" werden mussten. Allerdings wurden knapp 60 % (=14.547 Personen) davon auf Grund verschiedener Amnestien nach einer ersten Überprüfung bzgl. einer Klageerhebung freigesprochen. In diese 60 % fielen u. a. 1.885 Jugendliche unter 18 Jahren, 10.994 Person erhielten die sog. Weihnachtsamnestie, die bereits [[1946]] angekündigt wurde und am [[4. Februar]] [[1947]] in Kraft trat. Hierunter fielen vor allem körperbehinderte und einkommensschwache Personen, die vom Kläger nicht in die Gruppen I–III eingestuft waren. Weitere 1.666 wurden ebenfalls amnestiert, da es noch weitere Minderungsgründe gab sowie zwei Angeklagte, die eine sog. Heimkehreramnestie bekamen. Demzufolge wurden in Fürth tatsächlich nur 9.271 Verfahren im Rahmen der Verfolgung in den Kammern eröffnet; das entsprach gerade einmal 8,2 % der zu beurteilenden Personen anhand der Gesetzgebung zur Entnazifizierung der US-Zone in Bayern. Die geringe Zahl der verurteilten Nationalsozialsten führte in der örtlichen Presse zur überraschenden Erkenntnis: in Fürth gab es wohl offensichtlich kaum Nationalsozialisten während der NS-Zeit. | ||
Anhand der | Anhand der gesetzlich geregelten Klassifizierung ergab sich nach den ersten Spruchkammerverfahren folgende Verteilung auf die fünf Belastungsgruppen: | ||
* Hauptschuldige (Stufe I): 4 Personen | * Hauptschuldige (Stufe I): 4 Personen | ||
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* Entlastete (Stufe V): 275 Personen | * Entlastete (Stufe V): 275 Personen | ||
Obwohl in Fürth überdurchschnittlich viele Vertreter kommunistischer und sozialistischer Parteien ([[KPD]]/ [[SPD]]) in den Schiedsgerichten vertreten waren, wurden lediglich 60 Personen als Hauptschuldige bzw. Belastete in erster Instanz verurteilt. Darunter zählten Personen wie der ehem. [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] und der [[NSDAP]] Kreisleiter [[Karl Volkert]] sowie der u.a. für die Arisierungen in der Stadt zuständige [[Hans Sandreuter]]. | Obwohl in Fürth überdurchschnittlich viele Vertreter kommunistischer und sozialistischer Parteien ([[KPD]]/[[SPD]]) in den Schiedsgerichten vertreten waren, wurden lediglich 60 Personen als Hauptschuldige bzw. Belastete in erster Instanz verurteilt. Darunter zählten Personen wie der ehem. [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] und der [[NSDAP]]-Kreisleiter [[Karl Volkert]] sowie der u. a. für die Arisierungen in der Stadt zuständige [[Hans Sandreuter]]. | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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* Maren Janetzko: ''[[Die Arisierung Mittelständischer Jüdischer Unternehmen in Bayern 1933 - 1939 (Buch)|Die Arisierung Mittelständischer Jüdischer Unternehmen in Bayern 1933 - 1939]]'', Ein interregionaler Vergleich, Selbstverlag des historischen Vereins in Mittelfranken, Ansbach 2012 | * Maren Janetzko: ''[[Die Arisierung Mittelständischer Jüdischer Unternehmen in Bayern 1933 - 1939 (Buch)|Die Arisierung Mittelständischer Jüdischer Unternehmen in Bayern 1933 - 1939]]'', Ein interregionaler Vergleich, Selbstverlag des historischen Vereins in Mittelfranken, Ansbach 2012 | ||
* Ulrich Schuh: ''Die Entnazifizierung in Mittelfranken. Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region.'' Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landgeschichte Band 72, Neustadt/Aisch 2013, ISBN 978-387707-867-9 | * Ulrich Schuh: ''Die Entnazifizierung in Mittelfranken. Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region.'' Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landgeschichte Band 72, Neustadt/Aisch 2013, ISBN 978-387707-867-9 | ||
* Manfred Görtenmaker, Christoph Safferling: ''Die Akte Rosenburg - Das Bundesministerium der Justiz und die NS-Zeit''. C.H. Beck Verlag München, 2016, ISBN 978-3-406-69768-5 | * Manfred Görtenmaker, Christoph Safferling: ''Die Akte Rosenburg - Das Bundesministerium der Justiz und die NS-Zeit''. C. H. Beck Verlag München, 2016, ISBN 978-3-406-69768-5 | ||
== Lokalberichterstattung == | == Lokalberichterstattung == |