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Die Tierplastik '''Mähnenschaf''' wurde von dem Münchner Künstler Theodor Georgii geschaffen und im Jahr [[1912]] im neuen [[Stadtpark]] aufgestellt. Die Bronzefigur stand zuerst am Hauptweg oberhalb des Wasserfalls auf dem Mittelsockel einer steinernen Rundbank, wurde aber [[1914]] an gleicher Stelle auf einen Sockel aus Natursteinen gesetzt. 1942 wurde die Bronzefigur für die [[Metallspende]] des Deutschen Volkes abgebaut, im städtischen Bauhof eingelagert und dort [[1944]] zum Einschmelzen abgeholt.
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Die Tierplastik '''Mähnenschaf''' wurde von dem Münchner Künstler Theodor Georgii geschaffen und im Jahr [[1912]] im neuen [[Stadtpark]] aufgestellt. Die Bronzefigur stand zuerst am Hauptweg oberhalb des Wasserfalls auf dem Mittelsockel einer steinernen Rundbank, wurde aber [[1914]] an gleicher Stelle auf einen Sockel aus Natursteinen gesetzt. 1942 wurde die Bronzefigur für die sogenannte "[[Metallspende]] des Deutschen Volkes" abgebaut, im städtischen Bauhof eingelagert und dort [[1944]] zum Einschmelzen abgeholt.
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==Der Anlass zur Schaffung eines Kunstwerks für den Stadtpark==
 
==Der Anlass zur Schaffung eines Kunstwerks für den Stadtpark==
 
Zur Vorbereitung der Feier des 90. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold von Bayern am 12. März [[1911]] wurde in Fürth ein Ausschuss der beiden städtischen Kollegien gebildet, eine seiner Empfehlungen war: ''„Der Regent ist bekannt als eifriger Förderer der Kunst. Er würde auch dadurch geehrt werden können, daß der neue Stadtpark aus Anlaß des 90. Geburtstages mit einem Kunstwerk geschmückt würde. Hiezu könnten die aus dem Pickert’schen Nachlaß verfügbaren 15000 M, die zur Verschönerung der Stadt bestimmt sind, verwendet werden.“''<ref> Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55 Stadtpark (Engelhardtanlage). Mähnenschaf, Niederschrift vom 30. Dezember 1910</ref> Von Seiten der Regierung nahm man dann auch kurz vor dem Geburtstag ''„von der Aufstellung eines plastischen Kunstwerks im Stadtpark mit Befriedigung Kenntnis“''.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, Vermerk vom 24. Mai 1911 über die Min. Entschl. v. 6.III.11</ref>
 
Zur Vorbereitung der Feier des 90. Geburtstages des Prinzregenten Luitpold von Bayern am 12. März [[1911]] wurde in Fürth ein Ausschuss der beiden städtischen Kollegien gebildet, eine seiner Empfehlungen war: ''„Der Regent ist bekannt als eifriger Förderer der Kunst. Er würde auch dadurch geehrt werden können, daß der neue Stadtpark aus Anlaß des 90. Geburtstages mit einem Kunstwerk geschmückt würde. Hiezu könnten die aus dem Pickert’schen Nachlaß verfügbaren 15000 M, die zur Verschönerung der Stadt bestimmt sind, verwendet werden.“''<ref> Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55 Stadtpark (Engelhardtanlage). Mähnenschaf, Niederschrift vom 30. Dezember 1910</ref> Von Seiten der Regierung nahm man dann auch kurz vor dem Geburtstag ''„von der Aufstellung eines plastischen Kunstwerks im Stadtpark mit Befriedigung Kenntnis“''.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, Vermerk vom 24. Mai 1911 über die Min. Entschl. v. 6.III.11</ref>
 
==Die Auswahl des Künstlers und des Motivs==
 
==Die Auswahl des Künstlers und des Motivs==
Nachdem die beiden städtischen Kollegien - das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten unter dem Vorbehalt der weiteren Mitsprache – zugestimmt hatten, wurde in der Kommission der Bildhauer Theodor Georgii für die Verwirklichung des Projekts vorgeschlagen. Daraufhin fragte Oberbürgermeister [[Theodor Kutzer|Kutzer]] bei dem kunstsinnigen Dr. [[Michael Berolzheimer]] in Untergrainau wegen des Künstlers an und bekam umgehend Bescheid: ''„… habe ich mich an sachverständiger und zuverlässiger Seite über die künstlerische Bedeutung des Bildhauers Th. Georgii erkundigt. Die Auskunft ist eine ganz ausgezeichnete: Er gehört hienach zu den begabtesten jüngeren Bildhauern in München und seine Spezialität sind Tiere … Wenn also Ihr Auftrag eine Tierdarstellung zum Inhalt hat, so scheinen Sie in Georgii den rechten Mann zu haben.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, Schreiben vom 14. Januar 1911</ref> Hieß es im ersten Kontaktschreiben an Georgii noch ''„Über das Thema und das Material ist nichts bestimmt. Es wäre uns wohl ebenso ein Tierstück wie eine menschliche Figur erwünscht“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, 17. Januar 1911</ref>, so war man sich nach einem Treffen mit dem Künstler schon am 20. Januar [[1911]] in Fürth einig, dass ''„… unzweifelhaft gerade in den Stadtpark, und etwa an den Höhenrand, eine Tiergestalt vorzüglich passen würde“.''
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Nachdem die beiden städtischen Kollegien das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten unter dem Vorbehalt der weiteren Mitsprache – zugestimmt hatten, wurde in der Kommission der Bildhauer Theodor Georgii für die Verwirklichung des Projekts vorgeschlagen. Daraufhin fragte Oberbürgermeister [[Theodor Kutzer|Kutzer]] bei dem kunstsinnigen Dr. [[Michael Berolzheimer]] in Untergrainau wegen des Künstlers an und bekam umgehend Bescheid: ''„… habe ich mich an sachverständiger und zuverlässiger Seite über die künstlerische Bedeutung des Bildhauers Th. Georgii erkundigt. Die Auskunft ist eine ganz ausgezeichnete: Er gehört hienach zu den begabtesten jüngeren Bildhauern in München und seine Spezialität sind Tiere … Wenn also Ihr Auftrag eine Tierdarstellung zum Inhalt hat, so scheinen Sie in Georgii den rechten Mann zu haben.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, Schreiben vom 14. Januar 1911</ref> Hieß es im ersten Kontaktschreiben an Georgii noch ''„Über das Thema und das Material ist nichts bestimmt. Es wäre uns wohl ebenso ein Tierstück wie eine menschliche Figur erwünscht“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/55, 17. Januar 1911</ref>, so war man sich nach einem Treffen mit dem Künstler schon am 20. Januar [[1911]] in Fürth einig, dass ''„… unzweifelhaft gerade in den Stadtpark, und etwa an den Höhenrand, eine Tiergestalt vorzüglich passen würde“.''
    
Bereits am 17. Februar 1911 wurde der Vertrag zwischen der Stadtgemeinde Fürth und dem Bildhauer Herrn Theodor Georgii unterschrieben, die ersten Punkte waren:
 
Bereits am 17. Februar 1911 wurde der Vertrag zwischen der Stadtgemeinde Fürth und dem Bildhauer Herrn Theodor Georgii unterschrieben, die ersten Punkte waren:
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Die Sache zog sich hin und am 18. Dezember 1913 war in der Zeitung zu lesen: ''„Gestern wurde mit dem Abnehmen der Steinbank begonnen und das Mähnenschaf wurde fortgebracht.“''<ref>Rieß-Chronik 1913, S. 104</ref> Mit den gespendeten Dolomitblöcken wurde ein Natursockel errrichtet und für den 24. Februar [[1914]], Faschingsdienstag, notiert Paul Rieß in seiner Chronik: ''„Das Mähnenschaf im Stadtpark hat nun seinen erhöhten Standort wieder eingenommen.“''<ref>Rieß-Chronik 1914, S. 22</ref>
 
Die Sache zog sich hin und am 18. Dezember 1913 war in der Zeitung zu lesen: ''„Gestern wurde mit dem Abnehmen der Steinbank begonnen und das Mähnenschaf wurde fortgebracht.“''<ref>Rieß-Chronik 1913, S. 104</ref> Mit den gespendeten Dolomitblöcken wurde ein Natursockel errrichtet und für den 24. Februar [[1914]], Faschingsdienstag, notiert Paul Rieß in seiner Chronik: ''„Das Mähnenschaf im Stadtpark hat nun seinen erhöhten Standort wieder eingenommen.“''<ref>Rieß-Chronik 1914, S. 22</ref>
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==Die Zuführung zur [[Metallspende]]==
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==Die Zuführung zur "[[Metallspende]]"==
 
Offenbar wurde schon im [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] die Zuführung der Bronzefigur zur Metallspende ins Auge gefasst. Im September [[1917]] forderte das Königl. Generalkonservatorium der Kunstdenkmale & Altertümer Bayerns für die Begutachtung von 5 in Fürth vorhandenen Bronzebildwerken von der Stadt Fotos an: ''Sind keine guten oder grösseren Photographien vorhanden, so genügen auch Ansichtskarten oder Dilettantenaufnahmen.'' Eines der fünf aufgeführten Kunstwerke war die "Tierdarstellung (Mähnenschaf) in Fürth (Neuer Stadtpark)". Entsprechende Aufnahmen wurden von der Stadt umgehend übersandt.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/311: Altertümer-, Heimat- und Naturschutz - Denkmal- und Naturpflege - Korrespondenzen, Schreiben vom 25. September 1917 und vom 4. Oktober 1917</ref> Weiteres wurde dann aber in der Sache offensichtlich nicht unternommen.
 
Offenbar wurde schon im [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] die Zuführung der Bronzefigur zur Metallspende ins Auge gefasst. Im September [[1917]] forderte das Königl. Generalkonservatorium der Kunstdenkmale & Altertümer Bayerns für die Begutachtung von 5 in Fürth vorhandenen Bronzebildwerken von der Stadt Fotos an: ''Sind keine guten oder grösseren Photographien vorhanden, so genügen auch Ansichtskarten oder Dilettantenaufnahmen.'' Eines der fünf aufgeführten Kunstwerke war die "Tierdarstellung (Mähnenschaf) in Fürth (Neuer Stadtpark)". Entsprechende Aufnahmen wurden von der Stadt umgehend übersandt.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/311: Altertümer-, Heimat- und Naturschutz - Denkmal- und Naturpflege - Korrespondenzen, Schreiben vom 25. September 1917 und vom 4. Oktober 1917</ref> Weiteres wurde dann aber in der Sache offensichtlich nicht unternommen.
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Im [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkrieg]] ist das Mähnenschaf als Denkmal aus Bronze auch im Verzeichnis der Stadt vom 24. Mai 1940 für die [[Metallspende des deutschen Volkes]] aufgeführt und so begutachtet: ''„Das ‚Mähnenschaf‘ von Bildhauer Georgii im Stadtpark ist im Gartenbild eine besonders glückliche Schöpfung. Wegen seines Kunstwertes dürfte die Zuführung zur Metallspende abzulehnen sein.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37: Denkmäler aus Nichteisenmetallen. Erfassung, Abbau, Einlagerung und Ablieferung</ref> Im November 1940 stellte das Landesamt für Denkmalpflege fest: ''„Recht gute Arbeit, bei aller Naturhaftigkeit gut geformt … Das Landesamt empfiehlt Erhaltung.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37</ref> So kam es in der ersten Entschließung des Oberbürgermeisters vom 21. Januar 1941 zur Bewertung: „Mähnenschaf im Stadtpark: Bleibt erhalten.“
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Im [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkrieg]] ist das Mähnenschaf als Denkmal aus Bronze auch im Verzeichnis der Stadt vom 24. Mai 1940 für die "[[Metallspende des deutschen Volkes]]" aufgeführt und so begutachtet: ''„Das ‚Mähnenschaf‘ von Bildhauer Georgii im Stadtpark ist im Gartenbild eine besonders glückliche Schöpfung. Wegen seines Kunstwertes dürfte die Zuführung zur Metallspende abzulehnen sein.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37: Denkmäler aus Nichteisenmetallen. Erfassung, Abbau, Einlagerung und Ablieferung</ref> Im November 1940 stellte das Landesamt für Denkmalpflege fest: ''„Recht gute Arbeit, bei aller Naturhaftigkeit gut geformt … Das Landesamt empfiehlt Erhaltung.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37</ref> So kam es in der ersten Entschließung des Oberbürgermeisters vom 21. Januar 1941 zur Bewertung: „Mähnenschaf im Stadtpark: Bleibt erhalten.“
    
Dies galt nur bis zur im Mai 1942 vom Reichsminister des Innern verordneten Aktion zur Abnahme der meisten Denkmäler, dabei wurde Anfang Juli 1942 auch die Figur des Mähnenschafs im Stadtpark abgenommen und im Bauhof eingelagert. In der Gewichtsaufstellung der abgenommenen Bronzeteile steht beim Mähnenschaf „230 kg“.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37, 17.07.1942</ref> Zusammen mit den anderen eingelagerten Denkmalsteilen aus Bronze wurde das Mähnenschaf am 4. März 1944 im Bauhof von der Firma Hetzel & Co., Nürnberg, abgeholt und wohl noch im Laufe des Krieges in einem Kupferwerk im heutigen Polen eingeschmolzen – der letzte Beweis dafür fehlt.
 
Dies galt nur bis zur im Mai 1942 vom Reichsminister des Innern verordneten Aktion zur Abnahme der meisten Denkmäler, dabei wurde Anfang Juli 1942 auch die Figur des Mähnenschafs im Stadtpark abgenommen und im Bauhof eingelagert. In der Gewichtsaufstellung der abgenommenen Bronzeteile steht beim Mähnenschaf „230 kg“.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/37, 17.07.1942</ref> Zusammen mit den anderen eingelagerten Denkmalsteilen aus Bronze wurde das Mähnenschaf am 4. März 1944 im Bauhof von der Firma Hetzel & Co., Nürnberg, abgeholt und wohl noch im Laufe des Krieges in einem Kupferwerk im heutigen Polen eingeschmolzen – der letzte Beweis dafür fehlt.
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