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In Fürth waren zwischen [[1945]] und [[1995]] Einheiten der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika (U. S. Army) stationiert.
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In [[Fürth]] waren zwischen [[1945]] und [[1995]] Einheiten der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika ([[wikipedia:United States Army|U.S. Army]]) stationiert.
 
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==Geschichte==
 
==Geschichte==
 
[[Bild:19910510-fjb-22-pao.jpg|mini|right| Das 16. Pionierbataillon ist aus dem Irakkrieg zurück (1991)]]
 
[[Bild:19910510-fjb-22-pao.jpg|mini|right| Das 16. Pionierbataillon ist aus dem Irakkrieg zurück (1991)]]
Zwei Tage nach der [[Kapitulation von Fürth|Kapitulation Fürths]] bei Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]s am [[17. April]] [[1945]] marschierten die Soldaten der 42. US Infanteriedivision in der Stadt ein. Captain [[John D. Cofer]], ein texanischer Rechtsanwalt, übernahm die Leitung der Stadtverwaltung und begann mit Unterstützung der Fürther Behörden, die öffentliche Ordnung wieder herzustellen und die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Energie zu verbessern.
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Zwei Tage nach der [[Kapitulation von Fürth|Kapitulation Fürths]] bei Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] am [[17. April]] [[1945]] marschierten die Soldaten der 42. US Infanteriedivision in der Stadt ein. Captain [[John D. Cofer]], ein texanischer Rechtsanwalt, übernahm die Leitung der Stadtverwaltung und begann mit Unterstützung der Fürther Behörden, die öffentliche Ordnung wieder herzustellen und die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Energie zu verbessern.
 
Die US Army war eine Besatzungsmacht, die ihre Interessen ziemlich konsequent durchsetzte, gleichzeitig aber versuchte, das Leben in Fürth so erträglich wie möglich zu gestalten. Ein bald nach Kriegsende geplanter vollständiger Abzug amerikanischer Soldaten aus Deutschland scheiterte am zunehmenden Sicherheitsbedürfnis Europas gegenüber einer expansionswilligen Sowjetunion. Durch die weltpolitische Lage wandelten sich die amerikanischen Besatzer in NATO-Partner, die zur Sicherung der Grenzen zum Ostblock beitrugen. Meistens lebten etwa 10.000 amerikanische Staatsangehörige in Fürth und Umgebung. Sie gehörten zur "Nuernberg Military Community", die - unter wechselnden Bezeichnungen - Kasernen in Fürth, [[Nürnberg]], [[Erlangen]] und Schwabach umfasste.  
 
Die US Army war eine Besatzungsmacht, die ihre Interessen ziemlich konsequent durchsetzte, gleichzeitig aber versuchte, das Leben in Fürth so erträglich wie möglich zu gestalten. Ein bald nach Kriegsende geplanter vollständiger Abzug amerikanischer Soldaten aus Deutschland scheiterte am zunehmenden Sicherheitsbedürfnis Europas gegenüber einer expansionswilligen Sowjetunion. Durch die weltpolitische Lage wandelten sich die amerikanischen Besatzer in NATO-Partner, die zur Sicherung der Grenzen zum Ostblock beitrugen. Meistens lebten etwa 10.000 amerikanische Staatsangehörige in Fürth und Umgebung. Sie gehörten zur "Nuernberg Military Community", die - unter wechselnden Bezeichnungen - Kasernen in Fürth, [[Nürnberg]], [[Erlangen]] und Schwabach umfasste.  
 
Durch die deutsche [[Wiedervereinigung Deutschlands|Wiedervereinigung]] [[1990]] und den Zerfall der Sowjetunion war die starke Präsenz amerikanischer Soldaten in Deutschland nicht mehr erforderlich. Aus der ''Nuernberg Military Community'' wurden 1990 viele kampffähige Einheiten der US Army in den Nahen Osten verlegt und beteiligten sich an vorderster Front an den Kampfhandlungen zur Befreiung Kuweits von irakischen Truppen. Nach dem Ende dieses ''Zweiten Golfkriegs'' wurde ein Großteil des militärischen Materials nicht mehr zurück nach Deutschland geschafft und es begann ein stetiger Abbau des in der Community stationierten Personals. Die ''Nuernberg Military Community'' wird am [[1. Oktober]] [[1991]] aufgelöst und durch kleinere Verwaltungseinheiten ersetzt. Am [[19. Dezember]] [[1995]] holt die US Army in der letzten noch verbliebenen Kaserne in Fürth, der [[William-O.-Darby Barracks|William O. Darby-Kaserne]], ihre Fahne ein. Damit ist die fünfzig Jahre währende Anwesenheit amerikanischer Soldaten in Fürth beendet.
 
Durch die deutsche [[Wiedervereinigung Deutschlands|Wiedervereinigung]] [[1990]] und den Zerfall der Sowjetunion war die starke Präsenz amerikanischer Soldaten in Deutschland nicht mehr erforderlich. Aus der ''Nuernberg Military Community'' wurden 1990 viele kampffähige Einheiten der US Army in den Nahen Osten verlegt und beteiligten sich an vorderster Front an den Kampfhandlungen zur Befreiung Kuweits von irakischen Truppen. Nach dem Ende dieses ''Zweiten Golfkriegs'' wurde ein Großteil des militärischen Materials nicht mehr zurück nach Deutschland geschafft und es begann ein stetiger Abbau des in der Community stationierten Personals. Die ''Nuernberg Military Community'' wird am [[1. Oktober]] [[1991]] aufgelöst und durch kleinere Verwaltungseinheiten ersetzt. Am [[19. Dezember]] [[1995]] holt die US Army in der letzten noch verbliebenen Kaserne in Fürth, der [[William-O.-Darby Barracks|William O. Darby-Kaserne]], ihre Fahne ein. Damit ist die fünfzig Jahre währende Anwesenheit amerikanischer Soldaten in Fürth beendet.
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An den Infrastruktur-Schnittstellen arbeiteten die städtischen Einrichtungen (Stadtverwaltung, Fürther Stadtpolizei, [[Infra fürth gmbh|Stadtwerke]] usw.) mit den amerikanischen Dienststellen zusammen. Reibungspunkte traten wegen der unterschiedlichen Zielsetzungen der zivilen und militärischen Behörden häufiger auf, konnten aber in der Regel zur beiderseitigen Zufriedenheit bereinigt werden. Auf Seiten der US Army kam erschwerend hinzu, dass die verantwortlichen Entscheider vor Ort häufiger wechselten und die übergeordneten Stellen in Stuttgart oder Heidelberg stationiert waren.
 
An den Infrastruktur-Schnittstellen arbeiteten die städtischen Einrichtungen (Stadtverwaltung, Fürther Stadtpolizei, [[Infra fürth gmbh|Stadtwerke]] usw.) mit den amerikanischen Dienststellen zusammen. Reibungspunkte traten wegen der unterschiedlichen Zielsetzungen der zivilen und militärischen Behörden häufiger auf, konnten aber in der Regel zur beiderseitigen Zufriedenheit bereinigt werden. Auf Seiten der US Army kam erschwerend hinzu, dass die verantwortlichen Entscheider vor Ort häufiger wechselten und die übergeordneten Stellen in Stuttgart oder Heidelberg stationiert waren.
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Bevor die US Army in den 1980er Jahren damit begann, ihr schweres Gerät per Bahn zu transportieren, sorgten häufige Militärkonvois mitten durch die Stadt zweitweise für erhebliche Verkehrsprobleme. Weder der [[Frankenschnellweg]] noch die [[Südwesttangente]] standen damals zur Verfügung, der Verkehr rollte jeweils durch das Fürther Stadtgebiet (siehe hierzu auch [[Panzerstraße]]). In den Kasernen liefen Tag und Nacht Generatoren und LKW- und Panzermotoren, wodurch sich die Anwohner sehr gestört fühlten.
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Bevor die US Army in den 1980er Jahren damit begann, ihr schweres Gerät per Bahn zu transportieren, sorgten häufige Militärkonvois mitten durch die Stadt zweitweise für erhebliche Verkehrsprobleme. Weder der [[Frankenschnellweg]] noch die [[Südwesttangente]] standen damals schon zur Verfügung, der Verkehr rollte jeweils durch das Fürther Stadtgebiet (siehe hierzu auch [[Fischerberg|Panzerstraße]]). In den Kasernen liefen Tag und Nacht Generatoren und LKW- und Panzermotoren, wodurch sich die Anwohner sehr gestört fühlten.
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Die meist jungen US-Soldaten kämpften mit denselben Problemen wie alle Menschen ihrer Altersgruppe. Neben harmlosen Streichen sorgten vor allem Raub und Vergewaltigungen für Unmut in der Fürther Bevölkerung. Beispielsweise profitierten Taxifahrer stark vom Geschäft mit den unternehmungslustigen GIs, wurden aber auch häufig Opfer von Raubüberfällen. Die [[Gustavstraße]] war ein berüchtigtes Rotlichtviertel, bevor Ende [[1954]] die ganze Fürther Altstadt zum  "Off Limits" für die amerikanischen Soldaten erklärt wurde.
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Die meist jungen US-Soldaten kämpften mit denselben Problemen wie alle Menschen ihrer Altersgruppe. Neben harmlosen Streichen sorgten vor allem Raub und Vergewaltigungen für Unmut in der Fürther Bevölkerung. Beispielsweise profitierten Taxifahrer stark vom Geschäft mit den unternehmungslustigen [[wikipedia:GI (Soldat)|GIs]], wurden aber auch häufig Opfer von Raubüberfällen. Die [[Gustavstraße]] war ein berüchtigtes Rotlichtviertel, bevor Ende [[1954]] die ganze Fürther Altstadt zum  "Off Limits" für die amerikanischen Soldaten erklärt wurde.
    
Anfang Februar [[1955]] brachte es Fürth sogar zu kurzem und zweifelhaftem Ruhm in den USA. Es ging um das "Off Limits" (Zutritt verboten) für US-Soldaten in der Fürther Innenstadt. Der Militärgeistliche für die US-Truppen Betreuung, ein Dr. Carl Yaeger, hatte vor der lutherischen Synode in Atlantic City die moralische Verruchtheit verschiedener westdeutscher Städte, darunter Fürth, als Quelle des Sittenverfalls bei den die GIs dargestellt. Die Stadt wurde daraufhin in verschiedenen US-Zeitungen als "Sündenbabel" bezeichnet, die örtlichen erotischen Versuchungen seien eine Gefahr für die Moral und Kampfkraft der Truppe. Auch der Einfluss der hiesigen Kommunisten spiele eine Rolle.
 
Anfang Februar [[1955]] brachte es Fürth sogar zu kurzem und zweifelhaftem Ruhm in den USA. Es ging um das "Off Limits" (Zutritt verboten) für US-Soldaten in der Fürther Innenstadt. Der Militärgeistliche für die US-Truppen Betreuung, ein Dr. Carl Yaeger, hatte vor der lutherischen Synode in Atlantic City die moralische Verruchtheit verschiedener westdeutscher Städte, darunter Fürth, als Quelle des Sittenverfalls bei den die GIs dargestellt. Die Stadt wurde daraufhin in verschiedenen US-Zeitungen als "Sündenbabel" bezeichnet, die örtlichen erotischen Versuchungen seien eine Gefahr für die Moral und Kampfkraft der Truppe. Auch der Einfluss der hiesigen Kommunisten spiele eine Rolle.
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