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== Die Geschichte der Altstadtsanierung; wie das Gänsbergviertel endete ==
 
== Die Geschichte der Altstadtsanierung; wie das Gänsbergviertel endete ==
Erstellt von Peter Frank nach Quellen im Stadtarchiv, städtischen Chronikbänden, maschinenschriftlichen Aufzeichnungen; Zeitgeschichtliche Sammlung mit Zeitungsberichten; Wunschel-Häuserchronik.  
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Erstellt von Peter Frank nach Quellen im Stadtarchiv, städtischen Chronikbänden, maschinenschriftlichen Aufzeichnungen; Zeitgeschichtliche Sammlung mit Zeitungsberichten; Wunschel-Häuserchronik. Fürther Geschichtswerkstatt/städtebilder fotoarchiv & verlag: Gänsberg-Erinnerungen, Band 3, 2005, Abschlussarbeiten bei der Uni Erlangen-Nürnberg.
Fürther Geschichtswerkstatt/städtebilder fotoarchiv & verlag: Gänsberg-Erinnerungen, Band 3, 2005, Abschlussarbeiten bei der Uni Erlangen-Nürnberg.
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Nach Gottlieb Wunschels Häuser-Chronik „Alt Fürth“ von 1940 sollen laut geschichtlicher Überlieferung zur Bergstraße dort noch bis 1557 Weingärten gewesen sein. Danach habe man sie in Baumgärten umgewandelt. Eine erste Bebauung gab es ab 1500. Die ersten Häuser auf dem oberen Teil sollen Bergstraße 21 und 25 gewesen sein. Beim Anstieg hinter dem Geleitshaus, dem Geleitsgarten, soll ab 1672 mit der Bebauung begonnen worden sein. Wunschel vermutet sie als Bestandteile landwirtschaftlichen Besitzes. Die Besiedlung – auch an der Rednitzstraße – war eine „lockere“.  
 
Nach Gottlieb Wunschels Häuser-Chronik „Alt Fürth“ von 1940 sollen laut geschichtlicher Überlieferung zur Bergstraße dort noch bis 1557 Weingärten gewesen sein. Danach habe man sie in Baumgärten umgewandelt. Eine erste Bebauung gab es ab 1500. Die ersten Häuser auf dem oberen Teil sollen Bergstraße 21 und 25 gewesen sein. Beim Anstieg hinter dem Geleitshaus, dem Geleitsgarten, soll ab 1672 mit der Bebauung begonnen worden sein. Wunschel vermutet sie als Bestandteile landwirtschaftlichen Besitzes. Die Besiedlung – auch an der Rednitzstraße – war eine „lockere“.  
 
Oberhalb des Geleitsamtes (Königstraße 42) – im früheren Geleitsamtsgarten –, durften sich ab 1530 Juden ansiedeln. Es waren laut Wunschel die Judenhäuser Bergstraße 3, 17, 23. Die Geleitsgasse ist erst nach dem 30-jährigen Krieg entstanden durch die dortige Bebauung. Die ersten Judenhäuser standen unter Ansbachischem Schutz. Später erbaute Häuser mit Erbauung ab 1700 standen unter Bambergischem Schutz, wie Wunschel zu Geleitsgasse 3 angibt: Besitzer Abraham und Jacob Franckfurter. Bis 1780 folgten weitere jüdische Besitzer. Geleitsgasse 5 soll zwischen 1680 und 1720 „hinter dem Gerichtshof“ erbaut worden sein. Die Besitzer waren Mayer Ullmann, später Abraham Ullmann und ab 1774 Moyßes Mayer Nathan Mühlhauser. Das Haus wurde 1934 als baufällig abgebrochen. Das Haus Geleitsgasse 7, gegen 1700 erbaut, besaßen David Isaac und Löw Isaac. Geleitsgasse 9 besaßen ab 1739 Jayum Nachmann, dann dessen Witwe und dann dessen Sohn Nachmann, ein Kaufmann. Dann folgte die ehemalige alte Kaserne des Geleitshauses für das darin stationierte Invalidenkommando. Später als Frohnfeste – also als Gefängnis – genutzt. 1815 abgebrochen, erbaute man ein neues Gefängnis.
 
Oberhalb des Geleitsamtes (Königstraße 42) – im früheren Geleitsamtsgarten –, durften sich ab 1530 Juden ansiedeln. Es waren laut Wunschel die Judenhäuser Bergstraße 3, 17, 23. Die Geleitsgasse ist erst nach dem 30-jährigen Krieg entstanden durch die dortige Bebauung. Die ersten Judenhäuser standen unter Ansbachischem Schutz. Später erbaute Häuser mit Erbauung ab 1700 standen unter Bambergischem Schutz, wie Wunschel zu Geleitsgasse 3 angibt: Besitzer Abraham und Jacob Franckfurter. Bis 1780 folgten weitere jüdische Besitzer. Geleitsgasse 5 soll zwischen 1680 und 1720 „hinter dem Gerichtshof“ erbaut worden sein. Die Besitzer waren Mayer Ullmann, später Abraham Ullmann und ab 1774 Moyßes Mayer Nathan Mühlhauser. Das Haus wurde 1934 als baufällig abgebrochen. Das Haus Geleitsgasse 7, gegen 1700 erbaut, besaßen David Isaac und Löw Isaac. Geleitsgasse 9 besaßen ab 1739 Jayum Nachmann, dann dessen Witwe und dann dessen Sohn Nachmann, ein Kaufmann. Dann folgte die ehemalige alte Kaserne des Geleitshauses für das darin stationierte Invalidenkommando. Später als Frohnfeste – also als Gefängnis – genutzt. 1815 abgebrochen, erbaute man ein neues Gefängnis.
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Über die Rednitzstraße, eigentlich eine Gasse, sind in den 1930er Jahren Zeitungsartikel erschienen, die sie als Inbegriff einer mittelalterlichen Gasse, eine abgeschlossene Welt für sich, schildern. In engen, niedrigen Stuben leben die Familien. Die Kinder spielen tagsüber auf dem holprigen Pflaster. Trotz der Beengung fühlen sich die Bewohner wohl, sind sie doch hier aufgewachsen. Hier war früher die Heimat der Goldschläger. Deren Hämmer bildeten den Takt und die Melodie zum Straßenleben. In einer alten Scheune oben, ein geräumiger Sandsteinbau mit Ziegeldach, war früher der Lumpenstadel der jüdischen Familie Benima, eine altbekannte und geachtete Händlersfamilie.  Wenn es galt, alten Hausrat, Stoffreste, Zeitungen und dgl. zu Geld zu machen, so war dort bei Benima der Sammelpunkt der geldgierigen Jugend der Altstadt. Links der Gasse stand das große Anwesen der Fellhandlung Schnittger, ein altes, schönes, geräumiges Wohnhaus mit farbiger Fassade. Und dahinter der große Hof mit langen Lagerhallen und Schuppen: eine ehemalige Bierbrauerei, danach eine Malzfabrik. Die kleine, hochgelegene Wirtschaft von Georg Pertl mit einer Baumgruppe und Ranken um das alte Gestein, wurde im Sommer gern besucht. Die Gasse verlief im großen Bogen abfallend bis zum weitvorspringenden massiven und hohen Sandsteinhaus mit der Wirtschaft „Zum Schwarzen Bock“.  
 
Über die Rednitzstraße, eigentlich eine Gasse, sind in den 1930er Jahren Zeitungsartikel erschienen, die sie als Inbegriff einer mittelalterlichen Gasse, eine abgeschlossene Welt für sich, schildern. In engen, niedrigen Stuben leben die Familien. Die Kinder spielen tagsüber auf dem holprigen Pflaster. Trotz der Beengung fühlen sich die Bewohner wohl, sind sie doch hier aufgewachsen. Hier war früher die Heimat der Goldschläger. Deren Hämmer bildeten den Takt und die Melodie zum Straßenleben. In einer alten Scheune oben, ein geräumiger Sandsteinbau mit Ziegeldach, war früher der Lumpenstadel der jüdischen Familie Benima, eine altbekannte und geachtete Händlersfamilie.  Wenn es galt, alten Hausrat, Stoffreste, Zeitungen und dgl. zu Geld zu machen, so war dort bei Benima der Sammelpunkt der geldgierigen Jugend der Altstadt. Links der Gasse stand das große Anwesen der Fellhandlung Schnittger, ein altes, schönes, geräumiges Wohnhaus mit farbiger Fassade. Und dahinter der große Hof mit langen Lagerhallen und Schuppen: eine ehemalige Bierbrauerei, danach eine Malzfabrik. Die kleine, hochgelegene Wirtschaft von Georg Pertl mit einer Baumgruppe und Ranken um das alte Gestein, wurde im Sommer gern besucht. Die Gasse verlief im großen Bogen abfallend bis zum weitvorspringenden massiven und hohen Sandsteinhaus mit der Wirtschaft „Zum Schwarzen Bock“.  
 
Die Menschen in der Gasse freuen sich ihres einfachen, bescheidenen Lebens. So sei die Gasse Freude und Leid für ihre Bewohner, Welt und Heimat, urteilte Max Ludwig als Verfasser mehrerer Zeitungsartikel. An der Einmündung zur Bergstraße, zum Gänsberg, war die Wirtschaft „Zum letzten Heller“, früher „Die drei Hacken“ genannt. Oben, in der Rednitzstraße, gab es ein mit Schiefer gedecktes Gasthaus mit einem kleinen, belaubten Vorgarten, „Zum Brandenburger Gärtla“. Auch das sei ein Stück wie bei den Motiven des Malers Spitzweg.  
 
Die Menschen in der Gasse freuen sich ihres einfachen, bescheidenen Lebens. So sei die Gasse Freude und Leid für ihre Bewohner, Welt und Heimat, urteilte Max Ludwig als Verfasser mehrerer Zeitungsartikel. An der Einmündung zur Bergstraße, zum Gänsberg, war die Wirtschaft „Zum letzten Heller“, früher „Die drei Hacken“ genannt. Oben, in der Rednitzstraße, gab es ein mit Schiefer gedecktes Gasthaus mit einem kleinen, belaubten Vorgarten, „Zum Brandenburger Gärtla“. Auch das sei ein Stück wie bei den Motiven des Malers Spitzweg.  
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1953 befasste sich der Bauausschuss mit den Abwasserverhältnissen in der Fürther Altstadt und den unhygienischen Verhältnissen. Innerhalb der nächsten 5 Jahre sollten größere Teile der Altstadt an das Kanalnetz der neuen städtischen Kläranlage angeschlossen werden oder die Anwesen müssten mit biologischen Klärgruben ausgestattet werden (FN vom 27.11.1953). Ein 525.000 DM-Projekt wurde beschlossen. Es seien noch Jauchegruben anzutreffen, die teilweise überlaufen. Außerdem gebe es nicht wenige Klärgruben, die in Kanäle entwässern und dann direkt in die Rednitz oder Pegnitz fließen.
 
1953 befasste sich der Bauausschuss mit den Abwasserverhältnissen in der Fürther Altstadt und den unhygienischen Verhältnissen. Innerhalb der nächsten 5 Jahre sollten größere Teile der Altstadt an das Kanalnetz der neuen städtischen Kläranlage angeschlossen werden oder die Anwesen müssten mit biologischen Klärgruben ausgestattet werden (FN vom 27.11.1953). Ein 525.000 DM-Projekt wurde beschlossen. Es seien noch Jauchegruben anzutreffen, die teilweise überlaufen. Außerdem gebe es nicht wenige Klärgruben, die in Kanäle entwässern und dann direkt in die Rednitz oder Pegnitz fließen.
 
1956 gab es lebhafte Diskussionen über das Problem der Sanierungen. Aufgrund der großen Zahl an Wohnungssuchenden gebe es einen Bedarf von über 2000 Wohnungen. Ein Abriss von Häusern sei unverantwortlich. Eine Reihe davon sei aber schon so baufällig, dass sie längst geräumt werden müssten. Der Heimatkundler Dr. Adolf Schwammberger meinte, es könne vom hygienischen sowohl als auch vom heimatgeschichtlichen Gesichtspunkt her ruhig auf die Häuser am Gänsberg verzichtet werden. Die Brutstätten von Krankheiten, Häuser in menschenunwürdigem Zustand, müssten abgerissen werden. Stehen bleiben können dagegen Häuser, die typisch für das Gesicht unserer Stadt wären. An ihnen dürften nicht einmal Veränderungen geduldet werden. Der alte Markt innerhalb der Altstadt solle bleiben, soweit es aus verkehrstechnischen und hygienischen Gründen zu verantworten wäre.
 
1956 gab es lebhafte Diskussionen über das Problem der Sanierungen. Aufgrund der großen Zahl an Wohnungssuchenden gebe es einen Bedarf von über 2000 Wohnungen. Ein Abriss von Häusern sei unverantwortlich. Eine Reihe davon sei aber schon so baufällig, dass sie längst geräumt werden müssten. Der Heimatkundler Dr. Adolf Schwammberger meinte, es könne vom hygienischen sowohl als auch vom heimatgeschichtlichen Gesichtspunkt her ruhig auf die Häuser am Gänsberg verzichtet werden. Die Brutstätten von Krankheiten, Häuser in menschenunwürdigem Zustand, müssten abgerissen werden. Stehen bleiben können dagegen Häuser, die typisch für das Gesicht unserer Stadt wären. An ihnen dürften nicht einmal Veränderungen geduldet werden. Der alte Markt innerhalb der Altstadt solle bleiben, soweit es aus verkehrstechnischen und hygienischen Gründen zu verantworten wäre.
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Oberbaurat Hirsch wies auf die Übervölkerung der Altstadt hin. Sie stelle die dichteste Besiedelung dar. Günstig sei, dass der Platz der ehemaligen Synagoge frei sei. Hier müsse wahrscheinlich begonnen werden, die Menschen umzusetzen, also durch Neubauten aus ihren alten Häusern herauszubekommen. Schwierigkeiten ergäben sich aber, dass manche Mieter gar nicht aus ihren alten Häusern herauswollen. Die billige Miete und manchmal auch die größeren Zimmer seien die Gründe, die dafür angegeben werden.
 
Oberbaurat Hirsch wies auf die Übervölkerung der Altstadt hin. Sie stelle die dichteste Besiedelung dar. Günstig sei, dass der Platz der ehemaligen Synagoge frei sei. Hier müsse wahrscheinlich begonnen werden, die Menschen umzusetzen, also durch Neubauten aus ihren alten Häusern herauszubekommen. Schwierigkeiten ergäben sich aber, dass manche Mieter gar nicht aus ihren alten Häusern herauswollen. Die billige Miete und manchmal auch die größeren Zimmer seien die Gründe, die dafür angegeben werden.
 
Am 12.12.1958 beschloss der Bauausschuss, ein Gutachten über die Fürther Altstadtsanierung von der Akademie für Städtebau, Landesgruppe Bayern, anzufordern. In einer früheren Sitzung des Stadtrats war ein Architektenwettbewerb um die Neuplanung der Altstadt abgelehnt worden. Der Chronist im Stadtarchiv vermerkte, dass sich nun Stadtbaurat Hirsch durchgesetzt habe, d.h. dass er nicht allein die Verantwortung für die Altstadtsanierung übernehmen müsse.
 
Am 12.12.1958 beschloss der Bauausschuss, ein Gutachten über die Fürther Altstadtsanierung von der Akademie für Städtebau, Landesgruppe Bayern, anzufordern. In einer früheren Sitzung des Stadtrats war ein Architektenwettbewerb um die Neuplanung der Altstadt abgelehnt worden. Der Chronist im Stadtarchiv vermerkte, dass sich nun Stadtbaurat Hirsch durchgesetzt habe, d.h. dass er nicht allein die Verantwortung für die Altstadtsanierung übernehmen müsse.
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Nebenbei bemerkt: Königstraße 4 (näher zur Brücke) war das ehemalige Gemeinde-Bad (Besitzer war die Gemeinde Fürth bis 1691) und davor war die Schmiede (1702 erbaut); zuvor besaß auch die Gemeinde das Gebäude. Wunschel vermutete, dass der gesamte Baublock möglicherweise schon um 1000 vorhanden gewesen sei. Über das ältere dompropsteiliche Amtshaus an der unteren Königstraße schrieb Wüstendörfer, dass man die einstmaligen Gefängnisse noch in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts wahrnehmen konnte. Mit den beiden einstigen dompropsteilichen Amtshäusern sei eine lange Leidensgeschichte verknüpft, die Fürth unter der Dreiherrschaft Nürnberg-Ansbach-Bamberg zu erdulden hatte. Das Amtshaus am Marktplatz ging bei der allgemeinen Säkularisation (1803) in den Besitz Preußens über, gegen dessen Alleinherrschaft in Fürth der Dompropst erfolglos protestiert hatte.  
 
Nebenbei bemerkt: Königstraße 4 (näher zur Brücke) war das ehemalige Gemeinde-Bad (Besitzer war die Gemeinde Fürth bis 1691) und davor war die Schmiede (1702 erbaut); zuvor besaß auch die Gemeinde das Gebäude. Wunschel vermutete, dass der gesamte Baublock möglicherweise schon um 1000 vorhanden gewesen sei. Über das ältere dompropsteiliche Amtshaus an der unteren Königstraße schrieb Wüstendörfer, dass man die einstmaligen Gefängnisse noch in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts wahrnehmen konnte. Mit den beiden einstigen dompropsteilichen Amtshäusern sei eine lange Leidensgeschichte verknüpft, die Fürth unter der Dreiherrschaft Nürnberg-Ansbach-Bamberg zu erdulden hatte. Das Amtshaus am Marktplatz ging bei der allgemeinen Säkularisation (1803) in den Besitz Preußens über, gegen dessen Alleinherrschaft in Fürth der Dompropst erfolglos protestiert hatte.  
 
Rednitzstraße 1 (oder auch zuerst Königstraße Nr. 8) beschreibt Wunschel in seiner Häuserchronik als „Altes Wirtshaus mit dem Schilde Zum Schwarzen Bock.“ Das 1700 erbaute Haus hatte als Wirt ab 1723 Jacob David Böhm, zugleich Branntweinbrenner. Königstraße Nr. 6, erbaut  war das erste dompropsteiliche Amtshaus bis 1683 (dann Verlegung nach Gustavstraße 65). Dieses diente zugleich als Gefängnis. Noch um 1800 konnte man das erkennen.
 
Rednitzstraße 1 (oder auch zuerst Königstraße Nr. 8) beschreibt Wunschel in seiner Häuserchronik als „Altes Wirtshaus mit dem Schilde Zum Schwarzen Bock.“ Das 1700 erbaute Haus hatte als Wirt ab 1723 Jacob David Böhm, zugleich Branntweinbrenner. Königstraße Nr. 6, erbaut  war das erste dompropsteiliche Amtshaus bis 1683 (dann Verlegung nach Gustavstraße 65). Dieses diente zugleich als Gefängnis. Noch um 1800 konnte man das erkennen.
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Im August 1967 wurde das Haus Rednitzstraße 30 abgerissen. Die Stadt nutzte es ab seiner Erbauung 1822 als Feuerlöschgerätemagazin. 1872 aufgestockt, diente es als Obdachlosenasyl bis 1933. Auch zwei Schulklassen waren vorübergehend dort untergebracht. Nach 1918 bot es Flüchtlingsfamlien eine erste Unterkunft.  
 
Im August 1967 wurde das Haus Rednitzstraße 30 abgerissen. Die Stadt nutzte es ab seiner Erbauung 1822 als Feuerlöschgerätemagazin. 1872 aufgestockt, diente es als Obdachlosenasyl bis 1933. Auch zwei Schulklassen waren vorübergehend dort untergebracht. Nach 1918 bot es Flüchtlingsfamlien eine erste Unterkunft.  
 
1968 entbrannte ein heißer Meinungsstreit um die neue „City“ anstelle des leergeräumten Gänsbergviertels. Oberbürgermeister Kurt Scherzer, Stadtbaurat Schneider und mehrere Stadträte bemühten sich, eine umfassende Aufklärung über den Sanierungskomplex zu erteilen. In einer Bürgerversammlung im „Grünen Baum“, über die die FN am 22.10.1968 berichtete, sagte Schneider, es geben dort „eine enge, verwirrende Kreuz- und Quer-Bauweise verstaubter Jahrhunderte“. Im Sanierungsgebiet gebe es 267 Grundstückeigentümer. 23 Häuser seien bisher abgebrochen worden nach Erwerb durch die Stadt. Rund 1.050 Wohneinheiten stünden an zum Abriss. Dies z. T. gegen den Widerstand von Altstadtbewohnern. Der Abbruch der alten, baufälligen Häuser, meist als Provisorium erbaut, sei für die Gesamtplanung unerlässlich.
 
1968 entbrannte ein heißer Meinungsstreit um die neue „City“ anstelle des leergeräumten Gänsbergviertels. Oberbürgermeister Kurt Scherzer, Stadtbaurat Schneider und mehrere Stadträte bemühten sich, eine umfassende Aufklärung über den Sanierungskomplex zu erteilen. In einer Bürgerversammlung im „Grünen Baum“, über die die FN am 22.10.1968 berichtete, sagte Schneider, es geben dort „eine enge, verwirrende Kreuz- und Quer-Bauweise verstaubter Jahrhunderte“. Im Sanierungsgebiet gebe es 267 Grundstückeigentümer. 23 Häuser seien bisher abgebrochen worden nach Erwerb durch die Stadt. Rund 1.050 Wohneinheiten stünden an zum Abriss. Dies z. T. gegen den Widerstand von Altstadtbewohnern. Der Abbruch der alten, baufälligen Häuser, meist als Provisorium erbaut, sei für die Gesamtplanung unerlässlich.
 
Bei einem Diskussionsabend der FDP im Restaurant „Langmann“ hielt Archivrat Dr. Schwammberger einen Vortrag (Bericht der FN vom 31.10.1956). Er meinte, die Gänsberg-Häuser seien historisch nicht wertvoll; die Häuser in menschenunwürdigen Zuständen, Brutstätten von Krankheiten, Jauchegruben, die überlaufen. (FN vom 27.11.1953). Eine Frau sagte: „Wenn des Graffl wegkummt, dou wern unseri Ratzen aber laafn, däi possierlichen Viecherla, homms ja ka Heimat mehr.“
 
Bei einem Diskussionsabend der FDP im Restaurant „Langmann“ hielt Archivrat Dr. Schwammberger einen Vortrag (Bericht der FN vom 31.10.1956). Er meinte, die Gänsberg-Häuser seien historisch nicht wertvoll; die Häuser in menschenunwürdigen Zuständen, Brutstätten von Krankheiten, Jauchegruben, die überlaufen. (FN vom 27.11.1953). Eine Frau sagte: „Wenn des Graffl wegkummt, dou wern unseri Ratzen aber laafn, däi possierlichen Viecherla, homms ja ka Heimat mehr.“
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Die von der Stadt genannten Mängel im Altstadtsanierungsgebiet ließen sich nur durch eine Flächensanierung beheben, lautete 1958 das Credo. Das Ziel war ein Stadtzentrum mit Kaufhaus, Einkaufsbereich, Stadthalle, Dienstleistungsbetrieben etc. Bei einem Wettbewerb wurde dem Modell des Freiherrn von Branca der erste Preis zugesprochen.
 
Die von der Stadt genannten Mängel im Altstadtsanierungsgebiet ließen sich nur durch eine Flächensanierung beheben, lautete 1958 das Credo. Das Ziel war ein Stadtzentrum mit Kaufhaus, Einkaufsbereich, Stadthalle, Dienstleistungsbetrieben etc. Bei einem Wettbewerb wurde dem Modell des Freiherrn von Branca der erste Preis zugesprochen.
 
1960 erstellte die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung, Landesgruppe Bayern, ein Gutachten für die Erneuerung der Fürther Altstadt. Danach sei zugleich nötig, das Verkehrsnetz zu erneuern. Die Gutachter erkannten an, dass sie bei Begehungen hier und dort dem Reiz mancher malerischer Winkel und Gassen erlegen seien. Auch eine ausgesprochen menschliche Atmosphäre konnten die Fachleute dem Herz der Fürther Altstadt nicht absprechen. Trotz aller mitschwingender Wehmut über den Verlust eines Stückchens städtischer Romantik bleibe jedoch die Akademie am Ende hart: „Es muss eingesehen werden, dass das Gebiet einer durchgreifenden Erneuerung dringend bedarf.“
 
1960 erstellte die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung, Landesgruppe Bayern, ein Gutachten für die Erneuerung der Fürther Altstadt. Danach sei zugleich nötig, das Verkehrsnetz zu erneuern. Die Gutachter erkannten an, dass sie bei Begehungen hier und dort dem Reiz mancher malerischer Winkel und Gassen erlegen seien. Auch eine ausgesprochen menschliche Atmosphäre konnten die Fachleute dem Herz der Fürther Altstadt nicht absprechen. Trotz aller mitschwingender Wehmut über den Verlust eines Stückchens städtischer Romantik bleibe jedoch die Akademie am Ende hart: „Es muss eingesehen werden, dass das Gebiet einer durchgreifenden Erneuerung dringend bedarf.“
 
Die Stadt Fürth begann 1961 damit, den Bewohnern der zum Abbruch bestimmten gemeindlichen Häuser zu kündigen. Die im Zug der Altstadtsanierung erstellten Neubauwohnungen können voraussichtlich Ende März 1961 bezugsfertig sein.  Es ging um die Häuser Geleitsgasse 4 und Sternstraße 12. Beim ersteren Anwesen stellte man einen sicherheitsgefährlichen Zustand fest wegen der stark verschobenen Sandsteine in der Rückfassade. Auch der Dachstuhl machte Sorgen, weil das schlechte Holz einen losen Mauerkranz als Auflager hatte. Die Wohnungen seien zum Teil feucht und entsprächen nicht der Landeswohnungsordnung. Einer weiteren Benützung könne aus bauordnungsrechtlichen Gründen nicht entsprochen werden. Auch bei Sternstraße 12 habe man einen sehr schlechten baulichen Zustand festgestellt. Das gesamte eingebaute Holz sei vermorscht. Verschobene Türen und Fenster und ein buckliger, gespannter Fußboden wurden festgestellt. Das Mauerwerk habe teilweise die Fugen geöffnet. Die Wohnungen und die sanitären Einrichtungen sind unzulänglich. Wegen der Baufälligkeit – „die Kosten von Instandsetzungen stehen in keinem Verhältnis zum Erfolg“, laut bauaufsichtlichen Gutachten, wurde die städtische Wohnungsbehörde informiert und den Mietern gekündigt (sechs in Geleitsgasse 4, sieben in Sternstraße 12).
 
Die Stadt Fürth begann 1961 damit, den Bewohnern der zum Abbruch bestimmten gemeindlichen Häuser zu kündigen. Die im Zug der Altstadtsanierung erstellten Neubauwohnungen können voraussichtlich Ende März 1961 bezugsfertig sein.  Es ging um die Häuser Geleitsgasse 4 und Sternstraße 12. Beim ersteren Anwesen stellte man einen sicherheitsgefährlichen Zustand fest wegen der stark verschobenen Sandsteine in der Rückfassade. Auch der Dachstuhl machte Sorgen, weil das schlechte Holz einen losen Mauerkranz als Auflager hatte. Die Wohnungen seien zum Teil feucht und entsprächen nicht der Landeswohnungsordnung. Einer weiteren Benützung könne aus bauordnungsrechtlichen Gründen nicht entsprochen werden. Auch bei Sternstraße 12 habe man einen sehr schlechten baulichen Zustand festgestellt. Das gesamte eingebaute Holz sei vermorscht. Verschobene Türen und Fenster und ein buckliger, gespannter Fußboden wurden festgestellt. Das Mauerwerk habe teilweise die Fugen geöffnet. Die Wohnungen und die sanitären Einrichtungen sind unzulänglich. Wegen der Baufälligkeit – „die Kosten von Instandsetzungen stehen in keinem Verhältnis zum Erfolg“, laut bauaufsichtlichen Gutachten, wurde die städtische Wohnungsbehörde informiert und den Mietern gekündigt (sechs in Geleitsgasse 4, sieben in Sternstraße 12).
 
Die von der WBG und der WgA im Zuge der Altstadtsanierung erstellten Neubauwohnungen in der Max-Planck-Straße waren dann doch erst frühestens im Juli 1961 fertig. Die Abbruchgenehmigung wurde am 15.2.1961 für die oben genannten 4 Häuser ausgefertigt. Wegen der technischen Umsetzung des Abbruches (Abriss und Schuttmassen-Abfuhr) bedurfte es dann für die Bergstraße eine Straßensperrung. Und man kam überein, auch die Häuser Bergstraße 10 und 12 neben der Nr. 8 gleich mit einzubeziehen. Die benachbarten Häuser Bergstraße 22 und 24 sollten aus Gründen der Sicherheit zusammen behandelt werden (Hausgiebel stark schadhaft). Aus Bergstraße 22 waren elf Mietparteien anderweitig unterzubringen. Man solle sich die Sicherungsmaßnahmen für das neben dem Abbruchgebäude verbliebene Haus in Höhe von ca. 4.000 DM Kosten ersparen.
 
Die von der WBG und der WgA im Zuge der Altstadtsanierung erstellten Neubauwohnungen in der Max-Planck-Straße waren dann doch erst frühestens im Juli 1961 fertig. Die Abbruchgenehmigung wurde am 15.2.1961 für die oben genannten 4 Häuser ausgefertigt. Wegen der technischen Umsetzung des Abbruches (Abriss und Schuttmassen-Abfuhr) bedurfte es dann für die Bergstraße eine Straßensperrung. Und man kam überein, auch die Häuser Bergstraße 10 und 12 neben der Nr. 8 gleich mit einzubeziehen. Die benachbarten Häuser Bergstraße 22 und 24 sollten aus Gründen der Sicherheit zusammen behandelt werden (Hausgiebel stark schadhaft). Aus Bergstraße 22 waren elf Mietparteien anderweitig unterzubringen. Man solle sich die Sicherungsmaßnahmen für das neben dem Abbruchgebäude verbliebene Haus in Höhe von ca. 4.000 DM Kosten ersparen.
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Weitere Räumungen standen dann an für Markgrafengasse 9 und Schlehengasse 3. Die Verwaltung musste selbstkritisch feststellen, dass es galt, die technischen Abbruchmaßnahmen und die wohnungsrechtlichen Maßnahmen besser zu koordinieren, d.h. die öffentlich-rechtlichen und die privatrechtlichen Belange. Im Juli 1961 stellten zwei Mitarbeiter der Bauaufsicht eingehend die baulichen Mängel bei den zum Abbruch vorgesehenen Häusern fest. Bergstraße 10/12 „erheblich einsturzgefährdet“, ebenso Bergstraße 22. Markgrafengasse 9 hatte schon während des Krieges leichte bis mittlere Fliegerschäden erlitten. Teilweiser Schädlingsbefall und sonstige Holzschäden. Dadurch Labilität der tragenden Konstruktionen, teilweise oder vollständige Einsturzgefährdung. Schlehenstraße 3: vollständige Einsturzgefahr für den Dachstuhl und teilweise für einzelne tragende Teile des Gebäudes. In den nicht unterkellerten Erdgeschosswohnungen Verdacht des Schwammbefalls.  
 
Weitere Räumungen standen dann an für Markgrafengasse 9 und Schlehengasse 3. Die Verwaltung musste selbstkritisch feststellen, dass es galt, die technischen Abbruchmaßnahmen und die wohnungsrechtlichen Maßnahmen besser zu koordinieren, d.h. die öffentlich-rechtlichen und die privatrechtlichen Belange. Im Juli 1961 stellten zwei Mitarbeiter der Bauaufsicht eingehend die baulichen Mängel bei den zum Abbruch vorgesehenen Häusern fest. Bergstraße 10/12 „erheblich einsturzgefährdet“, ebenso Bergstraße 22. Markgrafengasse 9 hatte schon während des Krieges leichte bis mittlere Fliegerschäden erlitten. Teilweiser Schädlingsbefall und sonstige Holzschäden. Dadurch Labilität der tragenden Konstruktionen, teilweise oder vollständige Einsturzgefährdung. Schlehenstraße 3: vollständige Einsturzgefahr für den Dachstuhl und teilweise für einzelne tragende Teile des Gebäudes. In den nicht unterkellerten Erdgeschosswohnungen Verdacht des Schwammbefalls.  
 
Bis Ende 1961 sind dann 10 Gebäude mit 50 Wohnungen geräumt worden. In der Sternstraße 12 wurden 8 Wohnungen freigemacht. An Abbruchkosten ermittelte das Baureferat im Februar 1962 für die 10 Objekte 60.615 DM. Sie waren vom Finanzreferat unter OB Dr. Bornkessel zu tragen und wurden im März 1962 bereitgestellt. Im Juli 1962 brach man dann die Häuser ab.
 
Bis Ende 1961 sind dann 10 Gebäude mit 50 Wohnungen geräumt worden. In der Sternstraße 12 wurden 8 Wohnungen freigemacht. An Abbruchkosten ermittelte das Baureferat im Februar 1962 für die 10 Objekte 60.615 DM. Sie waren vom Finanzreferat unter OB Dr. Bornkessel zu tragen und wurden im März 1962 bereitgestellt. Im Juli 1962 brach man dann die Häuser ab.
 
Der Abbruch dieser 10 Häuser war der Beginn der Sanierung. Die FN berichtete am 17.03.1962: Es waren dies: Bergstraße 24 und 25 (außen: Schäden an den Mauern; innen: schlechte Böden und Decken, völlig ausgetretene Treppen, winzige Fenster, Deckenhöhe 1,80 Meter, zwei Trockenaborte für 12 Mietparteien. Abbruch von Bergstraße 8 / 10 /12 / 22 / 24 sowie Bergstraße 17 und 25. Geleitsgasse 4, Schlehengasse 3, Markgrafengasse 9.
 
Der Abbruch dieser 10 Häuser war der Beginn der Sanierung. Die FN berichtete am 17.03.1962: Es waren dies: Bergstraße 24 und 25 (außen: Schäden an den Mauern; innen: schlechte Böden und Decken, völlig ausgetretene Treppen, winzige Fenster, Deckenhöhe 1,80 Meter, zwei Trockenaborte für 12 Mietparteien. Abbruch von Bergstraße 8 / 10 /12 / 22 / 24 sowie Bergstraße 17 und 25. Geleitsgasse 4, Schlehengasse 3, Markgrafengasse 9.
 
Das ehemalige Feuerwehrmagazin der Rednitzstraße 30, erbaut 1822.  
 
Das ehemalige Feuerwehrmagazin der Rednitzstraße 30, erbaut 1822.  
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Ein Kuriosum ereignete sich beim Abbruch von Haus Bergstraße 27 im Juli 1962. Als das von der Stadt beauftragte Nürnberger Abbruch-Unternehmen Hettel das Haus abriss, entstand am Nebenhaus Nr. 29 ein offener Giebel. Die offenen zwei kleinen Dachkammern von zwei Wohnungen waren unbewohnbar und mussten durch eine neue Wand geschlossen und von außen verputzt werden. Durch den „Eingriff“ in das Nachbargebäude hatte die Stadt den verursachten Schaden zu tragen. Der Geschädigte war die Brauerei Wagner & Valentin in Roth, die eine Gastwirtschaft im Erdgeschoss betrieb.
 
Ein Kuriosum ereignete sich beim Abbruch von Haus Bergstraße 27 im Juli 1962. Als das von der Stadt beauftragte Nürnberger Abbruch-Unternehmen Hettel das Haus abriss, entstand am Nebenhaus Nr. 29 ein offener Giebel. Die offenen zwei kleinen Dachkammern von zwei Wohnungen waren unbewohnbar und mussten durch eine neue Wand geschlossen und von außen verputzt werden. Durch den „Eingriff“ in das Nachbargebäude hatte die Stadt den verursachten Schaden zu tragen. Der Geschädigte war die Brauerei Wagner & Valentin in Roth, die eine Gastwirtschaft im Erdgeschoss betrieb.
 
1963 ist die Sanierung der Altstadt von Bund und Land als Studien- und Modell-Vorhaben anerkannt worden. Das bedeutete, dass Bundes- und Landesmittel zur Förderung von Ersatzwohnungen bewilligt wurden und zwar den gemeinnützigen Wohnungsbauträgern.
 
1963 ist die Sanierung der Altstadt von Bund und Land als Studien- und Modell-Vorhaben anerkannt worden. Das bedeutete, dass Bundes- und Landesmittel zur Förderung von Ersatzwohnungen bewilligt wurden und zwar den gemeinnützigen Wohnungsbauträgern.
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Im Juni 1971 erfuhren die Fürther: die „Wacht am Rhein“ steht nicht mehr. Die anlehnungsbedürftige Wirtschaft wurde auch abgerissen. Und es hieß: Die Altstadt im Teufelskreis. Die Sanierung des Jahrhunderte alten Baupfusches wird noch viele Jahre dauern. Ein Bild zeigte das schmalbrüstige Minihaus in der Mohrenstraße.
 
Im Juni 1971 erfuhren die Fürther: die „Wacht am Rhein“ steht nicht mehr. Die anlehnungsbedürftige Wirtschaft wurde auch abgerissen. Und es hieß: Die Altstadt im Teufelskreis. Die Sanierung des Jahrhunderte alten Baupfusches wird noch viele Jahre dauern. Ein Bild zeigte das schmalbrüstige Minihaus in der Mohrenstraße.
 
Am 15.06.1972 erließ die Stadt Fürth die Satzung über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes „Altstadtsanierung – Teilgebiet 1 – Bebauungsplan Nr. 296“. Ein Lageplan verdeutlichte das Sanierungsgebiet: es ging ab Rathaus/Kohlenmarkt/Gartenstraße nördliche Seite/Theaterstraße/Katharinenstraße/Uferstraße/Königstraße südliche Seite. Aufgeführt waren sämtliche Grundstücke von der Bergstraße bis zur Wasserstraße, gesamt 283. Der Stadtrat beschloss am 28.9.1977 eine Änderung: der Bereich um das Rathaus wurde ausgeklammert, die Abgrenzung im Osten verlief nun entlang der Theaterstraße bis zur Königstraße. Die Fläche des Sanierungsgebietes umfasste nun 8,4915 ha. Nach dem alten Plan waren es noch 10,6 ha.  
 
Am 15.06.1972 erließ die Stadt Fürth die Satzung über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes „Altstadtsanierung – Teilgebiet 1 – Bebauungsplan Nr. 296“. Ein Lageplan verdeutlichte das Sanierungsgebiet: es ging ab Rathaus/Kohlenmarkt/Gartenstraße nördliche Seite/Theaterstraße/Katharinenstraße/Uferstraße/Königstraße südliche Seite. Aufgeführt waren sämtliche Grundstücke von der Bergstraße bis zur Wasserstraße, gesamt 283. Der Stadtrat beschloss am 28.9.1977 eine Änderung: der Bereich um das Rathaus wurde ausgeklammert, die Abgrenzung im Osten verlief nun entlang der Theaterstraße bis zur Königstraße. Die Fläche des Sanierungsgebietes umfasste nun 8,4915 ha. Nach dem alten Plan waren es noch 10,6 ha.  
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Am 2.11.1972 titelte die FN „Eine Lanze für alte Häuser“. Bei einer Versammlung der Jungdemokraten im „Schwarzen Kreuz“ über noch erhaltenswerte Altstadtbauten mit dem Stadtplaner Wolf Karl Reidner über das Spandauer Modell relativierten Dipl.Ing. Ernst Wilfert vom Stadtplanungsamt und Stadtheimatpfleger Dr. Adolf Schwammberger die Situation in Fürth. Letzterer plädierte für die Erhaltung der unteren Königstraße, deren Charakter beibehalten werden sollte. Die historischen Häuser sollten aber besser gepflegt und schöner gestaltet werden. Die Bevölkerung sollte aktiv Anteil nehmen an der Betreuung solcher Häuser. Allerdings machte er keinen Hehl daraus, was er vom Gänsbergviertel denke: „Die dort einst vom Markgrafen in `Schnellbauweise´ hingestellten Häuser, vielfach ohne Unterkellerung, sehen ja ganz romantisch aus, aber drinnen wohnen möchte ich nicht.“ Seine Maxime: Das Alte an sich sollte uns nicht begeistern, nur das, was erhaltenswert ist. Es komme hauptsächlich darauf an, breitere Straßen mit mehr Licht und Luft zu gewinnen.
 
Am 2.11.1972 titelte die FN „Eine Lanze für alte Häuser“. Bei einer Versammlung der Jungdemokraten im „Schwarzen Kreuz“ über noch erhaltenswerte Altstadtbauten mit dem Stadtplaner Wolf Karl Reidner über das Spandauer Modell relativierten Dipl.Ing. Ernst Wilfert vom Stadtplanungsamt und Stadtheimatpfleger Dr. Adolf Schwammberger die Situation in Fürth. Letzterer plädierte für die Erhaltung der unteren Königstraße, deren Charakter beibehalten werden sollte. Die historischen Häuser sollten aber besser gepflegt und schöner gestaltet werden. Die Bevölkerung sollte aktiv Anteil nehmen an der Betreuung solcher Häuser. Allerdings machte er keinen Hehl daraus, was er vom Gänsbergviertel denke: „Die dort einst vom Markgrafen in `Schnellbauweise´ hingestellten Häuser, vielfach ohne Unterkellerung, sehen ja ganz romantisch aus, aber drinnen wohnen möchte ich nicht.“ Seine Maxime: Das Alte an sich sollte uns nicht begeistern, nur das, was erhaltenswert ist. Es komme hauptsächlich darauf an, breitere Straßen mit mehr Licht und Luft zu gewinnen.
 
Angeregt wurde aus dem Kreis der Besucher, das Gebiet um die Gustavstraße als Fußgängerzone auszugestalten, wenn einmal die Verkehrsverbindung zur Erlanger Straße durch den Königsplatz-Durchbruch fertiggestellt ist.  
 
Angeregt wurde aus dem Kreis der Besucher, das Gebiet um die Gustavstraße als Fußgängerzone auszugestalten, wenn einmal die Verkehrsverbindung zur Erlanger Straße durch den Königsplatz-Durchbruch fertiggestellt ist.  
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Das Evangelische Siedlungswerk (ESW) baute den Wohnblock ebenfalls gegliedert, als würden schmale Häuser nebeneinanderstehen durch quervorspringende Firste, Dachgauben, Erker, Vorsprünge. Die ESW gab dazu an, die Fassaden würden in Stil, Material und Farbgebung den in Franken üblichen historischen Baustoffen ausgeführt.  Das Steildach bei den vielen Giebeln wurde mit Biberschwanzziegeln gedeckt.
 
Das Evangelische Siedlungswerk (ESW) baute den Wohnblock ebenfalls gegliedert, als würden schmale Häuser nebeneinanderstehen durch quervorspringende Firste, Dachgauben, Erker, Vorsprünge. Die ESW gab dazu an, die Fassaden würden in Stil, Material und Farbgebung den in Franken üblichen historischen Baustoffen ausgeführt.  Das Steildach bei den vielen Giebeln wurde mit Biberschwanzziegeln gedeckt.
 
Bei der Neuen Heimat (NH), von der Stadt Fürth zuerst als Sanierungsträger eingesetzt, lernte man aus der „Bausünde“ mit geraden Linien, modernem Zuschnitt und Flachdächern beim Wohnblock an der Schlehen-/Katharinen-/Rosenstraße (1974/75). Sie übernahm eine Vorreiter-Rolle mit Erker-, Mansarden- und Satteldachformen. Die anderen Baugesellschaften übernahmen, natürlich mit verschiedenen Variationen.  
 
Bei der Neuen Heimat (NH), von der Stadt Fürth zuerst als Sanierungsträger eingesetzt, lernte man aus der „Bausünde“ mit geraden Linien, modernem Zuschnitt und Flachdächern beim Wohnblock an der Schlehen-/Katharinen-/Rosenstraße (1974/75). Sie übernahm eine Vorreiter-Rolle mit Erker-, Mansarden- und Satteldachformen. Die anderen Baugesellschaften übernahmen, natürlich mit verschiedenen Variationen.  
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Im Rückblick auf die Sanierung des Gänsberg-Viertels scheiden sich die Geister:  
 
Im Rückblick auf die Sanierung des Gänsberg-Viertels scheiden sich die Geister:  
 
In den Internetseiten von rijo-research wird von Herrn Jochem, Nürnberg, ein kritisches Fazit gezogen: Ein städtebaulicher Sündenfall ersten Ranges sei es gewesen, das Viertel komplett abzureißen. Es musste einer „beliebigen Vorstadtarchitektur weichen“. Die ehemals menschliche Atmosphäre wurde geopfert.  
 
In den Internetseiten von rijo-research wird von Herrn Jochem, Nürnberg, ein kritisches Fazit gezogen: Ein städtebaulicher Sündenfall ersten Ranges sei es gewesen, das Viertel komplett abzureißen. Es musste einer „beliebigen Vorstadtarchitektur weichen“. Die ehemals menschliche Atmosphäre wurde geopfert.  
 
Letzteres beklagte auch die Dt. Akademie für Städtebau und Landesplanung schon 1960 in ihrem Gutachten. Glücklicherweise konnten nach dem Inkrafttreten des Bayer. Denkmalschutzgesetzes 1974 doch noch Modifikationen durchgesetzt werden. Ein Umdenken brachte für die nördliche Bebauung der unteren Königstraße Fassadengestaltungen im Anklang an früher. Der Fravelliershof blieb weitgehend erhalten und das so genannte Hirschmann-Haus als „Barockhaus“ konnte am Löwenplatz nach Abbau wieder in gedrehter Platzierung verbleiben.
 
Letzteres beklagte auch die Dt. Akademie für Städtebau und Landesplanung schon 1960 in ihrem Gutachten. Glücklicherweise konnten nach dem Inkrafttreten des Bayer. Denkmalschutzgesetzes 1974 doch noch Modifikationen durchgesetzt werden. Ein Umdenken brachte für die nördliche Bebauung der unteren Königstraße Fassadengestaltungen im Anklang an früher. Der Fravelliershof blieb weitgehend erhalten und das so genannte Hirschmann-Haus als „Barockhaus“ konnte am Löwenplatz nach Abbau wieder in gedrehter Platzierung verbleiben.
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Der Erhalt des Geleitshaus aus 1896 (Gerichtshof und Sitz der Verwaltung bis 1822, Königstraße 42 ), scheiterte nicht nur an der schlechten Bausubstanz, sondern auch an der vorkragenden Straßenfront zum Grünen Markt. Der Stadtheimatpfleger Dr. Schwammberger senkte den Daumen und hielt das Haus nicht für erhaltenswert. Vielleicht hätte man das dahinter liegende erste Brause- und Wannenbad (Geleitsgasse 13, hinter Königstraße 42, früher war dort das Arrestgebäude), ein Holzer-Bau aus 1903, erhalten können.  
 
Der Erhalt des Geleitshaus aus 1896 (Gerichtshof und Sitz der Verwaltung bis 1822, Königstraße 42 ), scheiterte nicht nur an der schlechten Bausubstanz, sondern auch an der vorkragenden Straßenfront zum Grünen Markt. Der Stadtheimatpfleger Dr. Schwammberger senkte den Daumen und hielt das Haus nicht für erhaltenswert. Vielleicht hätte man das dahinter liegende erste Brause- und Wannenbad (Geleitsgasse 13, hinter Königstraße 42, früher war dort das Arrestgebäude), ein Holzer-Bau aus 1903, erhalten können.  
 
In seiner Diplomarbeit von 1979 äußerte sich Horst Rupprecht darüber, dass ihm Material zur Sanierungsproblematik nicht zugänglich war, insbesondere das Städtebaugutachten der Dt. Akademie für Städtebau 1961 mit den vorbereitenden Untersuchungen. Über den Zustand der Bausubstanz und über die Bevölkerungsstruktur bekam er keine Informationen. So konnte er nur auf statistische Angaben des städtischen Amts für Statistik zurückgreifen.   
 
In seiner Diplomarbeit von 1979 äußerte sich Horst Rupprecht darüber, dass ihm Material zur Sanierungsproblematik nicht zugänglich war, insbesondere das Städtebaugutachten der Dt. Akademie für Städtebau 1961 mit den vorbereitenden Untersuchungen. Über den Zustand der Bausubstanz und über die Bevölkerungsstruktur bekam er keine Informationen. So konnte er nur auf statistische Angaben des städtischen Amts für Statistik zurückgreifen.   
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