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Der '''Verein zur Unterstützung armer durchreisender Israeliten''' wurde im Oktober [[1861]] gegründet<ref>"[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]", Beilage zur Nr. 27 vom [[3. Juli]] [[1867]] VIII. Jahrgang; auch [[Fürther Tagblatt]] vom [[9. Oktober]] [[1861]]</ref>. Vereinszweck war einerseits die Unterstützung ''armer durchreisender Israeliten'', andererseits den ''lästigen Hausbettel abzuschaffen''<ref>ebenda</ref>. Von einer regen Inanspruchnahme dieses Vereins zeugen jährliche Ausgaben zwischen 5000 und 6000 fl.<ref>ebenda</ref>.   
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Der '''Verein zur Unterstützung armer durchreisender Israeliten''' wurde im Oktober [[1861]] gegründet<ref>"[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]", Beilage zur Nr. 27 vom [[3. Juli]] [[1867]] VIII. Jahrgang; auch [[Fürther Tagblatt]] vom [[9. Oktober]] [[1861]]</ref>. Vereinszweck war einerseits die Unterstützung ''armer durchreisender Israeliten'', andererseits den ''lästigen Hausbettel abzuschaffen''<ref>ebenda</ref>. Von einer regen Inanspruchnahme dieses Vereins zeugen jährliche Ausgaben zwischen 5000 und 6000 fl.<ref>ebenda</ref>.  
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Der Vorsitzende des Vereins war der Großhändler für Baumwoll- und Wollwaren Jacob Joel Hirschmann<ref>siehe dazu Gisela Naomi Blume: "Der neue jüdische Friedhof in Fürth", 2019, Seite 436 und ''GENi zu "Joel Jakob Hirschmann"''</ref>, Kassier des Vereines war bis zu seinem Tod 1863 der Ausschnittwarenhändler [[Joel Götz]]. Danach übernahm [[Moriz Wertheimber]] diese Funktion.
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==Das Phänomen der "Durchreisenden"==
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===Allgemeines===
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Der Lebensabschnitt in der Zeit der Wanderschaft sollte eigentlich eine Übergangszeit zwischen Ausbildung und Meisterschaft sein. Die sog. Wanderjahre der Handwerksgesellen veränderten sich aber im Laufe des 19. Jahrhunderts. Mit Einführung der Gewerbefreiheit im Zuge der Napoleonischen Reformen begann die Auflösung der zünftigen Organisationsformen<ref>Isa Schikorsky: "Zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Autobiographische Texte von Handwerkern", in: Rainer Wimmer (Hrsg.): "Das 19. Jahrhundert: Sprachgeschichtliche Wurzeln des heutigen Deutsch", Berlin - New York, 1991; Seite 225</ref>. Als Folge des Bevölkerungsanstieges stand einer immer größeren Menge von Gesellen eine durch Zünfte streng limitierte Anzahl von Meistern gegenüber. Eine Niederlassung und Erlaubnis zur Meisterprüfung wurde ihnen verwehrt. So war der drohende soziale Abstieg einer der Beweggründe für die Gesellenwanderung geworden<ref>ebenda</ref>. Auf der Landstraße trafen sich verschiedene soziale Gruppen. Gasthäuser und Herbergen waren aber nicht nur den Handwerksgesellen vorbehalten, sondern auch von Nichtseßhaften, Gelegenheitsarbeitern und gesellschaftlichen Außenseitern besucht<ref>Isa Schikorsky: "Zwischen Privatheit und Öffentlichkeit. Autobiographische Texte von Handwerkern"; Seite 237; Schikorsky beschreibt die "Sprache der Walz" als eine Varietät, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts handwerksprachliche Färbung annahm, vermischt mit großen Anteilen des Jiddischen und des Rotwelschen.</ref>. Die wandernden Handwerker gehörten, ebenso wie Vagabunden und Landstreicher, zum allgemein wahrgenommenen Erscheinungsbild.</br>
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Das Leben als ''Durchreisende'' (eigentlich in der Nicht-Seßhaftigkeit) bedeutete ein Leben in relativ großer Freizügigkeit und gleichzeitig in sozialer Unsicherheit. Die wandernden Gesellen standen zumeist in schlechtem Ruf.
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geprägt durch das Mißtrauen, das die „Seßhaften" dem mobilen Teil der Bevölkerung entgegen brachte.
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Kassier des Vereines war bis zu seinem Tod 1863 der Ausschnittwarenhändler [[Joel Götz]]. Danach übernahm [[Moriz Wertheimber]] diese Funktion.
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===Gruppenspezifische Unterstützungsvereine für "Durchreisende"===
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Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten sich immer mehr Unterstützungsvereine, die für die Durchreisenden Anlaufstation sein wollten. So z.B. in [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10505003_00160/pct:67.33333,20.84496,32.2,4.90235/full/0/default.jpg Erlangen] für durchreisende Gewerbsgehilfen<ref>Fränkischer Kurier vom 5. Mai 1850</ref>, in [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10505003_00215/pct:2.86667,48.87709,31.8,7.06411/full/0/default.jpg Ansbach] für durchreisende Handwerksgesellen<ref>Fränkischer Kurier vom 19. Mai 1850</ref>. Durchreisende Schneider konnten in Fürth im Gasthaus [[Zum goldnen Rad]] in der Wasserstraße auf Kosten der [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503881_00470/pct:11.1755,64.05156,29.26325,13.6733/full/0/default.jpg Schneiderinnung] absteigen. In dieser gesellschaftlichen Gemengelage gründete sich auch 1861 der "Verein zur Unterstützung armer durchreisender Israeliten“. Dies schien umso nötiger, da die Hausbettelei anscheinend zu lästigen Auswüchsen geführt hatte<ref>vgl. [[Fürther Tagblatt]] vom 16. März 1865 oder Fürther Abendzeitung, 15. März 1865.</ref>.  
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Die Schwierigkeiten für allgemein ''Durchreisende'' wird auch in dem [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503879_00581/pct:3.23373,5.14768,88.12935,8.88889/full/0/default.jpg Leserbrief]<ref>Fürther Tagblatt  - 9. Juni 1864</ref> durchreisender Künstler deutlich.
    
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
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