Der "Stürmer" vor dem Schwurgericht: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

K
Textersetzung - „online verfügbar]“ durch „online]“
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K (Textersetzung - „online verfügbar]“ durch „online]“)
 
(6 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Überarbeiten}}
[[Datei:Stürmer vor Schwurgericht 1929.pdf|300px|right|''Der "Stürmer" vor dem Schwurgericht'', [[Israelitisches Gemeindeblatt|Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt]] 1. Dezember 1929]]__NOTOC__
[[Datei:Stürmer vor Schwurgericht 1929.pdf|300px|right|''Der "Stürmer" vor dem Schwurgericht'', [[Israelitisches Gemeindeblatt|Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt]] 1. Dezember 1929]]__NOTOC__
Nach der Auffindung eines ermordeten Kindes im unterfränkischen [[wikipedia:Manau (Hofheim in Unterfranken)|Manau]] am 17. März 1929 inszenierte die NS-Zeitschrift "[[wikipedia: Stürmer|Stürmer]]" die Tat als Ritualmord unter der Überschrift: "Der Blutmord in Manau". Damit hetzte das Blatt von [[wikipedia: Julius Streicher|Julius Streicher]] und seinem Mitarbeiter und Redakteur [[wikipedia: Karl Holz|Karl Holz]] die Stimmung gegen Juden an. Aufgrund der "''in sechs, zwischen September 1928 und Mai 1929 im "Stürmer" erschienenen Artikeln verbreiteten Behauptung, dass Talmud und Schulchan Arukh zu Ritualmord, Meineid, Wucher und Betrug an Nichtjuden verpflichteten.''"<ref>Regina Grundmann: "Um nicht schweigen zu müssen" - Strategien des Centralvereins gegen die NS-Propaganda gegen den Talmud; in "WAS SOLL AUS UNS WERDEN? - Zur Geschichte des Centralvereins  
Nach der Auffindung eines ermordeten Kindes im unterfränkischen [[wikipedia:Manau (Hofheim in Unterfranken)|Manau]] am 17. März 1929 inszenierte die NS-Zeitschrift "[[wikipedia: Stürmer|Stürmer]]" die Tat als Ritualmord unter der Überschrift: "Der Blutmord in Manau". Damit hetzte das Blatt von [[wikipedia: Julius Streicher|Julius Streicher]] und seinem Mitarbeiter und Redakteur [[wikipedia: Karl Holz (Politiker)|Karl Holz]] die Stimmung gegen Juden an. Aufgrund der "''in sechs, zwischen September 1928 und Mai 1929 im "Stürmer" erschienenen Artikeln verbreiteten Behauptung, dass Talmud und Schulchan Arukh zu Ritualmord, Meineid, Wucher und Betrug an Nichtjuden verpflichteten.''"<ref>Regina Grundmann: "Um nicht schweigen zu müssen" - Strategien des Centralvereins gegen die NS-Propaganda gegen den Talmud; in "WAS SOLL AUS UNS WERDEN? - Zur Geschichte des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens im nationalsozialistischen Deutschland", 2020, S. 130</ref> strengte der ''Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens'' daraufhin einen Prozess gegen das Blatt an, der zwischen dem [[29. Oktober]] und [[9. November]] [[1929]] vor dem Schwurgericht in Nürnberg stattfand.
deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens im nationalsozialistischen Deutschland", 2020, S. 130</ref> strengte der ''Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens'' daraufhin einen Prozess gegen das Blatt an, der zwischen dem [[29. Oktober]] und [[9. November]] [[1929]] vor dem Schwurgericht in Nürnberg stattfand.


Der Prozess geriet ziemlich aufwändig. Allein vier Schachverständige wurden dazu von den Parteien aufgeboten, um den Sachverhalt "Beschimpfung der jüdischen Religionsgemeinschaft" aufzuklären:
Der Prozess geriet ziemlich aufwändig. Allein vier Schachverständige wurden dazu von den Parteien aufgeboten, um den Sachverhalt "Beschimpfung der jüdischen Religionsgemeinschaft" aufzuklären:
Zeile 17: Zeile 17:
Aufgrund Gerichtsbeschluss wurde
Aufgrund Gerichtsbeschluss wurde
* Streicher wegen eines Vergehens wider die Religion zu einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten,
* Streicher wegen eines Vergehens wider die Religion zu einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten,
* Holz wegen eines fortgesetzten Vergehens gegen die Religion zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten und 15 Tagen verurteilt. Der "Stürmer" hatte sich mit seiner antisemitischen Hetze des ''Religionsvergehens'' nach § 166 des Reichsstrafgesetzbuches strafbar gemacht.<ref>Tilman Tarach: "Teuflische Allmacht", 2022, Seite 192</ref>
* Holz wegen eines fortgesetzten Vergehens gegen die Religion zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten und 15 Tagen verurteilt.</br>
Der "Stürmer" hatte sich mit seiner antisemitischen Hetze des ''Religionsvergehens'' nach § 166 des Reichsstrafgesetzbuches strafbar gemacht.<ref>Tilman Tarach: "Teuflische Allmacht", 2022, Seite 192</ref> Die Angeklagten
gingen in Revision, das Reichsgericht bestätigte allerdings im Februar 1930 das Urteil des Nürnberger Schwurgerichts.<ref>Regina Grundmann: "Um nicht schweigen zu müssen" - Strategien des Centralvereins gegen die NS-Propaganda gegen den Talmud; in "WAS SOLL AUS UNS WERDEN? - Zur Geschichte des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens im nationalsozialistischen Deutschland", 2020, S. 131</ref>


===Nachgang===  
===Nachgang===  
Zeile 28: Zeile 30:
* [[Fiorda]]
* [[Fiorda]]
* [[Fiorda#Shoah - Holocaust|Shoah - Holocaust]]
* [[Fiorda#Shoah - Holocaust|Shoah - Holocaust]]
* [[Israelitisches Gemeindeblatt|Nürnberg-Fürther Isr. Gemeindeblatt]]
* [[Fiorda#Zeitungen und Zeitschriften|Jüdische Zeitungen und Zeitschriften]]
* [[Fiorda#Zeitungen und Zeitschriften|Jüdische Zeitungen und Zeitschriften]]


==Weblinks==
==Weblinks==
* Leipziger Jüdische Wochenschau vom 5. April 1929 [https://digital.slub-dresden.de/en/workview/dlf/126298/1 online verfügbar]
* Leipziger Jüdische Wochenschau vom 5. April 1929 [https://digital.slub-dresden.de/en/workview/dlf/126298/1 online]
* Dr. Ch. Kolbet: "Siebzig Jahre Ritualmordlegende von Manau" – [https://www.hagalil.com/archiv/99/05/manau.htm HaGalil] 30. April 1999
* Dr. Ch. Kolbet: "Siebzig Jahre Ritualmordlegende von Manau" – [https://www.hagalil.com/archiv/99/05/manau.htm HaGalil] 30. April 1999
* Anschuldigungen an Justin Fränkel [https://www.bllv.de/projekte/geschichte-bewahren/erinnerungsarbeit/lehrerbiografien/justin-fraenkel (BLLV)]
* Anschuldigungen an Justin Fränkel [https://www.bllv.de/projekte/geschichte-bewahren/erinnerungsarbeit/lehrerbiografien/justin-fraenkel (BLLV)]
17.495

Bearbeitungen