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==Geschichte==
 
==Geschichte==
 
===Gründung===
 
===Gründung===
Am 3. Juni 1879 wurde auf der Mitgliederversammlung des Gartenbauvereins von 1855 beschlossen, diesen aufzulösen und stattdessen einen Verschönerungsverein zu gründen. Am 3. Juli erfolgte die offizielle Gründung, als Beginn des Geschäftsjahres wurde der 1. Juli festgesetzt. 270 Mitglieder schlossen sich sofort dem neuen Verein an, das Geschäftsvermögen von 690 Mark ging an diesen über. Eine Minderheit war mit dem Beschluss nicht einverstanden und so gründeten 25 Personen 1885 einen neuen Gartenbauverein, der bis heute besteht ([[Gartenbauverein Fürth e. V.|Gartenbauverein 1885 Fürth e. V.]] am [[Espan]]).<ref>Chronik des Gartenbauvereins Fürth 1885 Fürth e. V. (GBV 1885)</ref>
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Am [[3. Juni]] [[1879]] wurde auf der Mitgliederversammlung des Gartenbauvereins von 1855 beschlossen, diesen aufzulösen und stattdessen einen Verschönerungsverein zu gründen. Am [[3. Juli]] erfolgte dann die offizielle Gründung, als Beginn des Geschäftsjahres wurde der 1. Juli festgesetzt. 270 Mitglieder schlossen sich sofort dem neuen Verein an, das Geschäftsvermögen von 690 Mark ging an diesen über. Eine Minderheit war mit dem Beschluss nicht einverstanden und so gründeten 25 Personen 1885 einen neuen Gartenbauverein, der bis heute besteht ([[Gartenbauverein Fürth e. V.|Gartenbauverein 1885 Fürth e. V.]] am [[Espan]]).<ref>Chronik des Gartenbauvereins Fürth 1885 Fürth e. V. (GBV 1885)</ref>
Die Gründung eines derartigen Verschönerungsvereins war keine originäre Fürther Idee, auch in verschiedenen anderen Städten entstanden damals derartige Vereine. Die Aufbruchstimmung nach dem erfolgreichen Krieg gegen Frankreich und der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war groß. Der Begriff „[[Wikipedia:Gründerzeit|Gründerzeit]]“ drückt dies passend aus. Auch die Städte sollten schöner werden, deshalb diese Vereinsgründungen. In Fürth hatte bereits Jahrzehnte zuvor der erste Fürther Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen]] die Verschönerung der Stadt und deren Plätze und Straßen als höheres Ziel ausgerufen, und allen Bürgern nahegelegt, sich daran aktiv zu beteiligen.<ref>Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt. 2. überarbeitete Auflage, Hrsg. Stadt Fürth, Fürth, 2018, S. 167 ff.</ref><ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 3</ref>
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Die Gründung eines derartigen Verschönerungsvereins war keine originäre Fürther Idee, auch in verschiedenen anderen Städten entstanden damals derartige Vereine. Die Aufbruchstimmung nach dem erfolgreichen [[Deutsch-Französischer Krieg|Krieg gegen Frankreich]] und der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war groß. Der Begriff „[[Wikipedia:Gründerzeit|Gründerzeit]]“ drückt dies passend aus. Auch die Städte sollten schöner werden, deshalb diese Vereinsgründungen. In Fürth hatte bereits Jahrzehnte zuvor der erste Fürther Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen]] die Verschönerung der Stadt und deren Plätze und Straßen als höheres Ziel ausgerufen, und allen Bürgern nahegelegt, sich daran aktiv zu beteiligen.<ref>Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt. 2. überarbeitete Auflage, Hrsg. Stadt Fürth, Fürth, 2018, S. 167 ff.</ref><ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 3</ref>
    
===Erste Jahre===
 
===Erste Jahre===
Die Anfangseuphorie war groß, als erstes wollte man eine Anlage auf dem [[Bahnhofplatz|Bahnhofsplatz]] und eine Rundpromenade um die ganze Stadt schaffen („damit genussreiche Spaziergänge rings um die Stadt … entstehen“). Allein die Kosten für die [[Bahnhofanlage|Bahnhofsanlage]] hätten 23.000 Mark betragen, für den neu gegründeten Verein eine utopische Summe! Beide Projekte wurden vom Verein niemals verwirklicht.
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Die Anfangseuphorie war groß, als erstes wollte man eine Anlage auf dem [[Bahnhofplatz|Bahnhofsplatz]] und eine Rundpromenade um die ganze Stadt schaffen („damit genussreiche Spaziergänge rings um die Stadt … entstehen“). Allein die Kosten für die [[Bahnhofanlage|Bahnhofsanlage]] hätten 23.000 Mark betragen, für den neu gegründeten Verein eine utopische Summe! Beide Projekte wurden vom Verein niemals verwirklicht.
 
Stattdessen wandte man sich zunächst weniger aufwändigen Projekten zu, vor allem der Pflege bzw. Neuanlage einiger Alleen. Man übernahm von der Vestner-Turm-Geschäftsleitung die Pflege von 300 Akazienbäumen entlang der Vestner Allee.  
 
Stattdessen wandte man sich zunächst weniger aufwändigen Projekten zu, vor allem der Pflege bzw. Neuanlage einiger Alleen. Man übernahm von der Vestner-Turm-Geschäftsleitung die Pflege von 300 Akazienbäumen entlang der Vestner Allee.  
 
Außerdem gestaltete man neue Alleen (heute ist davon nichts mehr erhalten):
 
Außerdem gestaltete man neue Alleen (heute ist davon nichts mehr erhalten):
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[[Datei:Bildermappe 1909 (22).jpg|mini|right|Hopfenpflückerinbrunnen, Gabelsberger-/Königswarterstraße um 1908]]
 
[[Datei:Bildermappe 1909 (22).jpg|mini|right|Hopfenpflückerinbrunnen, Gabelsberger-/Königswarterstraße um 1908]]
 
Auf Vorschlag von Baurat [[Otto Holzer|Holzer]] kaufte der Verein im Jahr [[1907]] den vom Münchener Bildhauer Josef Köpf geschaffenen Brunnen „Hopfenpflückerin“. Er wurde an der [[Gabelsbergerstraße]] aufgestellt. Neben dem Brunnen bestand bereits vorher in der [[Königswarterstraße]] eine Bank mit der Aufschrift: „Gestiftet von Dr. [[Leonhard Fronmüller]] 1891“. Dieser war 12 Jahre lang für den Verein aktiv, er „wusste sogar durch gesammelte Zigarrenspitzen die Vereinskasse zu kräftigen“.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 7</ref>
 
Auf Vorschlag von Baurat [[Otto Holzer|Holzer]] kaufte der Verein im Jahr [[1907]] den vom Münchener Bildhauer Josef Köpf geschaffenen Brunnen „Hopfenpflückerin“. Er wurde an der [[Gabelsbergerstraße]] aufgestellt. Neben dem Brunnen bestand bereits vorher in der [[Königswarterstraße]] eine Bank mit der Aufschrift: „Gestiftet von Dr. [[Leonhard Fronmüller]] 1891“. Dieser war 12 Jahre lang für den Verein aktiv, er „wusste sogar durch gesammelte Zigarrenspitzen die Vereinskasse zu kräftigen“.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 7</ref>
Im [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkrieg]] wurde die Brunnenfigur abgeholt und wohl eingeschmolzen, der Sockel wurde [[1954]] abgebaut.  
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Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die Brunnenfigur abgeholt und wohl eingeschmolzen, der Sockel wurde [[1954]] abgebaut.  
 
Für die Errichtung dieses Zierbrunnens gab es gute Gründe. Wegen der vielen [[Brauereien]] florierte in Fürth der Hopfenhandel, es gab einige [[Hopfenhändler]], allein sechs (!) aus der [[Sahlmann]]-Dynastie. Außerdem waren jedes Jahr nicht wenige Fürther/Innen bei der Hopfenernte im Einsatz, vor allem in Spalt, in der Hallertau und in Böhmen.
 
Für die Errichtung dieses Zierbrunnens gab es gute Gründe. Wegen der vielen [[Brauereien]] florierte in Fürth der Hopfenhandel, es gab einige [[Hopfenhändler]], allein sechs (!) aus der [[Sahlmann]]-Dynastie. Außerdem waren jedes Jahr nicht wenige Fürther/Innen bei der Hopfenernte im Einsatz, vor allem in Spalt, in der Hallertau und in Böhmen.
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Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] stellte der Verein zweimal 1000 Mark zur Verfügung für arme Familien, deren Ernährer als Soldaten im Krieg waren.  
 
Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] stellte der Verein zweimal 1000 Mark zur Verfügung für arme Familien, deren Ernährer als Soldaten im Krieg waren.  
Durch die Inflation von [[1923]] ging das gesamte Vereinsvermögen von 12000 Mark verloren. Ein Kassensturz ergab einen Barbestand von 2 Pfennig. Der Vereinsausschuss beschloss deshalb, den Verein aufzulösen. In der einberufenen Hauptversammlung wurde der Beschluss wieder rückgängig gemacht, stattdessen wollte man intensive Mitgliederwerbung betreiben.  
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Durch die [[Inflation in Fürth 1914 - 1923|Inflation von 1923]] ging das gesamte Vereinsvermögen von 12000 Mark verloren. Ein Kassensturz ergab einen Barbestand von 2 Pfennig. Der Vereinsausschuss beschloss deshalb, den Verein aufzulösen. In der einberufenen Hauptversammlung wurde der Beschluss wieder rückgängig gemacht, stattdessen wollte man intensive Mitgliederwerbung betreiben.  
    
Zum 50-jährigen Jubiläum 1929 wurden die Leistungen des Vereins zusammengefasst:
 
Zum 50-jährigen Jubiläum 1929 wurden die Leistungen des Vereins zusammengefasst:
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Als bekannte Einzelpersonen sind Oberlehrer [[Konrad Schlegel]], Stadtoberbaurat [[Hermann Herrenberger]], Stadtgartendirektor [[Alfred Babée]], Stadtgartendirektor [[Rupert Dietlmeier]], Apotheker [[Friedrich Fleischauer]], Chronist [[Paul Käppner]] und Kaufmann Roßteuscher zu nennen.
 
Als bekannte Einzelpersonen sind Oberlehrer [[Konrad Schlegel]], Stadtoberbaurat [[Hermann Herrenberger]], Stadtgartendirektor [[Alfred Babée]], Stadtgartendirektor [[Rupert Dietlmeier]], Apotheker [[Friedrich Fleischauer]], Chronist [[Paul Käppner]] und Kaufmann Roßteuscher zu nennen.
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Seit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges gingen die Zahlen zurück. Zur 50-Jahr-Feier 1929 hatte man noch 380 Mitglieder und anlässlich der endgültigen Auflösungsversammlung 1937 war fast niemand mehr anwesend.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth) und Recherche K. R., 2020</ref>
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Seit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges gingen die Zahlen zurück. Zur 50-Jahr-Feier 1929 hatte man noch 380 Mitglieder und anlässlich der endgültigen Auflösungsversammlung 1937 war fast niemand mehr anwesend.<ref>Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth) und Recherche K. R., 2020</ref>
    
==Zukunftspläne==
 
==Zukunftspläne==
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Anhand der letzten Rede von Herrenberger, veröffentlicht im [[Fürther Anzeiger]], ergibt sich allerdings ein anderer Befund. Er führte aus, dass zur Zeit seiner Gründung der Verein seine Bedeutung gehabt habe, weil das „liberalistische Bürgertum Stadtverschönerung als überflüssigen Luxus“ angesehen habe. „Im Dritten Reich … kümmert sich unter rühriger und tatkräftiger Leitung von OB [[Franz Jakob]]“ die Stadtspitze selbst um die „Schönheit der Landschaft und …die Ausgestaltung des Stadtbildes.“ Also sei ein eigener Verschönerungsverein überflüssig.  Die Mitglieder sollten dem von der Stadt neu gegründeten [[Verkehrsverein]] beitreten. Das Vereinsvermögen wurde der Stadt übergeben.  
 
Anhand der letzten Rede von Herrenberger, veröffentlicht im [[Fürther Anzeiger]], ergibt sich allerdings ein anderer Befund. Er führte aus, dass zur Zeit seiner Gründung der Verein seine Bedeutung gehabt habe, weil das „liberalistische Bürgertum Stadtverschönerung als überflüssigen Luxus“ angesehen habe. „Im Dritten Reich … kümmert sich unter rühriger und tatkräftiger Leitung von OB [[Franz Jakob]]“ die Stadtspitze selbst um die „Schönheit der Landschaft und …die Ausgestaltung des Stadtbildes.“ Also sei ein eigener Verschönerungsverein überflüssig.  Die Mitglieder sollten dem von der Stadt neu gegründeten [[Verkehrsverein]] beitreten. Das Vereinsvermögen wurde der Stadt übergeben.  
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Es handelte sich hierbei um ein typisches Beispiel für Gleichschaltung. Selbstständige Organisationen wurden zur Auflösung gebracht, man gründete einen neuen Verein mit derselben Ausrichtung, der allerdings von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] dominiert wurde.  
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Es handelte sich hierbei um ein typisches Beispiel für Gleichschaltung. Selbstständige Organisationen wurden zur Auflösung gebracht, man gründete einen neuen Verein mit derselben Ausrichtung, der allerdings von den [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] dominiert wurde.  
Hermann Herrenberger war von [[1920]] – [[1945]] [[Stadtbaurat|Oberbaurat]] in Fürth und treuer Parteigänger von NS-OB Franz Jakob. Er musste sich nach 1945 einem [[Spruchkammer]]verfahren unterziehen, ging aber als „Mitläufer“ straffrei aus.<ref>Fürther Anzeiger vom 15. Juni 1937: ''"Beschluss der gestrigen letzten Mitgliederversammlung"'' und Recherche K. R., 2020</ref>
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Hermann Herrenberger war von [[1920]] – [[1945]] [[Stadtbaurat|Oberbaurat]] in Fürth und treuer Parteigänger von NS-OB Franz Jakob. Er musste sich nach 1945 einem [[Hauptkammer Fürth|Spruchkammerverfahren]] unterziehen, ging aber als „Mitläufer“ straffrei aus.<ref>Fürther Anzeiger vom 15. Juni 1937: ''"Beschluss der gestrigen letzten Mitgliederversammlung"'' und Recherche K. R., 2020</ref>
    
==Veröffentlichungen==
 
==Veröffentlichungen==
 
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==Literatur==
 
==Literatur==
 
* Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth)
 
* Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth)
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