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Dr. phil. '''Jehuda Leo Breslauer''' (geb. [[30. Juli]] [[1894]] [[wikipedia:Kępno|Kępno]] in Polen - ehem. Kempen in Posen/Westpreußen; gest. [[1983]] New York) war [[Rabbiner]] der jüdischen Gemeinde in Fürth an der orthodoxen [[Neuschul]]. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde Dr. Breslauer verfolgt, sodass er die Stadt verlassen musste. Er war mit Erna Breslauer (geb. Wiener, 3. August 1898 - Mai 1982) seit 1920 verheiratet. Aus der Ehe stammten zwei Kinder, Ilse (16. Januar 1926 in Fürth) und Gottfried ([[16. Juni]] 1930 in Fürth).  
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Dr. phil. '''Jehuda Leo Breslauer''' (geb. [[30. Juli]] [[1894]] [[wikipedia:Kępno|Kępno]] in Polen - ehem. Kempen in Posen/Westpreußen; gest. [[1983]] New York) war [[Rabbiner]] der jüdischen Gemeinde in Fürth an der orthodoxen [[Neuschul]]. Unter der Herrschaft der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] wurde Dr. Breslauer verfolgt, sodass er die Stadt verlassen musste. Er war mit Erna Breslauer (geb. Wiener, 3. August 1898 - Mai 1982) seit 1920 verheiratet. Aus der Ehe stammten zwei Kinder, Ilse (16. Januar 1926 in Fürth) und Gottfried ([[16. Juni]] 1930 in Fürth).  
    
== Leben und Wirken ==
 
== Leben und Wirken ==
Nach der Schulzeit begann Breslauer sein Studium an der Frankfurter Torah Lehranstalt (Breuer´s Yeshiva), gefolgt von dem Rabbiner-Seminar in Berlin, wo er von Rabbi David Zvi Hoffman ordiniert wurde. Während des 1. Weltkrieges war Breslauer als Militärkaplan tätig. 1918 wurde er Lehrer und Kultusbeamter in Kiel, gründete eine Talmud-Thora-Schule, überwarf sich aber mit dem liberal ausgerichteten Gemeindevorstand und wurde bereits zum 1. Januar 1921 gekündigt.<ref>Michael Brocke, Julius Carlebach, Katrin Nele Jansen: "Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945", S. 101 f zu: ''Breslauer, Jehuda Leo,  Dr.''</ref>[[Datei:Breslauer, Schaumre Hadass, Der Israelit 27. Juli 1922​ .png|mini|right|Breslauer zu Rabbiner der Neuschul gewählt; Der Israelit 27. Juli 1922]]
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Nach der Schulzeit begann Breslauer sein Studium an der Frankfurter Torah Lehranstalt (Breuer´s Yeshiva), gefolgt von dem Rabbiner-Seminar in Berlin, wo er von Rabbi David Zvi Hoffman ordiniert wurde. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] war Breslauer als Militärkaplan tätig. 1918 wurde er Lehrer und Kultusbeamter in Kiel, gründete eine Talmud-Thora-Schule, überwarf sich aber mit dem liberal ausgerichteten Gemeindevorstand und wurde bereits zum 1. Januar 1921 gekündigt.<ref>Michael Brocke, Julius Carlebach, Katrin Nele Jansen: "Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945", S. 101 f zu: ''Breslauer, Jehuda Leo,  Dr.''</ref>[[Datei:Breslauer, Schaumre Hadass, Der Israelit 27. Juli 1922​ .png|mini|right|Breslauer zu Rabbiner der Neuschul gewählt; Der Israelit 27. Juli 1922]]
 
Am [[24. Juli]] [[1922]] wurde Breslauer von dem Verein "[[Schaumre Hadass]]"<ref>dieser Verein hatte die Neuschul in Verantwortung</ref> als gesetzestreuer Rabbiner unter 21 Bewerbern einstimmig zum neuen Rabbiner an der orthodox ausgerichteten [[Neuschul]] in Fürth gewählt wurde.<ref>[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]] vom 27. Juli 1922 - [http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20249/Fuerth%20Israelit%2027071922.jpg online]</ref> Damit war er das orthodoxe Gegenüber zu dem liberal ausgerichteten Dr. [[Siegfried Behrens]] an der Hauptsynagoge, der [[Altschul]].<ref>Rolf Kießling: "Jüdische Geschichte in Bayern", 2019, S. 501</ref> Jehuda Leo Breslauer war Mitglied im orthodoxen Rabbinerverband und Vorsitzender des 1924 gegründeten Keren-Hatorah<ref>dies beschäftigte sich vornehmlich mit Studien und Analyse von [[wikipedia:Gemera|Gemara]] und klassischen [[wikipedia:Talmud|talmudischen]] Kommentaren</ref> Kommissariates in Fürth.<ref>Michael Brocke, Julius Carlebach, Katrin Nele Jansen: "Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945", S. 101</ref><ref>Das Biographische Handbuch der Rabbiner (BHR); Teil 2: ''Die Rabbiner im Deutschen Reich, 1871-1945'', 2009, Nr. 2052 "Jehuda Leo Breslauer"</ref>
 
Am [[24. Juli]] [[1922]] wurde Breslauer von dem Verein "[[Schaumre Hadass]]"<ref>dieser Verein hatte die Neuschul in Verantwortung</ref> als gesetzestreuer Rabbiner unter 21 Bewerbern einstimmig zum neuen Rabbiner an der orthodox ausgerichteten [[Neuschul]] in Fürth gewählt wurde.<ref>[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]] vom 27. Juli 1922 - [http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20249/Fuerth%20Israelit%2027071922.jpg online]</ref> Damit war er das orthodoxe Gegenüber zu dem liberal ausgerichteten Dr. [[Siegfried Behrens]] an der Hauptsynagoge, der [[Altschul]].<ref>Rolf Kießling: "Jüdische Geschichte in Bayern", 2019, S. 501</ref> Jehuda Leo Breslauer war Mitglied im orthodoxen Rabbinerverband und Vorsitzender des 1924 gegründeten Keren-Hatorah<ref>dies beschäftigte sich vornehmlich mit Studien und Analyse von [[wikipedia:Gemera|Gemara]] und klassischen [[wikipedia:Talmud|talmudischen]] Kommentaren</ref> Kommissariates in Fürth.<ref>Michael Brocke, Julius Carlebach, Katrin Nele Jansen: "Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945", S. 101</ref><ref>Das Biographische Handbuch der Rabbiner (BHR); Teil 2: ''Die Rabbiner im Deutschen Reich, 1871-1945'', 2009, Nr. 2052 "Jehuda Leo Breslauer"</ref>
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== Verfolgung während der NS-Zeit ==
 
== Verfolgung während der NS-Zeit ==
Während der Pogromnacht wurde Dr. Breslauer von den Nationalsozialisten, neben vielen anderen ehem. jüdischen Bürgern, auf dem damaligen [[Schlageterplatz]] gezwungen über Stunden in der kalten Nacht zu "exerzieren". Dabei wurde dem orthodoxen Rabbiner unter dem Gejohle der anwesenden Schaulustigen der Bart abgeschnitten.<ref>Niall Ferguson: Kissinger - Der Idealist", 2016 dt. Ausgabe, S. 99</ref> Dr. Breslauer, der bereits im Vorfeld diffamiert und misshandelt wurde, emigrierte in Folge des politischen Drucks auf ihn und seine Familie.<ref>Jüdische Fürther, Chronik Fürth 1933 - 1945 - online abgerufen am 4. August 2020 | 22:09 Uhr</ref> Der Familie Breslauer gelang [[1939]] die Flucht über Holland nach New York in die Vereinigten Staaten.<ref>16. Census of the United States: 1940, Population Schedule, Ancestry.com - online abgerufen am 4. August 2020 | 22:40 Uhr</ref>. Rabbi Breslauer konnte noch Jahre später "''wegen der Qualen. die ihm die Nazis in der Kristallnacht zugefügt hatten, nicht laut sprechen.''"<ref>Rabbi Jacob B. Wiener: "Time of Terror-Road to Revival", 2010, S. 252</ref>
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Während der [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] 1938 wurde Dr. Breslauer von den Nationalsozialisten, neben vielen anderen jüdischen Bürgern, auf dem damaligen [[Schlageterplatz]] gezwungen über Stunden in der kalten Nacht zu "exerzieren". Dabei wurde dem orthodoxen Rabbiner unter dem Gejohle der anwesenden Schaulustigen der Bart abgeschnitten.<ref>Niall Ferguson: Kissinger - Der Idealist", 2016 dt. Ausgabe, S. 99</ref> Dr. Breslauer, der bereits im Vorfeld diffamiert und misshandelt wurde, emigrierte in Folge des politischen Drucks auf ihn und seine Familie.<ref>Jüdische Fürther, Chronik Fürth 1933 - 1945 - online abgerufen am 4. August 2020 | 22:09 Uhr</ref> Der Familie Breslauer gelang [[1939]] die Flucht über Holland nach New York in die Vereinigten Staaten.<ref>16. Census of the United States: 1940, Population Schedule, Ancestry.com - online abgerufen am 4. August 2020 | 22:40 Uhr</ref>. Rabbi Breslauer konnte noch Jahre später "''wegen der Qualen. die ihm die Nazis in der Kristallnacht zugefügt hatten, nicht laut sprechen.''"<ref>Rabbi Jacob B. Wiener: "Time of Terror-Road to Revival", 2010, S. 252</ref>
    
== Neustart in New York ==
 
== Neustart in New York ==
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Am [[4. August]] [[2020]] wurde in der [[Theaterstraße 54]], vor dem ehemaligen Wohnsitz des Rabbiners, eine Gedenktafel für Dr. Breslauer enthüllt.<ref>Presse-Information Stadt Fürth, BMPA: Gedenktafel für früheren Rabbiner, 31. Juli 2020, 361/20 </ref> Initiiert und gestiftet hatte es die 96-jährige [[Annemarie Dumann]], die die Familie noch persönlich gekannt hatte. Zu ihren Motiven gab die Stifterin an, dass sie mit der Gedenktafel an die Familie Breslauer erinnern wollte.<ref>BR-Frankenschau vom 4. August 2020, Ausstrahlung 17.30 Uhr, Minute 1.40, Gedenktafel für früheren Rabbiner Dr. Leo Breslauer wird enthüllt</ref>
 
Am [[4. August]] [[2020]] wurde in der [[Theaterstraße 54]], vor dem ehemaligen Wohnsitz des Rabbiners, eine Gedenktafel für Dr. Breslauer enthüllt.<ref>Presse-Information Stadt Fürth, BMPA: Gedenktafel für früheren Rabbiner, 31. Juli 2020, 361/20 </ref> Initiiert und gestiftet hatte es die 96-jährige [[Annemarie Dumann]], die die Familie noch persönlich gekannt hatte. Zu ihren Motiven gab die Stifterin an, dass sie mit der Gedenktafel an die Familie Breslauer erinnern wollte.<ref>BR-Frankenschau vom 4. August 2020, Ausstrahlung 17.30 Uhr, Minute 1.40, Gedenktafel für früheren Rabbiner Dr. Leo Breslauer wird enthüllt</ref>
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Bei der Verlegung der Gedenktafel kam es anfänglich zu einem "Zahlendreher". Die Gedenkplatte wurde versehentlich vor der Hausnummer 44 verlegt, tatsächlich gewohnt hat die Familie Breslauer aber im Haus Nr. 54. Wie es in der Stadtverwaltung zu dem Zahlendreher kam, so die örtliche Presse, hat sich nicht mehr ermitteln lassen. Die Stadt Fürth ließ die Platte zeitnah an den "richtigen" Ort verlegen.
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Bei der Verlegung der Gedenktafel kam es anfänglich zu einem "Zahlendreher". Die Gedenkplatte wurde versehentlich vor der Theaterstraße Hausnummer 44 verlegt, tatsächlich gewohnt hat die Familie Breslauer aber im Haus Nr. 54. Wie es in der Stadtverwaltung zu dem Zahlendreher kam, so die örtliche Presse, hat sich nicht mehr ermitteln lassen. Die Stadt Fürth ließ die Platte zeitnah an den "richtigen" Ort verlegen.
    
== Veröffentlichungen ==
 
== Veröffentlichungen ==
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* [[Rabbiner]], allgemeine Aufstellung
 
* [[Rabbiner]], allgemeine Aufstellung
 
* [[Neuschul]]
 
* [[Neuschul]]
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* [[Theaterstraße 54]]
 
* [[Opfer des Nationalsozialismus]]
 
* [[Opfer des Nationalsozialismus]]
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* [[Reichspogromnacht in Fürth]]
 
* [[Fiorda]]
 
* [[Fiorda]]
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* [[Jüdisches Museum Franken]]
    
== Lokalberichterstattung ==
 
== Lokalberichterstattung ==
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