Bergbräu: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Bergbräu A4146.jpg|thumb|right|Die Bergbräu von Fritz Mailaender]]Die '''Brauerei Mailaender''' war eine bekannte Fürther Brauerei.  
[[Datei:Bergbräu Lithografie fw.jpg|mini|right|Bergbräu, ca. 1890]]
[[Bild:Bergbräu A4146.jpg|mini|right|Die Bergbräu von Fritz Mailaender]]
Die '''Brauerei Mailaender''' war eine bekannte Fürther Brauerei.  


== Entstehung ==
== Entstehung ==
[[Bild:Berg Bräu ca 1930.jpg|thumb|right|Blick auf die Bergbräu vom Klinikum ca. 1930]]
[[Bild:Mailänderskeller 1905.JPG|mini|right|Ausschnitt aus einem Stadtplan von 1905, in dem der "Mailänders Keller" mit der Nr. 22 eingezeichnet ist]]
[[Bild:Bergbräu Briefkopf I.jpg|thumb|right|Briefkopf der Brauerei von 1935]]
[[Bild:Bergbräu Briefkopf II.jpg|thumb|right|Briefkopf der Brauerei von 1941]]
[[Bild:Bergbräu Briefkopf III.jpg|thumb|right|Briefkopf der Brauerei von 1958]]
[[Bild:Bergbräu Briefkopf IV.jpg|thumb|right|Briefkopf der Brauerei von 1966]]
[[Bild:Bergbräu Briefkopf V.jpg|thumb|right|Briefkopf der Brauerei von 1980]]


Die '''Brauerei Mailaender''' wurde [[1862]] durch den Hopfenhändler [[Wolf Wilhelm Mailaender]] begründet. Hierzu erwarb Mailaender zwei in Fürth bereits existierende Brauereien, der der [[Brauerei Stengel]] an der damaligen [[Weinstraße]] - heute [[Rudolf-Breitscheid-Straße]] - (gegründet [[1832]]) und die der Weißbier-[[Brauerei Timmich]] an der Neugasse, der heutigen [[Bäumenstraße]] (gegründet [[1729]]). Mailanender selbst, von Beruf Kaufmann, hatte seine Lehrzeit beim Kaufmann Salomon Berolzheimer absolviert und war im Anschluss als Handelsvertreter einige Jahre in verschiedenen Städten unterwegs. Seine Bemühungen in Fürth Fuß zu fassen gelang [[1846]] zunächst nicht, da er keine Erlaubnis zur Gewerbeansiedlung bekam. Erst [[1853]] erhielt er eine Genehmigung, so dass er aus seinem bisher erwirtschafteten Geschäft des Immobilienhandels im Raum Fürth Nürnberg den Grundstock für sein Hopfenhandel aufbauen konnte. Bis dahin hatte er noch keine beruflichen Berührungspunkte mit der Bierproduktion. Da er selbst keine Genehmigung des Bierbrauens besaß, stellte er für hierzu eigens einen Braumeister an.  
Die '''Brauerei W. L. Mailaender''' wurde [[1862]] durch den Hopfenhändler [[Wolf Wilhelm Mailaender]] begründet. Hierzu erwarb Mailaender zwei in Fürth bereits existierende Brauereien, die [[Brauerei Stengel]] (gegründet [[1832]]) an der damaligen [[Weinstraße]] - heute [[Rudolf-Breitscheid-Straße]] - und die Weißbier-[[Brauerei Timmich]] (gegründet [[1729]]) an der Neugasse, der heutigen [[Bäumenstraße]]. Mailaender selbst, von Beruf Kaufmann, hatte seine Lehrzeit beim Kaufmann [[Salomon Berolzheimer]] absolviert und war im Anschluss als Handelsvertreter einige Jahre in verschiedenen Städten unterwegs. Seine Bemühungen, in Fürth Fuß zu fassen, gelangen [[1846]] zunächst nicht, da er keine Erlaubnis zur Gewerbeansiedlung bekam. Erst [[1853]] erhielt er eine Genehmigung, so dass er aus seinem bisher erwirtschafteten Geschäft des Immobilienhandels im Raum Fürth Nürnberg den Grundstock für seinen Hopfenhandel aufbauen konnte. Bis dahin hatte er noch keine beruflichen Berührungspunkte mit der Bierproduktion. Zunächst betätigte er sich erfolgreich als Hopfenhändler von [[1853]] bis [[1862]], bis er sich [[1862]] zum Kauf der beiden oben genannten Brauereien entschloss. Da er selbst keine Genehmigung des Bierbrauens besaß, stellte er für hierzu eigens einen Braumeister an.


Bereits [[1870]] übernimmt Mailaender den [[Prater|Ochsengarten]] und errichtet eine beliebte Ausflugsgaststätte mit Biergarten und Musikpavillion, den sog. Fürther [[Prater]]. Nach seinem Tod [[1872]] übernahm zunächst die Witwe Jeanette Mailander die Brauerei, bis die Söhne Leonhard und Paul alt genug waren die Geschäfte zu übernehmen.  
Beim großen [[Bieraufschlag#Bierkrawalle|Fürther Bierkrawall]] am [[3. Mai]] [[1866]] wird das Brauereiareal in der Bäumenstraße schwer verwüstet.


[[1883]] zog die Brauerei Mailaender auf die Anhöhe an der [[Wolfsschlucht]] (sog. ''Nottelberg'') und wurde fortan "Bergbräu" in der Fürther Bevölkerung genannt. Die alten Gebäude an der [[Bäumenstraße]] wurden noch bis [[1895]] als Hopfenstadel verwendet.
Bereits [[1870]] übernimmt Mailaender den [[Prater|Ochsengarten]] und errichtet eine beliebte Ausflugsgaststätte mit Biergarten und Musikpavillon, den sog. Fürther [[Prater]]. Nach seinem Tod [[1871]] übernahm zunächst die Witwe Jeanette Mailander die Brauerei, bis die Söhne Leonhard und Paul alt genug waren, die Geschäfte zu übernehmen.  


Ab [[1888]] übernimmt die Berbräu den vierten Platz in Sachen Bierausstoß unter den Fürther Brauereien ein. Zur gleichen Zeit etwa entsteht am Abhang zur Billinganlage ein Sommerkeller mit Musikpavillion.  
[[1879]] nahm die Firma an der Weltausstellung in Australien mit Exportbier teil.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 510</ref>


Um die Jahrhundertwende wird das Mailaender Areal in der Bäumenstraße verkauft, um Platz zu machen für das neue Stadttheater. Das alte Braugebäude der Brauerei Timmich wurde zuletzt von der Bergbräu noch bis [[1895]] als Hopfenstadel genutzt. In der gleichen Zeit gehen die Absätze der Bergbräu zurück während die anderen Fürther Brauereien zulegen können. So hat die Bergbräu 1901 einen Bierausstoß von 40.000 Hektoliter und liegt damit nur noch an Platz 5 in der Reihe der Brauereien.  
Um eine weitere Expansion zu gewährleisten, entschied sich die Brauerei [[1883]] für die Gründung einer neuen Brauerei auf der [[Schwand]]. Demzufolge zog noch im gleichen Jahr ([[1883]]) die Brauerei Mailaender auf die Anhöhe an der [[Fritz-Mailaender-Weg|Wolfsschlucht]] (sog. ''Nottelberg'') und wurde fortan aufgrund der Lage am Berg von der Fürther Bevölkerung im Volksmund '''Bergbräu''' genannt.  


[[1920]] übernimmt [[Fritz Mailaender]], der Sohn von Paul Mailaender, die Brauerei. Zuvor hatte er ein Studium zum Braumeister in Weihnstephan absolviert. Er führte die Geschäfte bis zur Arisierung der Brauerei durch die [[NSDAP]] am [[7. Januar]] [[1939]].
Ab [[1888]] nimmt die Bergbräu den vierten Platz in Sachen Bierausstoß unter den Fürther Brauereien ein. Zur gleichen Zeit etwa entsteht am Abhang zur [[Billinganlage]] ein Sommerkeller mit Musikpavillon.
 
[[1901]] wird das Mailaender-Areal in der [[Bäumenstraße]] verkauft, um Platz zu machen für das neue [[Stadttheater]]. Das alte Braugebäude der Brauerei Timmich wurde zuletzt von der Bergbräu noch bis [[1895]] als Hopfenstadel genutzt. Am [[1. Juli]] [[1901]] begann man mit den Abrissarbeiten für das neue [[Stadttheater]], das bereits nur ein Jahr später am [[17. September]] [[1902]] seinen Spielbetrieb aufnahm.  In der gleichen Zeit gehen die Absätze der Bergbräu zurück, während die anderen Fürther Brauereien zulegen können. So hat die Bergbräu [[1901]] einen Bierausstoß von 40.000 Hektoliter und liegt damit nur noch an Platz 5 in der Reihe der Brauereien. Spitzenreiter in Sachen Absatz war zu diesem Zeitpunkt stets die [[Brauerei Humbser]].
 
[[1920]] übernimmt [[Fritz Mailaender]], der Sohn von Paul Mailaender, die Brauerei. Zuvor hatte er ein Studium zum Braumeister in Weihenstephan absolviert. Er führte die Geschäfte bis zur [[wikipedia:Arisierung|Arisierung]] der Brauerei durch die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] am [[7. Januar]] [[1939]].


== Arisierung während des Nationalsozialismus ==
== Arisierung während des Nationalsozialismus ==
Die [[Bergbräu]] ist ein typisches Beispiel der Arisierungswelle in Franken. Der Stellvertreter von Julius Streicher und spätere Gauleiter Frankens Karl Holz schlug bereits am [[10. November]] [[1938]] – also kurz nach der Reichspogromnacht – vor, die Juden zu internieren und Ihnen die Häuser und Grundstücke abzunehmen, um bei deren Wiederverkauf an Arier einige Millionen Mark für den Gau herauszuwirtschaften. Streicher stimmte dem Vorgehen zu, nicht zuletzt um auch Gelder für eine geplante Gauschule zu bekommen. <ref>Dokumente und Protokolle aus den Nürnberger Militärgerichtsprozessen 1945 ff, Dok. PS 1757, S. 13 ff.: Aussage Holz vor der Untersuchungskommission</ref> Nach der Zustimmung Streichers ging Holz sofort ans Werk und beauftragte einige seiner direkten Mitarbeiter mit der Arisierung von jüdischen Geschäften in Franken, so auch in Fürth. Für die Arisierung wurde in Fürth in erster Linie der [[NSDAP]] [[Stadtrat]] [[Hans Sandreuter]] eingesetzt, mit der Aufgabe jüdische Grundstücke und Hypotheken zu 10 % ihres Eigenwertes bzw. Nennwertes aufzukaufen. Zusätzlich wurden für die NSDAP [[Gustav Schickedanz]] in den Stadtrat berufen, sich ebenfalls der Arisierung in Fürth anzunehmen. <ref>Dokumente und Protokolle aus den Nürnberger Militärgerichtsprozessen 1945 ff, Dok. PS 1757, S 17f. : Denkschrift Holz</ref> Dieses Schicksal ereilte auch [[Fritz Mailaender]]. Am [[7. Januar]] [[1939]] wurde der Brauereibesitzer Mailaender in das Rathaus befohlen. Im Beisein des Stadtrates Sandreuther wurde ihm der Verkauf der Brauerei rückwirkend zum [[1. Juli]] [[1938]] nahegelegt. Fritz Mailaender musste seine Brauerei und alle dazugehörigen Gebäude, Gaststätten und Ländereien verkaufen. Der Verkaufswert betrug lediglich 10 % des tatsächlichen Verkaufswertes. <ref>Stadtarchiv Fürth, Akte Bergbräu Bilanzbuch 1932 – 45, Handelsbilanz per 31.12.1939</ref>. Für die Bergbräu interessierten sich zum damaligen Zeitpunkt schon länger die [[Brauerei Grüner]] und [[Gustav Schickedanz]], der dann letztendlich auch den Zuschlag von der Gauleitung als Nutzer bekam. Als Eigentümer der Liegenschaften wird bis Kriegsende die NSDAP ausgewiesen. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] dienten die Bierkeller der Brauerei "bombengeschädigten" Firmen als Ersatzräume <ref>Brief eines Weingroßhandels an die Stadt Fürth vom 11. September 1943</ref>.
Die Bergbräu ist ein typisches Beispiel der Arisierungswelle in Franken. Der Stellvertreter von Julius Streicher und spätere Gauleiter Frankens Karl Holz schlug bereits am [[10. November]] [[1938]] – also kurz nach der Reichspogromnacht – vor, die Juden zu internieren und Ihnen die Häuser und Grundstücke abzunehmen, um bei deren Wiederverkauf an Arier einige Millionen Mark für den Gau herauszuwirtschaften. Streicher stimmte dem Vorgehen zu, nicht zuletzt um auch Gelder für eine geplante Gauschule zu bekommen. <ref>Dokumente und Protokolle aus den Nürnberger Militärgerichtsprozessen 1945 ff, Dok. PS 1757, S. 13 ff.: Aussage Holz vor der Untersuchungskommission</ref> Nach der Zustimmung Streichers ging Holz sofort ans Werk und beauftragte einige seiner direkten Mitarbeiter mit der Arisierung von jüdischen Geschäften in Franken, so auch in Fürth. Für die Arisierung wurde in Fürth in erster Linie der NSDAP-[[Stadtrat]] [[Hans Sandreuter]] eingesetzt, mit der Aufgabe jüdische Grundstücke und Hypotheken zu 10 % ihres Eigenwertes bzw. Nennwertes aufzukaufen. Zusätzlich wurde für die NSDAP [[Gustav Schickedanz]] in den Stadtrat berufen, um sich ebenfalls der Arisierung in Fürth anzunehmen. <ref>Dokumente und Protokolle aus den Nürnberger Militärgerichtsprozessen 1945 ff, Dok. PS 1757, S 17f. : Denkschrift Holz</ref> Dieses Schicksal ereilte auch [[Fritz Mailaender]]. Am [[7. Januar]] [[1939]] wurde der Brauereibesitzer [[Fritz Mailaender|Mailaender]] in das Rathaus befohlen. Im Beisein des Stadtrates [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] wurde ihm der Verkauf der Brauerei rückwirkend zum [[1. Juli]] [[1938]] nahegelegt. [[Fritz Mailaender]] musste seine Brauerei und alle dazugehörigen Gebäude, Gaststätten und Ländereien verkaufen. Der Verkaufswert betrug lediglich 10 % des tatsächlichen Verkaufswertes.<ref>Stadtarchiv Fürth, Akte Bergbräu Bilanzbuch 1932 – 45, Handelsbilanz per 31.12.1939</ref> Für die Bergbräu interessierten sich zum damaligen Zeitpunkt schon länger die [[Brauerei Grüner]] und [[Gustav Schickedanz]], der dann letztendlich auch den Zuschlag von der Gauleitung als Nutzer bekam. Als Eigentümer der Liegenschaften wird bis Kriegsende die NSDAP ausgewiesen. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] dienten die Bierkeller der Brauerei "bombengeschädigten" Firmen als Ersatzräume.<ref>Brief eines Weingroßhandels an die Stadt Fürth vom 11. September 1943</ref>


== Entwicklung nach 1945 ==
== Entwicklung nach 1945 ==
[[Fritz Mailaender]] und seine Frau Alice versuchten gleich nach Kriegsende Ihr Eigentum wieder zu bekommen. In den Blianzbüchern erscheinen beide bereits ab [[1945]] wieder mit einer Gewinnbeteiligung <ref>Bilanzbuch Bergbräu: 1945 ff., Stadtarchiv</ref>. In einem Rechtsgutachten vom [[16. Februar]] [[1951]] wird im Auftrag der US Regierung ein Urteil des Oberlandesgerichtes bestätigt (Wi 22/50 zu III WKV 119/49 LG Nürnberg-Fürth), in dem die Rechtsansprüche der Fam. Mailaender bestätigt werden. <ref>United States Court of Restitution Appeals of the Allied High Commission for Germany, Reports, Opinions Nos. 61. - 180, Sequence 57 of 3606 (Page 37),1952</ref>
[[Fritz Mailaender]] und seine Frau [[Irene Mailaender|Irene]] versuchten bereits im Herbst [[1945]] ihr Eigentum wieder zu bekommen. In den Blianzbüchern erscheinen beide bereits ab [[1945]] wieder mit einer Gewinnbeteiligung.<ref>Bilanzbuch Bergbräu: 1945 ff., Stadtarchiv</ref> Am 28. Dezember 1948 wird ihnen gerichtlich die Übernahme zugestanden. Erst am 1. Mai 1950 werden sie jedoch im Handelsregister wieder als Eigentümer eingetragen. In einem Rechtsgutachten vom [[16. Februar]] [[1951]] wird im Auftrag der US Regierung das Urteil des Oberlandesgerichtes bestätigt (Wi 22/50 zu III WKV 119/49 LG Nürnberg-Fürth), in dem die Rechtsansprüche der Fam. Mailaender als berechtigt angesehen werden. <ref>United States Court of Restitution Appeals of the Allied High Commission for Germany, Reports, Opinions Nos. 61. - 180, Sequence 57 of 3606 (Page 37),1952</ref>
 
Erst [[1954]] – nach einem langwierigen Restitutionsverfahren – bekam [[Fritz Mailaender]] seine Brauerei und alle seine dazugehörigen Liegenschaften wieder. In den folgenden Jahren wird Horst Militzer, Eigentümer der Löwenbräu Hof, Teilhaber der Bergbräu und zusammen mit Fritz Mailaender die Firmenleitung übernehmen.
 
Im Juni [[1969]] geht eine neue vollautomatische Abfüllanlage in Betrieb, die die Brauerei stolz der Bevölkerung am Sonntag, den [[22. Juni]] [[1969]] präsentiert. Die neue Anlage kann 16.000 Flaschen pro Stunde abfüllen. [[1971]] wird die Rotbiermarke "''Altes Kupfer''" eingeführt. Das Bier der Bergbräu wurde zu dieser Zeit hauptsächlich „''um den Schornstein''“ der Brauerei herum getrunken. Mit einem Jahresausstoß von etwa 50.000 Hektolitern war die Brauerei die kleinste der Fürther Brauereien - und somit gerade mal 10.000 Hektoliter über dem Ausstoß um die Jahrhundertwende. Besonders das Rotbier „Altes Kupfer“ war bei den Stadtteilbewohnern sehr beliebt. In den 1970er Jahren floss dieser Gerstensaft in den Szenehochburgen [[Wolfsschlucht (Lokal)|Wolfsschlucht]] und [[Silberfischla]] in Strömen.
{{Belege}}
Bis [[1974]] blieb die Brauerei als Aktiengesellschaft in Familienbesitz, bis sie schließlich von der [[Patrizier Bräu|Patrizier Brauerei]] durch eine Kapitalerhöhung übernommen wurde. [[1977]] wird die letzte eigenständige Brauerei in Fürth durch die Patrizier AG für immer geschlossen, der letzte Sud wurde am [[29. September]] [[1977]] durchgeführt. Kurz zuvor fand noch auf dem Brauereigelände eine Bergbräu-Kärwa vom 6. bis zum [[8. Mai]] [[1977]] statt.
 
==1949: 30 Jahre Champignon Zucht im Bergbräu Keller==
In einem der stillgelegten Gewölbekeller der Bergbräu wurde [[1979]] schon über 30 Jahre eine florierende Champignon Zucht auf solider Basis, nämlich Pferdemist, betrieben.   
<ref>In: [[Fürther Nachrichten]]  6. September 1979  (Druckausgabe)</ref>
 
== Auflösung der Brauerei / Verfüllung des Bierkellers ==
[[Datei:Bergbräu Kelleranlage 1944.jpg|miniatur|rechts| Lageplan des ehem. Bierkellers der Bergbräu, hier Bestandspläne für den Luftschutz, ca. 1944]]
Zum [[30. September]] [[1980]] wurde das Brauereigelände verkauft <ref>Brief der Brauerei an die [[infra fürth gmbh|Stadtwerke]] vom 24. September 1980</ref>, in den nachfolgenden Jahren mussten die Brauereigebäude an der [[Wilhelmstraße]] einer Eigentumswohnanlage weichen. Lediglich das Pförtnerhaus ist erhalten geblieben.


Erst [[1954]] – nach einem langwierigen Restitutionsverfahren – bekam [[Fritz Mailaender]] seine Brauerei wieder. Er hatte bereits kurz nach dem Krieg versucht in Fürth wieder Fuß zu fassen. Bis [[1974]] blieb die Brauerei als Aktiengesellschaft in Familienbesitz, bis Sie schließlich von der [[Patrizier Bräu|Patrizier Brauerei]] durch eine Kapitalerhöhung übernommen wurde. [[1979]] wurde die Bergbräu als letzte eigenständige Brauerei in Fürth von der Patrizier AG geschlossen.
Der ehemalige Bierkeller war bereits zu 2/3 durch den Bau der Tiefgarage für den Wohnkomplex im Straßenzug [[Am Kellerberg|"Am Kellerberg"]] zerstört bzw. verfüllt oder entfernt. Bei einer Begehung im Januar 2009 mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege wurde geklärt, ob der noch vorhandene Rest der Anlage (vorderes Drittel mit drei Eingängen Richtung Wolfsschlucht) noch den Anforderungen zum Erhalt im Sinne des [[Denkmalschutz]]es genügen. Nach der Begehung stand fest, dass das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege auf Grund der vorgefundenen Bausubstanz, aber auch auf Grund der nur noch geringen Restbestände der ehemaligen Gesamtanlage keinen Bedarf zur Erhaltung der restlichen Anlage mehr für notwendig hielt. Im Dezember [[2011]] wurden die letzten Reste der noch bestehenden Kelleranlage aus Sicherheitsgründen verfüllt. Die ehemaligen Eingänge wurden ebenfalls zurückgebaut, so dass bis dahin nur noch der Eingang mit dem prägnanten Bergbräu-Logo gegenüber der Wolfsschlucht an den ehemaligen Bierkeller erinnerte. Im Februar [[2014]] wurde dieser prägnante Eingangsbereich wegen Einsturzgefahr ebenfalls abgerissen, so dass bis auf wenige Mauerreste keine sichtbaren Spuren der Bergbräukeller mehr verblieben sind.
[[Datei:MAN Siemens 301 300 302 Büssing Präfekt 12 D 1969.jpg|miniatur|rechts|Buswerbung 1969]]
[[Datei:2 Bergbräu.jpg|mini|rechts|Ruhephase nach Abriss der Brauereigebäude]]


== Auflösung der Brauerei ==
== Chronik der Brauerei ==
Zum [[30. September]] [[1980]] wurde das Brauereigelände verkauft <ref>Brief der Brauerei an die [[infra fürth gmbh|Stadtwerke]] vom 24. September 1980</ref>, in den nachfolgenden Jahren mußten die Brauereigebäude an der [[Wilhelmstraße]] einer Eigentumswohnanlage weichen. Lediglich das Pförtnerhaus sowie Teile der Bierkeller sind erhalten geblieben. Im Dezember [[2011]] wurden selbst die letzten Reste der noch bestehenden Kelleranlage aus Sicherheitsgründen verfüllt. Die ehemaligen Eingänge wurden zurückgebaut, so dass heute nur noch der Eingang mit dem prägnanten [[Bergbräu]]-Logo gegenüber der [[Wolfsschlucht]] an den ehemaligen Bierkeller erinnert.  
* [[1729]]: Gründung der Braunbierbrauerei Timmich in der Neugasse, der heutigen [[Bäumenstraße]].
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* [[1832]]: Gründung der Weißbierbrauerei Stengel in der Weinstraße, der heutigen [[Rudolf-Breitscheid-Straße]].
* [[1862]]: [[Wolf Wilhelm Mailaender]] erwirbt die beiden Brauereien.
* [[1866]]: Beim großen [[Bieraufschlag#Bierkrawalle|Fürther Bierkrawall]] am [[3. Mai]] wird das Brauereiareal in der Bäumenstraße schwer verwüstet.
* [[1870]]: Mailaender übernimmt den Ochsengarten und errichtet eine Ausflugsgaststätte mit Biergarten und Musikpavillon, den Fürther Prater.
* [[1872]]: Tod von Wolf Wilhelm Mailaender. Zunächst leitet seine Witwe Jeanette die Brauerei, dann die Söhne Leonhard und Paul.
* [[1883]]: Neubau der Brauerei Mailaender auf der Schwand über der Wolfsschlucht. Aufgrund der Lage bürgert sich bei der Fürther Bevölkerung der Name ''Bergbräu'' ein.
* [[1888]]: Die Bergbräu nimmt infolge ihres Bierausstoßes den vierten Platz unter den Fürther Brauereien ein. Am Abhang zur Billinganlage wird ein Sommerkeller mit Musikpavillon eröffnet.
* [[1895]]: Das alte Brauereigebäude dient noch als Hopfenstadel. Um die Jahrhundertwende wird das Mailaender-Areal für den Bau des [[Stadttheater]]s verkauft.
* [[1901]]: Mit 40.000 Hektolitern Ausstoß liegt die Bergbräu nur noch an fünfter Stelle in der Reihe der Fürther [[Brauereien]].
* [[1920]]: [[Fritz Mailaender]], der Sohn von [[Paul Mailaender]], übernimmt nach dem Studium in Weihenstephan die Leitung der Brauerei.
* [[1939]]: [[Fritz Mailaender]] wird durch die NSDAP am [[7. Januar]] der Verkauf der Brauerei mit allen dazugehörigen Gebäuden, brauereieigenen Gaststätten und Grundstücken rückwirkend zum [[1. Juli]] [[1938]] nahegelegt. Der Verkaufspreis wird nach den Regelungen der Arisierung auf 10% des tatsächlichen Verkaufswertes festgesetzt. Neue Eigentümer der Bergbräu werden die Karlsruher Brauerei [https://ka.stadtwiki.net/Brauerei_Schrempp Schrempp-Printz] und die Brauerei [[wikipedia:Henninger-Bräu|Henninger]] in  Frankfurt am Main.
* [[1945]]: Im Herbst kommt [[Fritz Mailaender]] mit Frau und Mutter zurück nach Fürth. Er erhebt sofort Anspruch auf die Brauerei.
* [[1948]]: Am [[28. Dezember]] wird gerichtlich verfügt, dass die Familie Mailaender ihre Brauerei zurückerhält. Erst am [[1. Mai]] [[1950]] wird dies im Handelsregister eingetragen.
* [[1954]]: Nach langwierigen Gerichtsverhandlungen ist die Familie Mailaender wieder alleinige Eigentümerin der Bergbräu. Diese bleibt im Familienbesitz bis Horst Militzer, der Eigentümer der Löwenbräu Hof, als Teilhaber die Firmenleitung übernimmt.
* [[1969]]: Inbetriebnahme einer neuen Abfüllanlange mit einer Leistung von 16.000 Flaschen pro Stunde. Der Bierausstoß beträgt etwa 50.000 Hektoliter.
* [[1971]]: Einführung der Rotbiermarke „Altes Kupfer“, die für große Resonanz bei der Fürther Bevölkerung sorgt.
* [[1974]]: Übernahme durch die [[Patrizier Brauerei|Patrizier AG]].
* [[1977]]: im Mai letzte Bergbräu-Kärwa vor der ehem. Wolfsschlucht - kurz vor Schließung der Brauerei.
* [[1977]]: Stilllegung der letzten eigenständigen Brauerei in Fürth.
* [[1980]]: Verkauf des Brauereigeländes an einen Bauträger
* [[1981]]: Abriss der Brauereigebäude für den Bau einer Wohnanlage in mehreren Abschnitten. Nur das Hausmeisterhaus und Teile der Stollen bleiben erhalten.
* [[1995]]: Ende der Bauarbeiten an der Wohnanlage
* [[2011]]: Verfüllung der noch vorhanden Stollen unterhalb des ehemaligen Brauereigeländes wegen Einsturzgefahr
* [[2013]]: Abriss der noch erhaltenen Gebäude der Stengel´schen Brauerei in der [[Rudolf-Breitscheid-Straße]] für die [[Neue Mitte II|Neue Mitte]].<ref>Stadtmuseum Fürth: Hopfen und Malz - Fürther Brauereien, Ausstellung Juni - Dezember 2013</ref>


==Sonstiges==
==Sonstiges==
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==Werbung==
[[Bild:Bergbräu-Werbung II.jpg|300px|thumb|right|Große Werbemalerei der [[Bergbräu]] - Brauerei an der Gebäuderückseite [[Höfener Straße]] 95 (ehemalige Gastwirtschaft "Bergbräu-Eck" auf Nürnberger Seite).
]]
[[Bild:Bergbräu-Werbung.jpg|300px|thumb|right|Werbemalerei am Kellereingang der ehemaligen [[Bergbräu]] - Brauerei am [[Fritz-Mailaender-Weg]]]]
[[Bild:Bergbräu_Bierdeckel.jpg|150px]][[Bild:Bergbräu_Bierdeckel_rück.jpg|150px]]<br>
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[[Bild:Bergbräu_Bierdeckel_2.jpg|150px]][[Bild:Bergbräu_Bierdeckel_2_rück.jpg|150px]]<br>
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[[Bild:Bergbräu_Werbung.jpg|300px|thumb|left|Mittlerweile verdeckte Werbung auf einer Mauer an der [[Wolfsschlucht]], unweit der [[Billinganlage]]]]
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==Literatur==
==Literatur==


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* Koch/Täubrich: [[Bier in Nürnberg-Fürth (Buch)|Bier in Nürnberg-Fürth]], Hugendubel, [[1987]]
* Koch/Täubrich: [[Bier in Nürnberg-Fürth (Buch)|Bier in Nürnberg-Fürth]], Hugendubel, [[1987]]


* Monika Berthold-Hilpert: ''Die Brauerei Mailaender in Fürth''. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 36, 2001/2002 - [http://www.altstadtverein-fuerth.de/blaeddla/36/mai01.htmhtm im Internet]
* Monika Berthold-Hilpert: ''Die Brauerei Mailaender in Fürth''. In: [[Altstadtbläddla]], Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 36, 2001/2002 - [http://www.altstadtverein-fuerth.de/blaeddla/36/mai01.htmhtm online]


* Erhard Schraudoplh: ''Vom Handwerkerort zur Industriemetropole''. Industriealisierung in Fürth vor 1870, Ansbach 1993, S. 138 f.
* Erhard Schraudoplh: ''Vom Handwerkerort zur Industriemetropole''. Industrialisierung in Fürth vor 1870, Ansbach 1993, S. 138 f.


* Helmut Genschel: ''Die Verdrängung der Juden aus der Wirtschaft im Dritten Reich'', Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft, Musterschmidt-Verlag Göttingen, 1966, S. 240 f.
* Helmut Genschel: ''Die Verdrängung der Juden aus der Wirtschaft im Dritten Reich'', Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft, Musterschmidt-Verlag Göttingen, 1966, S. 240 f.


*[[Renate Trautwein|Trautwein, Renate]]: [["Heiße" Fürther Gschichtn (Buch)|"Heiße" Fürther Gschichtn]], emwe Nürnberg, [[2008]], Seite 169f
*[[Renate Trautwein|Renate Trautwein]]: [["Heiße" Fürther Gschichtn (Buch)|"Heiße" Fürther Gschichtn]], emwe Nürnberg, 2008, Seite 169f
 
* I. Barthelmäs, H. Ell, G. Fuchs, F. Geismann, F. Mursch, [[Kamran Salimi|Salimi]]: Skript Sonderausstellung "Hopfen und Malz" Stadtmuseum Ludwig-Erhard Fürth - 22. Juni - 20. Dezember 2013
 
* Stefan Städtler-Ley: [[Fürther Bier (Buch)|Fürther Bier]], G&S, 2021, 208 S.


==Lokalberichterstattung==
==Lokalberichterstattung==
 
* Johannes Alles: ''Bierkeller wird verfüllt''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 02. September 2011 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/bierkeller-wird-verfullt-1.1474936 online]
* Johannes Alles: ''Bierkeller wird verfüllt''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 02. September 2011 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/bierkeller-wird-verfullt-1.1474936 online abrufbar]
* Sabine Rempe: Aufstände für den Bierpreis. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 21. Juni 2013 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/aufstande-fur-den-bierpreis-1.2982627  online]
* Markus Eigler: ''Wer hat's erfunden? Das Rotbier kommt aus Fürth.'' In: [[Fürther Nachrichten]] vom 26. Juli 2021 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/1.11235094 online]


==Siehe auch==
==Siehe auch==
 
* [[Wolf Wilhelm Mailaender]]
* [[Fritz Mailaender]]
* [[Wilhelmshöhe]]
* [[Wilhelmshöhe]]
* [[Nottelbergstraße]]
* [[Bellevue]] ''(Gaststätte)''
* [[Kirche St. Martin]]
* [[Zum Bergbräu]] ''(Gaststätte)''
* [[Bellevue]] (Gaststätte)
* [[Zum Bergbräu]] (Gaststätte)
* [[Brauerei Geismann]]
* [[Brauerei Geismann]]
* [[Brauerei Grüner]]
* [[Brauerei Grüner]]
* [[Brauerei Humbser]]
* [[Brauerei Humbser]]
* [[Brauerei Evora&Meyer]]
* [[Brauerei Evora&Meyer]]
* [[Meierskeller]]
* [[Am Kellerberg]]
* [[Fritz-Mailaender-Weg]] ''(Wolfsschlucht)''


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />
 
==Bilder==
 
{{Galerie|Brauerei|Bergbräu}}
{{Bilder dieses Unternehmens}}
[[Kategorie:Brauereien]]
[[Kategorie:Brauereien]]
[[Kategorie:Wirtschaftsgeschichte]]
[[Kategorie:Unternehmen (ehemals)]]
[[Kategorie:Eigenes Heim]]
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