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Im Jahr [[1934]] wurde nach einer erneuten Verhaftungswelle im April auch Heiner Stöhr verhaftet und im Januar [[1935]] am Oberlandesgericht München zu 5 1/2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Trotz Strafverbüßung in Einzelhaft in den Zuchthäusern Ebrach und Amberg kam Stöhr am [[24. Mai]] [[1940]] in sogenannte Schutzhaft in das [[wikipedia:KZ Dachau|KZ Dachau]]. Als KZ-Häftling wurde er im Lagerkrankenhaus als Krankenpfleger zur Arbeit eingeteilt.<ref name="Broszat/Mehringer-1983"/> Ab 1941 wurde Stöhr als „Oberpfleger“ in der septischen Chirurgie eingeteilt. Die Abteilung beschäftigte sich überwiegend mit eitrig entzündlichen Zellgeweben (Phlegmonen), die größtenteils auf Befehl von Himmler absichtlich bei Häftlingen als Versuchsreihen herbeigeführt wurden. Zeitweilig arbeitete Stöhr auf der hierzu extra eingerichteten Versuchsstation in Block 1, Stube 3 im KZ Dachau.<ref name="Rost_Goethe">Nico Rost: Goethe in Dachau. Ein Tagebuch, Berlin 1948, zitiert nach List Taschenbuch 2001, S. 82 f.</ref> | Im Jahr [[1934]] wurde nach einer erneuten Verhaftungswelle im April auch Heiner Stöhr verhaftet und im Januar [[1935]] am Oberlandesgericht München zu 5 1/2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Trotz Strafverbüßung in Einzelhaft in den Zuchthäusern Ebrach und Amberg kam Stöhr am [[24. Mai]] [[1940]] in sogenannte Schutzhaft in das [[wikipedia:KZ Dachau|KZ Dachau]]. Als KZ-Häftling wurde er im Lagerkrankenhaus als Krankenpfleger zur Arbeit eingeteilt.<ref name="Broszat/Mehringer-1983"/> Ab 1941 wurde Stöhr als „Oberpfleger“ in der septischen Chirurgie eingeteilt. Die Abteilung beschäftigte sich überwiegend mit eitrig entzündlichen Zellgeweben (Phlegmonen), die größtenteils auf Befehl von Himmler absichtlich bei Häftlingen als Versuchsreihen herbeigeführt wurden. Zeitweilig arbeitete Stöhr auf der hierzu extra eingerichteten Versuchsstation in Block 1, Stube 3 im KZ Dachau.<ref name="Rost_Goethe">Nico Rost: Goethe in Dachau. Ein Tagebuch, Berlin 1948, zitiert nach List Taschenbuch 2001, S. 82 f.</ref> | ||
Der KZ-Mithäftling Nico Rost<ref>Nico Rost, geb. 21. Juni 1896 in Groningen; gest. 1. Februar 1967 in Amsterdam. Befreundet mit Egon Erwin Kisch, Gottfried Benn, Carl Einstein Else Lasker-Schüler, Joseph Roth, Bert Brecht und Alfred Döblin. Er übersetzte Werke von Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Ernst Toller, Joseph Roth, Gottfried Benn sowie Anna Seghers ins Niederländische und machte dadurch die Werke dieser Schriftsteller in den Niederlanden bekannt. Mitglied der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]], Teilnehmer am Spanischen Bürgerkrieg. Am 6. Mai 1943 wird Nico Rost von den Nazis wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ verhaftet, verbringt einige Wochen im Wehrmachtsgefängnis Forest, dann eine halbjährige Strafe im Gestapogefängnis in Scheveningen, kommt von dort ins KZ Vught, und anschließend im Juni 1944 ins Konzentrationslager Dachau. Nach dem Kriegsende Mitglied im Niederländischen als auch im Internationalen Dachau-Komitee. Er ergriff mit anderen die Initiative, um aus dem KZ Dachau eine Gedenkstätte zu machen. Siehe: [[wikipedia:Nico Rost| | Der KZ-Mithäftling Nico Rost<ref>Nico Rost, geb. 21. Juni 1896 in Groningen; gest. 1. Februar 1967 in Amsterdam. Befreundet mit Egon Erwin Kisch, Gottfried Benn, Carl Einstein, Else Lasker-Schüler, Joseph Roth, Bert Brecht und Alfred Döblin. Er übersetzte Werke von Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Ernst Toller, Joseph Roth, Gottfried Benn sowie Anna Seghers ins Niederländische und machte dadurch die Werke dieser Schriftsteller in den Niederlanden bekannt. Mitglied der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]], Teilnehmer am Spanischen Bürgerkrieg. Am 6. Mai 1943 wird Nico Rost von den Nazis wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ verhaftet, verbringt einige Wochen im Wehrmachtsgefängnis Forest, dann eine halbjährige Strafe im Gestapogefängnis in Scheveningen, kommt von dort ins KZ Vught, und anschließend im Juni 1944 ins Konzentrationslager Dachau. Nach dem Kriegsende Mitglied im Niederländischen als auch im Internationalen Dachau-Komitee. Er ergriff mit anderen die Initiative, um aus dem KZ Dachau eine Gedenkstätte zu machen. Siehe: Biographie auf [http://www.wugwiki.de/index.php?title=Heinrich_St%C3%B6hr StadtWiki Weißenburg] sowie [[wikipedia:Nico Rost|wikipedia.de]].</ref>, der mit Stöhr ab [[1943]] im KZ Dachau inhaftiert war und gemeinsam mit ihm die Befreiung Dachaus miterlebte, schrieb in seiner später veröffentlichten Biografie über Heiner Stöhr: ''Heini ist Bayer, in Nürnberg geboren. Kein Kommunist ..., sondern Sozialdemokrat und mehr Gefühlsmensch als Politiker. (...) Heini arbeitet schon seit über sechs Jahren im (Kranken-)Revier und hat in dieser Zeit Hunderten von Mithäftlingen das Leben gerettet. Pfarrer B., der ihn von früher her gut kennt, erzählte mir, daß Heini ursprünglich Arzt werden wollte, doch daß für sein Studium nicht genügend Geld da war und er in eine Fabrik arbeiten gehen mußte. In den Jahren hier hat er sich ein so gründliches medizinisches Wissen anzueignen gewußt, daß es bei den Ärzten immer wieder höchstes Erstaunen und auch Bewunderung erregt. In der Ecke über seinem Bett steht eine Anzahl wissenschaftlicher medizinischer Werke, in denen er oft studiert und die er sorgfältig behütet. Er hat sich auch selbst Latein beigebracht, so daß er nun imstande ist, die Krankengeschichten seiner Patienten auf lateinisch zu schreiben oder zu diktieren.''<ref name="Rost_Goethe"/> | ||
In der Endphase des Krieges konnte Stöhr auf Grund seiner Stellung im KZ Dachau nachweislich viele Menschenleben retten. So fälschte er zum Teil Patientenakten, um den Abtransport in die Gaskammern zu verhindern, gab eine geringere Zahl von verstorbenen Patienten an, um die Verpflegungsrationen für lebende Patienten weiter zu erhalten oder behandelte schwerverletzte Patienten heimlich mit lebensrettenden Medikamenten. Nico Rost prägte für ihn den Begriff „Engel von Dachau“, auch wenn diese Bezeichnung häufig auch für andere Häftlinge im KZ Dachau verwendet wird. Kurz vor Kriegsende wurde Stöhr von einem SS-Arzt aus dem KZ herausgeschmuggelt. Er kam im Nebenlager Lindau am Bodensee im April [[1945]] in französische Hände. | In der Endphase des Krieges konnte Stöhr auf Grund seiner Stellung im KZ Dachau nachweislich viele Menschenleben retten. So fälschte er zum Teil Patientenakten, um den Abtransport in die Gaskammern zu verhindern, gab eine geringere Zahl von verstorbenen Patienten an, um die Verpflegungsrationen für lebende Patienten weiter zu erhalten oder behandelte schwerverletzte Patienten heimlich mit lebensrettenden Medikamenten. Nico Rost prägte für ihn den Begriff „Engel von Dachau“, auch wenn diese Bezeichnung häufig auch für andere Häftlinge im KZ Dachau verwendet wird. Kurz vor Kriegsende wurde Stöhr von einem SS-Arzt aus dem KZ herausgeschmuggelt. Er kam im Nebenlager Lindau am Bodensee im April [[1945]] in französische Hände. |
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