Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
7 Bytes hinzugefügt ,  20:21, 31. Mär. 2015
K
Rechtschreibung und Schreibregeln geprüft
Zeile 5: Zeile 5:  
==Leben und Laufbahn==
 
==Leben und Laufbahn==
 
[[Datei:Franz Jakob.jpg|miniatur|rechts|Franz Jakob 1933]]
 
[[Datei:Franz Jakob.jpg|miniatur|rechts|Franz Jakob 1933]]
Franz Jakob kam [[1891]] in Veitsaurach bei Bad Windsheim als Sohn des Lehrers Jakob zur Welt<ref>Fürther Anzeige, Oberbürgermeister Franz Jakob, 27.03.1939 </ref>. In Amberg besuchte er das dortige Gymnasium. [[1910]] trat er freiwillig in den Militärdienst ein und nahm [[1914]] bis [[1918]] am 1. Weltkrieg teil. [[1918]] trat er aus dem Militärdienst aus und arbeitete vorübergehend in einer Munitionsfabrik in Fürth - vermutlich in der [[Dynamit-Nobel]]. Von [[1918]] bis [[1921]] war Jakob Mitglied der [[SPD]], verließ diese aber wieder, da er den Einfluss der Spartakisten innerhalb der [[SPD]] kritisierte. Ab [[1919]] trat er bei der Reichsbahn die Beamtenlaufbahn an und war hier zuletzt als Reichsbahnobersekretär bis [[1928]] tätig. Als Beamter der Reichsbahn wurde er für sein Mandat im Landtag freigestellt bzw. beurlaubt.
+
Franz Jakob kam [[1891]] in Veitsaurach bei Bad Windsheim als Sohn des Lehrers Jakob zur Welt.<ref>Fürther Anzeige, Oberbürgermeister Franz Jakob, 27.03.1939 </ref> In Amberg besuchte er das dortige Gymnasium. [[1910]] trat er freiwillig in den Militärdienst ein und nahm [[1914]] bis [[1918]] am 1. Weltkrieg teil. [[1918]] trat er aus dem Militärdienst aus und arbeitete vorübergehend in einer Munitionsfabrik in Fürth - vermutlich in der [[Dynamit-Nobel]]. Von [[1918]] bis [[1921]] war Jakob Mitglied der [[SPD]], verließ diese aber wieder, da er den Einfluss der Spartakisten innerhalb der [[SPD]] kritisierte. Ab [[1919]] trat er bei der Reichsbahn die Beamtenlaufbahn an und war hier zuletzt als Reichsbahnobersekretär bis [[1928]] tätig. Als Beamter der Reichsbahn wurde er für sein Mandat im Landtag freigestellt bzw. beurlaubt.
    
[[1925]] tritt er in die [[NSDAP]]-Ortsgruppe Fürth ein und wird ebenfalls seit [[1925]] als SA-Führer der Ortsgruppe Fürth und Kreisleiter der Organisation benannt. Seit [[1929]] war er Mitglied und Fraktionsführer der [[NSDAP]] im [[Stadtrat]] der Stadt Fürth, ein Jahr zuvor (1928) wurde er erstmals für die [[NSDAP]] in den Landtag gewählt. Seit [[1929]] wird Jakob auch zum Bezirksführer benannt. [[1932]] zieht er erneut für die [[NSDAP]] in den Landtag ein und wird zum Kreisleiter ernannt.
 
[[1925]] tritt er in die [[NSDAP]]-Ortsgruppe Fürth ein und wird ebenfalls seit [[1925]] als SA-Führer der Ortsgruppe Fürth und Kreisleiter der Organisation benannt. Seit [[1929]] war er Mitglied und Fraktionsführer der [[NSDAP]] im [[Stadtrat]] der Stadt Fürth, ein Jahr zuvor (1928) wurde er erstmals für die [[NSDAP]] in den Landtag gewählt. Seit [[1929]] wird Jakob auch zum Bezirksführer benannt. [[1932]] zieht er erneut für die [[NSDAP]] in den Landtag ein und wird zum Kreisleiter ernannt.
Zeile 16: Zeile 16:  
== Amtszeit in Fürth ==
 
== Amtszeit in Fürth ==
 
[[Datei:Jakob Streicher Parkhotel 1935.jpg|miniatur|rechts|Gauleiter Streicher mit OB Jakob vor dem Parkhotel, ca. 1932]]
 
[[Datei:Jakob Streicher Parkhotel 1935.jpg|miniatur|rechts|Gauleiter Streicher mit OB Jakob vor dem Parkhotel, ca. 1932]]
Jakobs Amtszeit in Fürth belief sich von [[1933]] bis [[1939]]. Auf Grund diverser Verfehlungen im Amt wurde er am [[28. Oktober]] [[1939]] nach Thorn im damaligen Westpreußen, dem heutigen Toruń in Polen, versetzt. Bei internen Ermittlungen der [[NSDAP]] gegen die Gauleitung in Franken wurde Jakob wegen persönlicher Bereicherung auf Kosten der [[NSDAP]] von seinem Amt [[Bemerkung::in die sog. Ostgebiete "weggelobt"]]. Auch wenn mit großen Worten in Fürth verabschiedet, wurde er aus Fürth entfernt, weil er wegen persönlicher Bereicherungen und vieler Frauengeschichten nicht einmal mehr für seine Parteigenossen tragbar war<ref>Barbara Ohm: Fürth. Geschichte der Stadt. Fürth, 2007, S. 309</ref>.
+
Jakobs Amtszeit in Fürth belief sich von [[1933]] bis [[1939]]. Auf Grund diverser Verfehlungen im Amt wurde er am [[28. Oktober]] [[1939]] nach Thorn im damaligen Westpreußen, dem heutigen Toruń in Polen, versetzt. Bei internen Ermittlungen der [[NSDAP]] gegen die Gauleitung in Franken wurde Jakob wegen persönlicher Bereicherung auf Kosten der [[NSDAP]] von seinem Amt [[Bemerkung::in die sog. Ostgebiete "weggelobt"]]. Auch wenn mit großen Worten in Fürth verabschiedet, wurde er aus Fürth entfernt, weil er wegen persönlicher Bereicherungen und vieler Frauengeschichten nicht einmal mehr für seine Parteigenossen tragbar war.<ref>Barbara Ohm: Fürth. Geschichte der Stadt. Fürth, 2007, S. 309</ref>
   −
Nach kommissarischer Tätigkeit wurde Jakob am [[1. April]] [[1940]] in Thorn offiziell bis zum Kriegsende als Statthalter eingesetzt<ref>Fürther Anzeiger, Stadtkommissar Kreisleiter Jakob in Thorn eingetroffen, 28.10.1939</ref>. Dorthin ließ er auch [[Adolf Schwammberger]] in die Stadtverwaltung nachholen, der dort ebenfalls bis zum Kriegsende arbeitete. Die frei gewordene Stelle des [[Oberbürgermeister|Oberbürgermeisters]] übernahm bis Kriegsende [[Karl Häupler]].
+
Nach kommissarischer Tätigkeit wurde Jakob am [[1. April]] [[1940]] in Thorn offiziell bis zum Kriegsende als Statthalter eingesetzt.<ref>Fürther Anzeiger, Stadtkommissar Kreisleiter Jakob in Thorn eingetroffen, 28.10.1939</ref> Dorthin ließ er auch [[Adolf Schwammberger]] in die Stadtverwaltung nachholen, der dort ebenfalls bis zum Kriegsende arbeitete. Die frei gewordene Stelle des [[Oberbürgermeister|Oberbürgermeisters]] übernahm bis Kriegsende [[Karl Häupler]].
    
=== Zwangsenteignung / Arisierung ===
 
=== Zwangsenteignung / Arisierung ===
Zeile 24: Zeile 24:     
=== Beteiligung am Pogrom 1938 ===
 
=== Beteiligung am Pogrom 1938 ===
Jakob war aktiv am Pogrom des [[9. November]] [[1938]] gegen die jüdische Bevölkerung beteiligt, "''Jakob habe sowohl direkt angewiesen, die Fürther Synagoge in Brand zu setzen, als auch verboten, das Gotteshaus zu löschen.''<ref>Stadtsarchiv Nbg, Spruchkammerakte Jakob, Spruchkammer Fürth II J 45</ref>". Spätere Zeitzeugen (z. B. [[Johanes Rachfahl]], Feuerwehrkommandant) schilderten u. a. die Rolle Jakobs wie folgt:  
+
Jakob war aktiv am Pogrom des [[9. November]] [[1938]] gegen die jüdische Bevölkerung beteiligt, "''Jakob habe sowohl direkt angewiesen, die Fürther Synagoge in Brand zu setzen, als auch verboten, das Gotteshaus zu löschen.''"<ref>Stadtsarchiv Nbg, Spruchkammerakte Jakob, Spruchkammer Fürth II J 45</ref> Spätere Zeitzeugen (z. B. [[Johanes Rachfahl]], Feuerwehrkommandant) schilderten u. a. die Rolle Jakobs wie folgt:  
:''Am 10. November 1938 früh um ½ 1 Uhr wurde ich zum Kaffee Fink zum OB Jakob befohlen. Als ich dort ankam stand derselbe auf der Straße in Gegenwart einer anderen Person ... Jakob eröffnete mir, dass in dieser Nacht die Synagoge brennen würde und auch verschiedene andere jüdische Anwesen wie das jüd. Waisenhaus. Ich fragte ihn ob er wohl scherze. Als er mir wiederholt erklärte, dass es sein voller Ernst ist, stellte ich ihm vor Augen, dass das unmöglich sei weil ich nicht genügend Löschmannschaften hätte um dann jeweils die umliegenden Gebäude zu schützen. Auf diese Weise konnte ich ihn dann auch von diesem Vorhaben abbringen, so dass es dann nur bei der Synagoge verblieb. Er sagte mir, ich solle nach Hause gehen bis ich gerufen werde ... Gegen ½ 4 Uhr kam ein Fahrer von Jakob ... und verständigte mich dass es brennt. Daraufhin ging ich sofort zur Wache und löste den Alarm aus. ... Gleich nach ½ 4 Uhr kam ich mit den Löschzügen am Brandplatz an. In diesem Moment brannte bereits die Synagoge in vollem Umfange... Jakob habe mir verboten, die brennende Synagoge zu löschen... Die Löschtätigkeit wurde durch den Pöbel gestört. Trotzdem gelang es, die umliegenden Häuser zu retten...  Soviel ich mich noch entsinne wurde ich gegen ½ 9 ... zu Jakob geholt. Der OB gab mir den Befehl, dass das Hausmeisterhaus auch noch wegmüsse. Sie sorgen mir persönlich dafür dass das Haus wirklich abbrennt. Ich sagte, ich habe keinen Brennstoff dabei. Er sagte dann, dann sorgen Sie dafür, dass welcher geholt wird.'' <ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Vernehmung J. Rachfahl Oktober 1946</ref> Das Hausmeisterhaus stand laut Jakob angeblich den Plänen des lokalen Straßenbaus im Weg<ref>Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013. S. 74 f.</ref>.
+
:''Am 10. November 1938 früh um ½ 1 Uhr wurde ich zum Kaffee Fink zum OB Jakob befohlen. Als ich dort ankam stand derselbe auf der Straße in Gegenwart einer anderen Person ... Jakob eröffnete mir, dass in dieser Nacht die Synagoge brennen würde und auch verschiedene andere jüdische Anwesen wie das jüd. Waisenhaus. Ich fragte ihn ob er wohl scherze. Als er mir wiederholt erklärte, dass es sein voller Ernst ist, stellte ich ihm vor Augen, dass das unmöglich sei weil ich nicht genügend Löschmannschaften hätte um dann jeweils die umliegenden Gebäude zu schützen. Auf diese Weise konnte ich ihn dann auch von diesem Vorhaben abbringen, so dass es dann nur bei der Synagoge verblieb. Er sagte mir, ich solle nach Hause gehen bis ich gerufen werde ... Gegen ½ 4 Uhr kam ein Fahrer von Jakob ... und verständigte mich dass es brennt. Daraufhin ging ich sofort zur Wache und löste den Alarm aus. ... Gleich nach ½ 4 Uhr kam ich mit den Löschzügen am Brandplatz an. In diesem Moment brannte bereits die Synagoge in vollem Umfange... Jakob habe mir verboten, die brennende Synagoge zu löschen... Die Löschtätigkeit wurde durch den Pöbel gestört. Trotzdem gelang es, die umliegenden Häuser zu retten...  Soviel ich mich noch entsinne wurde ich gegen ½ 9 ... zu Jakob geholt. Der OB gab mir den Befehl, dass das Hausmeisterhaus auch noch wegmüsse. Sie sorgen mir persönlich dafür dass das Haus wirklich abbrennt. Ich sagte, ich habe keinen Brennstoff dabei. Er sagte dann, dann sorgen Sie dafür, dass welcher geholt wird.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Vernehmung J. Rachfahl Oktober 1946</ref> Das Hausmeisterhaus stand laut Jakob angeblich den Plänen des lokalen Straßenbaus im Weg.<ref>Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013. S. 74 f.</ref>
 
Der ehem. Hausmeister der Synagoge berichtete zu dem Vorfall:  
 
Der ehem. Hausmeister der Synagoge berichtete zu dem Vorfall:  
:''In der Nacht vom 9. auf 10. Nov. 1938 fand die Zerstörung der Synagoge im Schulhof durch Brandlegung statt. Die Verbrecher begannen ihr Werk in den Morgenstunden zwischen 2 und 3 Uhr. Bald darauf erschien auch der OB Jakob . Er begab sich gleich zu einem der SA Männer die die Synagoge in Brand steckten und fragte ihn mit einem spöttischem Lächeln:“ Was macht ihr denn da?“ Darauf erwiderte der SA Mann:“Das ist die gerechte Strafe“ ... Jakob war den ganzen folgenden Tag auf der Brandstelle, bis die Zerstörung vollendet war. An diesem Tag vormittags 10 Uhr wurde auch mein Haus neben der Synagoge in Brand gesteckt. Erst die Feuerwehr brachte meine Möbel auf die Straße. Jakob beobachtete auch die Arbeit der Feuerwehr. In meiner Verzweiflung fragte ich Jakob, was ich tun solle, denn er sah doch, dass meine Möbel auf der Straße lagen. Er gab mir zur Antwort: „Machen Sie was Sie wollen, das kümmert mich nichts!“ ... Die ganze Zerstörungsarbeit war für Jakob und seinen Stab ein Vergnügen, denn sie haben sich sichtlich dabei amüsiert.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Schreiben Robert Oppel, 1946</ref>
+
:''In der Nacht vom 9. auf 10. Nov. 1938 fand die Zerstörung der Synagoge im Schulhof durch Brandlegung statt. Die Verbrecher begannen ihr Werk in den Morgenstunden zwischen 2 und 3 Uhr. Bald darauf erschien auch der OB Jakob. Er begab sich gleich zu einem der SA-Männer, die die Synagoge in Brand steckten und fragte ihn mit einem spöttischem Lächeln: “Was macht ihr denn da?“ Darauf erwiderte der SA-Mann: “Das ist die gerechte Strafe“ ... Jakob war den ganzen folgenden Tag auf der Brandstelle, bis die Zerstörung vollendet war. An diesem Tag vormittags 10 Uhr wurde auch mein Haus neben der Synagoge in Brand gesteckt. Erst die Feuerwehr brachte meine Möbel auf die Straße. Jakob beobachtete auch die Arbeit der Feuerwehr. In meiner Verzweiflung fragte ich Jakob, was ich tun solle, denn er sah doch, dass meine Möbel auf der Straße lagen. Er gab mir zur Antwort: „Machen Sie was Sie wollen, das kümmert mich nichts!“ ... Die ganze Zerstörungsarbeit war für Jakob und seinen Stab ein Vergnügen, denn sie haben sich sichtlich dabei amüsiert.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Schreiben Robert Oppel, 1946</ref>
    
=== Abriss Ludwigsbahnhof - Schaffung Schlageterplatz ===  
 
=== Abriss Ludwigsbahnhof - Schaffung Schlageterplatz ===  
Während seiner Amtszeit fällt auch die Entscheidung des Abrisses des ehem. [[Ludwigsbahnhof]]es auf der heutigen [[Fürther Freiheit]] zur Schaffung eines [[Schlageterplatz|Exerzierplatzes]] in der Stadt. Der ehem. [[Stadtbaurat]] [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] rechtfertige den Abriss später damit, "dass der architektonisch hässliche, alte Ludwigsbahnhof abgebrochen wurde und das die hässlichen Lokomotiv- und Lagerschuppen des alten Bahnhofs verschwanden. Da das Gebäude des Bahnhofes im Besitz der Stadt war und die Mietseinnahmen der Gebäude kaum den Unterhalt und die Steuer etc. deckten, so war die Schaffung dieses Platzes mit keinem nennenswerten finanziellen Opfern verknüpft. Der neue Platz bedeutet eine große Verbesserung des dortigen Stadtbildes ..."<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Schreiben Herrenberger vom 26.2.1948</ref>
+
Während seiner Amtszeit fiel auch die Entscheidung des Abrisses des ehem. [[Ludwigsbahnhof]]es auf der heutigen [[Fürther Freiheit]] zur Schaffung eines [[Schlageterplatz|Exerzierplatzes]] in der Stadt. Der ehem. [[Stadtbaurat]] [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] rechtfertigte den Abriss später damit, "dass der architektonisch hässliche, alte Ludwigsbahnhof abgebrochen wurde und das die hässlichen Lokomotiv- und Lagerschuppen des alten Bahnhofs verschwanden. Da das Gebäude des Bahnhofes im Besitz der Stadt war und die Mietseinnahmen der Gebäude kaum den Unterhalt und die Steuer etc. deckten, so war die Schaffung dieses Platzes mit keinem nennenswerten finanziellen Opfern verknüpft. Der neue Platz bedeutet eine große Verbesserung des dortigen Stadtbildes ...".<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Schreiben Herrenberger vom 26.2.1948</ref>
    
=== Heilbad Fürth ===
 
=== Heilbad Fürth ===
Vielumstritten war die Absicht in Fürth ein großes [[Heilquellen|Heilbad]] errichten zu lassen. Den Ausführungen nach dem Krieg kann entnommen werden, dass erhebliche finanzielle Mittel in ein nahezu aussichtsloses Projekt flossen, an das scheinbar niemand glaubte, außer Jakob.  
+
Viel umstritten war die Absicht, in Fürth ein großes [[Heilquellen|Heilbad]] errichten zu lassen. Den Ausführungen nach dem Krieg kann entnommen werden, dass erhebliche finanzielle Mittel in ein nahezu aussichtsloses Projekt flossen, an das scheinbar niemand glaubte, außer Jakob.  
    
=== Sittlichkeitsverbrechen ===
 
=== Sittlichkeitsverbrechen ===
 
[[Datei:Else Biebl 1937 Scan20578.jpg|miniatur|rechts|Sängerin Else Biebl]]
 
[[Datei:Else Biebl 1937 Scan20578.jpg|miniatur|rechts|Sängerin Else Biebl]]
Jakob war in der Fürther Bevölkerung dafür bekannt, dass er als "Lüstling seinen privaten Leidenschaften fröhnte", insbesondere mit dem weiblichen Personal des [[Stadttheater|Stadttheaters]]. <ref>Fürther Nachrichten, 5 statt 10 Jahre Arbeitslager für Jakob, 28.5.49</ref>. Der spätere Ermittlungsdienst der [[Spruchkammer Fürth I]] führte hierzu aus: ''Eine seiner ersten Arbeiten war die Umbesetzung des Balletts am Stadttheater, die Jakob abends die Zeit vertreiben mussten. Bezeichnend ist ein Ausspruch der Fürther Bevölkerung, die sagte: „Jakob ist fromm geworden, er geht mit der „Bibel“ ins Bett.“ Gemeint wurde damals die seinerzeitige Operetten-Diva Frl. Else Biebl. Sein seinerzeitiges Verhalten und sein gesellschaftlicher Umgang, bewegte sich in einem derartigen Sumpf, dass selbst ein hiesiger Kaffeetier Namens Grau im Faschingszug mitging und einen große Schärpe umhängen hatte, worauf geschrieben stand: Ich bin der alte Grau und Jakob ist eine große Sau.“''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Ermittlungsbericht über den Kreisleiter Jakob, 17.3.47</ref>  
+
Jakob war in der Fürther Bevölkerung dafür bekannt, dass er als "Lüstling seinen privaten Leidenschaften frönte", insbesondere mit dem weiblichen Personal des [[Stadttheater|Stadttheaters]].<ref>Fürther Nachrichten, 5 statt 10 Jahre Arbeitslager für Jakob, 28.5.49</ref> Der spätere Ermittlungsdienst der [[Spruchkammer Fürth I]] führte hierzu aus: ''Eine seiner ersten Arbeiten war die Umbesetzung des Balletts am Stadttheater, die Jakob abends die Zeit vertreiben mussten. Bezeichnend ist ein Ausspruch der Fürther Bevölkerung, die sagte: „Jakob ist fromm geworden, er geht mit der „Bibel“ ins Bett.“ Gemeint wurde damals die seinerzeitige Operetten-Diva Frl. Else Biebl. Sein seinerzeitiges Verhalten und sein gesellschaftlicher Umgang bewegte sich in einem derartigen Sumpf, dass selbst ein hiesiger Kaffeetier Namens Grau im Faschingszug mitging und einen große Schärpe umhängen hatte, worauf geschrieben stand: Ich bin der alte Grau und Jakob ist eine große Sau.“''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Ermittlungsbericht über den Kreisleiter Jakob, 17.3.47</ref>  
 
[[Datei:Jakob Hitler A6789.jpg|miniatur|links|Adolf Hitler im Stadttheater mit OB Jakob, ca. 1936]]
 
[[Datei:Jakob Hitler A6789.jpg|miniatur|links|Adolf Hitler im Stadttheater mit OB Jakob, ca. 1936]]
Etwa zur gleichen Zeit gab es einen weiteren Vorfall im [[Cafe Bub]]. Der Cafebesitzer schildert den Fall im Rahmen von Sittlichkeitsermittlungen in einem Schreiben: ''Nun kam im November 1932 das Sittlichkeitsverbrechen dass die ganze Stadt beschäftigte. Herr Kreisleiter Jakob ging in das Cafe Bub. Die Wirtin sass gerade bei einem anderen Gast und unterhielt sich mit ihm, Jakob setzte sich an einen anderen Tisch neben dem Büffet. Als ihn die Wirtin bedient hatte und sich Herrn Jakob gegenüber setzte, legte Jakob auf die schamloseste Weise seinen ganzen Geschlechtsteil auf den Tisch. Die Wirtin, eine sehr anständige Frau, sprang auf und lief davon mit den Worten: „Sie ganz gemeines Schwein!“. Kurz darauf hat Jakob diese Frau zum zweiten Mal belästigt und zwar im Hofraum mit seinem steifen Glied in der Hand. Die Frau flüchtete in die Küche. Um die Bewegung nicht zu schädigen und auch den Boykott fürchtend hat Frau Bub keine Anzeige erstattet.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Auszüge aus einem Brief Hr. Grau, Caffeehausbesitzer an General v. Epp, August 1934</ref>  
+
Etwa zur gleichen Zeit gab es einen weiteren Vorfall im [[Cafe Bub]]. Der Cafebesitzer schilderte den Fall im Rahmen von Sittlichkeitsermittlungen in einem Schreiben: ''Nun kam im November 1932 das Sittlichkeitsverbrechen, dass die ganze Stadt beschäftigte. Herr Kreisleiter Jakob ging in das Cafe Bub. Die Wirtin saß gerade bei einem anderen Gast und unterhielt sich mit ihm, Jakob setzte sich an einen anderen Tisch neben dem Büffet. Als ihn die Wirtin bedient hatte und sich Herrn Jakob gegenüber setzte, legte Jakob auf die schamloseste Weise seinen ganzen Geschlechtsteil auf den Tisch. Die Wirtin, eine sehr anständige Frau, sprang auf und lief davon mit den Worten: „Sie ganz gemeines Schwein!“. Kurz darauf hat Jakob diese Frau zum zweiten Mal belästigt und zwar im Hofraum mit seinem steifen Glied in der Hand. Die Frau flüchtete in die Küche. Um die Bewegung nicht zu schädigen und auch den Boykott fürchtend hat Frau Bub keine Anzeige erstattet.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Auszüge aus einem Brief Hr. Grau, Caffeehausbesitzer an General v. Epp, August 1934</ref>  
    
Dennoch wurde der Fall publik. Angezeigt hatte den Vorfall der Polizeiassistent Köpplinger, dessen Verlobte ebenfalls mit Jakob eine unsittliche Begegnung hatte. Grau schilderte den Fall im Rahmen von Ermittlungen der Sittlichkeitspolizei [[1934]]: ''Der Adjutant des Herrn Kreisleiters Jakob, ein Polizeiassistent Köpplinger, Ehrenbürger von Cadolzburg, hat sich mit einer Dame aus sehr anständigen Kreisen verlobt. 4 Tage nach der Verlobung ging Jakob zur Braut seines Untergebenen und verlangte von ihr, sie solle sich ihm, Jakob hingeben, er habe in Nürnberg ein Zimmer gemietet das koste ihm RM 20,- für die Nacht, sie solle eine Nacht dort mit ihm verbringen, er sorge schon, dass der Fritz (der Polizeiassistent Köpplinger) weiterkomme. ... Der Polizeiassistent Köpplinger konnte sich nicht mehr in Fürth halten und wurde aus Fürth entfernt. (hat sich später erschossen)!''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Auszüge aus einem Brief Hr. Grau, Caffeehausbesitzer an General v. Epp, August 1934</ref>
 
Dennoch wurde der Fall publik. Angezeigt hatte den Vorfall der Polizeiassistent Köpplinger, dessen Verlobte ebenfalls mit Jakob eine unsittliche Begegnung hatte. Grau schilderte den Fall im Rahmen von Ermittlungen der Sittlichkeitspolizei [[1934]]: ''Der Adjutant des Herrn Kreisleiters Jakob, ein Polizeiassistent Köpplinger, Ehrenbürger von Cadolzburg, hat sich mit einer Dame aus sehr anständigen Kreisen verlobt. 4 Tage nach der Verlobung ging Jakob zur Braut seines Untergebenen und verlangte von ihr, sie solle sich ihm, Jakob hingeben, er habe in Nürnberg ein Zimmer gemietet das koste ihm RM 20,- für die Nacht, sie solle eine Nacht dort mit ihm verbringen, er sorge schon, dass der Fritz (der Polizeiassistent Köpplinger) weiterkomme. ... Der Polizeiassistent Köpplinger konnte sich nicht mehr in Fürth halten und wurde aus Fürth entfernt. (hat sich später erschossen)!''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Auszüge aus einem Brief Hr. Grau, Caffeehausbesitzer an General v. Epp, August 1934</ref>
Zeile 48: Zeile 48:  
[[Datei:Rathaus Thorn 1940.jpg|miniatur|links|Rathaus in Thorn, ca. 1940]]
 
[[Datei:Rathaus Thorn 1940.jpg|miniatur|links|Rathaus in Thorn, ca. 1940]]
 
[[Datei:Danzig West Preussen Reichsgau.jpg|miniatur|rechts|Reichsgau Danzig - Westpreußen]]
 
[[Datei:Danzig West Preussen Reichsgau.jpg|miniatur|rechts|Reichsgau Danzig - Westpreußen]]
Gleich zu Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde Toruń am [[7. September]] [[1939]] mit dem Überfall auf Polen von deutschen Truppen besetzt und an das Deutsche Reich angegliedert<ref>Historische Museum Thorn, Homepage, abgerufen am 5. September 2014 | 23:29 Uhr [http://muzeumhw.pl/english/index.php?option=com_content&view=article&id=175:miejsca-pochowkow-zmarych-i-zabitych-jecow-wojennych-oraz-onierzy-sowieckich-i-polskich&catid=51:stalag-xxa&Itemid=111 online erreichbar]</ref>. Die Stadt wurde dem Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet, Gauleiter war der ehem. Freund und Parteigenosse [[Albert Forster]], geboren und aufgewachsen in Fürth. Durch einen unveröffentlichten Erlass vom Dezember [[1939]] wurden die bisherigen polnischen Ortsnamen durch die bis [[1918]] gültigen deutschen Ortsnamen ersetzt, so wurde aus Toruń Thorn.  
+
Gleich zu Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde Toruń am [[7. September]] [[1939]] mit dem Überfall auf Polen von deutschen Truppen besetzt und an das Deutsche Reich angegliedert.<ref>Historische Museum Thorn, Homepage, abgerufen am 5. September 2014 | 23:29 Uhr [http://muzeumhw.pl/english/index.php?option=com_content&view=article&id=175:miejsca-pochowkow-zmarych-i-zabitych-jecow-wojennych-oraz-onierzy-sowieckich-i-polskich&catid=51:stalag-xxa&Itemid=111 online erreichbar]</ref> Die Stadt wurde dem Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet; Gauleiter war der ehem. Freund und Parteigenosse [[Albert Forster]], geboren und aufgewachsen in Fürth. Durch einen unveröffentlichten Erlass vom Dezember [[1939]] wurden die bisherigen polnischen Ortsnamen durch die bis [[1918]] gültigen deutschen Ortsnamen ersetzt, so wurde aus Toruń Thorn.  
   −
Toruń war 1231 vom Deutschen Orden gegründet und wurde schnell ein Handels- und Handwerkzentrum<ref>Wikipedia Thorn, online abgerufen 5. September 2014 | 23:58 Uhr [http://de.wikipedia.org/wiki/Toru%C5%84 online abrufbar]</ref>. Vor Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] gab es in Toruń eine aktive jüdische Gemeinde mit knapp 6-800 jüdischen Bewohnern. Durch den Einmarsch der deutschen Truppen flohen die meisten Juden vor den anrückenden Truppen. Nur etwa 60 Juden blieben zurück, jedoch kamen kurz Zeit später ca. 200 der geflüchteten Juden wieder zurück, da es kein Entkommen mehr für sie gab<ref>Anmerkung: Unterschiedliche Quellen berichten von unterschiedlichen Zahlen.</ref>. Ende [[1939]] wollten die Besatzungsbehörden Thorn für „Judenfrei” erklären, nachdem sie zunächst die „freiwillige Abwanderung“ durch sog. „Auswanderungsscheine“ forcierten. Wer nicht "freiwillig ging" wurde zwangsweise „umgesiedelt“. Die Juden durften nur Handgepäck mitnehmen, ihr Wohnungsinventar wurde vom „Verwertungsamt sichergestellt“, die Wohnungen selbst an „arische“ Familien übergeben. Zur Jahreswende [[1939]]/[[1940]] wurde die ausgebrannte Synagoge abgerissen<ref>Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschsprachigen Sprachraum. Thorn/Weichsel (Westpreußen) - online abgerufen 5. September 2014 | 23:59 Uhr [http://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/s-t/1936-thorn-weichsel-westpreussen online abrufbar]</ref>. In einem Transport wurden die letzten Juden von Thorn [[1940]] nach Lodz verbracht. Vor der Stadt Thorn  existierten gegen Kriegsende mehrere Außenlager des KZ Stutthof (Baukommando Weichsel und AEG Außenarbeitslager) in denen ca. 5000 weibliche, meist jüdische Häftlinge, zu Zwangsarbeiten herangezogen wurden<ref>Wikipedia Liste der Außenlager des KZ Stutthof, Online abgerufen am 5. September 2014 | 23:56 Uhr, [http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Au%C3%9Fenlager_des_KZ_Stutthof online abrufbar]</ref>.
+
Toruń war 1231 vom Deutschen Orden gegründet und wurde schnell ein Handels- und Handwerkszentrum.<ref>Wikipedia Thorn, online abgerufen 5. September 2014 | 23:58 Uhr [http://de.wikipedia.org/wiki/Toru%C5%84 online abrufbar]</ref> Vor Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] gab es in Toruń eine aktive jüdische Gemeinde mit knapp 600 - 800 jüdischen Bewohnern. Durch den Einmarsch der deutschen Truppen flohen die meisten Juden vor den anrückenden Truppen. Nur etwa 60 Juden blieben zurück, jedoch kamen kurze Zeit später ca. 200 der geflüchteten Juden wieder zurück, da es kein Entkommen mehr für sie gab.<ref>Anmerkung: Unterschiedliche Quellen berichten von unterschiedlichen Zahlen.</ref> Ende [[1939]] wollten die Besatzungsbehörden Thorn für „Judenfrei” erklären, nachdem sie zunächst die „freiwillige Abwanderung“ durch sog. „Auswanderungsscheine“ forcierten. Wer nicht "freiwillig ging" wurde zwangsweise „umgesiedelt“. Die Juden durften nur Handgepäck mitnehmen, ihr Wohnungsinventar wurde vom „Verwertungsamt sichergestellt“, die Wohnungen selbst an „arische“ Familien übergeben. Zur Jahreswende [[1939]]/[[1940]] wurde die ausgebrannte Synagoge abgerissen.<ref>Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschsprachigen Sprachraum. Thorn/Weichsel (Westpreußen) - online abgerufen 5. September 2014 | 23:59 Uhr [http://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/s-t/1936-thorn-weichsel-westpreussen online abrufbar]</ref> In einem Transport wurden die letzten Juden von Thorn [[1940]] nach Lodz verbracht. Vor der Stadt Thorn  existierten gegen Kriegsende mehrere Außenlager des KZ Stutthof (Baukommando Weichsel und AEG-Außenarbeitslager), in denen ca. 5000 weibliche, meist jüdische Häftlinge, zu Zwangsarbeiten herangezogen wurden.<ref>Wikipedia Liste der Außenlager des KZ Stutthof, Online abgerufen am 5. September 2014 | 23:56 Uhr, [http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Au%C3%9Fenlager_des_KZ_Stutthof online abrufbar]</ref>
 
[[Datei:Brücke Thorn 1940.jpg|miniatur|links|Weichselbrücke in Thorn, ca. 1940]]
 
[[Datei:Brücke Thorn 1940.jpg|miniatur|links|Weichselbrücke in Thorn, ca. 1940]]
Jakob kam direkt nach dem Überfall auf Polen nach Toruń und wurde zunächst als komm. Stadthalter eingesetzt. Ab dem [[1. April]] [[1940]] übertrug man Ihm die Stelle offiziell. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit bestellte er zwei Stadtplaner (Dipl. Ing. Hans Döllgast und Prof. Gruber)zur Umgestaltung und Ausbau der Stadt. Hans Döllgast berichtet im Spruchkammerverfahren gegen Jakob [[1947]] von seiner Tätigkeiten in Toruń: ''Bei allen Einschränkungen infolge der Kriegsverhältnisse wurden fast gleichzeitig ein Reihe technischer und kultureller Vorhaben in Angriff genommen: Der Ausbau der städtischen Gasversorgung, die zweite Weichselbrücke, Wohnungen in übernommen Rohbauten, Aufforstungen. Unter den kulturellen Aufgaben stand die Rathauserhaltung und –erneuerung oben an. Gleichzeitig Stadttheater und Artushof. Die bauliche Betreuung der drei großen Stadtkirchen wurde weitergeführt, die städtischen Sammlungen geordnet und wesentlich ausgebaut, die Galerie durch Ankäufe erweitert, die Denkmalspflege gründlich ausgeübt, das Gästehaus der Stadt neu errichtet, Friedhof, Krankhaus und Polytechnische Schule baureif geplant.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Bestätigung Dipl. Ing. Hans Döllgast vom 25. April 1945</ref>. Das Jakob von der Vertreibung der Juden, dem Abriss der Synagoge, der "Zwangseindeutschung" und den Lagern mit jüdischen Gefangenen vor der Stadt nichts gewußt haben will, ist völlig ausgeschlossen. Stattdessen stellte sich Jakob später in dem Spruchkammerverfahren gegen Ihn als "Opfer" dar, der gar gegen das NS-Regime gearbeitete hätte. Nach eigenen Angaben war er bei der polnischen Bevölkerung wegen seiner Loyalität äußerst beliebt, weswegen man ihm den Spitznamen "Jakobsky" gab<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Schreiben Bamberger Theater, ab 1. August Leitung: Heinz Denies</ref>.
+
Jakob kam direkt nach dem Überfall auf Polen nach Toruń und wurde zunächst als komm. Statthalter eingesetzt. Ab dem [[1. April]] [[1940]] übertrug man ihm die Stelle offiziell. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit bestellte er zwei Stadtplaner (Dipl.-Ing. Hans Döllgast und Prof. Gruber) zur Umgestaltung und zum Ausbau der Stadt. Hans Döllgast berichtete im Spruchkammerverfahren gegen Jakob [[1947]] von seinen Tätigkeiten in Toruń: ''Bei allen Einschränkungen infolge der Kriegsverhältnisse wurden fast gleichzeitig ein Reihe technischer und kultureller Vorhaben in Angriff genommen: Der Ausbau der städtischen Gasversorgung, die zweite Weichselbrücke, Wohnungen in übernommenen Rohbauten, Aufforstungen. Unter den kulturellen Aufgaben stand die Rathauserhaltung und –erneuerung oben an. Gleichzeitig Stadttheater und Artushof. Die bauliche Betreuung der drei großen Stadtkirchen wurde weitergeführt, die städtischen Sammlungen geordnet und wesentlich ausgebaut, die Galerie durch Ankäufe erweitert, die Denkmalspflege gründlich ausgeübt, das Gästehaus der Stadt neu errichtet, Friedhof, Krankenhaus und Polytechnische Schule baureif geplant.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Bestätigung Dipl. Ing. Hans Döllgast vom 25. April 1945</ref> Dass Jakob von der Vertreibung der Juden, dem Abriss der Synagoge, der "Zwangseindeutschung" und den Lagern mit jüdischen Gefangenen vor der Stadt nichts gewusst haben will, ist völlig ausgeschlossen. Stattdessen stellte sich Jakob später in dem Spruchkammerverfahren gegen ihn als "Opfer" dar, der gar gegen das NS-Regime gearbeitete hätte. Nach eigenen Angaben war er bei der polnischen Bevölkerung wegen seiner Loyalität äußerst beliebt, weswegen man ihm den Spitznamen "Jakobsky" gab.<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Schreiben Bamberger Theater, ab 1. August Leitung: Heinz Denies</ref>
   −
Seine Amtszeit endete im Februar [[1945]], durch den Vormarsch der Russischen Truppen. Jakob selbst sagte über den Ausgang seiner Amtszeit in Thorn in der Spruchkammer: ''"Ich war in Thorn, der Russe kam 1945 im Jänner immer näher, da bekam ich die Erlaubnis aus der Stadtverwaltung mit meinem Beamten abzuziehen, ich selbst blieb aber dort, weil noch sehr viel Zivilisten in der Stadt waren, die ausgeliefert worden wären, ich sorgte für die Lebensmittelausgabe, öffnete die Depots und habe mich von den Russen mit einschließen lassen, 14 Tage lang. Dann kämpften wir uns mit den dortigen Truppen als Rotkreuz-Soldaten durch."''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Protokoll der öffentlichen Sitzung der Lagerspruchkammer am 23.6.1948 / Aktz: 3411 </ref>
+
Seine Amtszeit endete im Februar [[1945]], durch den Vormarsch der russischen Truppen. Jakob selbst sagte über den Ausgang seiner Amtszeit in Thorn in der Spruchkammer: ''"Ich war in Thorn, der Russe kam 1945 im Jänner immer näher, da bekam ich die Erlaubnis aus der Stadtverwaltung mit meinen Beamten abzuziehen, ich selbst blieb aber dort, weil noch sehr viel Zivilisten in der Stadt waren, die ausgeliefert worden wären, ich sorgte für die Lebensmittelausgabe, öffnete die Depots und habe mich von den Russen mit einschließen lassen, 14 Tage lang. Dann kämpften wir uns mit den dortigen Truppen als Rotkreuz-Soldaten durch."''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Protokoll der öffentlichen Sitzung der Lagerspruchkammer am 23.6.1948 / Aktz: 3411 </ref>
    
== Spruchkammerverfahren ==
 
== Spruchkammerverfahren ==
 
[[Bild:Jakob 160251 NZ.jpg|thumb|right|Franz Jakob bei der Verurteilung 1951 (links im Bild)]]
 
[[Bild:Jakob 160251 NZ.jpg|thumb|right|Franz Jakob bei der Verurteilung 1951 (links im Bild)]]
Franz Jakob wurde durch die Alliierten nach dem Krieg am [[6. Juli]] [[1945]] verhaftet und zunächst als "Hauptschuldiger" (Gruppe I) klassifiziert. In dem Spruchkammerurteil vom [[14. Juli]] [[1947]] wurde er zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt, wobei seine politische Haft seit dem [[6. Juli]] [[1945]] angerechnet wurde. Sein persönliches Vermögen wird zur Wiedergutmachung eingezogen, lediglich ein Betrag von DM 2.000,- darf er behalten. Von seinem künftigen Einkommen muss er stets 10% in eine Wiedergutmachungsfond einzahlen. Weiterhin wurde ihm dauerhaft untersagt öffentliche Ämter zu bekleiden oder Mitglied einer Gewerkschaft oder Partei zu werden. Er verliert jeglichen Rentenanspruch aus öffentlichen Mitteln und verliert zusätzlich das passive Wahlrecht. Zusätzlich untersagte die Spruchkammer Jakob für die Dauer von 10 Jahren keinen freien Beruf auszuüben oder sich selbständig als Unternehmer zu betätigen<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Spruchkammerutreil Moosburg-Dachau, Aktenzeichen 3411 vom 14. Juli 1947 </ref>
+
Franz Jakob wurde durch die Alliierten nach dem Krieg am [[6. Juli]] [[1945]] verhaftet und zunächst als "Hauptschuldiger" (Gruppe I) klassifiziert. In dem Spruchkammerurteil vom [[14. Juli]] [[1947]] wurde er zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt, wobei seine politische Haft seit dem [[6. Juli]] [[1945]] angerechnet wurde. Sein persönliches Vermögen wurde zur Wiedergutmachung eingezogen, lediglich ein Betrag von DM 2.000,- durfte er behalten. Von seinem künftigen Einkommen musste er stets 10 % in eine Wiedergutmachungsfond einzahlen. Weiterhin wurde ihm dauerhaft untersagt, öffentliche Ämter zu bekleiden oder Mitglied einer Gewerkschaft oder Partei zu werden. Er verlor jeglichen Rentenanspruch aus öffentlichen Mitteln und zusätzlich das passive Wahlrecht. Auch untersagte die Spruchkammer Jakob, für die Dauer von 10 Jahren keinen freien Beruf auszuüben oder sich selbständig als Unternehmer zu betätigen.<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Spruchkammerurteil Moosburg-Dachau, Aktenzeichen 3411 vom 14. Juli 1947 </ref>
 
Der leitende Ermittler Zeiher kam über Jakob zu dem Ergebnis:
 
Der leitende Ermittler Zeiher kam über Jakob zu dem Ergebnis:
:''…Jakobs Privatleben das sich vor 1933 in geregelten Bahnen und in einem verhältnismäßig guten Familienleben nach außen hin bewegte, wurde mit seiner Einsetzung als Oberbürgermeister mit einem Schlag vernichtet. ... Obwohl Jakob an und für sich kein Alkoholiker war, ist sein schweinisches Verhalten, das allgemein bekannt war umso mehr zu verwerfen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Jakob im Kleinen das Beispiel seiner grossen Häupter nachahmte. Denn trotz seiner Amtseinsetzung ist er doch der kleine Geist geblieben, der er früher war, und der es auch verschiedenen Referatsführern der Stadt möglich machte, dass sie nach ihren Gutdünken in verschiedenen Fragen handeln konnten. Nach seiner Versetzung atmete der anständige Teil der Bürger von Fürth auf. Es geht hier in Fürth das Gerücht, dass Jakob im Lager geäussert haben soll: „Was wollen mir die Fürther schon antun? Ich habe gut gelebt, gefressen und gehurt, und das ist politisch nicht strafbar.“ Dieser Ausdruck zeigt schon die moralische Einstellung des Genannten. Über sein Verhalten in Thorn, ist hier nichts bekannt.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Ermittlungsbericht über den ehem. Kreisleiter und OB der Stadt Fürth, 17.3.47</ref>  
+
:''…Jakobs Privatleben, das sich vor 1933 in geregelten Bahnen und in einem verhältnismäßig guten Familienleben nach außen hin bewegte, wurde mit seiner Einsetzung als Oberbürgermeister mit einem Schlag vernichtet. ... Obwohl Jakob an und für sich kein Alkoholiker war, ist sein schweinisches Verhalten, das allgemein bekannt war umso mehr zu verwerfen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Jakob im Kleinen das Beispiel seiner grossen Häupter nachahmte. Denn trotz seiner Amtseinsetzung ist er doch der kleine Geist geblieben, der er früher war, und der es auch verschiedenen Referatsführern der Stadt möglich machte, dass sie nach ihren Gutdünken in verschiedenen Fragen handeln konnten. Nach seiner Versetzung atmete der anständige Teil der Bürger von Fürth auf. Es geht hier in Fürth das Gerücht, dass Jakob im Lager geäussert haben soll: „Was wollen mir die Fürther schon antun? Ich habe gut gelebt, gefressen und gehurt, und das ist politisch nicht strafbar.“ Dieser Ausdruck zeigt schon die moralische Einstellung des Genannten. Über sein Verhalten in Thorn ist hier nichts bekannt.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Ermittlungsbericht über den ehem. Kreisleiter und OB der Stadt Fürth, 17.3.47</ref>  
   −
In der Verhandlung vor der Spruchkammer Moosburg-Dachau gab Jakob an, "''dass er schon von [[1933]] ab gegen die Partei eingestellt war und nur ein "kleiner, unbedeutender ehrenamtlicher Kreisleiter" gewesen sei, der politisch in Fürth überhaupt nichts zu sagen hatte''"<ref>Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref>. Dies nahm ihm jedoch niemand ab, selbst die Presse sprach davon, dass Jakob "''sich heute auch als ahnungsloser Engel hin (stellt), der nichts von den ganzen Dingen wußte, die im Dritten Reich geschehen sind. Er hatte auch keine Ahnung, dass es KZ´s gab<ref>Anmerkung: Jakob sagte in der Vernehmung auf die Frage, ob er von den KZs gewußt habe: Nein, erst seit 1933 hörte ich davon, von Buchenwald erfuhr ich erst 1945, bei den ersten Prozessen hat man davon gelesen. Auf die Frage, wieviele Fürther seiner Meinung nach ins KZ kamen, sagte Jakob: Während meiner zwölfjährigen Tätigkeit kam nicht einer ins KZ. Protokoll der öffentlichen Sitzung der Lagerspruchkammer am 23.6.1948 / Aktz. 3411</ref>.''" Auch die Mitschuld am [[Synangogenbrand]] am [[9. November]] [[1938]] versuchte er zu leugnen. Vielmehr versuchte er die Alleinschuld dem damaligen Brandmeister und Wehrführer Dipl. Ing. [[Johann Rachfahl]] zuzuschieben - was Ihm jedoch vor Gericht ebenfalls niemand abnahm. Es wurde jedoch nachgewiesen, dass Rachfahl "nur" als ausführendes Organ von Jakob gehandelt hat <ref>Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref>. Rachfahl selbst belastete Jakob vor Gericht schwer im Juli [[1948]]. Auch mit der Verhaftung von ca. 150 jüdischen Mitbürgern in der Pogromnacht will Jakob nichts zu tun gehabt haben.  
+
In der Verhandlung vor der Spruchkammer Moosburg-Dachau gab Jakob an, "''dass er schon von [[1933]] ab gegen die Partei eingestellt war und nur ein "kleiner, unbedeutender ehrenamtlicher Kreisleiter" gewesen sei, der politisch in Fürth überhaupt nichts zu sagen hatte''".<ref>Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref> Dies nahm ihm jedoch niemand ab, selbst die Presse sprach davon, dass Jakob "''sich heute auch als ahnungsloser Engel hin (stellt), der nichts von den ganzen Dingen wusste, die im Dritten Reich geschehen sind. Er hatte auch keine Ahnung, dass es KZ´s gab."''<ref>Anmerkung: Jakob sagte in der Vernehmung auf die Frage, ob er von den KZs gewusst habe: Nein, erst seit 1933 hörte ich davon, von Buchenwald erfuhr ich erst 1945, bei den ersten Prozessen hat man davon gelesen. Auf die Frage, wieviele Fürther seiner Meinung nach ins KZ kamen, sagte Jakob: Während meiner zwölfjährigen Tätigkeit kam nicht einer ins KZ. Protokoll der öffentlichen Sitzung der Lagerspruchkammer am 23.6.1948 / Aktz. 3411</ref> Auch die Mitschuld am [[Synangogenbrand]] am [[9. November]] [[1938]] versuchte er zu leugnen. Vielmehr versuchte er, die Alleinschuld dem damaligen Brandmeister und Wehrführer Dipl.-Ing. [[Johann Rachfahl]] zuzuschieben - was ihm jedoch vor Gericht ebenfalls niemand abnahm. Es wurde jedoch nachgewiesen, dass Rachfahl "nur" als ausführendes Organ von Jakob gehandelt hat.<ref>Fürther Nachrichten vom 26. Juni 1948: Kreisleiter Franz Jakob wußte von nichts</ref> Rachfahl selbst belastete Jakob vor Gericht schwer im Juli [[1948]]. Auch mit der Verhaftung von ca. 150 jüdischen Mitbürgern in der Pogromnacht will Jakob nichts zu tun gehabt haben.  
   −
Der Prozess gegen Jakob wurde zeitweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt - ein bis dahin einmaliger Akt in der Geschichte der Entnazifizierung. Hintergrund der Nicht-Öffentlichkeit waren die diversen Sittlichkeitsverbrechen, die man aus Rücksicht der noch lebenden betroffenen Frauen nicht öffentlich behandeln wollte<ref>Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013. S. 74 f.</ref>.
+
Der Prozess gegen Jakob wurde zeitweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt - ein bis dahin einmaliger Akt in der Geschichte der Entnazifizierung. Hintergrund der Nicht-Öffentlichkeit waren die diversen Sittlichkeitsverbrechen, die man aus Rücksicht auf die noch lebenden betroffenen Frauen nicht öffentlich behandeln wollte.<ref>Ulrich Schuh: Die Entnazifizierung in Mittelfranken - Vorhaben, Umsetzung und Bilanz des Spruchkammerverfahrens in einer vielfältigen Region. Nürnberg, 2013. S. 74 f.</ref>
    
== Berufungskammerentscheidung ==
 
== Berufungskammerentscheidung ==
23.130

Bearbeitungen

Navigationsmenü