Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
50 Bytes hinzugefügt ,  20:27, 21. Jul. 2015
Zeile 56: Zeile 56:  
[[Datei:Brücke Thorn 1940.jpg|miniatur|links|Weichselbrücke in Thorn, ca. 1940]]
 
[[Datei:Brücke Thorn 1940.jpg|miniatur|links|Weichselbrücke in Thorn, ca. 1940]]
 
Jakob kam direkt nach dem Überfall auf Polen nach Toruń und wurde zunächst als komm. Statthalter eingesetzt. Ab dem [[1. April]] [[1940]] übertrug man ihm die Stelle offiziell. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit bestellte er zwei Stadtplaner (Dipl.-Ing. Hans Döllgast und Prof. Gruber) zur Umgestaltung und zum Ausbau der Stadt. Hans Döllgast berichtete im Spruchkammerverfahren gegen Jakob [[1947]] von seinen Tätigkeiten in Toruń: ''Bei allen Einschränkungen infolge der Kriegsverhältnisse wurden fast gleichzeitig ein Reihe technischer und kultureller Vorhaben in Angriff genommen: Der Ausbau der städtischen Gasversorgung, die zweite Weichselbrücke, Wohnungen in übernommenen Rohbauten, Aufforstungen. Unter den kulturellen Aufgaben stand die Rathauserhaltung und –erneuerung oben an. Gleichzeitig Stadttheater und Artushof. Die bauliche Betreuung der drei großen Stadtkirchen wurde weitergeführt, die städtischen Sammlungen geordnet und wesentlich ausgebaut, die Galerie durch Ankäufe erweitert, die Denkmalspflege gründlich ausgeübt, das Gästehaus der Stadt neu errichtet, Friedhof, Krankenhaus und Polytechnische Schule baureif geplant.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Bestätigung Dipl.-Ing. Hans Döllgast vom 25. April 1945</ref> Dass Jakob von der Vertreibung der Juden, dem Abriss der Synagoge, der "Zwangseindeutschung" und den Lagern mit jüdischen Gefangenen vor der Stadt nichts gewusst haben will, ist völlig ausgeschlossen. Stattdessen stellte sich Jakob später in dem Spruchkammerverfahren gegen ihn als "Opfer" dar, der gar gegen das NS-Regime gearbeitete hätte. Nach eigenen Angaben war er bei der polnischen Bevölkerung wegen seiner Loyalität äußerst beliebt, weswegen man ihm den Spitznamen "Jakobsky" gab.<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Schreiben Bamberger Theater, ab 1. August Leitung: Heinz Denies</ref> Dieser Behauptung stehen folgende Fakten gegenüber:  
 
Jakob kam direkt nach dem Überfall auf Polen nach Toruń und wurde zunächst als komm. Statthalter eingesetzt. Ab dem [[1. April]] [[1940]] übertrug man ihm die Stelle offiziell. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit bestellte er zwei Stadtplaner (Dipl.-Ing. Hans Döllgast und Prof. Gruber) zur Umgestaltung und zum Ausbau der Stadt. Hans Döllgast berichtete im Spruchkammerverfahren gegen Jakob [[1947]] von seinen Tätigkeiten in Toruń: ''Bei allen Einschränkungen infolge der Kriegsverhältnisse wurden fast gleichzeitig ein Reihe technischer und kultureller Vorhaben in Angriff genommen: Der Ausbau der städtischen Gasversorgung, die zweite Weichselbrücke, Wohnungen in übernommenen Rohbauten, Aufforstungen. Unter den kulturellen Aufgaben stand die Rathauserhaltung und –erneuerung oben an. Gleichzeitig Stadttheater und Artushof. Die bauliche Betreuung der drei großen Stadtkirchen wurde weitergeführt, die städtischen Sammlungen geordnet und wesentlich ausgebaut, die Galerie durch Ankäufe erweitert, die Denkmalspflege gründlich ausgeübt, das Gästehaus der Stadt neu errichtet, Friedhof, Krankenhaus und Polytechnische Schule baureif geplant.''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Bestätigung Dipl.-Ing. Hans Döllgast vom 25. April 1945</ref> Dass Jakob von der Vertreibung der Juden, dem Abriss der Synagoge, der "Zwangseindeutschung" und den Lagern mit jüdischen Gefangenen vor der Stadt nichts gewusst haben will, ist völlig ausgeschlossen. Stattdessen stellte sich Jakob später in dem Spruchkammerverfahren gegen ihn als "Opfer" dar, der gar gegen das NS-Regime gearbeitete hätte. Nach eigenen Angaben war er bei der polnischen Bevölkerung wegen seiner Loyalität äußerst beliebt, weswegen man ihm den Spitznamen "Jakobsky" gab.<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Schreiben Bamberger Theater, ab 1. August Leitung: Heinz Denies</ref> Dieser Behauptung stehen folgende Fakten gegenüber:  
* Kurz nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Thorn wurden mit Hilfe der Gestapo und der Wehrmacht vom 17. Oktober bis 21. Oktober 1939 eine "Säuberungsaktion" der "...politisch nicht einwandfreien Elemente, die besonders der führend Schicht angehören, statt..". Dabei wurden ca. 1.200 Personen bestehend aus Priestern, Ärzten, Rechtsanwälten und Richtern, Politikern sowie Intelektuelle festgenommen. Zusätzlich zur polnischen Oberschicht wurde ein Großteil der jüdischen Bevölkerung ebenfalls festgenommen. Der Gefangenen wurden mit Lkws in das Fort VII "Friedrich der Große" vor der Stadt Thorn verbracht. Es folgte nach dem Verhör der Gefangenen die Einstufung in: Erschießung, Deportation ins nahegelegene KZ Stutthof bei Danzig oder die Entlassung. Bereits kurz nach den ersten Verhaftungen erfolgten die Massenerschießungen im nahegelegenen Wald Barbarka. In insgesamt acht Massengräbern konnten über 1.000 tote Personen nach dem Krieg gefunden werden, lediglich 300 Personen konnten namentlich identifziert werden.<ref>Torsten Harrseim: Im Himmlers SS-Sicherheitsdienst und Mielkes Staatssicherheit. Edition Winterwork, 2015, S. 101 ff.</ref> <ref>Klaus-Michael Mallmann, Jochen Böhler, Jürgen Matthäus: Einsatzgruppen in Polen, Darstellung und Dokumentation. Hrsg. im Auftrag des Dt. Historischen Instituts Warschau und der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Bd. 12, Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG) 2008, S. 172 ff.</ref>  
+
* Kurz nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Thorn wurden mit Hilfe der Gestapo und der Wehrmacht vom [[17. Oktober]] bis [[21. Oktober]] [[1939]] eine "Säuberungsaktion" der "...politisch nicht einwandfreien Elemente, die besonders der führenden Schicht angehören, statt..". Dabei wurden ca. 1.200 Personen bestehend aus Priestern, Ärzten, Beamte, Rechtsanwälten und Richtern, Politikern sowie Intelektuelle festgenommen. Zusätzlich zur polnischen Oberschicht wurde ein Großteil der jüdischen Bevölkerung ebenfalls festgenommen. Insgesamt 3.000 Gefangene wurden in der Folgezeit mit Lkws in das Fort VII "Friedrich der Große" vor der Stadt Thorn verbracht. Es folgte nach dem Verhör der Gefangenen die Einstufung in: Erschießung, Deportation ins nahegelegene KZ Stutthof bei Danzig oder die Entlassung. Bereits kurz nach den ersten Verhaftungen erfolgten die Massenerschießungen im nahegelegenen Wald Barbarka. In insgesamt acht Massengräbern konnten über 1.000 tote Personen nach dem Krieg gefunden werden, lediglich 300 Personen konnten namentlich identifziert werden.<ref>Torsten Harrseim: Im Himmlers SS-Sicherheitsdienst und Mielkes Staatssicherheit. Edition Winterwork, 2015, S. 101 ff.</ref> <ref>Klaus-Michael Mallmann, Jochen Böhler, Jürgen Matthäus: Einsatzgruppen in Polen, Darstellung und Dokumentation. Hrsg. im Auftrag des Dt. Historischen Instituts Warschau und der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, Bd. 12, Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG) 2008, S. 172 ff.</ref>  
 
[[Datei:Jakob Forster Goebbels 1942.jpg|miniatur|rechts|Die "Volksliste" zur Eindeutschung, unter Leitung von Franz Jakob, 1941]]
 
[[Datei:Jakob Forster Goebbels 1942.jpg|miniatur|rechts|Die "Volksliste" zur Eindeutschung, unter Leitung von Franz Jakob, 1941]]
 
* Nach der ersten Säuberungwelle folgte die zweite Säuberungswelle. Alle "nicht-arischen Polen" wurden zu einer Kommission vorgeladen, zur Klärung der Frage der sog. "Eindeutschung". Diese Kommission, auch genannt die "Volksliste", hatte das Ziel die Menschen in vier Kategorien/ Listen einzuteilen: 1) Deutsche Reichsbürger und deutsche Staatsbürger, also Bürger die unzweifelhaft deutscher Abstammung waren oder sich aktiv für das "Deutschtum" eingesetzt hatten (Liste 1 & 2); 2) Deutschstämmige, die zwar einer "Polnisierung erlegen" waren, sich jedoch nicht "antideutsch" verhielten - z.B. in Mischehen (Liste 3); 3) sog. Schutzangehörige mit beschränkten Rechten, also fremde Volkszugehörige (Liste 4). Vorsitzender dieser Kommission war der Oberbürgermeister Franz Jakob, der mit der Verwaltung diese Aufgabe übernahm. Während die Zusteilung zu Liste 1 & 2 relativ unproblematisch umsetzbar war, und die Zuordnung zur Liste 4 keine Relevanz hatte, entzündete sich ein Streit über die Zuordnung zur "Liste 3 Menschen". Wer nicht in dieses Schema passte wurde "aus dem Reichsgau entfernt, sei es durch Deportation, Einweisung in ein Konzentrationslager oder durch Exekution".<ref>Dieter Schenk: Danzig 1930 - 1945. Das Ende einer freien Stadt. Ch. Links Verlag GmbH 2013, 149 ff.</ref>  
 
* Nach der ersten Säuberungwelle folgte die zweite Säuberungswelle. Alle "nicht-arischen Polen" wurden zu einer Kommission vorgeladen, zur Klärung der Frage der sog. "Eindeutschung". Diese Kommission, auch genannt die "Volksliste", hatte das Ziel die Menschen in vier Kategorien/ Listen einzuteilen: 1) Deutsche Reichsbürger und deutsche Staatsbürger, also Bürger die unzweifelhaft deutscher Abstammung waren oder sich aktiv für das "Deutschtum" eingesetzt hatten (Liste 1 & 2); 2) Deutschstämmige, die zwar einer "Polnisierung erlegen" waren, sich jedoch nicht "antideutsch" verhielten - z.B. in Mischehen (Liste 3); 3) sog. Schutzangehörige mit beschränkten Rechten, also fremde Volkszugehörige (Liste 4). Vorsitzender dieser Kommission war der Oberbürgermeister Franz Jakob, der mit der Verwaltung diese Aufgabe übernahm. Während die Zusteilung zu Liste 1 & 2 relativ unproblematisch umsetzbar war, und die Zuordnung zur Liste 4 keine Relevanz hatte, entzündete sich ein Streit über die Zuordnung zur "Liste 3 Menschen". Wer nicht in dieses Schema passte wurde "aus dem Reichsgau entfernt, sei es durch Deportation, Einweisung in ein Konzentrationslager oder durch Exekution".<ref>Dieter Schenk: Danzig 1930 - 1945. Das Ende einer freien Stadt. Ch. Links Verlag GmbH 2013, 149 ff.</ref>  
86.524

Bearbeitungen

Navigationsmenü