Spiegelglas- und Zinnfolienfabrik D. Morgenstern

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Werbestempel D. Morgenstern

Die Spiegelglas- und Zinnfolienfabrik D. Morgenstern wurde zunächst von Josef Pfeifer Morgenstern 1854 in Forchheim gegründet. David Morgenstern, der erst im Bankhaus Meyer Kohn in Nürnberg arbeitete, erwarb sich am 30. April 1958 für 9.000 Gulden 50 % der von seinem Bruder Josef Pfeifer Morgenstern neu gegründeten Firma. Kurze Zeit später ist Morgenstern bereits 1861 Alleininhaber der Firma. Vermutlich wird in dieser Zeit die Firma auch nach dem neuen Besitzer umbenannt.

Der Standort Forchheim blieb jedoch erhalten. Um 1920 gehörten die Eigentümer der Firma D. Morgenstein zu den vier größten jüdischen Unternehmen in Forchheim, neben den Firmen Optische Fabrik A. Schweizer und Künstlerfarbenfabrik C. Kreul.[1] Nach dem Tod David Morgensterns übernimmt seine Frau Bertha Morgenstern, geb. Gutmann, gemeinsam mit den Söhnen Heinrich und Dr. Friedrich Morgenstern das Unternehmen.

Zinnfolienproduktion zur Spiegelglasindustrie[Bearbeiten]

Die Firma hatte sich auf die Herstellung von Zinnfolien spezialisiert. Ursprünglich wurden Zinnfolien per Hand geschlagen, zur Herstellung von Glasspiegeln wurden aber zunehmend größere Mengen benötigt, sodass sich im Großraum um 1870 drei Firmen auf die maschinelle Herstellung von Zinnfolien spezialisierten. Neben D. Morgenstern waren dies auch die Firmen C. A. Klein und Bauerreis & Müller in Nürnberg. Die Firmen zur Herstellung der Zinnfolie glich anderen Produktionsanlangen der Zeit, z.B. zur Herstellung von Rauschgolderzeugung. Zur besseren Stabilität wurde der Zinnschmelze bis zu 2 % Kupfer beigefügt, sodass eine spätere Verarbeitung leichter möglich war. Die Schmelze wurde zu einer Blechplatte gegossen, und anschließend mit Walzen und mechanischen Hämmern zur Folie ausgeschlagen - ein Prozess der in der Fertigung eine extrem hohe Genauigkeit erforderte. Die Produktion erfolgte in Forchheim meist unter Zuhilfenahme von Wasserkraft.

Stanniolfolienherstellung[Bearbeiten]

Ende des 19. Jahrhunderts wurden durch neue Vorschriften die Produktion von Spiegeln geändert. Insbesondere die Verwendung des giftigen Quecksilbers zur Belegung des Spiegelglases unter Mitverwendung von Zinnfolien wurde untersagt. Dies führte dazu, dass der Absatz der Zinnfolien massiv zurückging, sodass sich die Hersteller von Zinnfolien nach neuen Kunden Umorientieren mussten. Während die meisten Zinnfolienhersteller die Produktion umstellten auf Bronzefarben- und Blattmetallfabriken, ging die Firma D. Morgenstern einen anderen Weg. Sie entschied sich zur Produktion von Stanniolfolien für die Verpackung von Nahrungs- und Genussmitteln. Die Firma bot diese Folien „silberfarbig, glatt, dessiniert, bunt, oder lederartig“ an, auch mit unterschiedlichen Aufdrucken. Der Erfolg gab der Firma recht, bereits 1913 lieferte die Firma Morgenstern ca. 85 % ihrer Produkte ins Ausland, darunter auch nach Übersee nach Nordamerika. Der Trend der Stanniolfolie hielt bis Ende der 1940er Jahre, anschließend wurde dieses Produkt abgelöst durch die Alufolie bzw. durch Kunststofffolien.[2]

Arisierung[Bearbeiten]

Das Unternehmen blieb bis zur Arisierung 1938 durch die Nationalsozialisten im Besitz der Familie.[3] Durch die wilde Arisierung wurde die Familie nahezu enteignet. Dr. Morgenstern, letzter Mitinhaber des Familienunternehmens, versucht die Flucht ins Ausland mit seiner Familie. Nach wochenlangen vergeblichen Versuchen über die spanische Grenze zu kommen verstirbt Dr. Morgenstern im Krankenhaus von Perpignan in Frankreich an Herzversagen.[4]

Nach dem Krieg fällt das Unternehmen, laut Wikipedia, der finnischen Firma Huhtamäki zu, die ebenfalls Verpackungsmaterial für Lebensmittel herstellt.[5] Die Restitutions-Lage ist aktuell nicht bekannt.

Stifterwesen[Bearbeiten]

Die Familie Morgenstern fühlte sich der jüdischen Tradition verpflichtet, finanziell Schwächeren zu helfen bzw. durch Stiftungen der Kommune oder Teilen der Gesellschaft Hilfestellung zu leisten. So stiftete die Folienfabrik zum Bau des neuen Stadttheaters ebenso Gelder, wie Heinrich Morgenstern 1905 für bedürftige Witwen von Arbeitern seiner Firma, die z.B. bei Arbeitsunfällen im Betrieb zu Tode kamen, durch eine Stiftung 10.000 Mark.[6] Auch sein Bruder, Dr. Friedrich Morgenstern, gründete eine Stiftung zur Unterstützung der Familien von Kriegsteilnehmern des 1. Weltkrieges.

Literatur[Bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Homepage: Aus der Geschichte der jüd. Gemeinden im deutschen Sprachraum - Forchheim, online abgerufen am 30. August 2020 | 15:55 Uhr - online
  2. Gilbert Krapf: Schmelzen, Schlagen, Stampfen - Blattgold, Blattmetalle und Bronzefarben aus Fürth. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 1/2008, S. 14 ff.
  3. Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe A 33-8
  4. Dr. Friedrich Morgenstern, Jüdische Opfer der Shoa v. Naomi Blume, online abgerufen am 30. August 2020 | 16:52 Uhr
  5. David Morgenstern, Wikipedia - online abgerufen am 30. August 2020 | 16:51 Uhr
  6. Barbara Ohm, Geschichte der Juden in Fürth, Geschichtsverein Fürth, 2014, S. 225

Bilder[Bearbeiten]