Walter Kreitschmann: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 9. Juli 2024, 13:53 Uhr

Walter Kreitschmann (geb. 21. August 1906 in Sulimmen / Ostpreußen - heute Sulimy / Polen; gest. 29. Oktober 1982) war Pastor in Fürth und gilt als Begründer der Bahnhofsmission Fürth und der Bau- und Siedlungsgenossenschaft. Nach ihm ist auch in der Ottostraße 6 ein Übernachtungsheim der Evang. Bahnhofsmission Fürth e. V. für alleinstehende wohnungslose Männer benannt. Kreitschmann war verheiratet, aus der Ehe gingen vier Kinder hervor.

Leben und Wirken

Nach der Schulzeit studierte Kreitschmann Theologie und Missionswissenschaften in der schweizerischen Pilgermission St. Chrischona, stets von dem Wunsch getragen in Asien missionarisch tätig zu werden. Nach dem Studium wurde er 1935 von der evangelischen Landeskirche übernommen und arbeitete bis zum Kriegsausbruch 1939 in Frankfurt/Oder. Es folgte die Zeit als Pfarrer bei der Wehrmacht, wo er über fünf Jahre tätig war. Während dieser Zeit konnte er dreimal aus der Gefangenschaft fliehen, ehe es ihm über Umwege gelang seine Frau und seine drei Kinder in Thüringen wieder zu finden.

Im Jahr 1945 traf er seine Familie in Thüringen wieder - die Flucht endete mit seiner Familie in Fürth. In der ersten Zeit, lebte er in einer städtischen Gemeinschaftsunterkunft in der Gustavstraße, dem Wirtshaus „Zum Gelben Löwen“. Sein Vater Albert Kreitschmann (geb. 7. Oktober 1878) kam Ende der 1960er Jahre ebenfalls nach Fürth.[1] Bereits kurz nach dem Eintreffen in Fürth, nahm Kreitschmann am 1. Juli 1945 seinen Beruf als Pfarrer wieder auf und arbeitete u.a. als sogenannter Flüchtlingspfarrer. Sein persönlicher Traum, als Missionar in China/Schanghai zu wirken, ließ sich nicht erfüllen. Diesen Wunsch hatte Kreitschmann bereits seit seinem Studium - und sollte ihn während seines berufliches Wirkens weiter verfolgen. Stattdessen war Kreitschmann zunächst als Flüchtlingspfarrer und Bahnhofsmissionar für Flüchtlinge, Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und Südosteuropa sowie sozial Schwache in Fürth tätig. Später sagte er gegenüber der Presse, dass er „... in Fürth ... sein Schanghai fand.“[2]

Hierzu zählte auch, dass Kreitschmann 6. Oktober 1948 auf Einladung in seiner Wohnung in der Holzstraße 43 den Fürther Evangelischen Bahnhofsmissionsverein gründete - nachdem sich zuvor schon ein Freundeskreis gegründet hatte.

Neben der Bahnhofsmission in Fürth gründete Kreitschmann 1948 ebenfalls die Bau- und Siedlungsgenossenschaft in der Heilstättensiedlung, in der er anschließend als langjähriger Vorsitzender aktiv tätig war. Weiterhin war Kreitschmann Initiator und Mitbegründer der Evangelischen Buchhandlung, die von 1963 bis 1996 ihren Verkaufsraum in der Ottostraße 6 hatte.[3] Zuvor hatte er bereits 1953 den Trägerverein für die Buchhandlung gegründet, dessen Geschäftsführer und Schriftführer er war.[4]

Zu seinem 65. Geburtstag erschien in der örtlichen Presse ein Artikel über den sogenannten „Manager“ der Kirche - Pastor Walter Kreitschammn. Zu seinem Wirken befragt antwortete Kreitschmann gegenüber dem Journalisten: „Neben allen meinen Aufgaben im sozialen Dienst am Nächsten vergesse ich darüber nicht meinen eigentlichen Auftrag, den Leuten die Kirche und Gott näherzubringen und sein Wort zu verkünden.“ [5]

Auch wenn er seinen Jugendtraum einer Missionarstätigkeit in China nie verwirklichen konnte, so arbeitete er doch von 1960 bis 1971 als Missionsinspektor im pastoralen Dienst in Afrika. Er besuchte mehrmals den Kontinent und arbeitete über Wochen im Auftrag der Kirche in Afrika.[6]

Politisches Wirken

Wahlkampfmanuskript von Walter Kreitschmann, ca. 1948

Neben seinem sozialen Engagement als Pfarrer war Kreitschmann auch Gründer der Landsmannschaften der Ost- und Westpreußen, sowie der Schlesier und Sudetendeutschen (→ Heimatvertriebene).

In der Nachkriegszeit war Kreitschmann von 1948 bis 1952 Mitglied des Stadtrates, ohne einer Partei anzugehören. Gleichzeitig hielt er Lichtbildvorträge über seine alte Heimat Ostpreußen, so z.B. am 14. Mai 1950 im Schwarzen Kreuz. Das Ostpreußenblatt wusste am 5. Juni 1950 zu berichten: Die Lichtbilder aus Ostpreußen, die in Hamburg zu einer sehr schönen Reihe zusammengestellt und an alle Gruppen der Landsmannschaft ausgeliehen werden, bewiesen in Fürth ihre große Anziehungskraft. Stadtrat Walter Kreitschmann sprach die erläuternden Worte zu der bunten Bilderfolge. Bernstein, Steilküste, Nehrung und Dünen, Segelflug, Elch, Trakehnen, — das sind Begriffe, die mit Ostpreußen verbunden werden. Gedichte und Bruno Hahns mundartliche Vorträge gaben dem sonntäglichen Nachmittagstreffen der Ost- und Westpreußen am 14. Mai im „Schwarzen Kreuz" den heimatlichen Rahmen.[7] Kreitschmann, der zunächst Missionsinspektor in Fürth war, führte die Landsmannschaft der Ostpreußen in Fürth.

Verdienste und Ehrungen

Für seine Verdienste erhielt Kreitschmann den Großen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Gleichzeitig wurde für ihn und sein Engagement eine Gedenktafel am Übernachtungsheim der Bahnhofsmission angebracht.

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Das Ostpreußenblatt, Jhrg. 9, Nr. 41, vom 11. Oktober 1958, Organ der Landsmannschaft Ostpreußens in Hamburg/Ostfriesland, S. 14
  2. P.B.: Manager der Kirche. In: Fürther Nachrichten, August, 1971 (Druckausgabe)
  3. Schreiben an die Mitglieder vom 7. September 1963, Privatarchiv Kreitschmann
  4. Protokoll der konstituierenden Mitgliederversammlung der Evang. Schriftenmission Fürth/Bay vom 14. Oktober 1953, Privatarchiv Kreischmann
  5. P.B.: Manager der Kirche. In: Fürther Nachrichten, August, 1971 (Druckausgabe)
  6. B.N.: Auftrag und Verpflichtung. In: Fürther Nachrichten vom 21. August 1981 (Druckausgabe)
  7. Ostpreußenblatt - Auf den Spuren der Ahnen, online abgerufen am 14. August 2018 | 16:40 Uhr - online abrfubar

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