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Die Pflege des Gartens, der inzwischen auch kleine landwirtschaftliche Anteile mit Obst und Gemüse hatte, wurde größtenteils durch einen Pächter versorgt. Im Jahr 1881 wurde das Waschhaus als kleines Wohnhaus umgebaut und um einen Stall ergänzt. Zusätzlich wurde 1882 eine Holzremise errichtet mit Dreschboden errichtet, sowie 1889 mit einem Gewächshaus erweitert. Im Todesjahr Samuel Kitzingers im Jahr 1903 und dem altersbedingten Rückzug Friedrich Hirschmanns aus dem operativen Geschäft der Bank ging das Anwesen an die nächste Generation der Familie weiter. Beide Bankiers hatten zusammen insgesamt acht Kinder, die inzwischen mit ihrer späteren eigenen Familie erneut das Gelände samt Gebäude als Sommersitz nutzten. Ab 1910 erfuhr das Grundstück erneut eine bauliche Veränderung. So wurden nach den Plänen der örtlich ansässigen Architekten Perlinger & Rogler unter der Federführung der Söhne Gabriel Kitzinger und Carl Hirschmann weitere Gebäude errichtet.<ref>Sädtebilder-Verlag (Hg.): Die Häuser von Peringer und Rogler in Fürth, Fürth 2018</ref>  
 
Die Pflege des Gartens, der inzwischen auch kleine landwirtschaftliche Anteile mit Obst und Gemüse hatte, wurde größtenteils durch einen Pächter versorgt. Im Jahr 1881 wurde das Waschhaus als kleines Wohnhaus umgebaut und um einen Stall ergänzt. Zusätzlich wurde 1882 eine Holzremise errichtet mit Dreschboden errichtet, sowie 1889 mit einem Gewächshaus erweitert. Im Todesjahr Samuel Kitzingers im Jahr 1903 und dem altersbedingten Rückzug Friedrich Hirschmanns aus dem operativen Geschäft der Bank ging das Anwesen an die nächste Generation der Familie weiter. Beide Bankiers hatten zusammen insgesamt acht Kinder, die inzwischen mit ihrer späteren eigenen Familie erneut das Gelände samt Gebäude als Sommersitz nutzten. Ab 1910 erfuhr das Grundstück erneut eine bauliche Veränderung. So wurden nach den Plänen der örtlich ansässigen Architekten Perlinger & Rogler unter der Federführung der Söhne Gabriel Kitzinger und Carl Hirschmann weitere Gebäude errichtet.<ref>Sädtebilder-Verlag (Hg.): Die Häuser von Peringer und Rogler in Fürth, Fürth 2018</ref>  
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Mit der Übernahme der Privatbank [[Hirschmann und Kitzinger]] durch die Commerzbank im Jahr 1918 ging das Anwesen in den Privatbesitz der beiden Familien über und wurde unter den Erben aufgeteilt. Die eine Hälfte des Grundstücks mit der Adresse [[Würzburger Straße 51]] ging an Carl Hirschmann, die andere mit der Nummer 49 an Dr. Gabriel Kitzinger. Mit dessen Umzug nach Nürnberg in den 1920er Jahren vermietete er die Villa an den befreundeten Fürther Fabrikbesitzer [[Ernst Rosenfelder]]. Mit der Emigration Gabriel Kitzingers 1939 nach Großbritannien musste das Anwesen an die Finanzverwaltung des Deutschen Reiches abgetreten werden.<ref>Vgl. Staatsarchiv Nürnberg, Bayerisches Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung, Außenstelle Nürnberg, Nr. 1642</ref> Nach dem Zweiten Weltkrieg befand es sich dann im Besitz der Stadt Fürth, die im Jahr 1954 im südlichen Teil des Grundstücks die Mehrfamilienhäuser Hardstraße 40 - 50 errichten ließ. Die noch bestehende, leerstehende Villa mit mehreren Nebengebäuden ist heute in einem schlechten Zustand und verfällt zusehends.
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Mit der Übernahme der Privatbank [[Hirschmann und Kitzinger]] durch die Commerzbank im Jahr 1918 ging das Anwesen in den Privatbesitz der beiden Familien über und wurde unter den Erben aufgeteilt. Die eine Hälfte des Grundstücks mit der Adresse [[Würzburger Straße 51]] ging an Carl Hirschmann, die andere mit der Nummer 49 an Dr. Gabriel Kitzinger. Mit dessen Umzug nach Nürnberg in den 1920er Jahren vermietete er die Villa an den befreundeten Fürther Fabrikbesitzer [[Ernst Rosenfelder]]. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ab 1933 wurde der Druck auf die jüdischen Bankhausbesitzer zunehmend größer. Im Sommer 1937 wurden die Familien Carl Hirschmann und Gabriel Kitzinger von ihrem Posten als Bankdirektoren der Commerzbank-Filialen in Nürnberg und Fürth enthoben, das Eigentum - darunter auch die Grundstücke Würzburger Straße 49 und 51 von Seiten der Stadtverwaltung zwangsarisiert - und zu völlig marktunüblichen günstigen Preisen weiterveräußert. Käufer der Grundstücke war der Großkaufmann [[Georg Roth]], der neben seinen Lebensmittelläden in der Umgebung auch sein Wohnhaus in unmittelbarer Nähe hatte - Würzburger Straße 196. Die Familie Hirschmann konnte noch rechtzeitig im November 1937 in die USA emigrieren und entging somit einer Deportation und dem sicheren Tod. Die Ehefrau Carl Hirschmanns, Alice Hirschmann, gab 1973 nach dem Tod ihres Ehemanns an, dass der Verkauf des Hauses an die Familie Roth zu einem fairen Preis erfolgt sei.<ref>The Suzanne Statland Collection in Holocaust Studies, Transcript des Interviews von Alice Hirschmann und Suzanne Statland, Kansas City 1973, S. 9</ref> Die Familie Kitzinger gelang die Flucht erst im Juli 1939 nach Großbritannien, große Teile ihres Grundstückes (Würzburger Straße 49) wurde unter Zwang an die Finanzverwaltung des Deutschen Reiches abgetreten.<ref>Staatsarchiv Nürnberg, Bayerisches Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung, Außenstelle Nürnberg, Nr. 1642</ref>
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Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Grundstücke der beiden Familien durch die US-Verwaltung beschlagnahmt und als Wohnhäuser für Beteiligte an den Nürnberger Prozessen genutzt. Während das Haus Hirschmann im Anschluss wieder an Georg Roth zurückgegeben wurde, bekam das Grundstück der Familie Kitzinger die Stadt Fürth übereignet. Letzteres wurde durch die Stadt Fürth als Bauland ausgewiesen und u.a. an Prof. Dr. [[Kurt Denecke]] - Chirurgischer Chefarzt am Klinikum Fürth - sowie an Obermedizinalrat Dr. Johann Schmidt und an den Senatspräsidenten des Oberlandesgerichts Nürnberg Dr. Robert Strobel verkauft. Diese bauten jeweils auf den Grundstücken ein entsprechendes repräsentatives Wohngebäude, die heute noch erhalten sind - aber mit einer Ausnahme - seit Jahren leer stehen.<ref>Stadt Fürth, Bauarchiv Fürth, Bauakten der Hardstraße 36 (Haus Strobel), Hardstraße 38 (Haus Schmidt) und Hardstraße 56 (Haus Denecke)</ref> Im Bereich der [[Hardstraße]] wurde bereits 1954 ein Teil des Grundstückes durch die Stadt veräußert. Es entstanden entlang der Straße zwei Wohnblöcke mit Sozialwohnungen, die 2015 durch die städtische WBG umfassend saniert wurden.<ref>WBG Fürth (Hg.): 100 Jahre Ludwig III. und Königin Marie Therese Goldene Hochzeitsstiftung, Fürth 2018, S. 17 f</ref>
    
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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