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Ruhestand, Horst Gutsche übernahm die Schulleitung der inzwischen auf 48 Schüler - 31 Knaben und 17 Mädchen angewachsenen Schule. Wie jeder Verein blieb auch die Lebenshilfe nicht von einem handfesten Krach verschont. Karl Reinmann, im Jahr zuvor als Geschäftsführer bestimmt, kündigte zum 30. April 1969. Die Gründe waren ständige Spannungen mit der Vorstandschaft. Kurzzeitig übernahm Peter Horn das Amt des Geschäftsführers. In der Jahreshauptversammlung im März 1969 spitzte sich der interne Konflikt anhand eher belangloser Satzungsfragen weiter zu, Anlass war der Beitritt der Lebenshilfe Fürth Land zur städtischen Ortsgruppe, der gesamte Vorstand trat zurück. Angesichts der großen Aufgabe „raufte“ man sich aber bald wieder zusammen. Die Lebenshilfe zählte nach der Fusion mit dem Landkreis 325 Mitglieder. Trotz der Spannungen war der allgemeine Wille ungebrochen, die Provisorien endlich in das Betreuungszentrum einmünden zu lassen. Das Jahr 1969 brachte eine weitere Schwierigkeit mit sich: Zwar wurde im Frühjahr ein Haus in der Weiherhofer Straße 69 (Dambach) für die Sonderschule zur Verfügung gestellt, das Anwesen in der Heilstättensiedlung musste aber verlassen werden, es fiel im Herbst dem Abriss zum Opfer, so dass ab September 1969 nur die Weiherhofer Straße zur Verfügung stand und deswegen der Unterricht in Schichten abgehalten werden musste. Ein Teil der sieben Klassen mit 36 Knaben und 28 Mädchen kam jeweils Montag, Dienstag, Mittwoch, der andere Donnerstag, Freitag und Samstag. Die Raumnot verschärfte sich zusehends. Vor allem aber waren sowohl die sanitären Einrichtungen wie auch die Heizmöglichkeiten in der Weiherhofer Straße mangelhaft bis ungenügend, was nach einem Kälteeinbruch im Dezember 1969 zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen der Lebenshilfe und der Stadt Fürth führte. Probleme ergaben sich auch daraus, dass Horst Gutsche beamteter Schulleiter der Sonderschule und gleichzeitig Vorsitzender des Vereins war (bis 20. Mai 1971). Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung flogen nicht wenige Funken aufgrund der Situation in Dambach, die einerseits der Stadt, andererseits aber auch dem eigenen Vorstand angelastet wurde. Die Notwendigkeit eines Zentrums an der heutigen Aldringerstraße stellte sich wiederum in aller Deutlichkeit, und Karl Reinmann führte mit dieser Perspektive die aufgeladene Versammlung zu einem positiven Ausklang. In den Werkstätten arbeiteten 1969 durchschnittlich 25 Schützlinge. Aufgrund der guten Auftragslage wurde sogar ein kleines Produktionsband eingerichtet, auf dem vor allem Spielzeug montiert wurde. Der damalige Geschäftsführer Peter Horn: „Wir könnten 50 Personen beschäftigen, doch bietet die Werkstätte jetzt nicht mehr Platz“. Das Jahr 1970 stand dementsprechend im Zeichen der Geldbeschaffung für das neue Förderzentrum, auf dem zuerst eine neue Werkstätte entstehen sollte. Nach dem damaligen Kenntnisstand waren mindestens 500.000 Mark Eigenmittel für das geplante Bildungszentrum notwendig. Neben der im Vorjahr abgehaltenen Großtombola auf der Freiheit brachten eine Mitgliederwerbeaktion und eine Spendenverpflichtung auf das jeweilige Einkommen der

Mitglieder einen Reinerlös von 150.000 Mark. Die sieben Lehrerinnen und Lehrer der Sonderschule unterrichteten inzwischen 68 Schüler. Eine weitere Ermutigung erfuhr die Lebenshilfe durch das Arbeitsförderungs-Gesetz (AFG) von 1970. Zuschüsse und Darlehen zum Bau und zur Einrichtung von „Behindertenwerkstätten“ waren nun auch durch die Bundesanstalt für Arbeit möglich; behinderte Menschen konnten Unterstützung zur Ausbildung und Einarbeitung beantragen. Das Inkrafttreten des AFG kam gerade noch rechtzeitig zum Werkstattbau, so dass mehr Zuschussmöglichkeiten, vor allem für Werkzeuge und Maschinen, in Anspruch genommen werden konnten. Im Januar genehmigte das bayerische Innenministerium der Lebenshilfe 900.000 Mark Zuschuss für den Bau einer beschützenden Werkstätte (der Voranschlag lag bei 2,5 Millionen Mark). Anfang 1971 konnte der Unterricht in der Sonderschule wieder in normalen Bahnen abgewickelt werden, da in der Marienstraße 25a, in dessen Gebäude seit Ende 1970 die Werkstatt der Lebenshilfe untergebracht war, Räume frei wurden. Rund 25 behinderte Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren aus der Stadt und dem Landkreis arbeiteten dort montags bis freitags und stellten weiterhin hauptsächlich Spielsachen her, aber auch Netzteile für die Tonbandproduktion der Grundig Werke. Die Werkstatt leitete wie bisher Anton Saller, der von zwei Mitarbeitern und einem Zivildienstleistenden unterstützt wurde. Die Schulleitung wurde ebenfalls in die Marienstraße verlegt. Zum August 1971 verließ Horst Gutsche die Sonderschule, so dass die Schulleiterstelle zu Anfang des Schuljahres 1971/72 unbesetzt war. Zu dieser Zeit waren 76 Kinder (48 Knaben und 28 Mädchen) in der Schule, eine weitere Klasse stand vor der Eröffnung. Kurz nach Ausscheiden von Horst Gutsche als Schulleiter übernahm Herr v. Glatz die Stelle des Geschäftsführers.

3. Reprivatisierung der Sonderschule Während das Bauamt der Stadt Fürth seit 1970 den Neubau der Sonderschule in der inzwischen auf Aldringerstraße umbenannten Zirndorfer Straße plante, stand für die Lebenshilfe zunächst völlig unvermittelt die Reprivatisierung der Sonderschule auf der Tagesordnung. Hintergrund war einerseits eine naheliegende Überlegung: Da die Lebenshilfe am selben Ort eine umfassende Fürsorge plante, wäre es von Vorteil, wenn auch die Schule in dieselbe Trägerschaft überginge. Das Sonderschulgesetz von 1965 gab die Möglichkeit, solche Einrichtungen wieder zu privatisieren, der Staat trug aber nach einer Gesetzesänderung weiterhin die Personalkosten. Der springende Punkt lag aber vor allem darin, dass bei einer Reprivatisierung nicht die Stadt, sondern der Staat die Baukosten von 3 Millionen Mark tragen müsste. Diese relativ späte Erkenntnis aus der Lektüre des Sonderschulgesetzes veranlasste Stadtschulrat Karl Hauptmannl „fünf Minuten vor Zwölf “ vehement einer-

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