Spiegelfabriken: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Februar 2016, 15:49 Uhr

mit Spiegeln beladenes Pferdegespann

Die Spiegelherstellung und -verarbeitung war und ist noch heute ein sehr wichtiges Gewerbe in Fürth. Fürth war die Stadt der Spiegel.

Im Volksmund werden die Fürther deshalb manchmal heute noch "Glasschleifer" genannt. Auch das "Glasscherbenviertel", in dem vor allem die Arbeiter der Hofspiegelfabrik N. Wiederer & Co. wohnten, erinnert noch an die Bedeutung der Spiegelherstellung in Fürth.

Seit 2007 steht ein neun Meter hohe Spiegelsäule in der Konrad-Adenauer-Anlage in Erinnerung an die traditionsreiche Fürther Spiegelindustrie.

Geschichte

Die Spiegelherstellung im 19. Jahrhundert erfolgte meist nicht in Fabriken, sondern in Heimarbeit, die folgendermaßen organisiert war: Der "Spiegelfabrikant" war ein Unternehmer, der die rohen Gläser bei z.B. böhmischen Glashütten kaufte, sie von den Schleifmühlen in der Umgebung schleifen und polieren ließ und sie dann zu den Arbeitern nach Hause lieferte. Dort wurden die Gläser von der ganzen Familie mit dem Quecksilber und der Zinnfolie belegt.[1] Die nötigen Zinnfolien wurden u.a. von der Fürther Firma Morgenstern geliefert und für das anschließende Rahmen "gab es in Fürth das eigenständige Berufsbild des Spiegelschreiners".[2]

Die Blütezeit der Spiegelherstellung war im ausgehenden 19. Jahrhundert. Im Adressbuch von 1891 wurden ganze 78 Spiegel- oder Spiegelnebenprodukte herstellende Firmen gelistet. "Im Adressbuch von 1895 werden [...] außerdem etwa 40 Rahmenhersteller sowie zehn Firmen, die sich mit dem Belegen der Gläser befasst haben [...]" genannt.[3]

Etliche Firmen expandierten: Im Jahre 1872 erbaute z.B. der Glasunternehmer Winkler in Windischeschenbach eine eigene Glashütte. "1893 verlegte die Firma auch ihre Silberspiegelfabrik dorthin, beließ aber den Firmensitz in Fürth. 1882 errichteten Krailsheimer und Miederer aus Fürth eine Glasfabrik in Mitterteich. 1887 errichtete die Firma Seligmann Bendit aus Fürth eine Glashütte in Marktredwitz, die bis in die 1980er Jahre bestand."[4]

"Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts aufkommende technisch-innovatorische, wettbewerbliche und politische Veränderungen brachten dann Verwerfungen für die überkommenen Geschäftsmodelle. Diese führten zu einem schleichenden Niedergang der Branche in Bayern und damit in Fürth."[5]


Herstellung der Spiegel

  • Ursprünglich wurden "Quecksilberspiegel" hergestellt: Dafür übergoss man eine dünne Zinnfolie mit Quecksilber und legte darauf die Glasplatte. Aus den beiden Metallen entstand eine stabile und fest haftende Quecksilberlegierung, ein Amalgam. Überschüssiges Quecksilber floss nach den Seiten hin ab. Allerdings ist Quecksilber hochgiftig und führte bei den Arbeitern und Arbeiterinnen zu häufigen Erkrankungen und einer hohen Sterblichkeit. So schrieb das Polytechnische Journal bereits 1860: "Wenn man die bejammernswürdigen Gestalten der zahlreichen Arbeiter und ihrer Familien in Fürth und der Umgegend von Nürnberg gesehen hat, die ihre Gesundheit durch das gewöhnliche Belegverfahren der Spiegelgläser mit Quecksilber eingebüßt haben und die einem frühen Tode oder hülflosen Alter entgegensiechen, so wird man von Mitleiden ergriffen."[6] Daher kam es 1886 zum Verbot von Quecksilberspiegeln.
  • In der Zwischenzeit hatte der deutsche Chemiker Justus von Liebig eine neue Methode der Spiegelherstellung entdeckt: Er fand heraus, dass sich beim Vermischen von Aldehyd und Silbernitrat eine Silberschicht an der Glaswand abscheidet. So konnten in der Folgezeit "Silberspiegel" hergestellt werden.

Bekannte Fürther Spiegel- und Glas-Fabriken (Auswahl)

Literatur

  • Kilian, Georg: Einiges über Glas und Tafelglas. In: Fürther Heimatblätter, 1961/4, S.167 - 176
  • Müller, Bernhard: Aus der Geschichte der bayerischen Glasindustrie. In: Fürther Heimatblätter, 1961/4, S.177 - 182
  • „Ordnung und Articul denen Glaßer Meistern in dem Marckh-Flecken u. Ambt Fürth ertheilt den 3. Februar Anno 1727“. In: Fürther Heimatblätter, 1961/4, S.183 - 187
  • Spiegel. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 342
  • Gilbert Krapf: Spiegelglas für Fürth. In: Fürther Geschichtsblätter, 1/2006, S.2 - 25
  • Michael Müller: Seligman Bendit & Söhne. Spiegelglas- und Fensterglas-Fabriken. In: Fürther Geschichtsblätter, 2/2006, S.51 - 75 und 3/2006, S.91 - 112

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ueber die Silberspiegelfabrication. In: Polytechnisches Journal 1860, Band 157, Nr. L. (S. 205–212) - zum online-Digitalisat
  2. Gilbert Krapf: Spiegelglas für Fürth. In: Fürther Geschichtsblätter, Nr. 1/2006, S.5. - zur pdf-Datei
  3. Gilbert Krapf: Spiegelglas für Fürth. In: Fürther Geschichtsblätter, Nr. 1/2006, S.3. - zur pdf-Datei
  4. Gilbert Krapf: Spiegelglas für Fürth. In: Fürther Geschichtsblätter, Nr. 1/2006, S.8. - zur pdf-Datei
  5. Michael Müller: Die Marktredwitzer Glashütte der Firma Seligman Bendit & Söhne - zur pdf-Datei
  6. Ueber die Silberspiegelfabrication. In: Polytechnisches Journal 1860, Band 157, Nr. L. (S. 205–212) - zum online-Digitalisat

Weblinks

  • o.N.: Ueber die Silberspiegelfabrication. In: Polytechnisches Journal 1860, Band 157, Nr. L. (S. 205–212) - zum online-Digitalisat
  • Gilbert Krapf: Spiegelglas für Fürth. Glashütten, Schleif- und Polierwerke im 18. und 19. Jahrhundert In: Fürther Geschichtsblätter, Nr. 1/2006. - zur pdf-Datei
  • Michael Müller: Die Marktredwitzer Glashütte der Firma Seligman Bendit & Söhne - zur pdf-Datei