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Dr. '''Michael Berolzheimer''' ([[22. Januar]] [[1866]] in Fürth; gest. [[5. Juni]] [[1942]] in Mt. Vernom, New York USA) war von Beruf Jurist und Rechtsanwalt. Er kam aus der bekannten Fürther Bleistiftfabrik-Familie [[Berolzheimer]]. Dr. Berolzheimer | Dr. '''Michael Berolzheimer''' ([[22. Januar]] [[1866]] in Fürth; gest. [[5. Juni]] [[1942]] in Mt. Vernom, New York USA) war von Beruf Jurist und Rechtsanwalt. Er kam aus der bekannten Fürther Bleistiftfabrik-Familie [[Berolzheimer]]. Dr. Berolzheimer heiratete am [[26. September]] [[1902]] Melitta Berolzheimer (21.10.1867 - unbek.), geb. Schweinsheimer aus München. Melitta Berolzheimer bracht aus erster Ehe zwei Kinder mit in die Familie. | ||
== Emigration und Verfolgung == | == Emigration und Verfolgung == | ||
Dr. Berolzheimer war Gründer und Inhaber einer Rechtsanwaltskanzlei. Mit seiner Familie wohnte er zunächst in Fürth und Nürnberg, wechselte aber anschließend nach Untergrainau in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen. Berolzheimer war passionierter Kunstsammler, seine Sammlung umfasste [[1900]] ca. 800 graphische Blätter deutscher und italienischer Künstler des 18. und 19. Jahrhunderts. Darunter waren Werke von den Künstlern Johann Georg von Dillis, Joseph Anton Koch, Carl Rottmann, Moritz von Schwind, Eugen Napoleon Neureuther, Philipp Veit, Bonaventura Genelli u.v.m. | Dr. Berolzheimer war Gründer und Inhaber einer Rechtsanwaltskanzlei, arbeitete aber in München für die Alte Pinakothek und der Deutschen Orientgesellschaft. Mit seiner Familie wohnte er zunächst in Fürth und Nürnberg, wechselte aber anschließend nach der Hochzeit den Wohnsitz nach Untergrainau in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen. Berolzheimer war passionierter Kunstsammler, seine Sammlung umfasste [[1900]] ca. 800 graphische Blätter deutscher und italienischer Künstler des 18. und 19. Jahrhunderts. Darunter waren Werke von den Künstlern Johann Georg von Dillis, Joseph Anton Koch, Carl Rottmann, Moritz von Schwind, Eugen Napoleon Neureuther, Philipp Veit, Bonaventura Genelli u.v.m. | ||
Wie sein Vater engagierte sich Berolzheimer im kulturellem und sozialen Bereich durch eine Stiftung an die Bayerische Staatsgemäldesammlung sowie an seinem Wohnort in Untergrainau. Trotz seiner unstrittigen Verdienste sah er sich seit der Machtergreifung [[1933]] durch die Nationalsozialisten zunehmend unter Druck gesetzt, so dass er im Sommer [[1938]] mit Hilfe eines befreundeten Anwalts aus München (Robert Held) das Land verlassen konnte. Er emigrierte zu seiner Familie in die USA und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens im Exil. | Wie sein Vater engagierte sich Berolzheimer im kulturellem und sozialen Bereich durch eine Stiftung an die Bayerische Staatsgemäldesammlung sowie an seinem Wohnort in Untergrainau. Trotz seiner unstrittigen Verdienste sah er sich seit der Machtergreifung [[1933]] durch die Nationalsozialisten zunehmend unter Druck gesetzt, so dass er im Sommer [[1938]] mit Hilfe eines befreundeten Anwalts aus München (Robert O. Held) das Land verlassen konnte. Er emigrierte zu seiner Familie in die USA und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens im Exil. | ||
== Arisierung == | == Arisierung == | ||
Seine Vermögen und die Kunstsammlung musste die Familie Berolzheimer [[1938]] bei der Flucht zurück lassen. Die Sammlung wurde im | Seine Vermögen und die Kunstsammlung musste die Familie Berolzheimer [[1938]] bei der Flucht zurück lassen. Er floh zunächst am [[25. Juli]] [[1938]] nach Zürich, ehe er in die USA einreisen konnte. Die Sammlung wurde im November bzw. Dezember [[1938]] und März [[1939]] in Abwesenheit Berolzheimers auf zwei Auktionen bei [https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Weinm%C3%BCller Adolf Weinmüller] versteigert, ein überzeugter Nationalsozialist und Profiteur des NS-Regime, der durch Arisierungen im Kunstbereich eine gewisse Bedeutung erreichte. Berolzheimer erfuhr zwar von den Auktionen, hatte aber keinen Einfluss auf das Geschehen und erhielt auch nichts von dem Erlös. | ||
Im Rahmen der Arisierungsaktion veranlasste das Finanzamt in Garmisch-Partenkirchen in einem Bescheid vom [[15. Dezember]] [[1938]], dass die Familie Berolzheimer in der Folge der Pogromnacht eine sog. "[https://de.wikipedia.org/wiki/Judenverm%C3%B6gensabgabe Kontributionszahlung]" in Höhe von 80.000 RM zahlen müsse - eine vom NS-Regime willkürlich festgelegte "Judenvermögensabgabe". Des Weiteren wurde Michael Berolzheimer bis zum [[5. Februar]] [[1941]] in Abwesenheit gezwungen, sein Grundbesitz in Untergrainau zu verkaufen. Nur fünf Monate später vermeldete die Gestapo-Leitstelle München, dass „das gesamte in Deutschland befindliche Vermögen des B. und seiner Ehefrau sichergestellt" worden sei. Ein Jahr später verstarb Dr. Michael Berolzheimer im Exil. | Im Rahmen der Arisierungsaktion veranlasste das Finanzamt in Garmisch-Partenkirchen in einem Bescheid vom [[15. Dezember]] [[1938]], dass die Familie Berolzheimer in der Folge der Pogromnacht eine sog. "[https://de.wikipedia.org/wiki/Judenverm%C3%B6gensabgabe Kontributionszahlung]" in Höhe von 80.000 RM zahlen müsse - eine vom NS-Regime willkürlich festgelegte "Judenvermögensabgabe". Des Weiteren wurde Michael Berolzheimer bis zum [[5. Februar]] [[1941]] in Abwesenheit gezwungen, sein Grundbesitz in Untergrainau zu verkaufen. Nur fünf Monate später vermeldete die Gestapo-Leitstelle München, dass „das gesamte in Deutschland befindliche Vermögen des B. und seiner Ehefrau sichergestellt" worden sei. Ein Jahr später verstarb Dr. Michael Berolzheimer im Exil. | ||
== Wiedergutmachung == | == Wiedergutmachung == | ||
Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg wurde der ehemalige Freund und Fluchthelfer Rechtsanwalt Held in München kontaktiert und damit beauftragt, die arisierten Kunstgegenstände wieder zu finden und der Familie zurück zuführen. Held nahm 1947 die Untersuchungen auf und so konnten bereits [[1950]] einige Kunstgegenstände aus der Sammlung Berolzheimer der Familie zurück gegeben. So erhielt die Familie von der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München [[1950]] zwei Werke zurück. Es folgten weitere Kunstgegenstände aus dem Albertina in Wien [[2010]] (29 Zeichnungen) und aus dem Kupferstichkabinett in Berlin [[2011]]. | |||
Bekannt wurde der Arisierungsfall Berolzheimer im Jahr [[2010]], als die Klassik Stiftung Weimar ihre Bestände vollständig auf deren rechtmäßige Erlangung untersuchte. Dabei suchte die Stiftung systematisch nach sog. "NS-Raubkunst" im eigenen Bestand - und wurde auch in der Folge mehrfach fündig. So befanden sich u.a. auch vier Zeichnungen in der Kunstsammlung Weimar, die auf den Besitz von Michael Berolzheimer zurückzuführen waren. Inzwischen wurden die Zeichnungen der Familie wieder zurück gegeben. In einer Ausstellung im Foyer des Hauses wurden bis Sommer [[2016]] verschiedene Fälle der Provenienzforschung vorgestellt - so auch die der Familie Berolzheimer. | Bekannt wurde der Arisierungsfall Berolzheimer im Jahr [[2010]], als die Klassik Stiftung Weimar ihre Bestände vollständig auf deren rechtmäßige Erlangung untersuchte. Dabei suchte die Stiftung systematisch nach sog. "NS-Raubkunst" im eigenen Bestand - und wurde auch in der Folge mehrfach fündig. So befanden sich u.a. auch vier Zeichnungen in der Kunstsammlung Weimar, die auf den Besitz von Michael Berolzheimer zurückzuführen waren. Inzwischen wurden die Zeichnungen der Familie wieder zurück gegeben. In einer Ausstellung im Foyer des Hauses wurden bis Sommer [[2016]] verschiedene Fälle der Provenienzforschung vorgestellt - so auch die der Familie Berolzheimer. |