Brauerei Geismann: Unterschied zwischen den Versionen

K
Zeile 28: Zeile 28:
==Zur Geschichte==
==Zur Geschichte==
[[Bild:Geismann_Hof.jpg|right|thumb|Hofansicht der Brauerei]]
[[Bild:Geismann_Hof.jpg|right|thumb|Hofansicht der Brauerei]]
=== Gründung und Einstieg der Familie Geismann ===
=== Gründung und Einstieg der Familie Geismann ===
[[Bild:Geismannkeller.jpg|thumb|right|Die Bierkeller der Brauerei Geismann [[1941]] - hier bereits mit Umbauten zum zivilen Luftschutz]]Die Gründung der Brauerei geht auf das Jahr 1722 zurück als sich der aus Thalmässing stammende Heinrich Lederer mit dem Ersuchen
[[Bild:Geismannkeller.jpg|thumb|right|Die Bierkeller der Brauerei Geismann [[1941]] - hier bereits mit Umbauten zum zivilen Luftschutz]]
{{Zitat|um Überlassung eines öden Plaz mit 74 Schuh in der Länge und 70 Schuh in der
 
Breite neben dem Schön Ferber Sommerauer zu Fürth, auf dem er ein tauglich Präu  
Die Gründung der Brauerei geht auf das Jahr [[1722]] zurück als sich der aus Thalmässing stammende [[Heinrich Lederer]] mit dem Ersuchen
Hauß auf seine Kosten herstellen und aufbauen will|[[Gottlieb Wunschel]]: [[Die Fürther Häuserchronik "Alt Fürth" (Buch)|Alt-Fürth, Band 4]]}}
{{Zitat|um Überlassung eines öden Plaz mit 74 Schuh in der Länge und 70 Schuh in der Breite neben dem Schön Ferber Sommerauer zu Fürth, auf dem er ein tauglich Präu Hauß auf seine Kosten herstellen und aufbauen will|[[Gottlieb Wunschel]]: [[Die Fürther Häuserchronik "Alt Fürth" (Buch)|Alt-Fürth, Band 4]]}} an die Fürther Obrigkeit wendete. Der Fürther Polizeibeamte und Chronist Johann Gottfried Eger erwähnt das Ereignis wie folgt:
an die Fürther Obrigkeit wendete. Der Fürther Polizeibeamte und Chronist Johann Gottfried Eger erwähnt das Ereignis wie folgt:
{{Zitat|Im nämlichen Jahr ist in der Neugasse ein neues Gebäude mit einer Bierbrauerey
{{Zitat|Im nämlichen Jahr ist in der Neugasse ein neues Gebäude mit einer Bierbrauerey
erbauet worden, das schon um das Jahr 1760 die Familie Lederer in Besitz hatte.|[[Johann Gottfried Eger]]: Taschen- und Adreß-Handbuch von Fürth, 1819}}
erbauet worden, das schon um das Jahr 1760 die Familie Lederer in Besitz hatte.|[[Johann Gottfried Eger]]: Taschen- und Adreß-Handbuch von Fürth, 1819}}


Heinrich Lederer, dem [[1723]] das Bürgerrecht der Stadt Fürth erteilt wurde, war der Sohn des Bierbrauers und Metzgers Georg Lederer und entstammte jener Thalmässinger Brauer-Familie Lederer, auf die auch die Nürnberger Brauerei gleichen Namens zurückgeht. Mit der Neugasse ist die heutige Bäumenstraße gemeint und die Errichtung im Jahr 1722 machte die Brauerei Zeit ihres Bestehens zur ältesten bestehenden Braustätte der Stadt Fürth.<ref name="Stadtrat an Geismann GmbH">vgl. Brief des Fürther Stadtrates an die Brauerei Geismann GmbH, Fürth, 17. April 1950</ref> Bereits im gleichen Jahr ließ Heinrich Lederer leicht abseits der heutigen Vacher Straße einen Felsenkeller zur Lagerung des Bieres errichten, welcher seit [[1828]] nach dem damaligen Besitzer „[[Meierskeller]]“ benannt und um die Jahrhundertwende unter der Hausnummer 25 der [[Vacher Straße]] geführt wurde.<ref name="FronmüMeiersk">vgl. Fronmüller, G. T. C., Chronik der Stadt Fürth, Fürth, 1887, S. 137</ref> Über 100 Jahre wird die Brauerei innerhalb der Familie Lederer weitervererbt, ehe sie [[1831]] der Nürnberger Konrad Heinrich Gottlieb Stahlmann erstand. In dessen Besitz verblieb sie nicht lange, bereits [[1843]] veräußert Stahlmann die Brauerei an den Sulzbacher Metzgermeister und Ökonomen Ottmann. Nach dessen Tod übernahm erst die Witwe den Betrieb, [[1860]] die Söhne August Friedrich, Joseph und Christian. Die Gebrüder Ottmann schließlich waren es, die am [[29. Juni]] [[1867]] die Brauerei mit zugehöriger Landwirtschaft für 5.325 fl. sowie eine weitere Immobilie (Frankfurter Landstr. 13) für 4.900 fl. an den Sulzbacher Ökonomen Georg Geismann verkauften.<ref name="StadtarchivFa2Nr10">Fürther Stadtarchiv, Fach 2, Nr. 10, 2. Quartal 1867 (widerspricht Wunschel was die Vornamen der Gebrüder Ottmann angeht)</ref>
Heinrich Lederer, dem [[1723]] das Bürgerrecht der Stadt Fürth erteilt wurde, war der Sohn des Bierbrauers und Metzgers Georg Lederer und entstammte jener Thalmässinger Brauer-Familie Lederer, auf die auch die Nürnberger Brauerei gleichen Namens zurückgeht. Mit der Neugasse ist die heutige [[Bäumenstraße]] gemeint und die Errichtung im Jahr 1722 machte die Brauerei Zeit ihres Bestehens zur ältesten bestehenden Braustätte der Stadt Fürth.<ref name="Stadtrat an Geismann GmbH">vgl. Brief des Fürther Stadtrates an die Brauerei Geismann GmbH, Fürth, 17. April 1950</ref>  
Bereits im gleichen Jahr ließ Heinrich Lederer leicht abseits der heutigen Vacher Straße einen Felsenkeller zur Lagerung des Bieres errichten, welcher seit [[1828]] nach dem damaligen Besitzer „[[Meierskeller]]“ benannt und um die Jahrhundertwende unter der Hausnummer 25 der [[Vacher Straße]] geführt wurde.<ref name="FronmüMeiersk">vgl. Fronmüller, G. T. C., Chronik der Stadt Fürth, Fürth, 1887, S. 137</ref>  
Über 100 Jahre wird die Brauerei innerhalb der Familie Lederer weitervererbt, ehe sie [[1831]] der Nürnberger [[Konrad Heinrich Gottlieb Stahlmann]] erstand. In dessen Besitz verblieb sie nicht lange, bereits [[1843]] veräußert Stahlmann die Brauerei an den Sulzbacher Metzgermeister und Ökonomen Ottmann. Nach dessen Tod übernahm erst die Witwe den Betrieb, [[1860]] die Söhne August Friedrich, Joseph und Christian. Die Gebrüder Ottmann schließlich waren es, die am [[29. Juni]] [[1867]] die Brauerei mit zugehöriger Landwirtschaft für 5.325 fl. sowie eine weitere Immobilie (Frankfurter Landstr. 13) für 4.900 fl. an den Sulzbacher Ökonomen [[Georg Geismann]] verkauften.<ref name="StadtarchivFa2Nr10">Fürther Stadtarchiv, Fach 2, Nr. 10, 2. Quartal 1867 (widerspricht Wunschel was die Vornamen der Gebrüder Ottmann angeht)</ref>


Georg Geismann übernahm die Brauerei in den 1860er Jahren, veranlasst durch eine große hypothekarische Beleihung des Ottmann’schen Anwesens über 40.000 Gulden. Als genaues Datum der Übernahme des Unternehmens durch die Familie Geismann wird meist der oben aufgeführte Immobilien-Verkauf der Gebrüder Ottmann am 29. Juni 1967 benannt, wobei offen bleiben muss, warum Georg Geismann dann erst am 4. November 1875 das Bürgerrecht der Stadt Fürth erwarb .
Georg Geismann übernahm die Brauerei in den 1860er Jahren, veranlasst durch eine große hypothekarische Beleihung des Ottmann’schen Anwesens über 40.000 Gulden. Als genaues Datum der Übernahme des Unternehmens durch die Familie Geismann wird meist der oben aufgeführte Immobilien-Verkauf der Gebrüder Ottmann am 29. Juni 1967 benannt, wobei offen bleiben muss, warum Georg Geismann dann erst am 4. November 1875 das Bürgerrecht der Stadt Fürth erwarb .
Zeile 43: Zeile 45:
=== Wandel zur industriellen Großbrauerei ===
=== Wandel zur industriellen Großbrauerei ===
[[Bild::Datei:Johann Georg Geismann.jpg|thumb|right|Johann Gg. Geismann]]
[[Bild::Datei:Johann Georg Geismann.jpg|thumb|right|Johann Gg. Geismann]]
Bis zur Übernahme durch die Familie Geismann war die Brauerei mit Landwirtschaft ein eher unauffälliger Betrieb. Beim großen Fürther Bierkrawall am [[5. Mai]] [[1866]] bleibt das Anwesen völlig unbehelligt, während das gegenüberliegende Anwesen der Brauerei Mailänder an der Stelle des heutigen Stadttheaters schwer verwüstet wird. Wahrscheinlich hatte sich das kleine Unternehmen Ottmann an der dem Krawall zu Grunde liegenden Bierpreis-Erhöhung schlicht nicht beteiligt. Auch unter Georg Geismann ändert sich am gemächlichen Charakter des Betriebes anfänglich nicht allzu viel. Zwar verkauft er schon [[1868]] die Immobilie Bäumenstraße 22 an den Kaufmann Höfler und gibt damit die Landwirtschaft auf, doch der Malzversud expandiert zunächst nicht wesentlich.  
Bis zur Übernahme durch die Familie Geismann war die Brauerei mit Landwirtschaft ein eher unauffälliger Betrieb. Beim großen Fürther Bierkrawall am [[5. Mai]] [[1866]] bleibt das Anwesen völlig unbehelligt, während das gegenüberliegende Anwesen der [[Brauerei Mailänder]] an der Stelle des heutigen Stadttheaters schwer verwüstet wird. Wahrscheinlich hatte sich das kleine Unternehmen Ottmann an der dem Krawall zu Grunde liegenden Bierpreis-Erhöhung schlicht nicht beteiligt. Auch unter Georg Geismann ändert sich am gemächlichen Charakter des Betriebes anfänglich nicht allzu viel. Zwar verkauft er schon [[1868]] die Immobilie Bäumenstraße 22 an den Kaufmann Höfler und gibt damit die Landwirtschaft auf, doch der Malzversud expandiert zunächst nicht wesentlich.  


Erst [[1880]] wird die Branntweinbrennerei abgemeldet und nach seinem Tod [[1883]] stellen seine Söhne das Unternehmen gänzlich auf die Modernisierung des Braubetriebes ein. Zunächst sind es vier Söhne, die sich gemeinsam mit der Witwe Margarethe um die Fortführung des Unternehmens kümmern. Zwei davon, Konrad († [[1881]]) und Georg († [[1897]]), beide Weihenstephaner, sterben früh und so übernimmt [[Johann Georg Geismann]] die Leitung der Brautätigkeiten, während sich der gelernte Buchhalter [[Leonhard Geismann]] gemeinsam mit der Mutter der Verwaltung der Brauerei annimmt.
Erst [[1880]] wird die Branntweinbrennerei abgemeldet und nach seinem Tod [[1883]] stellen seine Söhne das Unternehmen gänzlich auf die Modernisierung des Braubetriebes ein. Zunächst sind es vier Söhne, die sich gemeinsam mit der Witwe Margarethe um die Fortführung des Unternehmens kümmern. Zwei davon, Konrad († [[1881]]) und Georg († [[1897]]), beide Weihenstephaner, sterben früh und so übernimmt [[Johann Georg Geismann]] die Leitung der Brautätigkeiten, während sich der gelernte Buchhalter [[Leonhard Geismann]] gemeinsam mit der Mutter der Verwaltung der Brauerei annimmt.