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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] kehrte Dunner (wie oben genannt) nach Deutschland zurück, um dem US-Militär zu helfen. Am [[1. Juni]] [[1945]] besuchte er hier auch Fürth, worüber er in seiner Autobiografie wie folgend berichtet: | Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] kehrte Dunner (wie oben genannt) nach Deutschland zurück, um dem US-Militär zu helfen. Am [[1. Juni]] [[1945]] besuchte er hier auch Fürth, worüber er in seiner Autobiografie wie folgend berichtet: | ||
: ''"Während er sich im benachbarten Nürnberg ein Quartier anweisen ließ, reservierte ich mir ein Zimmer im [[Parkhotel]] am Schlageterplatz (jetzt, glaube ich, [[Fürther Freiheit|Platz der Freiheit]] genannt) in Fürth. Verglichen mit Frankfurt und den anderen Städten, durch die ich gefahren war, war Fürth relativ intakt. [...] Mein erster Spaziergang durch die Stadt galt der Schwabacher Straße. Ich glaube, die Häuser dieser Straße sehen heute noch so aus, wie sie am 10. Mai 1908, als ich dort geboren wurde, ausgesehen haben müssen. In dieser Gegend hatte die Familie meiner Großmutter, der Mutter meines Vaters, seit Jahrhunderten gelebt. Hier gaben mir meine Eltern den Namen Joseph zur Erinnerung an meinen Großonkel, Joseph Zwi Halevi Dünner, den Oberrabbiner von Holland, der als Gaon (auf deutsch: Fürst) von Amsterdam in die jüdische Geschichte eingegangen ist. In der Fürther [[Synagoge]] auf dem [[Löwenplatz]] war ich acht Tage nach meiner Geburt in dem üblichen Beschneidungsakt (hebräisch: Brit Milah) in die jüdische Volks- und Religionsgemeinschaft aufgenommen worden. Nun aber, da ich auf den [[Löwenplatz]] zusteuerte, war da nichts als flache Erde und Geröll. Die Synagoge, die im Jahre 5376 nach jüdischem Kalender, im Jahr 1615 nach christlicher Zeitrechnung, erbaut worden war und einstmals wie die Kirche und das Rathaus das Ortsbild Fürths bestimmte, war in der Kristallnacht von den | : ''"Während er sich im benachbarten Nürnberg ein Quartier anweisen ließ, reservierte ich mir ein Zimmer im [[Parkhotel]] am Schlageterplatz (jetzt, glaube ich, [[Fürther Freiheit|Platz der Freiheit]] genannt) in Fürth. Verglichen mit Frankfurt und den anderen Städten, durch die ich gefahren war, war Fürth relativ intakt. [...] Mein erster Spaziergang durch die Stadt galt der Schwabacher Straße. Ich glaube, die Häuser dieser Straße sehen heute noch so aus, wie sie am 10. Mai 1908, als ich dort geboren wurde, ausgesehen haben müssen. In dieser Gegend hatte die Familie meiner Großmutter, der Mutter meines Vaters, seit Jahrhunderten gelebt. Hier gaben mir meine Eltern den Namen Joseph zur Erinnerung an meinen Großonkel, Joseph Zwi Halevi Dünner, den Oberrabbiner von Holland, der als Gaon (auf deutsch: Fürst) von Amsterdam in die jüdische Geschichte eingegangen ist. In der Fürther [[Synagoge]] auf dem [[Löwenplatz]] war ich acht Tage nach meiner Geburt in dem üblichen Beschneidungsakt (hebräisch: Brit Milah) in die jüdische Volks- und Religionsgemeinschaft aufgenommen worden. Nun aber, da ich auf den [[Löwenplatz]] zusteuerte, war da nichts als flache Erde und Geröll. Die Synagoge, die im Jahre 5376 nach jüdischem Kalender, im Jahr 1615 nach christlicher Zeitrechnung, erbaut worden war und einstmals wie die Kirche und das Rathaus das Ortsbild Fürths bestimmte, war in der Kristallnacht von den Nationalsozialisten angezündet und vernichtet worden. Die Inschrift aus dem 29. Psalm, die die jüdischen Familien Fürths zu Beginn des 17. Jahrhunderts über dem Thoraschrein angebracht hatten, "Hasehm jewarech et amo baschalom" ("Der Ewige wird sein Volk mit Frieden segnen") hatte sich als eine unerfüllte Hoffnung erwiesen. [...] In der [[Schützenstraße]], der eigentlichen [[Judengäßlein| Judengasse]] Fürths, standen wie vor Hunderten von Jahren noch die winkligen ein- und zweistöckigen Häuser, in denen die Hausierer und Viehhändler der Stadt gewohnt hatten. In der [[Mühlgasse]] erinnerte die [[Duckla|Weinstube "Duckla"]] daran, daß hier die Mikwah, das rituelle jüdische Frauenbad, stand, in dem sich die Frauen in das systematisch angesammelte Regenwasser duckten. Unter den umgeworfenen und verschmierten Grabsteinen auf dem [[Jüdischer Friedhof|jüdischen Friedhof]] war hier und da noch eine deutsche oder hebräische Inschrift zu entziffern - aber an diesem 1. Juni 1945 war ich wahrscheinlich der einzige Jude hier in Fürth, der in dieser Stadt geboren und noch am Leben war. In meinem fünften Lebensjahr, ein Jahr nach der Geburt meines Bruders Lasar, sandten mich meine Eltern nach Köln zu meinen väterlichen Großeltern. Seitdem hatte ich Fürth nur noch einmal wiedergesehen. [...] Die Stadt ist mir immer ein Stück Heimat geblieben. Aber ich glaube nicht, daß ich je große Sehnsucht nach ihr empfunden habe."''<ref>1971: "Zu Protokoll gegeben. Mein Leben als Deutscher und Jude" (Autobiographische Memoiren), S. 39 ff.</ref> | ||
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