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Rosenfelder entstammte einer jüdischen Familie. Nach dem Abitur am [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium]]<ref>Heinrich-Schliemann-Gymnasium 1996:145</ref> studierte Rosenfelder an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Rechtswissenschaften und beendete [[1913]] sein Studium mit der Promotion zum Doktor der Rechte (Dr. jur.). Das Thema seiner Dissertation war: "''Die materiellen Einwendungen gegen das ausländische Urteil''". Gemeinsam mit Max Süßheim (1875 - 1933), einem bay. SPD-Landtagsabgeordneten für [[Nürnberg]], eröffnete Rosenfelder in [[Nürnberg]] eine Rechtsanwaltskanzlei. | Rosenfelder entstammte einer jüdischen Familie. Nach dem Abitur am [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium]]<ref>Heinrich-Schliemann-Gymnasium 1996:145</ref> studierte Rosenfelder an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Rechtswissenschaften und beendete [[1913]] sein Studium mit der Promotion zum Doktor der Rechte (Dr. jur.). Das Thema seiner Dissertation war: "''Die materiellen Einwendungen gegen das ausländische Urteil''". Gemeinsam mit Max Süßheim (1875 - 1933), einem bay. SPD-Landtagsabgeordneten für [[Nürnberg]], eröffnete Rosenfelder in [[Nürnberg]] eine Rechtsanwaltskanzlei. | ||
Als Anwalt der „Roten Hilfe“ und scharfer Gegner der Nationalsozialisten hatte er sich in Nürnberg und Fürth einen Namen gemacht. 1925 war Verteidiger von 5 Fürther Kommunisten, unter ihnen Michael Blöth, die wegen einer „unerlaubten Demonstration“ angeklagt waren.<ref>Stadtarchiv Fürth AGr 0/357</ref> Am 29. Oktober 1929, als Nebenkläger im sogenannten „Nürnberger Ritualmord Prozess“ gegen Julius Streicher und Karl Heinz Holz, verschaffte er beiden mehrere Monate Haft.<ref>Showalter, Dennis (1997). 6. Jews, | Als Anwalt der „Roten Hilfe“ und scharfer Gegner der Nationalsozialisten hatte er sich in Nürnberg und Fürth einen Namen gemacht. 1925 war Verteidiger von 5 Fürther Kommunisten, unter ihnen Michael Blöth, die wegen einer „unerlaubten Demonstration“ angeklagt waren.<ref>Stadtarchiv Fürth AGr 0/357</ref> Am 29. Oktober 1929, als Nebenkläger im sogenannten „Nürnberger Ritualmord Prozess“ gegen Julius Streicher und Karl Heinz Holz, verschaffte er beiden mehrere Monate Haft.<ref>Showalter, Dennis (1997). 6. Jews, Nationalsozialisten, and the Law: The Case of Julius Streicher". Simon Wiesenthal Annual 6. Wiesenthal.com. </ref> Vermutlich war er auch an der Amtsenthebung [[Julius Streicher]]s aus dem Schuldienst beteiligt. Streicher hatte sich wiederholt als Politiker für die [[NSDAP]] engagiert, und war im Zusammenhang mit dem Hitler-Putsch [[1923]] vom Unterricht unentschuldigt ferngeblieben. Es folgte die Suspendierung vom Schuldienst, gegen die sich Streicher zur Wehr setzte. Die juristische Auseinandersetzung dauerte bis zum [[2. Juni]] [[1928]]. Unter Zubilligung einer Pension wurde Streicher endgültig vom Schuldienst suspendiert. | ||
1931 verteidigte er in Nürnberg die Leiterin der Kindergruppe der KPD, Wally Blöth, der zwei Jahre Gefängnis drohten. ''„Ein an Gestalt unscheinbarer, schmächtiger Mensch mit außerordentlicher Intelligenz und frappierender Schlagfertigkeit, um deren Willen ich kurze Zeit bei ihm verweilen möchte. Er war weit und breit, über die Grenzen des Frankenlandes hinaus, ob seines großen Wissens und der zündenden Durchschlagkraft seiner Strafverteidigungen bekannt, vor Gericht gefürchtet und von der breiten Volksmasse außerordentlich verehrt; er ließ keinen Angeklagten, wenn er verzweifelt zu ihm kam, ohne seine Hilfe, auch wenn er keinen Pfennig dafür zu erwarten hatte; ich unterhielt mich einmal diesbezüglich mit ihm darüber, worauf er mir sagte: 'Ich lasse keinen armen Menschen im Stich, nur deswegen, weil er kein Geld besitzt!''' Diese edlen Charakterzüge besaß Dr. Rosenfelder, der ansonsten ein eigenartiger Kauz im Junggesellenstande war“, charakterisiert ihn ein Mithäftling <ref>Hugo Burkhard, „Tanz mal Jude. meine Erlebnisse in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald, Getto Shanghai 1933-1948“, S. 47.</ref> | 1931 verteidigte er in Nürnberg die Leiterin der Kindergruppe der KPD, Wally Blöth, der zwei Jahre Gefängnis drohten. ''„Ein an Gestalt unscheinbarer, schmächtiger Mensch mit außerordentlicher Intelligenz und frappierender Schlagfertigkeit, um deren Willen ich kurze Zeit bei ihm verweilen möchte. Er war weit und breit, über die Grenzen des Frankenlandes hinaus, ob seines großen Wissens und der zündenden Durchschlagkraft seiner Strafverteidigungen bekannt, vor Gericht gefürchtet und von der breiten Volksmasse außerordentlich verehrt; er ließ keinen Angeklagten, wenn er verzweifelt zu ihm kam, ohne seine Hilfe, auch wenn er keinen Pfennig dafür zu erwarten hatte; ich unterhielt mich einmal diesbezüglich mit ihm darüber, worauf er mir sagte: 'Ich lasse keinen armen Menschen im Stich, nur deswegen, weil er kein Geld besitzt!''' Diese edlen Charakterzüge besaß Dr. Rosenfelder, der ansonsten ein eigenartiger Kauz im Junggesellenstande war“, charakterisiert ihn ein Mithäftling <ref>Hugo Burkhard, „Tanz mal Jude. meine Erlebnisse in den Konzentrationslagern Dachau, Buchenwald, Getto Shanghai 1933-1948“, S. 47.</ref> | ||
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In einer Dokumentation von Julius Zerfass über Dachau wird jedoch beschrieben, dass Rosenfelder zum Zeitpunkt des Fahndungsaufrufes bereits von der SS ermordet worden war und dass die Meldung über seine Entlassung und seine vermutete Flucht ins Ausland lediglich ein Täuschungsmanöver der SS gewesen seien, um den Tod Rosenfelders zu verschleiern.<ref>Julius Zerfass: Dachau. Eine Chronik, 1936, S. 213</ref> Eine weitere Dokumentation über die Opfer in Dachau geht über das spurlose Verschwinden seit 1934 aus <ref>Wolfgang Benz, Terror ohne System, S. 24</ref>. | In einer Dokumentation von Julius Zerfass über Dachau wird jedoch beschrieben, dass Rosenfelder zum Zeitpunkt des Fahndungsaufrufes bereits von der SS ermordet worden war und dass die Meldung über seine Entlassung und seine vermutete Flucht ins Ausland lediglich ein Täuschungsmanöver der SS gewesen seien, um den Tod Rosenfelders zu verschleiern.<ref>Julius Zerfass: Dachau. Eine Chronik, 1936, S. 213</ref> Eine weitere Dokumentation über die Opfer in Dachau geht über das spurlose Verschwinden seit 1934 aus <ref>Wolfgang Benz, Terror ohne System, S. 24</ref>. | ||
Im Fürther Gedenkbuch ist vermerkt: ''"Einige | Im Fürther Gedenkbuch ist vermerkt: ''"Einige Nationalsozialisten warfen seiner Mutter mit den Worten „da haben Sie Ihren Sohn“ den Behälter mit der Asche in die Wohnung." Im Geburts-Register ist nachgetragen: „Amtsgericht Nürnberg v. 10.1.63 für tot erklärt. Standesamt Berlin I West Nr. 10719“. Auch sein Bruder Fritz wurde ein Opfer der Shoah“''.<ref>Gisela Naomi Blume," Zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten Fürther Juden", Fürth, 1997 S. 360</ref> | ||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== |