Die Mesnerverhaftung in Poppenreuth anlässlich des Todes von Kaiser Leopold II.: Unterschied zwischen den Versionen

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Avers: Kaiser Leopold II. Revers: Stadtansicht Nürnberg]]
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In diese Situation hinein starb dann völlig unerwartet am [[1. März]] [[1792]] der Kaiser Leopold II., ein Habsburger. Für die unmittelbar dem Kaiser unterstehende Freie Reichsstadt Nürnberg war es selbstverständlich, öffentlich Trauer zu bezeigen. Sie hatte ja noch zwei Jahre zuvor einen goldenen Kaiserdukaten mit Leopold II. zu dessen Kaiserkrönung im Herbst 1790 prägen lassen.<br />  
In diese Situation hinein starb dann völlig unerwartet am [[1. März]] [[1792]] der Kaiser Leopold II. <ref> Kaiser Leopold II., 1790 -1792 bei [https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_II._(HRR) Wikipedia]</ref>, ein Habsburger. Für die unmittelbar dem Kaiser unterstehende Freie Reichsstadt Nürnberg war es selbstverständlich, öffentlich Trauer zu bezeigen. Sie hatte ja noch zwei Jahre zuvor einen goldenen Kaiserdukaten mit Leopold II. zu dessen Kaiserkrönung im Herbst 1790 prägen lassen.<br />  
Darum veranlasste der Rat der Stadt neben einer entsprechende Trauerpredigt in den einzelnen Kirchen auch ein dreiwöchiges Trauergeläut.  
Darum veranlasste der Rat der Stadt neben einer entsprechende Trauerpredigt in den einzelnen Kirchen auch ein dreiwöchiges Trauergeläut.  
Das Verhältnis der Preussen zu dem Habsburger Leopold war aber eher angespannt.
Das Verhältnis der Preussen zu dem Habsburger Leopold war aber eher angespannt.
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Zum Hergang selbst gab der Poppenreuther Pfarrer [[Erhard Christoph Bezzel]] dann zu Protokoll, dass der Schulmeister Schramm sich in der Kirche eingeriegelt habe. Um 12 Uhr habe er dann mit dem Trauergeläut angefangen. Kaum hatte es die ersten Glockenschläge getan, „''so kam der Dauphine (wohl Amtsvorsteher) nebst einem Unteroffizier und zween Mann mit aufgepflanzten Bajonetten, der schon unter der Predigt in einem dompröbstischen Wirtshaus gewesen sein soll''“ (dabei dürfte es sich ziemlich sicher um das Rote Ross gehandelt haben). Sie drangen in die Kirche ein, weil ein Fürther, der sich in der Kirche versteckt gehalten hatte, sie einließ.  
Zum Hergang selbst gab der Poppenreuther Pfarrer [[Erhard Christoph Bezzel]] dann zu Protokoll, dass der Schulmeister Schramm sich in der Kirche eingeriegelt habe. Um 12 Uhr habe er dann mit dem Trauergeläut angefangen. Kaum hatte es die ersten Glockenschläge getan, „''so kam der Dauphine (wohl Amtsvorsteher) nebst einem Unteroffizier und zween Mann mit aufgepflanzten Bajonetten, der schon unter der Predigt in einem dompröbstischen Wirtshaus gewesen sein soll''“ (dabei dürfte es sich ziemlich sicher um das Rote Ross gehandelt haben). Sie drangen in die Kirche ein, weil ein Fürther, der sich in der Kirche versteckt gehalten hatte, sie einließ.  


Der „Präceptor“ Schramm, sein Schulgehilfe und eine Magd wurden festgenommen, durften sich aber im Kirchhof noch „ankleiden“. Selbes Vorrecht war dem Fürther Mesner nicht zuteil geworden. Er wurde sogar „''ohne Hut''“ - den man dann erst nachschicken musste - arretiert.
Der „Präceptor“ Schramm, sein Schulgehilfe und eine Magd wurden festgenommen, durften sich aber im Kirchhof noch „ankleiden“. Selbes Vorrecht war dem Fürther Mesner nicht zuteil geworden. Er wurde sogar „''ohne Hut''“ - den man dann erst nachschicken musste - arretiert.<ref> siehe auch Fronmüllerchronik [https://books.google.de/books?id=FUBSAAAAcAAJ&pg=PA165&dq=Mesner,+Verhaftung,+Poppenreuth,+Leopold+II.&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj_8tvA3eLTAhXkJZoKHZ15DZoQ6AEIIjAA#v=onepage&q=Mesner%2C%20Verhaftung%2C%20Poppenreuth%2C%20Leopold%20II.&f=false online verfügbar]</ref>


Nachdem Nürnberg auf der Fortsetzung des Trauergeläuts verzichtete, wurde der Verhaftete dann wieder freigelassen.
Nachdem Nürnberg auf der Fortsetzung des Trauergeläuts verzichtete, wurde der Verhaftete dann wieder freigelassen.
Auch dieser Fall kann als Beispiel dafür gelten, dass selbst in der preussischen Epoche die Verwicklungen der Fürther [[Dreiherrschaft]]noch Auswirkungen zeitigten.
Auch dieser Fall kann als Beispiel dafür gelten, dass selbst in der preussischen Epoche die Verwicklungen der Fürther [[Dreiherrschaft]] noch Auswirkungen zeitigten.
   
   
==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==

Version vom 9. Mai 2017, 14:04 Uhr

Als der Markgraf Carl Alexander Ende 1791 die Regierung zugunsten seines nächsten Verwandten niederlegte, ging die Provinz Ansbach-Bayreuth in den Besitz der preußischen Krone über. Karl August Freiherr von Hardenberg war für die Eingliederung der Provinz als preußischer Minister zuständig. Der gleiche Hardenberg ist u.a. auch für den Bau der Nürnberg-Fürther-Chaussee verantwortlich. Die Errichtung dieser Straße hat unter dem Stichwort „Pflasterkrieg“ Wellen geworfen und ist in die lokalen Geschichtsbücher eingegangen.

Bereits im Februar 1792 schrieb der Rat der Stadt Nürnberg an die königlich preußische Regierung zu Ansbach, weil am 13. des Monats „bemeldte Patente am Kirchhofthor zu Poppenreuth affiziert“ wurden. Dabei scheint es wohl um die Anzeige der Regierungsveränderung in den Fürstentümern Ansbach und Bayreuth gegangen sein. Nürnberg störte dabei, dass dies durch einen Geleitshausknecht und einen Doppelsöldner geschah. Die Stadt Nürnberg gäbe ihre Rechte ja auch kund, aber nicht durch Schützen, sondern durch „anständige Personen“. Außerdem wollte die Reichsstadt Nürnberg Preußen in Poppenreuth keine hoheitlichen Rechte zugestehen, sondern bestenfalls das „Possessorium der Frais“ (d.h das Strafrecht bzw. die Blutsgerichtsbarkeit).

Wenig später beschwerte sich die preußische Regierung in Ansbach, dass das „emanierte Manifest“ am Poppenreuther Kirchhoftor „verwegendst“ abgerissen worden sei. Nürnberg hatte dies veranlasst. Selbst verwies man aber auf sein moderates Vorgehen und dass es doch „ohne beleidigenden Lärm“ geschehen sei.
Die Affäre schaukelte sich immer weiter auf. Als nächstes schlug ein bewaffnetes Kommando von sieben Husaren, 35 Jägern, neun Doppelsöldnern und drei Zimmerleuten und mehreren Amtsknechten das bereits erwähnte preußische Patent erneut in Poppenreuth an.

Nürnberger Golddukaten von 1790; Avers: Kaiser Leopold II. Revers: Stadtansicht Nürnberg

In diese Situation hinein starb dann völlig unerwartet am 1. März 1792 der Kaiser Leopold II. [1], ein Habsburger. Für die unmittelbar dem Kaiser unterstehende Freie Reichsstadt Nürnberg war es selbstverständlich, öffentlich Trauer zu bezeigen. Sie hatte ja noch zwei Jahre zuvor einen goldenen Kaiserdukaten mit Leopold II. zu dessen Kaiserkrönung im Herbst 1790 prägen lassen.
Darum veranlasste der Rat der Stadt neben einer entsprechende Trauerpredigt in den einzelnen Kirchen auch ein dreiwöchiges Trauergeläut. Das Verhältnis der Preussen zu dem Habsburger Leopold war aber eher angespannt.

Vom preußischen Geleitshaus in Fürth bekam darum der Schulmeister und Mesner in Poppenreuth eine Anzeige, dass es unter „Vermeidung schwerer Strafen“ verboten sei, sich an dem Geläut zu beteiligen. Zur Untermauerung des Verbotes wurde er am Freitag zuvor noch ins Geleitshaus vor- geladen und eindringlich vermahnt.

Zum Hergang selbst gab der Poppenreuther Pfarrer Erhard Christoph Bezzel dann zu Protokoll, dass der Schulmeister Schramm sich in der Kirche eingeriegelt habe. Um 12 Uhr habe er dann mit dem Trauergeläut angefangen. Kaum hatte es die ersten Glockenschläge getan, „so kam der Dauphine (wohl Amtsvorsteher) nebst einem Unteroffizier und zween Mann mit aufgepflanzten Bajonetten, der schon unter der Predigt in einem dompröbstischen Wirtshaus gewesen sein soll“ (dabei dürfte es sich ziemlich sicher um das Rote Ross gehandelt haben). Sie drangen in die Kirche ein, weil ein Fürther, der sich in der Kirche versteckt gehalten hatte, sie einließ.

Der „Präceptor“ Schramm, sein Schulgehilfe und eine Magd wurden festgenommen, durften sich aber im Kirchhof noch „ankleiden“. Selbes Vorrecht war dem Fürther Mesner nicht zuteil geworden. Er wurde sogar „ohne Hut“ - den man dann erst nachschicken musste - arretiert.[2]

Nachdem Nürnberg auf der Fortsetzung des Trauergeläuts verzichtete, wurde der Verhaftete dann wieder freigelassen. Auch dieser Fall kann als Beispiel dafür gelten, dass selbst in der preussischen Epoche die Verwicklungen der Fürther Dreiherrschaft noch Auswirkungen zeitigten.

Einzelnachweise

  1. Kaiser Leopold II., 1790 -1792 bei Wikipedia
  2. siehe auch Fronmüllerchronik online verfügbar

Siehe auch