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Dr. '''Karl Schlumprecht''' (geb. [[20. April]] [[1901]] in Fürth, gest. [[31. März]] [[1970]] [[Todesort::Bayreuth]]) war | Dr. '''Karl Schlumprecht''' (geb. [[20. April]] [[1901]] in Fürth, gest. [[31. März]] [[1970]] [[Todesort::Bayreuth]]) war [[Beruf::Jurist]] und hoher Funktionär des NS-Regimes und Mitglied der [[Partei::NSDAP]]. Seine NSDAP-Mitgliedsnummer lautete: 375.774. | ||
In der Zeit des | == Leben und Wirken == | ||
Schlumprecht besuchte zunächst von [[1907]] bis [[1915]] die Volksschule und anschließend das [[Heinrich-Schliemann-Gymnasium]] in Fürth. Von [[1915]] bis [[1920]] war er Angehöriger des bayerischen Kadettenkorps, zuvor war er bereit mit dem Freikorps Epp, dem er von März bis Juli [[1919]] angehörte, beteiligt an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik. Im Frühjahr 1920 kämpfte er als Mitglied der Bayerischen Schützenbrigade im Ruhraufstand. | |||
Nach dem bestandenen Abitur im Juli 1920 am Wittelsbacher-Gymnasium München begann er an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München Rechtswissenschaft zu studieren, im selben Jahr wurde er im Corps Arminia München aktiv. Als Inaktives Corps-Mitglied wechselte er von München an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und anschließend an die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen. 1920 arbeitete Schlumprecht als Werkstundent bei einer Dortmunder Brauerei, eher er in den Jahren 1921 bis 1923 als Werkstundent in Holland und in den USA arbeitete. | |||
Von [[1925]] bis [[1928]] arbeitete er nach dem Ersten Staatsexamen als Rechtspraktikant in den bayerischen Städten Nürnberg und München. An der FAU Erlangen promovierte er schließlich [[1929]] zum Dr. der Rechte (Dr. jur) mit folgendem Disserationsthema: ''Der Begriff der Gefahr und seine Verwertbarkeit für die Gefährdungshaftung''. | |||
Nach seinem Zweiten Staatsexamen im November [[1928]] wurde er Assessor an verschiedenen bayerischen Gerichten. Von Oktober [[1929]] bis April [[1932]] war er Staatsanwalt im niederbayerischen Deggendorf tätig, gefolgt von einer Beschäftigung am Amtsgericht Augsburg bis März 1933 Amtsgerichtsrat.<ref>Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975, S. 952</ref> In Deggendorf lernte er seine spätere Ehefrau Elfriede Högn kennen, die Tochter des Lehrers, Heimatforschers und Komponisten August Högn. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. | |||
== Aktivitäten während der NS-Zeit == | |||
Schlumprecht war bereits seit [[1920]] Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei. Anfang Dezember [[1930]] trat er in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei]] ein und bereits ab März [[1931]] trat er als Reichsredner für die [[NSDAP]] auf. Schlumprecht wurde auch Anfang Oktober [[1933]] Mitglied der SS (Mitglieds-Nr. 47.325), in der er die Dienstränge vom SS-Untersturmführer bis zuletzt im März 1944 als SS-Brigadeführer bekleidete. | |||
Mit der Umwandlung des Bayerischen Landtags durch das ''Gesetz der Gleichschaltung der Länder im Reich'' wurden die Ergebnisse der Reichstagswahlen auf den Bayerischen Landtag übertragen, so dass Schlumrecht ab der Machtergreifung am [[9. März]] [[1933]] dem Bayerischen Landtag angehörte. Am selben Tag wurde er zum Adjutanten und persönlichen Referenten des bayerischen Innenministers - Gauleiter Adolf Wagner - ernannt. | |||
Nur kurze Zeit später wurde Schlumprecht am [[26. April]] [[1933]] zum Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth ernannt und trat damit die Nachfolge von Albert Preu an, der zwangsweise in den Ruhestand versetzt wurde. Im November [[1933]] wurde Schlumprecht schließlich auch noch Mitglied des Deutschen Reichstags. | |||
Von [[1934]] bis [[1936]] war er zudem Gauamtsleiter für Kommunalpolitik im Gau Bayrische Ostmark.<ref>Joachim Lilla: Schlumprecht, Karl, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945</ref> Unüberbrückbare Konflikte mit dem Gauleiter Fritz Wächtler - der als Alkoholiker zu unbeherrschten Wutausbrüchen und Bloßstellung seiner Untergebenen bekannt war - führten schließlich dazu, dass Schlumprecht im April [[1937]] sein Amt als Oberbürgermeister aufgeben musste. Schlumprecht setzte sich als kurzfristig ernannter Ministerialdirektor im bayrischen Staatsdienst nach München ab, wo er anschließend die Abteilung Energieversorgung im Finanzministerium und die Abteilung Handel, Industrie und Gewerbe im Wirtschaftsministerium leitete. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht ins Sudetenland leitete er kurzzeitig die Wirtschaftsabteilung beim Chef der Zivilverwaltung in Karlsbad. | |||
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war Schlumprecht von Oktober bis Dezember [[1939]] Leiter des Amtes für Wirtschaft im Generalgouvernement Polen. Danach war er bis Anfang Oktober [[1940]] Abteilungsleiter im bayerischen Finanzministerium und in dieser Funktion auch stellvertretender Finanzminister. Ab Juli [[1941]] war er bei der Militärverwaltung in Belgien und Nordfrankreich in Brüssel. | |||
Vom 16. Juli 1943 bis 21. April 1944 übernahm Schlumprecht in ständiger Vertretung des Gauleiters von Oberbayern, Paul Giesler, das bayerische Wirtschaftsministerium. Während dieser Zeit wird Schlumprecht am 22. März 1944 zum SS-Brigadeführer ernannt. Ab März [[1944]] nahm er die Geschäfte des Staatssekretärs im bayerischen Innenministerium wahr und war zudem Stellvertreter des Gauleiters. | |||
== Zeit nach 1945 == | |||
Schlumprecht kam nach dem [[2. Weltkrieg]] in Kriegsgefangenschaft und war vom [[8. Mai]] [[1945]] bis [[9. Juni]] [[1948]] in alliierter Internierung. Anfang [[1948]] wurde er nach zunächst nach Belgien überstellt. Am [[13. August]] [[1948]] wurde Schlumpfrecht nach einem Spruchkammerverfahren in München als „Minderbelasteter“ (Stufe III) eingestuft und "entnazifiziert". Nur kurze Zeit später wird am [[12. November]] [[1948]] das Urteil durch den bayerischen Kassationshof aufgehoben und Schlumprecht am [[20. Dezember]] [[1948]] als „Mitläufer“ (Stufe IV) eingestuft und zu 500 DM Geldstrafe verurteilt, was eine Verringung der Schuld juristisch darstellte. | |||
Schlumprecht siedelt anschließen in München an und es gelang ihm wieder in den Saatsdienst zu kommen. Er arbeitete nach dem Krieg für den Bayerischen Gemeindetag. Am [[1. März]] [[1956]] wurde ihm aufgrund seiner NS-Funktionärstätigkeit die Amtsbezeichnung Ministerialdirektor durch die bayerische Staatsregierung aberkannt. | |||
== Literatur == | |||
* Werner Präg / Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.): Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939–1945, Stuttgart 1975 | |||
* Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns. Unveränderte Neuauflage. Dietz, Bonn u. a. 1982 | |||
* Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 4. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2008 | |||
== Weblinks == | |||
* Bayerische Landesbibliothek Online: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945 - [https://verwaltungshandbuch.bayerische-landesbibliothek-online.de/schlumprecht-karl Homepage] | |||
== Siehe auch == | |||
* [[NSDAP]] | |||
* [[Fürther NSDAP-Mitglieder]] | |||
== Einzelnachweise == |