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Version vom 3. Mai 2009, 12:49 Uhr
Hermann Weigmann (* 17. Januar 1856 in Fürth, Marktplatz/ Gasthof "Goldener Schwan"; † 19. Februar 1950 in Kappeln an der Schlei) war ein Bakteriologe und Milchwissenschaftler.
Leben und Wirken
Schule und Militärdienst
Schon in seiner Jugend zeigte Hermann Weigmann großes Interesse für Naturwissenschaft, besonders für Chemie. 1875 bestand er am Königlichen Bayerischen Realgymnasium in Nürnberg das Abitur.
Anschließend erfüllte er im bayerischen Jäger-Bataillon in Erlangen seine Militärpflicht.
Studium und Promotion
Dann studierte Hermann Weigmann in Erlangen als Schüler von Eugen Franz Gorup von Besánez (1817- 1878) physiologische Chemie, danach in München als Schüler von Emil Erlenmeyer (1825 1909) Naturwissenschaften. 1879 legte er die Prüfung für das höhere Lehramt ab und promovierte 1882 in Erlangen mit einer Arbeit über „Die Herstellung und Untersuchung von Derivaten der Opiansäure“.
Wissenschaftliche Laufbahn
Anschließend wurde Hermann Weigmann Assistent in Rostock und später bei Joseph König (1843-1930) in Münster in Westfalen. König veranlaßte ihn, sich mit der Bakteriologie zu beschäftigen. 1888 ging Hermann Weigmann nach Memmingen zu Vogel, wo dieser ein technisch-chemisches Laboratorium für Brauerei und Milchwirtschaft eingerichtet hatte. 1889 kam er mit Wilhelm Fleischmann (1837-1920) zusammen und ging dann nach Kiel an die Versuchs-Station für Molkereiwesen, wo eine bakteriologische Abteilung neu eingerichtet wurde. [1]
Hermann Weigmann begründete als Leiter der „Versuchsstation und Lehranstalt für Molkereiwesen“ in Kiel (ab 1889) die moderne Milch-Bakteriologie in Deutschland. [2]
Ab 1889 war er als Abteilungsleiter und ab 1892 als erster Institutsleiter bis 1921 in der Forschung mit Bakterien in der Milchwirtschaft tätig.
Weigmann wurde der Hauptträger der Idee Benno Martinys (1871-1953) eines milchwirtschaftlichen Forschungsinstituts. Er reiste in die Vereinigten Staaten und studierte dort die entsprechenden Einrichtungen an den landwirtschaftlichen Versuchs-Stationen und Universitäten und wertete seine Beobachtungen fruchtbringend für die Heimat aus. Auf Grund seiner Bemühungen entstand dann ummittelbar nach dem Ersten Weltkrieg die Forschungsanstalt in Kiel, dem Ort seiner eigenen Lebensarbeit.
Wissenschaftliches Werk
Zu den herausragenden Milchwissenschaftlern Wilhelm Fleischmann und Benno Martiny gehört auch Hermann Weigmann. Keiner ist ohne die beiden anderen zu denken. Jeder hat auf dem ihm eigenen Arbeitsgebiet Unvergängliches geleistet, Weigmann in der Bakteriologie der Milch und Molkereiprodukte durch die Einführung der Reinkulturen, wozu Emil Christian Hansen (1842-1909) in der Brauerei das Vorbild gegeben hatte. Besonders zu erwähnen sind „Die Pilzkunde der Milch“ 1911 und 1924, „Lehrbuch der Milchwirtschaft“ von Wilhelm Fleischmann, das Hermann Weigmann in 7. Auflage gänzlich umgearbeitet hat, und das „Handbuch der praktischen Käserei“ von Wilhelm Eugling, das in 3. und 4. Auflage von ihm herausgegeben worden ist.
Ehrungen
Die Wiener Gesellschaft für Mikrobiologie ernannte Professor Dr. phil. et. agr. h.c. Hermann Weigmann für seine Verdienste um die Mikrobiologie 1933 zum korrespondierenden Mitglied.[3]
- Gedenktafel an seinem Geburtshaus, Gasthof „Goldener Schwan“ in Fürth.
- Hermann-Weigmann-Straße in Kiel (Bundesanstalt für Milchforschung)
- Zu Erinnerung an Dr. Hermann Weigmann wird die Hermann-Weigmann-Medaille an verdienstvolle Wissenschaftler verliehen.
Hermann-Weigmann-Medaille
Veröffentlichungen
- Die Herstellung und Untersuchung von Derivaten der Opiansäure. Dissertation, Universität Erlangen, 1882
- Die Pasteurisierung der Marktmilch. Ein neuer Apparat für die Pasteurisierung großer Mengen im laufenden Betrieb. Hildesheim: Molkerei-Zeitung, 1915, 12 S. (Aus: Molkerei-Zeitung. Jg. 1915. Nr 71 und 72)
- Die Tätigkeit der Versuchsstation und Lehranstalt für Molkereiwesen in Kiel: Abteilung der Landwirtschafts-Kammer für die Provinz Schleswig-Holstein seit Gründung der bakteriologischen Abteilung im Jahre 1889. Ein 25 Jahre umfassender Bericht. [s. l.]: [s. n.], 1916, 150 S.
- Die Pilzkunde der Milch. Eine Darstellung der Gärungserscheinungen in der Milch und der Gärungstechnik des Molkereigewerbes. 2., vollst. neubearb. Auflage der Mykologie der Milch. Berlin: P. Parey, 1924, VIII, 379 S.
- Wilhelm Fleischmann: Lehrbuch der Milchwirtschaft 7. völlig neubearb. Auflage, hrsg. von Hermann Weigmann. Berlin: P. Parey, [1929]-1932, XI, 966 S.
- Handbuch der praktischen Käserei. 4., gänzlich neubearb. Auflage von Wilhelm Euglings "„Handbuch der Käserei“. Berlin: Parey, 1933, VIII, 422 S.
- Karl Nagalhard: Männer um Martiny. Mit einer geschichtlichen Einleitung über „Die Milchwirtschaft in ihrem Werden als angewandte Wissenschaft“ von Hermann Weigmann. Hrsg.: Preußische Versuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft in Kiel. Hildesheim: Molkerei-Zeitung, 1936, 124 gez. Bl. (Hermann Weigmann galt als Nestor der deutschen Milchwirtschaft. Benno Martiny war Weigmanns großes Vorbild, „dessen Idee nach Gründung eines Hochstiftes für die Milchwirtschaft er aufgegriffen und bis zum Erfolg durchgeführt hat. Darüber hinaus aber war Martiny die hervorragendste Gestalt der Milchwirtschaft um die Wende des 19. Jahrhunderts.“ (Vorwort) Enthält 124 Kurzbiographien bedeutender Milchwissenschaftler und Porträtzeichnungen von G. Zimmermann)
- Benno Martiny, der Mann, sein Streben und sein Werk. Zur Erinnerung an seinen 100. Geburtstag am 23. September 1936. Hildesheim: Molkerei-Zeitung, 1936, 78 S.
Literatur
- Hermann Weigmann * 17. Januar 1856. In: Karl Nagalhard: Männer um Martiny. Hildesheim: Molkerei-Zeitung, 1936
Netzverweise
- Geschichte der Bundesanstalt für Milchforschung. Hrsg.: Max Rubner-Institut - im Netz
- Bundesanstalt für Milchforschung - Wikipedia
- Labspuren - Spuren von Lab. ÄlplerInnen und Alpfreunde - im Netz
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Hermann Weigmann * 17. Januar 1856. In: Karl Nagalhard: Männer um Martiny. Hildesheim: Molkerei-Zeitung, 1936, In: Milch & Kultur Rheinland und Westfalen e.V. - im Netz
- ↑ Namhafte Fürther. In: Statistisches Jahrbuch der Stadt Fürth 2007, S. 20 - PDF-Datei
- ↑ Klinische Wochenschrift 12. Jg., Nr. 3 vom 21. Januar 1933, S. 128