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:''Am 1. Januar wurde, langjährigen Wünschen der Einwohnerschaft entgegenkommend, die Stadtpostexpedition Fürth im [[Roßwirthshof]] ([[Waaggasse]]) eröffnet [...]. [...]. Das K. Bezirksamt Nürnberg wurde in der Sitzung vom 8. Januar ersucht, die Sodafabrik aufzufordern, eine wasserdichte Grube zur Aufnahme der Kalkabfälle herzustellen und die Flüssigkeit durch den Kanal in den Fluß zu leiten. [...]. 15. Januar. Plötzliche eingetretenes Thauwetter hat ziemliche Ueberschwemmungen sowohl von Seite der [[Rednitz]], als auch der [[Pegnitz]] veranlaßt, was sich nach starken Regengüssen am 22. wiederholte. - Am 23. Januar wurde hier die Oper „Faust“ gegeben. [...]. Der Antrag der gemischten gemeindlichen Kommission für die höheren Schulen, die vier untersten Klassen der mit der Lateinschule verbundenen Vorbereitungsklasse zu belassen und die Gesammtanstalt mit der der Bezeichnung: „Lateinschule mit Realvorschule“ beizubehalten, wurde zum Beschlusse erhoben. - Von den Gemeindebevollmächtigten wurde am 31. Januar dem Beschlusse des Magistrats zugestimmt, wonach für das neue Schulhaus das Grubensystem einzuführen sei. - 2. Febr. Der Postspecialkassier bei dem hiesigen Post- und Bahnamte Freiherr Lochner von Hüttenbach wurde auf Ansuchen in gleicher Eigenschaft nach Lindau versetzt. [...]. Der hiesige Bäckerverein hat am 6. Febr. beschlossen, eine Mehlbörse zu errichten. [...]. Zum Lokale wurde der Gasthof [[zum grünen Baum]] bestimmt. - In der am 6. Februar abgehaltenen Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Glas-, Spiegel- und Zinnfolienfabrikation wurde der Rechenschaftsbericht für 1877 vorgelegt und genehmigt. [...]. Bezüglich der im Vorjahre vom Magistrate zur Errichtung eines Flußbades erkauften Rednitzwiesen wurde vom Eisenbahnfiskus die Genehmigung einer Wasserpassage nicht ertheilt. [...]. In der Nacht vom 16. Febr. brach Feuer aus im Dachstuhl des Kesselhauses der Maschinenfabrik von J. W. [[Engelhardt]] und Comp. an der [[Nürnberger Landstraße]], und verbreitete sich über den Dachstuhl der Messinggießerei. [...]. Am 19. Februar [...] starb Privatier [[Josef Pfeifer Morgenstern|Josef P. Morgenstern]], Magistratsrath und Handelsgerichtsassessor, der sich mit Hingebung und Aufopferung stets dem Wohle der Stadt gewidmet [...] hat. An seine Stelle als Magistratsrath wurde am 4. März Specereihändler [[Konrad Schrank]] gewählt. Am 23. Februar stürzte an der Wasserpassage bei dem kathol. Pfarrhofe der vierjährige Sohn der Güterschaffnersfrau Schmidt in die Pegnitz und ertrank. - Zur Ableitung des Landgrabens haben sich einige Angrenzer bereit erklärt, das sie berührende Landgrabenbett käuflich zu erwerben. Da jedoch die Kosten eines bezüglichen Kanales auf 30.000 M. berechnet sind, so wurde diese Angelegenheit vertagt. [...]. Joh. Konrad Wilhelm, Weinwirth [[zum Dukla]], seit August dieses Jahres, vordem seit [[1866]] Weinwirth Böller. - Die Theaterverhältnisse haben sich in dieser Saison sehr günstig gestaltet. Die Zuschauerräume waren früher kaum je so gut besetzt. [...]. Unsere Stadtbibliothek, welche über 8000 Bände und über 2000 gut geordnete Kupferstiche zählt, und sich der sorgsamen Pflege des Dr. Hutzelmann [...] erfreut, ist nun mit einem Kataloge versehen. [...]. In dem Gemeindekollegium vom 12. März ging es ebenfalls sehr stürmisch zu. Veranlassung war der Umstand, daß, noch bevor das Gemeindekollegium sich darüber ausgesprochen hatte, ob es die, für die vom Magistrate den Polizeisoldaten zur Anschaffung neuer Helme zugesagten Kosten genehmigen wolle, schon Polizeisoldaten mit den neuen Helmen auf der Straße sich sehen ließen. Die Genehmigung wurde mit 18 gegen 14 Stimmen verweigert. [...]. An die Stelle des aus dem Gemeindekollegium ausgetretenen Dr. Morgenstern trat als Ersatzmann [[Kaufmann]] [[Siegfried Ullmann]] ein. - Am 25. März Morgens 1/2 11 Uhr entgleiste in der Station Doos der von Bamberg kommende Eilgüterzug durch die mangelhafte Spurweite eines Erich'schen Bierwagens bei dem Passiren der dortigen starken Curve. [...]. Ernst Possart trat hier am 26. März als Rabbiner in dem Stück „Freund Fritz“, am 30. März in „Die Stützen der Gesellschaft“ als Konsul Bernick und am 6. April als „Hamlet“ mit größtem Beifalle auf. Am 30 März wurde hier im [[Weißengarten]] die erste allgemeine deutsch Geflügelausstellung, veranstaltet von dem hiesigen ornithologischen Vereine unter Leitung des Vorstandes Privatier Jordan, eröffnet. [...]. Der Besuch war ein außergewöhnlich starker. Am ersten Tage waren es 1000, am zweiten 3500, am dritten 4000. [...]. Die Zahl der obdachlosen Vaganten hat in diesem Winter außerordentlich zugenommen. [...]. Zum Fechten gezwungen, werden sie nicht selten arretirt, was für viele von ihnen als Wohlthat betrachtet wird, da sie in unseren gut organisirten Gefängnissen gesäubert und reinlich verpflegt werden. Leider finden sich unter den zahlreichen Stromern auch viele wackere Leute, die gern arbeiten würden, wenn sie Arbeitgeber finden könnten. Hier vermögen nur bessere Zeiten für Handwerk und Fabrik Hilfe zu schaffen. - Am 15. April umkreiste unsere Stadt eine zahlreiche Kommission von Sachverständigen [...], um einen zur Anlegung eines Friedhofes geeigneten Platz zu ermitteln. Als der allein passende wurde der bereits von den Gemeindekollegien gewählte im Ronhöfer Walde anerkannt. [...]. Die Senkgrube an dem in der [[Hirschengasse]] liegenden Schulhause gab zu einer sehr unangenehmen Erfahrung Anlaß, indem flüssige Fäkalien aus derselben absicherten und ihren Weg in den Luftheizungsraum nahmen, um mittels der Heizkanäle ihren Kothgeruch in den Lehrsälen zu verbreiten. Es mußte daher zur Tonnenabfuhr Zuflucht genommen werden, erst nach harrschem Kampfe im Magistrate. [...]. <ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 487 -</ref> | :''Am 1. Januar wurde, langjährigen Wünschen der Einwohnerschaft entgegenkommend, die Stadtpostexpedition Fürth im [[Roßwirthshof]] ([[Waaggasse]]) eröffnet [...]. [...]. Das K. Bezirksamt Nürnberg wurde in der Sitzung vom 8. Januar ersucht, die Sodafabrik aufzufordern, eine wasserdichte Grube zur Aufnahme der Kalkabfälle herzustellen und die Flüssigkeit durch den Kanal in den Fluß zu leiten. [...]. 15. Januar. Plötzliche eingetretenes Thauwetter hat ziemliche Ueberschwemmungen sowohl von Seite der [[Rednitz]], als auch der [[Pegnitz]] veranlaßt, was sich nach starken Regengüssen am 22. wiederholte. - Am 23. Januar wurde hier die Oper „Faust“ gegeben. [...]. Der Antrag der gemischten gemeindlichen Kommission für die höheren Schulen, die vier untersten Klassen der mit der Lateinschule verbundenen Vorbereitungsklasse zu belassen und die Gesammtanstalt mit der der Bezeichnung: „Lateinschule mit Realvorschule“ beizubehalten, wurde zum Beschlusse erhoben. - Von den Gemeindebevollmächtigten wurde am 31. Januar dem Beschlusse des Magistrats zugestimmt, wonach für das neue Schulhaus das Grubensystem einzuführen sei. - 2. Febr. Der Postspecialkassier bei dem hiesigen Post- und Bahnamte Freiherr Lochner von Hüttenbach wurde auf Ansuchen in gleicher Eigenschaft nach Lindau versetzt. [...]. Der hiesige Bäckerverein hat am 6. Febr. beschlossen, eine Mehlbörse zu errichten. [...]. Zum Lokale wurde der Gasthof [[zum grünen Baum]] bestimmt. - In der am 6. Februar abgehaltenen Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Glas-, Spiegel- und Zinnfolienfabrikation wurde der Rechenschaftsbericht für 1877 vorgelegt und genehmigt. [...]. Bezüglich der im Vorjahre vom Magistrate zur Errichtung eines Flußbades erkauften Rednitzwiesen wurde vom Eisenbahnfiskus die Genehmigung einer Wasserpassage nicht ertheilt. [...]. In der Nacht vom 16. Febr. brach Feuer aus im Dachstuhl des Kesselhauses der Maschinenfabrik von J. W. [[Engelhardt]] und Comp. an der [[Nürnberger Landstraße]], und verbreitete sich über den Dachstuhl der Messinggießerei. [...]. Am 19. Februar [...] starb Privatier [[Josef Pfeifer Morgenstern|Josef P. Morgenstern]], Magistratsrath und Handelsgerichtsassessor, der sich mit Hingebung und Aufopferung stets dem Wohle der Stadt gewidmet [...] hat. An seine Stelle als Magistratsrath wurde am 4. März Specereihändler [[Konrad Schrank]] gewählt. Am 23. Februar stürzte an der Wasserpassage bei dem kathol. Pfarrhofe der vierjährige Sohn der Güterschaffnersfrau Schmidt in die Pegnitz und ertrank. - Zur Ableitung des Landgrabens haben sich einige Angrenzer bereit erklärt, das sie berührende Landgrabenbett käuflich zu erwerben. Da jedoch die Kosten eines bezüglichen Kanales auf 30.000 M. berechnet sind, so wurde diese Angelegenheit vertagt. [...]. Joh. Konrad Wilhelm, Weinwirth [[zum Dukla]], seit August dieses Jahres, vordem seit [[1866]] Weinwirth Böller. - Die Theaterverhältnisse haben sich in dieser Saison sehr günstig gestaltet. Die Zuschauerräume waren früher kaum je so gut besetzt. [...]. Unsere Stadtbibliothek, welche über 8000 Bände und über 2000 gut geordnete Kupferstiche zählt, und sich der sorgsamen Pflege des Dr. Hutzelmann [...] erfreut, ist nun mit einem Kataloge versehen. [...]. In dem Gemeindekollegium vom 12. März ging es ebenfalls sehr stürmisch zu. Veranlassung war der Umstand, daß, noch bevor das Gemeindekollegium sich darüber ausgesprochen hatte, ob es die, für die vom Magistrate den Polizeisoldaten zur Anschaffung neuer Helme zugesagten Kosten genehmigen wolle, schon Polizeisoldaten mit den neuen Helmen auf der Straße sich sehen ließen. Die Genehmigung wurde mit 18 gegen 14 Stimmen verweigert. [...]. An die Stelle des aus dem Gemeindekollegium ausgetretenen Dr. Morgenstern trat als Ersatzmann [[Kaufmann]] [[Siegfried Ullmann]] ein. - Am 25. März Morgens 1/2 11 Uhr entgleiste in der Station Doos der von Bamberg kommende Eilgüterzug durch die mangelhafte Spurweite eines Erich'schen Bierwagens bei dem Passiren der dortigen starken Curve. [...]. Ernst Possart trat hier am 26. März als Rabbiner in dem Stück „Freund Fritz“, am 30. März in „Die Stützen der Gesellschaft“ als Konsul Bernick und am 6. April als „Hamlet“ mit größtem Beifalle auf. Am 30 März wurde hier im [[Weißengarten]] die erste allgemeine deutsch Geflügelausstellung, veranstaltet von dem hiesigen ornithologischen Vereine unter Leitung des Vorstandes Privatier Jordan, eröffnet. [...]. Der Besuch war ein außergewöhnlich starker. Am ersten Tage waren es 1000, am zweiten 3500, am dritten 4000. [...]. Die Zahl der obdachlosen Vaganten hat in diesem Winter außerordentlich zugenommen. [...]. Zum Fechten gezwungen, werden sie nicht selten arretirt, was für viele von ihnen als Wohlthat betrachtet wird, da sie in unseren gut organisirten Gefängnissen gesäubert und reinlich verpflegt werden. Leider finden sich unter den zahlreichen Stromern auch viele wackere Leute, die gern arbeiten würden, wenn sie Arbeitgeber finden könnten. Hier vermögen nur bessere Zeiten für Handwerk und Fabrik Hilfe zu schaffen. - Am 15. April umkreiste unsere Stadt eine zahlreiche Kommission von Sachverständigen [...], um einen zur Anlegung eines Friedhofes geeigneten Platz zu ermitteln. Als der allein passende wurde der bereits von den Gemeindekollegien gewählte im Ronhöfer Walde anerkannt. [...]. Die Senkgrube an dem in der [[Hirschengasse]] liegenden Schulhause gab zu einer sehr unangenehmen Erfahrung Anlaß, indem flüssige Fäkalien aus derselben absicherten und ihren Weg in den Luftheizungsraum nahmen, um mittels der Heizkanäle ihren Kothgeruch in den Lehrsälen zu verbreiten. Es mußte daher zur Tonnenabfuhr Zuflucht genommen werden, erst nach harrschem Kampfe im Magistrate. [...]. Dem Vorstande Jordan wurde in Anerkennung seiner aufopfernden Thätigkeit bei der Ausstellung ein Ehrendiplom von Seite des ornithologischen Vereines überreicht und bei seiner Uebersiedlung nach Nürnberg wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. [...]. Oberbergrath Prof. Dr. Gümbel von München hat in den Tagen vom 16. bis 19. Mai eingehende Untersuchungen der Quellen in Stadt und Umgebung örtlich und chemisch vorgenommen [...]. Montag den 20. Mai war eine stark besuchte Volksversammlung im Weißengarten wegen der von den Gemeindekollegien beschlossenen Verlegung des Friedhofes in den Ronhöfer Wald, wobei Privatier Ott den Vorstiz führte. [...]. Nach kurzer Debatte wurde eine Protestadresse gegen die Verlegung genehmigt [...]. Um nun diese Angelegenheit vor der Gesammtheit der Einwohnerschaft ins Klare zu stellen, hat der Magistrat eine ausführliche, wohlmotivirte Bekanntmachung erlassen, die zur Milderung der hervorgetretenen gegnerischen Ansichten wesentlich beitrug. [...]. Am 29. Mai hat der Magistrat folgende Personen für die Absendung zur Pariser Ausstellung gewählt: als Arbeitgeber [[Mechaniker]] Dorsch und [[Vergolder]] Deinlein, als Arbeitnehmer [[Möbelschreiner]] Held und Mechaniker Keck. Von Seite des Gewerbvereins wurde [[Fabrikant]] Ziegele, sowie der [[Elfenbeingraveur]] Minkler, ein im Jahre 1870 aus Paris Ausgewiesener und seitdem hier ansässig, abgeschickt. [...]. Mechaniker Dorsch wurde vom Magistrate auch zu der Maschinenausstellung in Erfurt deputirt. - Am 3. Juni fand im Weißengartensaale eine stark besuchte Volksversammlung statt, in welcher die Socialistenführer Grillenberger und Löwenstein ihren tiefen Abscheu über das am 2. Juni auf den Kaiser verübte ruchlose Attentat ausgesprochen und die Behauptung der Gegner, daß die Socialisten die Hetzer seien, zurückgewiesen haben. [...]. Die hiesige [[[Freimaurerloge]] feierte am 16. Juni ihr 75. Jahresfest. [...]. Durch Brand wurde an der [[Würzburger Landstraße]] am 22. Juni eine Remise des Rechtsanwaltes Aldinger beschädigt. - Den 26. Juni wurde ein siebenjähriger Knabe bei der Eckart'schen Mühle leblos aus der Pegnitz gezogen, jedoch durch die Bemühungen eines Arztes gerettet. - Das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten genehmigte den weiteren Ankauf eines Zuganges zu den vom Magistrate zum Behufe der Errichtung eines Rednitzbades erstandenen Wiesen. Der Eisenbahnfiskus erhielt dafür 733 M. - Am 28. Juni Abends 8 Uhr wurde die Stadt von einem großen Brande heimgesucht. Das im Jahre [[1851]] von der Gemeinde erbaute, an der [[Nürnberger Landstraße]] befindliche, unmittelbar an den Friedhof grenzende sogenannte Getreidemagazin, im Besitze der Wittwe des Kaufmanns [[Hermann Löwi]], ging in Flammen auf. [...]. Das Gebäude ist total ausgebrannt. [...]. Thurmhoch stiegen die Flammen aus dem siebenstöckigen Hause empor. [...]. Als Ursache vermuthet man Brandstiftung, da gerade in den Parterreräumen, wo das Feuer ausgekommen ist, die Polizei schon öfters Landstreicher vorgefunden hat, die dort billiges Nachtquartier hielten. [...] Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika hat in Fürth eine Konsularagentur errichtet und Führung derselben John Gartenmann betraut. [...]. Das Geschäftslokal befand sich im [[Hotel Kütt]]. [...]. 30. Juni. Max und [[Sigmund Schwarzenberger]], Fabrikanten von Hemden und Manufakturen haben 40 Arbeiter im Zuchthause. - <ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 487 -</ref> | ||
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