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== Leben und Wirken == | == Leben und Wirken == | ||
Bernstein kam als Sohn eines Großhändlers für Garn und englische Waren in Fürth auf die Welt. Er besuchte zunächst die Lateinschule in Fürth, sowie später das Gymnasium in Nürnberg und Frankfurt. Nach dem Abitur studierte er in Würzburg, Heidelberg, Leipzig und München Rechtswissenschaften, wo er sich zuletzt seit 1877 lebte und seit 1881 als selbständiger Anwalt tätig war. Seine rhetorischen Fähigkeiten, die er stets bei Plädoyers vor Gericht unter beweis stellte, verschafften ihm einen gewissen Grad an Berühmtheit, die weit über die Münchner Stadtgrenze hinaus reichte. | |||
== Zensur- und politischer Anwalt == | == Zensur- und politischer Anwalt == | ||
Als Rechtsanwalt war Bernstein gefragt bei Schriftstellern und Künstlern in Zensurprozessen aller Art. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die von ihm verteidigte | Als Rechtsanwalt war Bernstein gefragt bei Schriftstellern und Künstlern in Zensurprozessen aller Art. Im Auftrag der [[SPD]] legt Bernstein die Unhaltbarkeit des Sozialistengesetzes offen. Im Prozess gegen den Fürsten Eulenburg wurde er Verteidiger vom Journalisten Maximilian Harden, der in der in der sog. Harden-Eulenburg-Affäre (Outing-Kampagne über homosexuelle Umtriebe) eine Staatsaffäre provozierte. Im „Residenzprozess“ verhilft er einem zu Unrecht Beschuldigten, dem König Ludwig II. zehntausend Mark gestohlen zu haben, zu Freispruch. Weiterhin verteidigt er die aufständigen Bauern von Fuchsmühl in einem jahrzehntelangem Rechtsstreit über Holzrechte des Freiherrn von Zollern und schließlich vertrat er den anarchistischen Dichter Erich Mühsam, die Schriftsteller Ludwig Thoma oder Paul Lindau und setzt sich, wenn auch vergeblich, für den Journalisten Felix Fechenbach ein. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die von ihm verteidigte Zeitschrift Simplicissimus gehören mit zu den Höhepunkten der Rechtsgeschichte und wurden von Bernstein und vom Simplicissimus häufig durch geplante Provokation zur Erlangung öffentlicher Aufmerksamkeit bewusst genutzt. | ||
== Der Schriftsteller == | == Der Schriftsteller == | ||
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Im steten Kampf gegen die Zensur entwickelte Bernstein mit Freunden Methoden, um Theaterstücke trotz eines polizeilichen Verbotes dadurch aufführen zu können, dass man die Aufführung für "unöffentlich" erklärte. Der Siegeszug von Ibsens Gespenstern in Deutschland ist diesem Trick zu verdanken. Ohne ihn hätte es die Freie Bühne und damit eine der zentralen Instanzen der literarischen Moderne in Deutschland nie gegeben. | Im steten Kampf gegen die Zensur entwickelte Bernstein mit Freunden Methoden, um Theaterstücke trotz eines polizeilichen Verbotes dadurch aufführen zu können, dass man die Aufführung für "unöffentlich" erklärte. Der Siegeszug von Ibsens Gespenstern in Deutschland ist diesem Trick zu verdanken. Ohne ihn hätte es die Freie Bühne und damit eine der zentralen Instanzen der literarischen Moderne in Deutschland nie gegeben. | ||
== Kunst- und Theaterkritiker == | |||
Bekannt wurde Bernstein ab [[1878]] als ein Kunstkritiker, der heftige Satire in der Tradition Heines nicht scheute, unrealistische Kunst gnadenlos verspottete, sich für den Realismus, den Naturalismus, den Impressionismus und die Moderne einsetzte, dabei Mäzenatentum zugunsten eines freien Kunstmarktes (wie dann später von der Secession verwirklicht) strikt ablehnte und mit verschiedenen Zeitschriftenprojekten zur Vorgeschichte etwa der Zeitschriften Kunst für alle und Die Jugend entscheidend beitrug. Insbesondere setzte er sich für Max Liebermann und Bruno Piglhein ein. | |||
Als Theaterkritiker war Bernstein mit seinen detaillierten Besprechungen, die selbst vor einzelnen Aussprachefehlern nicht Halt machten, so gefürchtet, dass er die Spielplanpolitik der Münchener Theater mitbestimmen konnte. Henrik Ibsen verdankt ihm seine große Wirkung in Deutschland, die Durchsetzung Gerhart Hauptmanns auch im süddeutschen Raum ist Bernsteins Verdienst. Mit seiner Ablehnung der großen Ausstattungsstücke (z. B. der Meininger) dieser Zeit wurde er ein theoretischer Vorbereiter Max Reinhardts. | |||
== Der Redner == | |||
Als frei improvisierender Redner war Bernstein berühmt und konnte die Massen (etwa gegen die lex Heinze) bewegen. Prozesse, in denen er als Anwalt auftrat, wurden besucht wie sensationelle Theaterstücke, die großen Tageszeitungen druckten seine Plädoyers so ausführlich ab, dass er sich Vorwürfen ausgesetzt sah, das Werbeverbot für Anwälte zu unterlaufen. Das Münchener Amtsgerichtsgebäude musste umgebaut werden, um den Publikumsansturm bewältigen zu können. | |||
== Der Salon Bernstein == | == Der Salon Bernstein == | ||
Gemeinsam mit seiner Frau Elsa unterhielt Bernstein einen der bedeutendsten Salons der Jahrhundertwende. Hier verkehrten u. a. Theodor Fontane, Henrik Ibsen, Paul Heyse, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Ludwig Ganghofer, Ludwig Thoma, Frank Wedekind, Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke, Max Halbe, Hermann Sudermann, Otto Brahm, Ricarda Huch, Eduard von Keyserling, Georg Hirth, Erich Mühsam, Klabund, Franziska von Reventlow, Annette Kolb, Tilla Durieux, Richard Strauss, Engelbert Humperdinck, Bruno Walter, Franz von Stuck, Olaf Gulbransson, Friedrich August von Kaulbach, Maximilian Harden und Max Weber.<ref>[[Wikipedia:Max Bernstein|Max Bernstein - Wikipedia]]</ref> | Gemeinsam mit seiner Frau Elsa unterhielt Bernstein einen der bedeutendsten Salons der Jahrhundertwende. Hier verkehrten u. a. Theodor Fontane, Henrik Ibsen, Paul Heyse, Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Ludwig Ganghofer, Ludwig Thoma, Frank Wedekind, Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke, Max Halbe, Hermann Sudermann, Otto Brahm, Ricarda Huch, Eduard von Keyserling, Georg Hirth, Erich Mühsam, Klabund, Franziska von Reventlow, Annette Kolb, Tilla Durieux, Richard Strauss, Engelbert Humperdinck, Bruno Walter, Franz von Stuck, Olaf Gulbransson, Friedrich August von Kaulbach, Maximilian Harden und Max Weber.<ref>[[Wikipedia:Max Bernstein|Max Bernstein - Wikipedia]]</ref> | ||
== | == Veröffentlichungen (in Auswahl) == | ||
* ''Der kleine Hydriot'' (Kunstkritiken, 1884) | * ''Der kleine Hydriot'' (Kunstkritiken, 1884) | ||
* ''Münchener Bunte Mappe'' (Anthologie, 1884) | * ''Münchener Bunte Mappe'' (Anthologie, 1884) |