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== Zensur- und politischer Anwalt == | == Zensur- und politischer Anwalt == | ||
Als Rechtsanwalt war Bernstein gefragt bei Schriftstellern und Künstlern in Zensurprozessen aller Art. Im Auftrag der [[SPD]] legt Bernstein die Unhaltbarkeit des Sozialistengesetzes offen. Im Prozess gegen den Fürsten Eulenburg wurde er Verteidiger vom Journalisten Maximilian Harden, der in der in der sog. Harden-Eulenburg-Affäre (Outing-Kampagne über homosexuelle Umtriebe) eine Staatsaffäre provozierte. Im „Residenzprozess“ verhilft er einem zu Unrecht Beschuldigten, dem König Ludwig II. zehntausend Mark gestohlen zu haben, zu Freispruch. Weiterhin verteidigt er die aufständigen Bauern von Fuchsmühl in einem jahrzehntelangem Rechtsstreit über Holzrechte des Freiherrn von Zollern und schließlich vertrat er den anarchistischen Dichter Erich Mühsam, die Schriftsteller Ludwig Thoma oder Paul Lindau und setzt sich, wenn auch vergeblich, für den Journalisten Felix Fechenbach ein. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die von ihm verteidigte Zeitschrift Simplicissimus gehören mit zu den Höhepunkten der Rechtsgeschichte und wurden von Bernstein und vom Simplicissimus häufig durch geplante Provokation zur Erlangung öffentlicher Aufmerksamkeit bewusst genutzt. | Als Rechtsanwalt war Bernstein gefragt bei Schriftstellern und Künstlern in Zensurprozessen aller Art. Als frei improvisierender Redner war Bernstein berühmt und konnte die Massen (etwa gegen die lex Heinze) bewegen. Prozesse, in denen er als Anwalt auftrat, wurden besucht wie sensationelle Theaterstücke, die großen Tageszeitungen druckten seine Plädoyers so ausführlich ab, dass er sich Vorwürfen ausgesetzt sah, das Werbeverbot für Anwälte zu unterlaufen. Das Münchener Amtsgerichtsgebäude musste umgebaut werden, um den Publikumsansturm bewältigen zu können. | ||
Im Auftrag der [[SPD]] legt Bernstein die Unhaltbarkeit des Sozialistengesetzes offen. Im Prozess gegen den Fürsten Eulenburg wurde er Verteidiger vom Journalisten Maximilian Harden, der in der in der sog. Harden-Eulenburg-Affäre (Outing-Kampagne über homosexuelle Umtriebe) eine Staatsaffäre provozierte. Im „Residenzprozess“ verhilft er einem zu Unrecht Beschuldigten, dem König Ludwig II. zehntausend Mark gestohlen zu haben, zu Freispruch. Weiterhin verteidigt er die aufständigen Bauern von Fuchsmühl in einem jahrzehntelangem Rechtsstreit über Holzrechte des Freiherrn von Zollern und schließlich vertrat er den anarchistischen Dichter Erich Mühsam, die Schriftsteller Ludwig Thoma oder Paul Lindau und setzt sich, wenn auch vergeblich, für den Journalisten Felix Fechenbach ein. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die von ihm verteidigte Zeitschrift Simplicissimus gehören mit zu den Höhepunkten der Rechtsgeschichte und wurden von Bernstein und vom Simplicissimus häufig durch geplante Provokation zur Erlangung öffentlicher Aufmerksamkeit bewusst genutzt. | |||
== Der Schriftsteller == | == Der Schriftsteller == | ||
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Als Theaterkritiker war Bernstein mit seinen detaillierten Besprechungen, die selbst vor einzelnen Aussprachefehlern nicht Halt machten, so gefürchtet, dass er die Spielplanpolitik der Münchener Theater mitbestimmen konnte. Henrik Ibsen verdankt ihm seine große Wirkung in Deutschland, die Durchsetzung Gerhart Hauptmanns auch im süddeutschen Raum ist Bernsteins Verdienst. Mit seiner Ablehnung der großen Ausstattungsstücke (z. B. der Meininger) dieser Zeit wurde er ein theoretischer Vorbereiter Max Reinhardts. | Als Theaterkritiker war Bernstein mit seinen detaillierten Besprechungen, die selbst vor einzelnen Aussprachefehlern nicht Halt machten, so gefürchtet, dass er die Spielplanpolitik der Münchener Theater mitbestimmen konnte. Henrik Ibsen verdankt ihm seine große Wirkung in Deutschland, die Durchsetzung Gerhart Hauptmanns auch im süddeutschen Raum ist Bernsteins Verdienst. Mit seiner Ablehnung der großen Ausstattungsstücke (z. B. der Meininger) dieser Zeit wurde er ein theoretischer Vorbereiter Max Reinhardts. | ||
== Der Salon Bernstein == | == Der Salon Bernstein == |