Artilleriekaserne: Unterschied zwischen den Versionen

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Bild:International DiaLog University2.JPG|[[Merkurstraße 41]]. Dienstwohngebäude für sechs Unteroffiziere
Bild:International DiaLog University2.JPG|[[Merkurstraße 41]]. Dienstwohngebäude für sechs Unteroffiziere
Bild:Musikschule.jpg|[[Südstadtpark 1]]. Handwerkergebäude
Bild:Musikschule.jpg|[[Südstadtpark 1]]. Handwerkergebäude
Bild:Grüne Halle II.jpg|[[Krautheimerstraße 11]]. Ehemalige Sporthalle der Artilleriekaserne, Westseite
Bild:Grüne Halle I.jpg|Krautheimerstraße 11. Ehemalige Sporthalle der Artilleriekaserne, Innenansicht
Datei:Ullsteinstraße.jpg|[[Ullsteinstraße 9-45 (ungerade Nummern)|Ullsteinstraße 9-45]]. Stallbaracke
Datei:Ullsteinstraße.jpg|[[Ullsteinstraße 9-45 (ungerade Nummern)|Ullsteinstraße 9-45]]. Stallbaracke
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Version vom 4. April 2018, 16:53 Uhr

Die Artilleriekaserne war eine Militäreinrichtung der bayerischen Armee in der Fürther Südstadt.

Geschichte

Nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich 1870/71 war die Begeisterung für das Militär im Deutschen Reich sehr groß. Viele Städte wollten eine Garnison haben. Es bewarben sich über 150 Städte, so auch die Stadt Fürth, die 1871 ihr erstes Gesuch stellte. Man versprach sich von einer Garnison vor allem wirtschaftliche Belebung, weil an der Verpflegung und der Versorgung der Soldaten gut zu verdienen war und weil die Soldaten auch einen Teil ihres Solds in der Stadt ausgaben. 1872 wiederholte die Stadt ihr Gesuch, da es auf der Kirchweih dieses Jahres zu heftigen Schlägereien und Auseinandersetzungen gekommen war und man sich von den Soldaten auch eine Gewährleistung der inneren Sicherheit versprach.[1]

Aber erst nachdem der Deutsche Reichstag 1890 den Weg für die Vergrößerung des kaiserlichen Heeres frei gemacht hatte, begann in Fürth der Bau einer Kaserne für Artillerie. Die Artillerie galt damals als wichtigste Waffengattung des Heeres. Die offizielle Ernennung Fürths zur Garnisonsstadt erfolgte am 27. September 1890. Damals zogen die ersten 360 Mann Artillerie mit 200 Pferden in die neu entstandenen Gebäude ein. Das Kasernen-Areal wurde damals von der Flößau-, Sonnen-, Fronmüller-, Liesl-Kießling- und Ullsteinstraße eingegrenzt. Die Stadt hatte einige Vorleistungen erbringen müssen. so stellte sie die Grundstücke zur Verfügung und sorgte für Kanalisation, Wasserleitungen, Straßenbau und Energieversorgung. Für einen Teil des Areals musste der Höfener Wald abgeholzt werden. Der Name Waldstraße erinnert daran.[2]

Die meisten Gebäude der Kaserne entstanden zwischen 1890 und 1893. Aus der Zeit um 1900 stammt auch der heute dominierende Gebäudekomplex an der Flößaustraße, der zu diesem Zeitpunkt allerdings aus zwei einzelnen Gebäuden für jeweils eine Batterie Artillerie bestand. Auch die noch erhaltenen Stallungen an der Sonnen- und Ullsteinstraße stammen aus dieser Zeit und boten damals Unterstellmöglichkeiten für die Pferde der drei Batterien der Artillerieabteilung. Die besonders sehenswerte Offiziers-Speiseanstalt - zwischenzeitlich eine Gaststätte, heute Wohnnutzung - entstand 1904. Bereits im Jahr 1893 war auch die Infanterie im westlichen Teil der Kaserne eingezogen und in den Jahren von 1900 bis 1907 entstanden im Osten die Gebäude der Train-Abteilung, die für Versorgung und Nachschub zuständig war. 1913 bis 1916 wurde die Garnison vergrößert und die neue Infanterie südlich an die alte angrenzend errichtet. Das Kasernenareal umfasste somit ca. 41 ha. Die Bereiche der drei Waffengattungen waren gegeneinander abgegrenzt und durch Tore verbunden. Weiter südlich an der Schwabacher Straße wurden ebenfalls kurz vor dem Ersten Weltkrieg Kasernen für das 3. Fußartillerieregiment gebaut.[3]

Reichswehr und Wehrmacht

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Demilitarisierung in Folge des Versailler Vertrages ab 1920 wurde auch die Garnison in Fürth stark verkleinert. Da die Gebäude allerdings zu den modernsten im Reich zählten, blieb Fürth aber weiter Militärstadt. Die Truppenstärke schmolz jedoch von mehreren tausend Soldaten auf gerade einmal noch gut 500 Mann zusammen. Teile der leerstehenden Gebäude übernahm die Landespolizei, andere Bereiche kaufte Gustav Schickedanz 1932, um dort Lager- und Fertigungshallen zu errichten.

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und der Aufkündigung des Versailler Vertrages zogen schließlich wieder mehr Soldaten in die Gebäude ein. Die drei Kasernen (Infanteriekaserne, Artilleriekaserne und Trainkaserne) wurden zu einer großen Kaserne von 41 Hektar Fläche vereinigt und weiter ausgebaut. So verband man 1934 zunächst die beiden Batteriegebäude an der Flößaustraße mit einem Mittelgebäude und stockte das Gebäude Ende der 1930er Jahre noch einmal auf. Damit erreichte es die nahezu monumentalen Ausmaße von 210 Metern, die die Straße lange Jahre dominieren sollten und sich auch heute noch ausmachen lassen.

Bis 1938 zog hier wieder das Infanterieregiment 21 ein, außerdem ergänzten eine Kraftfahrabteilung, eine Minenwerferkompanie und das Flakregiment 8 die Fürther Garnison. Letzteres stellte auch Soldaten für die "Legion Condor", die im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzt wurde.

Im Verlauf des Krieges blieb die Kaserne weitestgehend unbeschädigt, wenngleich sie am 8. September 1944 das Ziel eines Luftangriffes wurde, der die Südstadt schwer getroffen hatte.

Nach der kampflosen Kapitulation der Garnison am 19. April 1945 zogen die Amerikaner in das Gelände ein und benannten es im März 1949 nach einem 1945 gefallenen Brigadegeneral in "William-O.-Darby-Barracks" um. Der General William Orlando Darby hatte im Krieg die undiszipliniertesten Soldaten der Truppen zusammen gesammelt und zu einer Elite-Einheit, den Darby-Rangers, geformt.

Konversion

Ehemalige Artilleriekasene, Entwicklungstand 1995
Ehemalige Artilleriekaserne, Entwicklungsstand 2005

Die allgemeinen Umstände der Konversion entsprachen jenen der Konversion in der Infanteriekaserne (siehe im Detail dort).

Am 27. Oktober 1994 gab die US Army bekannt, dass die Kasernen in der Südstadt geräumt werden. Das Sternenbanner wurde am 19. Dezember 1995 zum letzten Mal eingeholt.

Nachdem die US-Streitkräfte das Areal 1995 geräumt hatten, fand im folgenden Jahr zunächst ein beschränkter städtebaulicher Ideenwettbewerb zur Einleitung der Konversion statt, auf den 1997 die Aufstellung eines städtebaulichen Rahmenplanes folgte. Das Gelände der William-O.-Darby-Kaserne ging am 18. September 1998 von der Bundesrepublik Deutschland in den Besitz der Stadt Fürth über.

Abgerissen wurden im Bereich der Artilleriekaserne die Gebäude Nr. 9 A/B/C/D, 40, 40 A, 45 B, 46, 47 A, 49, 51, 52, 55, 56, 57, 58, 60, 61, 61 A/B, 63, 64, 65 C/D, 67 B/C, 69, 70, 70 A, 78, 78 A, 86, 93, 94. Darunter waren die Gebäude 49 und 56 als „denkmalwert“ eingestuft.

Neu entstanden sind im Rahmen der Konversion die Reihenhäuser Liesl-Kießling-Straße 1 bis 63 (ungerade Nummern), Krautheimerstraße 17 bis 31 (ungerade Nummern), Neptunweg 1 bis 97 (ungerade Nummern), Sonnenstraße 84 bis 90 (gerade Nummern). Aufgelassen wurde die Artilleriestraße. Die Magazinstraße wurde im Bereich der Kaserne in Ullsteinstraße umbenannt.

Weiterhin entstanden der Xylokastroplatz, Marmarisplatz und der Limogesplatz.

Gesondert erwähnenswert sind die umgenutzten historischen Gebäude 53/54 (Musikschule Fürth), 67 ("Schickedanz-Villa", heute Wilhelm Löhe Hochschule), 47 (Grüne Halle), 41 (ehemaliges Mannschaftsgebäude der Artilleriekaserne mit Depot, heute Wohngebäude) und 65A (ehemaliges Filial-Artilleriedepot der Artilleriekaserne mit Depot, heute Wohngebäude).

Baudenkmäler

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 1 - Die Stadt zwischen den Flüssen. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, 1991, S. 173.
  2. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 1 - Die Stadt zwischen den Flüssen. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, 1991, S. 174.
  3. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 1 - Die Stadt zwischen den Flüssen. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, 1991, S. 174.

Bilder