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Das '''Containerschiff MS "Fürth"''' (heute: Asiatic Neptune) wurde im April [[2007]] durch die Fürther Landrätin Dr. [[Wikipedia:Gabriele Pauli|Gabriele Pauli]] in Istanbul getauft und im Juni 2007 von der "''MS Fürth Schiffseigentums GmbH & Co. KG''" übernommen. Die MS Fürth heißt seit einiger Zeit "Asiatic Neptune" und fährt unter der Flagge Singapurs. Der Hamburger Insolvenzverwalter Reimer hatte das Schiff Ende Januar 2016 an die Reederei Asiatic Lloyd verkauft<ref>Johannes Alles: MS Fürth: Millionenpleite beschäftigt das Gericht. In: Fürther Nachrichten vom 25. Juli 2016, online abgerufen 25. Juli 2016 | 8:05 Uhr [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/ms-furth-millionenpleite-beschaftigt-das-gericht-1.5365681#inline-content-de.nordbayern.content.image.ImagePolicy@3646a02c onlnie abrufbar] | Das '''Containerschiff MS "Fürth"''' (heute: Asiatic Neptune) wurde im April [[2007]] durch die Fürther Landrätin Dr. [[Wikipedia:Gabriele Pauli|Gabriele Pauli]] in Istanbul getauft und im Juni 2007 von der "''MS Fürth Schiffseigentums GmbH & Co. KG''" übernommen. Die MS Fürth heißt seit einiger Zeit "Asiatic Neptune" und fährt unter der Flagge Singapurs. Der Hamburger Insolvenzverwalter Reimer hatte das Schiff Ende Januar 2016 an die Reederei Asiatic Lloyd verkauft<ref>Johannes Alles: MS Fürth: Millionenpleite beschäftigt das Gericht. In: Fürther Nachrichten vom 25. Juli 2016, online abgerufen 25. Juli 2016 | 8:05 Uhr [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/ms-furth-millionenpleite-beschaftigt-das-gericht-1.5365681#inline-content-de.nordbayern.content.image.ImagePolicy@3646a02c onlnie abrufbar]</ref>. | ||
== Werbung für den Fonds == | == Werbung für den Fonds == | ||
Die [[Sparkasse Fürth]] brachte anlässlich der Feierlichkeiten zum 1000 jährigen Bestehen der Stadt Fürth im Jahr [[2007]] einen sog. "Exklusivfonds" auf den Markt, bei dem Anlieger sich Anteile an der MS Fürth kaufen konnten. Prominentester Werber für den Fonds war [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]], der nach Angaben der Presse selbst Anteile an dem Schiff erworben hatte<ref>Olaf Przybilla: Millionenverluste für Anleger. In: Süddeutsche Zeitung vom 22. Juni 2015, online abgerufen am 25. Juli 2016 8:05 Uhr [http://www.sueddeutsche.de/bayern/ms-fuerth-millionenverluste-fuer-anleger-1.2532059 online abrufbar] | Die [[Sparkasse Fürth]] brachte anlässlich der Feierlichkeiten zum 1000 jährigen Bestehen der Stadt Fürth im Jahr [[2007]] einen sog. "Exklusivfonds" auf den Markt, bei dem Anlieger sich Anteile an der MS Fürth kaufen konnten. Prominentester Werber für den Fonds war [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]], der nach Angaben der Presse selbst Anteile an dem Schiff erworben hatte<ref>Olaf Przybilla: Millionenverluste für Anleger. In: Süddeutsche Zeitung vom 22. Juni 2015, online abgerufen am 25. Juli 2016 8:05 Uhr [http://www.sueddeutsche.de/bayern/ms-fuerth-millionenverluste-fuer-anleger-1.2532059 online abrufbar]</ref>. Die [[Fürther Nachrichten]] schrieben 2007: ''"Fürth feiert – feiern Sie mit!, heißt es in einem Werbeprospekt, auf dem nicht nur das Sparkassenlogo prangt, sondern auch das städtische Jubiläumslogo „1000 Jahre Fürth“. Rathauschef Thomas Jung schreibt in seinem Grußwort von einem „sicherlich lukrativen Vorhaben“. Der damalige Vorstand Rainer Heller erklärt, warum die Sparkasse Fürth ihren Kunden einen Schiffsfonds nahelegt: Die Heilquellen, der Main-Donau-Kanal, die drei Flüsse – das Geschäftsgebiet der Sparkasse sei stark von Wasser geprägt. Heller wirbt: „Wir bieten allen weltoffenen und unternehmerisch denkenden Anlegern die Chance, am seit Jahrzehnten wachsenden Welthandel mitzuverdienen.“'' | ||
== Finanzierung == | == Finanzierung == | ||
Das Finanzmodell sah vor, dass der Eigentümer das Schiff an Reedereien vermietet und dessen Mieteinnahmen (Charterraten) nicht nur die Betriebskosten decken sollten, sondern auch die Zinsen und die Tilgung bzw. die Rendite der Anleger. Die Fürther Anleger hielten ca. 50 Prozent des Eigenkapitals im Fonds. Hierzu sammelte die [[Sparkasse Fürth]] in der Folge 178 Anleger mit 2,36 Mio Euro. Die restlichen 50 Prozent steuerte der türkische Partner aus der Turkon Gruppe bei. Die türkische Firma war am Bau der MS Fürth beteiligt und übernahm anschließend die Geschäftsführung der Fondsgesellschaft<ref>Johannes Alles: Das MS-Fürth-Fiasko im Schnelldurchlauf. In: Fürther Nachrichten vom 15. Juni 2016, online abgerufen 25. Juli 2016 | 8:05 Uhr [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/das-ms-furth-fiasko-im-schnelldurchlauf-1.4447521 online abrufbar] | Das Finanzmodell sah vor, dass der Eigentümer das Schiff an Reedereien vermietet und dessen Mieteinnahmen (Charterraten) nicht nur die Betriebskosten decken sollten, sondern auch die Zinsen und die Tilgung bzw. die Rendite der Anleger. Die Fürther Anleger hielten ca. 50 Prozent des Eigenkapitals im Fonds. Hierzu sammelte die [[Sparkasse Fürth]] in der Folge 178 Anleger mit 2,36 Mio Euro. Die restlichen 50 Prozent steuerte der türkische Partner aus der Turkon Gruppe bei. Die türkische Firma war am Bau der MS Fürth beteiligt und übernahm anschließend die Geschäftsführung der Fondsgesellschaft<ref>Johannes Alles: Das MS-Fürth-Fiasko im Schnelldurchlauf. In: Fürther Nachrichten vom 15. Juni 2016, online abgerufen 25. Juli 2016 | 8:05 Uhr [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/das-ms-furth-fiasko-im-schnelldurchlauf-1.4447521 online abrufbar]</ref>. Das Fremdkapital wurde beim weltgrößten Schiffsfinanzierer aufgenommen, der HSH Nordbank. | ||
== Insolvenz == | == Insolvenz == | ||
Kurz nach dem Start nahm die allgemeine Finanzkrise ihren Anfang, die sich später zu einer Weltwirtschaftkrise weiterentwickeln sollte und auch vor den Fonds der Schifffahrt keinen Halt machte. Mit der Abnahme der Handelsströme auf dem Weltmarkt nahm auch die Nachfrage nach Frachtraum für Handelsschiffe drastisch ab, so dass es zu einem Überangebot von Frachtraum kam, was sich wiederum ebenso drastisch auf den Charterraten auswirkte. In Spitzenzeiten lag die Tagesmiete bei 18.000 Dollar, im langjährigen Durchschnitt bei 10.500 Dollar. Nach der Krise war die Tagesmiete 2009 auf 4.300 Dollar gesunken. Erst langsam konnten sich die Preise wieder erholen, im Jahr 2015 war die durchschnittliche Tagesmiete bei ca. 8.000 Dollar"<ref>Johannes Alles: Millionenpleite: Fürther Sparer erleiden Schiffbruch. In: Fürther Nachrichten vom 16. Juni 2015 online abgerufen 25. Juli 2016 | 8:05 Uhr [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/millionenpleite-further-sparer-erleiden-schiffbruch-1.4447524 online abrufbar] | Kurz nach dem Start nahm die allgemeine Finanzkrise ihren Anfang, die sich später zu einer Weltwirtschaftkrise weiterentwickeln sollte und auch vor den Fonds der Schifffahrt keinen Halt machte. Mit der Abnahme der Handelsströme auf dem Weltmarkt nahm auch die Nachfrage nach Frachtraum für Handelsschiffe drastisch ab, so dass es zu einem Überangebot von Frachtraum kam, was sich wiederum ebenso drastisch auf den Charterraten auswirkte. In Spitzenzeiten lag die Tagesmiete bei 18.000 Dollar, im langjährigen Durchschnitt bei 10.500 Dollar. Nach der Krise war die Tagesmiete 2009 auf 4.300 Dollar gesunken. Erst langsam konnten sich die Preise wieder erholen, im Jahr 2015 war die durchschnittliche Tagesmiete bei ca. 8.000 Dollar"<ref>Johannes Alles: Millionenpleite: Fürther Sparer erleiden Schiffbruch. In: Fürther Nachrichten vom 16. Juni 2015 online abgerufen 25. Juli 2016 | 8:05 Uhr [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/millionenpleite-further-sparer-erleiden-schiffbruch-1.4447524 online abrufbar]</ref>. Die Preise stiegen, aber für den Eigentümer kamen die Steigerungen zu spät. Somit lief der Fonds von Anfang an sehr nur sehr schleppend und nach nur sieben Jahren musste der Betreiber im Sommer [[2014]] die Insolvenz anmelden. Der Hamburger Insolvenzverwalter Burckhardt Reimer übernahm die Geschäftsführung. Nach ersten Aussagen sollte das Schiff verkauft werden. Finanziell bevorrechtigt bedient werden dann zunächst die Fremdkapitalgeber, also die HSH Nordbank. Die Privatanleger müssen laut der Presse einen "Totalverlust" hinnehmen<ref>Johannes Alles: Das MS-Fürth-Fiasko im Schnelldurchlauf. In: Fürther Nachrichten vom 15. Juni 2016, online abgerufen 25. Juli 2016 | 8:05 Uhr [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/das-ms-furth-fiasko-im-schnelldurchlauf-1.4447521 online abrufbar]</ref>. Im Nachgang wurden Stimmen laut, wie die Stadt Fürth bzw. die [[Sparkasse Fürth]] für ein vermeintlich riskantes Geschäft werben konnte bzw. durfte. Bei der Vermarktung der MS Fürth arbeitete das Fürther Unternehmen (HW HanseInvest) zusammen mit der Sparkasse. HW HanseInvest berät Banken, Sparkassen und Investoren und ist spezialisiert auf Immobilien, aber auch auf das Invest bei Flugzeugen und Schiffen. Der Geschäftsführer der HW HanseInvest erläuterte gegenüber der Presse: ''"Das ist eine Katastrophe, machen wir uns nichts vor... Wir prüfen ob das, was im Prospekt steht, aufgehen kann... das Konzept der MS Fürth war „eigentlich brillant“, trotzdem platzte es. Warum? „Eine Weltwirtschaftskrise, wegen der die gesamte Schifffahrt jetzt schon für sieben Jahre in die Grütze fährt“, ist einzigartig in der modernen Seefahrt und nicht vorhersehbar gewesen.“''"<ref>Johannes Alles: Millionenpleite: Fürther Sparer erleiden Schiffbruch. In: Fürther Nachrichten vom 16. Juni 2015 online abgerufen 25. Juli 2016 | 8:05 Uhr [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/millionenpleite-further-sparer-erleiden-schiffbruch-1.4447524 online abrufbar]</ref> | ||
Auch der [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]] meldete sich nach der Insolvenz zu Wort. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte Jung: "''Zwar treffe ihn der finanzielle Schlag nicht existenziell, "aber schmerzhaft ist er schon".''" Auf die Frage, warum er als Stadtoberhaupt Werbung für einen Fonds gemacht hatte, antwortete der [[Oberbürgermeister]]: ''"er weiß...um seine Verantwortung, ist aber mit sich im Reinen. Er sei total überzeugt gewesen von den Chancen der Containerwirtschaft, eben deshalb habe er sich selbst finanziell beteiligt. Dass die Weltwirtschaftskrise den Schiffstransport in eine existenzielle Krise reißen würde, sei 2007 nicht abzusehen gewesen. Und ja: Er werbe als OB auch auf Prospekten für das städtische Klinikum Fürth - wohl wissend, dass dort "auch mal was schiefgehen kann".''<ref>Olaf Przybilla: Millionenverluste für Anleger. In: Süddeutsche Zeitung vom 22. Juni 2015, online abgerufen am 25. Juli 2016 8:05 Uhr [http://www.sueddeutsche.de/bayern/ms-fuerth-millionenverluste-fuer-anleger-1.2532059 online abrufbar]</ref> | Auch der [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]] meldete sich nach der Insolvenz zu Wort. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sagte Jung: "''Zwar treffe ihn der finanzielle Schlag nicht existenziell, "aber schmerzhaft ist er schon".''" Auf die Frage, warum er als Stadtoberhaupt Werbung für einen Fonds gemacht hatte, antwortete der [[Oberbürgermeister]]: ''"er weiß...um seine Verantwortung, ist aber mit sich im Reinen. Er sei total überzeugt gewesen von den Chancen der Containerwirtschaft, eben deshalb habe er sich selbst finanziell beteiligt. Dass die Weltwirtschaftskrise den Schiffstransport in eine existenzielle Krise reißen würde, sei 2007 nicht abzusehen gewesen. Und ja: Er werbe als OB auch auf Prospekten für das städtische Klinikum Fürth - wohl wissend, dass dort "auch mal was schiefgehen kann".''<ref>Olaf Przybilla: Millionenverluste für Anleger. In: Süddeutsche Zeitung vom 22. Juni 2015, online abgerufen am 25. Juli 2016 8:05 Uhr [http://www.sueddeutsche.de/bayern/ms-fuerth-millionenverluste-fuer-anleger-1.2532059 online abrufbar]</ref> |