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== Leben und Beruf ==
== Leben und Beruf ==
Sandreuter wuchs in Fürth in bescheidenen Verhältnissen auf. Er ist das achte Kind der Gastwirtsleute Sandreuter. Von seinen Eltern war er dazu auserkoren später die Wirtschaft zu übernehmen<ref>StA N, Spruchkammerakte H. Sandreuter, Akte Briefwechsel mit dem Verteidiger, Schreiben RA H. Link in Bezug auf Klageschrift vom 1.3.1948.</ref> Zunächst besuchte Sandreuter von [[1898]] bis [[1905]] die Fürther Volksschule. Im Anschluss erlernte er den Beruf des Kellners. Nach dem Abschluss der Lehrzeit arbeitete Sandreuter als Kellner. Um mehr Erfahrungen im Beruf sammeln zu können arbeitete Sandreuter ab [[1907]] in England als Kellner und ab [[1909]] als Schiffssteward. In dieser Funktion bereiste er eine Reihe europäischer Länder und kam u.a. so auch bis nach Nordafrika. Es folgten jeweils eine Anstellung für sechs Monate in Italien und Schweiz, bevor er ab [[1911]] in Frankreich eine Anstellung im Hotelgewerbe übernahm. Mit dem Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]es versah Sandreuter den Kriegsdienst von [[1914]] bis [[1918]] in Frankreich<ref>StA N, Spruchkammerakte H. Sandreuter, Akte Briefwechsel mit dem Verteidiger, Schreiben RA H. Link in Bezug auf Klageschrift vom 1.3.1948.</ref> Nach dem Krieg kam Sandreuter im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustausches wieder nach Fürth und bekam eine Anstellung bei der Stadtverwaltung der Stadt Fürth. Dort verrichtete er einfache Arbeiten in der Kriegsgefangenenheimkehrerstelle, der Kriegshinterbliebenenfürsorgestelle, dem Wohnungsamt und der Erwerbslosenfürsorgestelle. Während seiner Anstellung bei der Stadt Fürth war Sandreuter von [[1920]] bis [[1923]] Mitglied der [[SPD]], jedoch ohne Funkitonen innerhalb der Partei inne zu haben. [[1924]] verlor er seine Anstellung aufgrund Personalabbaus<ref>StA N, Spruchkammerakte Sandreuter - Sprk Fürth I - S 198, Sachverständigen Gutachten Sandreuter Akte AZ 55/466, S. 5 ff..</ref>  
Sandreuter wuchs in Fürth in bescheidenen Verhältnissen auf. Er ist das achte Kind der Gastwirtsleute Sandreuter. Von seinen Eltern war er dazu auserkoren später die Wirtschaft zu übernehmen<ref>StA N, Spruchkammerakte H. Sandreuter, Akte Briefwechsel mit dem Verteidiger, Schreiben RA H. Link in Bezug auf Klageschrift vom 1.3.1948</ref>. Zunächst besuchte Sandreuter von [[1898]] bis [[1905]] die Fürther Volksschule. Im Anschluss erlernte er den Beruf des Kellners. Nach dem Abschluss der Lehrzeit arbeitete Sandreuter als Kellner. Um mehr Erfahrungen im Beruf sammeln zu können arbeitete Sandreuter ab [[1907]] in England als Kellner und ab [[1909]] als Schiffssteward. In dieser Funktion bereiste er eine Reihe europäischer Länder und kam u.a. so auch bis nach Nordafrika. Es folgten jeweils eine Anstellung für sechs Monate in Italien und Schweiz, bevor er ab [[1911]] in Frankreich eine Anstellung im Hotelgewerbe übernahm. Mit dem Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]es versah Sandreuter den Kriegsdienst von [[1914]] bis [[1918]] in Frankreich<ref>StA N, Spruchkammerakte H. Sandreuter, Akte Briefwechsel mit dem Verteidiger, Schreiben RA H. Link in Bezug auf Klageschrift vom 1.3.1948</ref>. Nach dem Krieg kam Sandreuter im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustausches wieder nach Fürth und bekam eine Anstellung bei der Stadtverwaltung der Stadt Fürth. Dort verrichtete er einfache Arbeiten in der Kriegsgefangenenheimkehrerstelle, der Kriegshinterbliebenenfürsorgestelle, dem Wohnungsamt und der Erwerbslosenfürsorgestelle. Während seiner Anstellung bei der Stadt Fürth war Sandreuter von [[1920]] bis [[1923]] Mitglied der [[SPD]], jedoch ohne Funkitonen innerhalb der Partei inne zu haben. [[1924]] verlor er seine Anstellung aufgrund Personalabbaus<ref>StA N, Spruchkammerakte Sandreuter - Sprk Fürth I - S 198, Sachverständigen Gutachten Sandreuter Akte AZ 55/466, S. 5 ff.</ref>.


Bereits kurz nach Kriegsende heiratete Sandreuter am [[18. Oktober]] [[1919]] Anna '''Wilhelmine''' Maria Nürnberger (geb. 20. November 1892), mit der er zwei Töchter bekam. Elsbeth Sandreuter kam am [[7. Januar]] [[1921]] und Sabine am [[31. Mai]] [[1929]] in Fürth auf die Welt<ref>StA N, Akte Sandreuter - Steuerangelegenheiten Nebentätigkeit 1939 - 44.</ref>  
Bereits kurz nach Kriegsende heiratete Sandreuter am [[18. Oktober]] [[1919]] Anna '''Wilhelmine''' Maria Nürnberger (geb. 20. November 1892), mit der er zwei Töchter bekam. Elsbeth Sandreuter kam am [[7. Januar]] [[1921]] und Sabine am [[31. Mai]] [[1929]] in Fürth auf die Welt<ref>StA N, Akte Sandreuter - Steuerangelegenheiten Nebentätigkeit 1939 - 44</ref>.


Ab dem Herbst [[1924]] versuchte Sandreuter als selbständiger Tuchhändler sein Einkommen zu verdienen - ohne jedoch viel Erfolg damit zu haben. [[1931]] musste Sandreuter bereits Konkurs anmelden. Seine Gläubiger konnte er mit einem  außergerichtlichem Vergleich befrieden. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass bei dem Versuch einer späteren Überprüfung der Akten [[1942]] im Zusammenhang mit seinen Verfehlungen im Amt festgestellt werden musste, dass die Vergleichs- und Konkursakten "''spurlos verschwunden''" waren.
Ab dem Herbst [[1924]] versuchte Sandreuter als selbständiger Tuchhändler sein Einkommen zu verdienen - ohne jedoch viel Erfolg damit zu haben. [[1931]] musste Sandreuter bereits Konkurs anmelden. Seine Gläubiger konnte er mit einem  außergerichtlichem Vergleich befrieden. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass bei dem Versuch einer späteren Überprüfung der Akten [[1942]] im Zusammenhang mit seinen Verfehlungen im Amt festgestellt werden musste, dass die Vergleichs- und Konkursakten "''spurlos verschwunden''" waren.
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[[Bild:Häupler Forster Sandreuter A7256.jpg|thumb|right|Hans Sandreuter, rechts außen im Bild.]]Neben der Tatsache, das Sandreuter Parteimitglied der ''alten Stunde'' war, qualifiziert ihn offensichtlich sein "Talent" und die Überzeugungskraft seines Handelns. Worin bestand nun seine Tätigkeit, in der er so "erfolgreich" war?  
[[Bild:Häupler Forster Sandreuter A7256.jpg|thumb|right|Hans Sandreuter, rechts außen im Bild.]]Neben der Tatsache, das Sandreuter Parteimitglied der ''alten Stunde'' war, qualifiziert ihn offensichtlich sein "Talent" und die Überzeugungskraft seines Handelns. Worin bestand nun seine Tätigkeit, in der er so "erfolgreich" war?  


Hans Sandreuter wurde bereits [[1935]] vom [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] mit der Aufgabe der Arisierung versehen, also einer Form des Raubes an Eigentum und Besitz von Menschen jüdischen Glaubens. Dieser Raub erfolgte in erster Linie zu Gunsten der Gauleitung Julius Streicher und Karl Holz - sowie der eigenen Tasche und mancher Geschäftspartner und Parteigenossen, wie z.B. [[Gustav Schickedanz]]. Nach heutigem Wissensstand wechselten von [[1933]] bis [[1945]] alleine in Fürth ca. 594 jüdische Anwesen und Grundstücke, ca. 190 Unternehmen, Geschäfte, Kanzleien und Arztpraxen incl. aller privaten Vermögenswerte den Besitzer oft zu einem Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes <ref>Geheimer Bericht Göring Kommission o.D. 1939 in IMT, Band XVIII, S. 175 f.</ref> - woran Sandreuter maßgeblich beteiligt war und stets für jeden Verkauf eine stattliche Provision kassierte <ref>Matthias Henkel und Eckhart Dietzfelbinger (Hrsg): Entrechtet. Entwürdigt. Beraubt. Die Arisierung in Nürnberg und Fürth, Begleitbuch zur Ausstellung, Beitrag Siegfried Imholz - Arisierung in Fürth, 2012, Michael Imhof Verlag Nbg, S. 57 f..</ref> So war Sandreuter z.B. maßgeblich an der Arisierung der [[Bergbräu]] AG mit beteiligt, die der jüdischen Familie [[Bergbräu|Mailaender]] gehörte. Für seine Dienste erhielt er 4.000 RM als "Weihnachtsgeschenk" der Gauleitung.
Hans Sandreuter wurde bereits [[1935]] vom [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] mit der Aufgabe der Arisierung versehen, also einer Form des Raubes an Eigentum und Besitz von Menschen jüdischen Glaubens. Dieser Raub erfolgte in erster Linie zu Gunsten der Gauleitung Julius Streicher und Karl Holz - sowie der eigenen Tasche und mancher Geschäftspartner und Parteigenossen, wie z.B. [[Gustav Schickedanz]]. Nach heutigem Wissensstand wechselten von [[1933]] bis [[1945]] alleine in Fürth ca. 594 jüdische Anwesen und Grundstücke, ca. 190 Unternehmen, Geschäfte, Kanzleien und Arztpraxen incl. aller privaten Vermögenswerte den Besitzer oft zu einem Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes <ref>Geheimer Bericht Göring Kommission o.D. 1939 in IMT, Band XVIII, S. 175 f.</ref> - woran Sandreuter maßgeblich beteiligt war und stets für jeden Verkauf eine stattliche Provision kassierte <ref>Matthias Henkel und Eckhart Dietzfelbinger (Hrsg): Entrechtet. Entwürdigt. Beraubt. Die Arisierung in Nürnberg und Fürth, Begleitbuch zur Ausstellung, Beitrag Siegfried Imholz - Arisierung in Fürth, 2012, Michael Imhof Verlag Nbg, S. 57 f.</ref>. So war Sandreuter z.B. maßgeblich an der Arisierung der [[Bergbräu]] AG mit beteiligt, die der jüdischen Familie [[Bergbräu|Mailaender]] gehörte. Für seine Dienste erhielt er 4.000 RM als "Weihnachtsgeschenk" der Gauleitung.


Als im Herbst [[1938]] bekannt wurde, dass der Reichstag eine grundsätzliche Regelung zur Arisierung von jüdischem Eigentum plante - versuchte Sandreuter im Auftrag der Gauleitung in Berlin dieses Gesetz zu verhindern. Der Staatsrat [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Schmeer Rudolf Schmeer], der sich am [[3. Dezember]] [[1938]] gerade in Fürth aufhielt, machte Sandreuter bzgl. der Arisierungen in Fürth und Nürnberg folgende Vorhaltung: "''Ihr werdet schon sehen, was werden wird; die Schweinereien, die in Nürnberg vorgekommen sind, nämlich dass sich die Parteigenossen durch Grundstückskäufe bereichert haben, müssen nun aufhören, es wird auch ein diesbezügliches Gesetz kommen, das bei allen Grundstücksverkäufen die Genehmigung der Regierung voraussetzt.''"<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 175 f..</ref> Bei dieser Kritik ging es Schmeer nicht darum, dass Grundstücke etc. von jüdischen Bürgern geraubt wurden, vielmehr störte Ihn die Tatsache, dass diese Enteignungen nahezu vollständig mit einer persönlichen Bereicherung der Parteimitglieder einherging - ohne die [[NSDAP]] dabei weitestgehend zu berücksichtigen. Für Sandreuter selbst kam diese Aussage derart überraschend, dass er sich umgehend telefonisch mit seinen Mitarbeitern in Verbindung setzte. Weiterhin wurde die Gauleitung von ihm darüber verständigt, die ebenfalls unmittelbar darauf die "''Notare und Grundbuchrichter zusammentrommelten''", um noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes alle erfassten jüdischen Grundstücke auf den Namen des Stellv. Gauleiters Holz ins Grundbuch eintragen zu lassen <ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 176.</ref> Bereits am [[4. Dezember]] [[1938]] - ein Sonntag ! - wurden erste Grundbucheintragungen vorgenommen. Mit Hochdruck wurden bis zum [[5. Dezember]] [[1938]] - unter Zuhilfenahme von zusätzlichen Beamten und Hilfskräften - die jüdischen Grundstücke übertragen bzw. verkauft. Durch die Grundbuchübertragungen sollte sichergestellt werden, dass das kommende Gesetz in Fürth und [[Nürnberg]] ins Leere laufen sollte. Ab dem [[15. Dezember]] [[1938]] wurde Sandreuter zusätzlich im Auftrag der Gauleitung zum Treuhändler aller jüdischer Besitztümer im Gau Franken ernannt, womit Sandreuter eine maßgebliche Schlüsselrolle im Rahmen der Arisierungen in Franken erhielt. In einem Gespräch am [[4. Dezember]] [[1938]] sagte Holz zu Sandreuter: "''Lesen Sie das Gesetz durch, unsere ganze Arbeit für die Partei war umsonst. Das Reich wird den ganzen Erlös der Arisierung einziehen.''" Sandreuter erwiderte: "''Wir brauchen noch nicht die Flinte ins Korn werfen, ich will mit dem Wirtschaftsministerium in Verbindung treten, dass wir wenigstens den Betrag für die Partei zur Verfügung gestellt bekommen, der aus den Arisierungen kommt, die bis zum 3. Dezember 1938 durchgeführt wurden''." Holz Antwort: "''Wenn Sie das fertigbringen, dann würde mich das ungeheuer freuen.''"<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 81 f..</ref>
Als im Herbst [[1938]] bekannt wurde, dass der Reichstag eine grundsätzliche Regelung zur Arisierung von jüdischem Eigentum plante - versuchte Sandreuter im Auftrag der Gauleitung in Berlin dieses Gesetz zu verhindern. Der Staatsrat [http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Schmeer Rudolf Schmeer], der sich am [[3. Dezember]] [[1938]] gerade in Fürth aufhielt, machte Sandreuter bzgl. der Arisierungen in Fürth und Nürnberg folgende Vorhaltung: "''Ihr werdet schon sehen, was werden wird; die Schweinereien, die in Nürnberg vorgekommen sind, nämlich dass sich die Parteigenossen durch Grundstückskäufe bereichert haben, müssen nun aufhören, es wird auch ein diesbezügliches Gesetz kommen, das bei allen Grundstücksverkäufen die Genehmigung der Regierung voraussetzt.''"<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 175 f.</ref>. Bei dieser Kritik ging es Schmeer nicht darum, dass Grundstücke etc. von jüdischen Bürgern geraubt wurden, vielmehr störte Ihn die Tatsache, dass diese Enteignungen nahezu vollständig mit einer persönlichen Bereicherung der Parteimitglieder einherging - ohne die [[NSDAP]] dabei weitestgehend zu berücksichtigen. Für Sandreuter selbst kam diese Aussage derart überraschend, dass er sich umgehend telefonisch mit seinen Mitarbeitern in Verbindung setzte. Weiterhin wurde die Gauleitung von ihm darüber verständigt, die ebenfalls unmittelbar darauf die "''Notare und Grundbuchrichter zusammentrommelten''", um noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes alle erfassten jüdischen Grundstücke auf den Namen des Stellv. Gauleiters Holz ins Grundbuch eintragen zu lassen <ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 176</ref>. Bereits am [[4. Dezember]] [[1938]] - ein Sonntag ! - wurden erste Grundbucheintragungen vorgenommen. Mit Hochdruck wurden bis zum [[5. Dezember]] [[1938]] - unter Zuhilfenahme von zusätzlichen Beamten und Hilfskräften - die jüdischen Grundstücke übertragen bzw. verkauft. Durch die Grundbuchübertragungen sollte sichergestellt werden, dass das kommende Gesetz in Fürth und [[Nürnberg]] ins Leere laufen sollte. Ab dem [[15. Dezember]] [[1938]] wurde Sandreuter zusätzlich im Auftrag der Gauleitung zum Treuhändler aller jüdischer Besitztümer im Gau Franken ernannt, womit Sandreuter eine maßgebliche Schlüsselrolle im Rahmen der Arisierungen in Franken erhielt. In einem Gespräch am [[4. Dezember]] [[1938]] sagte Holz zu Sandreuter: "''Lesen Sie das Gesetz durch, unsere ganze Arbeit für die Partei war umsonst. Das Reich wird den ganzen Erlös der Arisierung einziehen.''" Sandreuter erwiderte: "''Wir brauchen noch nicht die Flinte ins Korn werfen, ich will mit dem Wirtschaftsministerium in Verbindung treten, dass wir wenigstens den Betrag für die Partei zur Verfügung gestellt bekommen, der aus den Arisierungen kommt, die bis zum 3. Dezember 1938 durchgeführt wurden''." Holz Antwort: "''Wenn Sie das fertigbringen, dann würde mich das ungeheuer freuen.''"<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 81 f.</ref>.


Es wurde von Sandreuter und Holz noch am [[3. Dezember]] [[1938]] der Plan gefasst:  
Es wurde von Sandreuter und Holz noch am [[3. Dezember]] [[1938]] der Plan gefasst:  
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== Interne Ermittlungen der NSDAP - Verhaftung Sandreuters ==
== Interne Ermittlungen der NSDAP - Verhaftung Sandreuters ==


Die Verärgerung in Berlin über die zügellosen persönlichen Bereicherungen einzelner Parteimitglieder in Franken auf Kosten der [[NSDAP]] war entsprechend groß - und einmalig im gesamten Reichsgebiet. Es folgte eine interne Kommission zur Klärung der Verfehlungen in Franken, bei der u.a. Hans Sandreuter am [[22. Februar]] [[1939]] festgenommen wurde. Im Rahmen der Ermittlungen der "Göring-Kommission" zur Klärung der Arisierungsfälle im Gau Franken leugnete Sandreuter von dem neuen Gesetz erfahren zu haben. Somit hätten die hektischen Aktivitäten ab dem [[4. Dezember]] [[1938]] auch seiner Meinung nach keinen kausalen Zusammenhang mit dem geplanten Gesetz. Erst in einer Gegenüberstellung mit dem Staatsrat Schmeer musste Sandreuter eingestehen, das er gelogen hatte. Selbst nach seiner Freilassung aus der Haft am [[25. März]] [[1939]] zeigte Sandreuter kein Schuldbewußtsein in seinem Verhalten. Vielmehr drückte er gegenüber dem Stadtinspektor Landmann aus Fürth seine Entrüstung über die Festnahme und den Ermittlungen aus mit folgenden Äußerungen: "''dass der Leiter der Prüfungskommission, Regierungs- und Kriminalrat Meisinger, und auch der Polizeipräsident von Nürnberg "fliegen" würden.''"<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 178.</ref> Die Göring Kommission gab zur Person Sandreuter zu Protokoll: ''Die Äusserungen Sandreuters stehen ganz im Widerspruch zu seinen Angaben, die er während seiner Festnahme den vernehmenden Beamten gegenüber dauernd gemacht hatte. Bei jeder Vernehmung erklärte Sandreuter immer wieder, dass er einsehe, dass seine Festnahme berechtigt sei und ihm eine sehr gute Behandlung seitens der Beamten zuteil würde. Zu bemerken ist noch, dass dem Stadtrat Sandreuter genügend bekannt war, dass die Prüfungskommission im Auftrage des Herrn Generalfeldmarschalls Göring eingesetzt worden ist.''" <ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 178 f..</ref>  
Die Verärgerung in Berlin über die zügellosen persönlichen Bereicherungen einzelner Parteimitglieder in Franken auf Kosten der [[NSDAP]] war entsprechend groß - und einmalig im gesamten Reichsgebiet. Es folgte eine interne Kommission zur Klärung der Verfehlungen in Franken, bei der u.a. Hans Sandreuter am [[22. Februar]] [[1939]] festgenommen wurde. Im Rahmen der Ermittlungen der "Göring-Kommission" zur Klärung der Arisierungsfälle im Gau Franken leugnete Sandreuter von dem neuen Gesetz erfahren zu haben. Somit hätten die hektischen Aktivitäten ab dem [[4. Dezember]] [[1938]] auch seiner Meinung nach keinen kausalen Zusammenhang mit dem geplanten Gesetz. Erst in einer Gegenüberstellung mit dem Staatsrat Schmeer musste Sandreuter eingestehen, das er gelogen hatte. Selbst nach seiner Freilassung aus der Haft am [[25. März]] [[1939]] zeigte Sandreuter kein Schuldbewußtsein in seinem Verhalten. Vielmehr drückte er gegenüber dem Stadtinspektor Landmann aus Fürth seine Entrüstung über die Festnahme und den Ermittlungen aus mit folgenden Äußerungen: "''dass der Leiter der Prüfungskommission, Regierungs- und Kriminalrat Meisinger, und auch der Polizeipräsident von Nürnberg "fliegen" würden.''"<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 178</ref>. Die Göring Kommission gab zur Person Sandreuter zu Protokoll: ''Die Äusserungen Sandreuters stehen ganz im Widerspruch zu seinen Angaben, die er während seiner Festnahme den vernehmenden Beamten gegenüber dauernd gemacht hatte. Bei jeder Vernehmung erklärte Sandreuter immer wieder, dass er einsehe, dass seine Festnahme berechtigt sei und ihm eine sehr gute Behandlung seitens der Beamten zuteil würde. Zu bemerken ist noch, dass dem Stadtrat Sandreuter genügend bekannt war, dass die Prüfungskommission im Auftrage des Herrn Generalfeldmarschalls Göring eingesetzt worden ist.''" <ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 178 f.</ref>.


Sandreuter, bzw. die Gauleitung war sich der nicht rechtmäßigen Vorgehensweise - im Sinne der NS-Gesetzgebung - durchaus bewusst. Dies geht aus den Vernehmungsprotokollen der Göring-Kommission mehrfach hervor. So erklärte formal der Stellv. Gauleiter Holz am [[4. Dezember]] [[1938]] offiziell die "Abstoppung des Ankaufes" von jüdischem Eigentum, während sein für die Arisierung beauftragter Beamter - Sandreuter - wie oben beschrieben hektisch Grundbucheinträge vornehmen lässt. Noch am [[12. Januar]] [[1939]] fordert Sandreuter in einem Schreiben an die Notare in Fürth und [[Nürnberg]] die "''enge Zusammenarbeit mit der Arisierungsstelle der Gauleitung Franken auf, um die Arisierung jüdischen Grundvermögens restlos durchzuführen. Dazu sei es Voraussetzung, dass alle Beurkundungen über jüdischen Grundbesitz ... erst dann vorgenommen würden, wenn bei der Arisierungsstelle vorher Rücksprache gehalten worden sei.''"<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 80 f..</ref> Im Klartext: man umgeht die neue Gesetzgebung bewusst und klärt die Dinge unter sich, trotz anderslautender offizieller Vorgaben von der Gauleitung.  
Sandreuter, bzw. die Gauleitung war sich der nicht rechtmäßigen Vorgehensweise - im Sinne der NS-Gesetzgebung - durchaus bewusst. Dies geht aus den Vernehmungsprotokollen der Göring-Kommission mehrfach hervor. So erklärte formal der Stellv. Gauleiter Holz am [[4. Dezember]] [[1938]] offiziell die "Abstoppung des Ankaufes" von jüdischem Eigentum, während sein für die Arisierung beauftragter Beamter - Sandreuter - wie oben beschrieben hektisch Grundbucheinträge vornehmen lässt. Noch am [[12. Januar]] [[1939]] fordert Sandreuter in einem Schreiben an die Notare in Fürth und [[Nürnberg]] die "''enge Zusammenarbeit mit der Arisierungsstelle der Gauleitung Franken auf, um die Arisierung jüdischen Grundvermögens restlos durchzuführen. Dazu sei es Voraussetzung, dass alle Beurkundungen über jüdischen Grundbesitz ... erst dann vorgenommen würden, wenn bei der Arisierungsstelle vorher Rücksprache gehalten worden sei.''"<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 80 f.</ref>. Im Klartext: man umgeht die neue Gesetzgebung bewusst und klärt die Dinge unter sich, trotz anderslautender offizieller Vorgaben von der Gauleitung.  


Am Beispiel der Arisierung der Brauerei [[Bergbräu|Mailaender]] ([[Bergbräu]] AG) wird ebenfalls erkennbar, wie unverschämt und zügellos die Bereicherungen im Gau Franken statt gefunden haben - da selbst [[NSDAP]] Mitglieder ihr Missfallen zum Ausdruck brachten, die sonst auch nicht "zimperlich" im Umgang mit jüdischen Menschen bzw. deren Schicksalen waren. Otto Strobl - zuständig für die Prüfung von Arisierungsanträgen als Gauwirtschaftsberater und AEG Direktor bzw. Handelskammer Präsident und Stellv. Leiter der IHK - wurde während der Göring-Kommission gefragt, wieso er im Fall [[Bergbräu|Mailaender]] so detaillierte Aussagen treffen kann, da der Fall schon mind. 1 bis 2 Jahre zurückliegen würde. Strobl entgegnet: ''"Es mag auffallen, dass ich gerade über den Fall Mailaender so genaue Notizen besitze, an Hand deren ich vorstehende Aussagen machen konnte. Es befinden sich in meinen Akten mehrfach Notizen über zwei und drei Gespräche oder Verhandlungen, die an einem und demselben Tag stattfanden. Dies erklärt sich daraus, dass mir die Arisierung Mailaender von Anfang an als so aus dem Rahmen fallend und so unmöglich erschien, dass ich meinen Dr. Beckh angewiesen habe, genauste Notizen zu führen. Dr. Beckh wird bestätigen können, dass ich ihm gesagt habe, diese genauen Notizen seien erforderlich, weil wir sie eines Tages bestimmt einmal brauchen würden, denn so ginge es mit den Arisierungen nun doch nicht."'' <ref>Staatsarchiv Nbg - Staatspolizeistelle Nbg-Fth, Arisierungsakten 151, Vernehmung Otto Strobl vom 24. Februar 1939.</ref>
Am Beispiel der Arisierung der Brauerei [[Bergbräu|Mailaender]] ([[Bergbräu]] AG) wird ebenfalls erkennbar, wie unverschämt und zügellos die Bereicherungen im Gau Franken statt gefunden haben - da selbst [[NSDAP]] Mitglieder ihr Missfallen zum Ausdruck brachten, die sonst auch nicht "zimperlich" im Umgang mit jüdischen Menschen bzw. deren Schicksalen waren. Otto Strobl - zuständig für die Prüfung von Arisierungsanträgen als Gauwirtschaftsberater und AEG Direktor bzw. Handelskammer Präsident und Stellv. Leiter der IHK - wurde während der Göring-Kommission gefragt, wieso er im Fall [[Bergbräu|Mailaender]] so detaillierte Aussagen treffen kann, da der Fall schon mind. 1 bis 2 Jahre zurückliegen würde. Strobl entgegnet: ''"Es mag auffallen, dass ich gerade über den Fall Mailaender so genaue Notizen besitze, an Hand deren ich vorstehende Aussagen machen konnte. Es befinden sich in meinen Akten mehrfach Notizen über zwei und drei Gespräche oder Verhandlungen, die an einem und demselben Tag stattfanden. Dies erklärt sich daraus, dass mir die Arisierung Mailaender von Anfang an als so aus dem Rahmen fallend und so unmöglich erschien, dass ich meinen Dr. Beckh angewiesen habe, genauste Notizen zu führen. Dr. Beckh wird bestätigen können, dass ich ihm gesagt habe, diese genauen Notizen seien erforderlich, weil wir sie eines Tages bestimmt einmal brauchen würden, denn so ginge es mit den Arisierungen nun doch nicht."'' <ref>Staatsarchiv Nbg - Staatspolizeistelle Nbg-Fth, Arisierungsakten 151, Vernehmung Otto Strobl vom 24. Februar 1939</ref>.


== Weitere Entwicklung nach 1945 ==
== Weitere Entwicklung nach 1945 ==
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Sandreuter wurde nach Kriegsende [[1945]] inhaftiert und beteuerte vor Gericht seine Unschuld. Im Rahmen der Entnazifierung Bayerns wurde alle [[NSDAP]] Mitglieder aus dem Staatsdienst entlassen, so auch Sandreuter am [[6. Juli]] [[1945]]. Sandreuter kam bis zur Hauptverhandlung der Spruchkammer I in Fürth in ein Internierungslager. Am [[6. Juli]] [[1948]] wurde Sandreuter von der Spruchkammer Fürth in die Gruppe I als '''Hauptschuldiger''' eingestuft. Gleichzeitig wurde Sandreuter zu 5 Jahren Arbeitslager verurteilt und sein vollständiges Vermögen eingezogen.  
Sandreuter wurde nach Kriegsende [[1945]] inhaftiert und beteuerte vor Gericht seine Unschuld. Im Rahmen der Entnazifierung Bayerns wurde alle [[NSDAP]] Mitglieder aus dem Staatsdienst entlassen, so auch Sandreuter am [[6. Juli]] [[1945]]. Sandreuter kam bis zur Hauptverhandlung der Spruchkammer I in Fürth in ein Internierungslager. Am [[6. Juli]] [[1948]] wurde Sandreuter von der Spruchkammer Fürth in die Gruppe I als '''Hauptschuldiger''' eingestuft. Gleichzeitig wurde Sandreuter zu 5 Jahren Arbeitslager verurteilt und sein vollständiges Vermögen eingezogen.  


Unter Anrechnung der Inhaftierung vor dem Urteilsspruch kam Sandreuter im Sommer [[1949]] aus der Haft. Ihm gelang es in Nürnberg eine Stelle als Hilfsarbeiter zu bekommen, bis er am [[13. November]] [[1949]] an den Folgen eines Unfalls um 21.45 Uhr im Städtischen Krankenhaus Fürth verstarb<ref>Sterbeurkunde Standesamt Fürth 1097/1949 - Spruchkammerakte Sandreuter, Staatsarchiv Nürnberg.</ref>
Unter Anrechnung der Inhaftierung vor dem Urteilsspruch kam Sandreuter im Sommer [[1949]] aus der Haft. Ihm gelang es in Nürnberg eine Stelle als Hilfsarbeiter zu bekommen, bis er am [[13. November]] [[1949]] an den Folgen eines Unfalls um 21.45 Uhr im Städtischen Krankenhaus Fürth verstarb<ref>Sterbeurkunde Standesamt Fürth 1097/1949 - Spruchkammerakte Sandreuter, Staatsarchiv Nürnberg</ref>.
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