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==Entwicklung der Bronzefarbenfabrikation== | ==Entwicklung der Bronzefarbenfabrikation== | ||
Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Abfälle der Metallschlägerei (Schabin/Schawin/Schabig) nicht weiter verwendet, sondern weggeworfen. Um [[1750]] kam der Maurer A. Huber aus Fürth auf den Einfall, diese Abfälle kleingerieben als Metallpulver zu verkaufen. Bei diesem Maurer handelte es sich - je nach Quelle - entweder um "Andreas Huber"<ref>Rudolph Wagner: ''Die Darstellung der Bronzefarben'' in: Polytechnisches Journal, 1867, Band 186, S. 463–473. - [http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj186/ar186107 online-Digitalisat]</ref> oder um ""Albert Huber"<ref>Georg Wüstendörfer: ''Wanderungen durch Fürth'', 1898, S. 1</ref> | Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Abfälle der Metallschlägerei (Schabin/Schawin/Schabig) nicht weiter verwendet, sondern weggeworfen. Um [[1750]] kam der Maurer A. Huber aus Fürth auf den Einfall, diese Abfälle kleingerieben als Metallpulver zu verkaufen. Bei diesem Maurer handelte es sich - je nach Quelle - entweder um "Andreas Huber"<ref>Rudolph Wagner: ''Die Darstellung der Bronzefarben'' in: Polytechnisches Journal, 1867, Band 186, S. 463–473. - [http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj186/ar186107 online-Digitalisat]</ref> oder um ""Albert Huber".<ref>Georg Wüstendörfer: ''Wanderungen durch Fürth'', 1898, S. 1</ref> Eine weitere Quelle führt außerdem die Fürther domprobsteiliche Goldschlagerordnung, in der der Chavin-Verkauf geregelt wird, auf, um eine viel frühere Bronzefarbenfabrikation zu beweisen.<ref>Friedrich Morgenstern: ''Die Fürther Metallschlägerei. Eine mittelfränkische Hausindustrie und ihre Arbeiter'', Tübingen, 1890, S. 47 [https://archive.org/stream/bub_gb_XAVBAAAAIAAJ#page/n0/mode/2up online]</ref>) | ||
[[1781]] stellten der Metallschläger [[Conrad Pickel]] und der Franzose Courrier in Fürth ein goldähnliches Bronzepulver her. | [[1781]] stellten der Metallschläger [[Conrad Pickel]] und der Franzose Courrier in Fürth ein goldähnliches Bronzepulver her. | ||
Nachdem es den Bemühungen der Fürther und Nürnberger Fabrikanten gelungen war, die Bronzefarben in fast allen Farbtönen herzustellen, stieg die Nachfrage nach diesen Metallfarben enorm an. Bald reichten die "Abfälle" der Metallschlagerei nicht mehr aus und es musste extra zum Zwecke der Bronzefarbenfabrikation Blattmetall geschlagen werden. Lange Zeit war dies reine Handarbeit. Der erste Versuch einer Anwendung von Maschinenarbeit zum Metallschlagen stammte von [[Johann Christian Reich d. J.]] Das Drehen und Wenden blieb bei Reichs Maschine allerdings nach wie vor dem Arbeiter überlassen. Eine von dem Nürnberger J. G. Lauter im Jahr 1841 entwickelte Maschine war die erste, die das Schlagen und Wenden zugleich erledigte. | Nachdem es den Bemühungen der Fürther und Nürnberger Fabrikanten gelungen war, die Bronzefarben in fast allen Farbtönen herzustellen, stieg die Nachfrage nach diesen Metallfarben enorm an. Bald reichten die "Abfälle" der Metallschlagerei nicht mehr aus und es musste extra zum Zwecke der Bronzefarbenfabrikation Blattmetall geschlagen werden. Lange Zeit war dies reine Handarbeit. Der erste Versuch einer Anwendung von Maschinenarbeit zum Metallschlagen stammte von [[Johann Christian Reich d. J.]] Das Drehen und Wenden blieb bei Reichs Maschine allerdings nach wie vor dem Arbeiter überlassen. Eine von dem Nürnberger J. G. Lauter im Jahr 1841 entwickelte Maschine war die erste, die das Schlagen und Wenden zugleich erledigte. | ||
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* Der domprobstl. Amtmann führte [[1725]] für die Gold-, Silber- und Metallschläger eine Zunftordnung ein.<ref>Friedrich Morgenstern: ''"Die Fürther Metallschlägerei. Eine mittelfränkische Hausindustrie und ihre Arbeiter"'', Tübingen, 1890, S.7 [https://archive.org/stream/bub_gb_XAVBAAAAIAAJ#page/n0/mode/2up online]</ref> | * Der domprobstl. Amtmann führte [[1725]] für die Gold-, Silber- und Metallschläger eine Zunftordnung ein.<ref>Friedrich Morgenstern: ''"Die Fürther Metallschlägerei. Eine mittelfränkische Hausindustrie und ihre Arbeiter"'', Tübingen, 1890, S.7 [https://archive.org/stream/bub_gb_XAVBAAAAIAAJ#page/n0/mode/2up online]</ref> | ||
* Spätestens ab [[1750]] Herstellung von Bronzefarben. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde zudem das weiße Metallblatt beliebt, das aus einer Legierung von Zinn mit Zink bestand und echtem Blattgold sehr ähnlich war. In Nürnberg durfte nur edles Metall geschlagen werden. Da die Nachfrage damit nicht befriedigt werden konnte, gerieten die Nürnberger Goldschläger den Fürther gegenüber in Hintertreffen <ref>Barbara Ohm: ''Der wirtschaftliche Aufschwung im 18. Jahrhundert''. In: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], Fürth, 2007. S.99 - 105</ref> | * Spätestens ab [[1750]] Herstellung von Bronzefarben. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde zudem das weiße Metallblatt beliebt, das aus einer Legierung von Zinn mit Zink bestand und echtem Blattgold sehr ähnlich war. In Nürnberg durfte nur edles Metall geschlagen werden. Da die Nachfrage damit nicht befriedigt werden konnte, gerieten die Nürnberger Goldschläger den Fürther gegenüber in Hintertreffen.<ref>Barbara Ohm: ''Der wirtschaftliche Aufschwung im 18. Jahrhundert''. In: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], Fürth, 2007. S.99 - 105</ref> | ||
* [[1777]] Auch der Ansbacher Markgraf erließ jetzt eine Ordnung für die Gold- und Silberschläger. Durch die Rivalität der bambergischen Handwerker, Meister und Gesellen mit den ansbachischen ergab sich in Fürth eine relative Gewerbefreiheit, die dazu führte, dass sich immer mehr Metallschläger auch aus Nürnberg in Fürth ansiedelten, weil sie hier weitgehend ohne einengende Handwerksfestlegungen produzieren konnten. | * [[1777]] Auch der Ansbacher Markgraf erließ jetzt eine Ordnung für die Gold- und Silberschläger. Durch die Rivalität der bambergischen Handwerker, Meister und Gesellen mit den ansbachischen ergab sich in Fürth eine relative Gewerbefreiheit, die dazu führte, dass sich immer mehr Metallschläger auch aus Nürnberg in Fürth ansiedelten, weil sie hier weitgehend ohne einengende Handwerksfestlegungen produzieren konnten. | ||
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* [[1853]] produzierte die Fürther Blattmetallschlägerei bei 75 Meistern mit 330 Arbeitern und 330 Arbeiterinnen jährlich 3 Millionen Bücher Metall.<ref>Kunst- und Gewerbeblatt 1853, München 1853, S. 742</ref> | * [[1853]] produzierte die Fürther Blattmetallschlägerei bei 75 Meistern mit 330 Arbeitern und 330 Arbeiterinnen jährlich 3 Millionen Bücher Metall.<ref>Kunst- und Gewerbeblatt 1853, München 1853, S. 742</ref> | ||
* Im Jahr [[1866]] werden Fabriken aufgezählt, die bereits mit Dampfmaschinen ausgestattet waren, darunter vier Bronzefabriken: [[Georg Benda|Benda]] und [[Isaak Brandeis|Brandeis]], [[Gustav Lepper|Lepper]] sowie [[Eiermann und Tabor|Eiermann & Tabor]]. Dies ist kein Zufall, da diese Branche aus der Metallschägerei hervorgegangen war. Die beschwerlichen Arbeitsgänge wie das Ausschlagen, die Arbeit der Stämpfer oder das Walzen wurden von den Maschinen übernommen<ref>Barbara Ohm: ''Die ersten Fürther Fabriken mit Dampfmaschinen''. In: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], Fürth, 2007. S.198 - 201</ref> | * Im Jahr [[1866]] werden Fabriken aufgezählt, die bereits mit Dampfmaschinen ausgestattet waren, darunter vier Bronzefabriken: [[Georg Benda|Benda]] und [[Isaak Brandeis|Brandeis]], [[Gustav Lepper|Lepper]] sowie [[Eiermann und Tabor|Eiermann & Tabor]]. Dies ist kein Zufall, da diese Branche aus der Metallschägerei hervorgegangen war. Die beschwerlichen Arbeitsgänge wie das Ausschlagen, die Arbeit der Stämpfer oder das Walzen wurden von den Maschinen übernommen.<ref>Barbara Ohm: ''Die ersten Fürther Fabriken mit Dampfmaschinen''. In: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], Fürth, 2007. S.198 - 201</ref> Trotz der lauten Schlagmaschinen und die Ruß- und Rauchbelästigungen durch die Kraftübertragung, gegen die die Nachbarn der Betriebe vorgingen, wuchs die Anzahl der Metallschläger weiter. | ||
* Um die schweren Arbeitsbedingungen zu erleichtern, einen Zehn-Stunden-Tag und höhere Löhne zu erreichen gründeten die Metallschläger im Zeitraum von 1872 bis 1875 die ''Internationale Gewerkschaftsunion''. Die herausragenden Persönlichkeiten der Gewerkschaftsbewegung in Fürth waren dabei [[Hans Böckler]] und [[Martin Segitz]], die selbst Metallarbeiter waren. | * Um die schweren Arbeitsbedingungen zu erleichtern, einen Zehn-Stunden-Tag und höhere Löhne zu erreichen gründeten die Metallschläger im Zeitraum von 1872 bis 1875 die ''Internationale Gewerkschaftsunion''. Die herausragenden Persönlichkeiten der Gewerkschaftsbewegung in Fürth waren dabei [[Hans Böckler]] und [[Martin Segitz]], die selbst Metallarbeiter waren. | ||
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* [[1890]] lassen sich, einschließlich einer Handlung, 30 Bronzefarbenfabriken nachweisen.<ref>Johann Heinrich Brettinger - Handels- und Gewerbeadreßbruch Nürnberg-Fürth einschließlich der umliegenden Orte, Nürnberg 1890/91, S. 142/143</ref> | * [[1890]] lassen sich, einschließlich einer Handlung, 30 Bronzefarbenfabriken nachweisen.<ref>Johann Heinrich Brettinger - Handels- und Gewerbeadreßbruch Nürnberg-Fürth einschließlich der umliegenden Orte, Nürnberg 1890/91, S. 142/143</ref> | ||
* Das Adressbuch von [[1891]] nennt 180 Betriebe der Feingold- und Metallschlägerei, vorwiegend kleine Betriebe, in denen handwerklich wie im 18. Jahrhundert gearbeitet wurde. Zwar wurden in der Metallschlägerei mittlerweile maschinelle Hämmer eingesetzt, um das langwierige und kräftezehrende Ausschlagen des Metalls zu beschleunigen und zu vereinfachen, doch mussten die letzten Arbeitsgänge nach wie vor mit der Hand ausgeführt werden, um das hauchdünne Blattmetall von 0,0001 Millimeter Dicke zu erreichen<ref>Barbara Ohm: ''Eine wichtige Zeit - Die Hochindustrialisierung''. In: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], Fürth, 2007. S.198 - 201</ref> | * Das Adressbuch von [[1891]] nennt 180 Betriebe der Feingold- und Metallschlägerei, vorwiegend kleine Betriebe, in denen handwerklich wie im 18. Jahrhundert gearbeitet wurde. Zwar wurden in der Metallschlägerei mittlerweile maschinelle Hämmer eingesetzt, um das langwierige und kräftezehrende Ausschlagen des Metalls zu beschleunigen und zu vereinfachen, doch mussten die letzten Arbeitsgänge nach wie vor mit der Hand ausgeführt werden, um das hauchdünne Blattmetall von 0,0001 Millimeter Dicke zu erreichen.<ref>Barbara Ohm: ''Eine wichtige Zeit - Die Hochindustrialisierung''. In: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], Fürth, 2007. S.198 - 201</ref> Etliche Firmen, wie z.B. [[Eiermann und Tabor|Eiermann & Tabor]] hatten ihre Produktion mit den Stämpfern auch ins Umland verlegt. | ||
* [[1891]] trat [[Martin Segitz]] als Fürther Vertrauensmann in Frankfurt beim Gründungskongress des ''Deutschen Metallarbeiterverbandes'' für einen Zusammenschluss auf nationaler Ebene ein. | * [[1891]] trat [[Martin Segitz]] als Fürther Vertrauensmann in Frankfurt beim Gründungskongress des ''Deutschen Metallarbeiterverbandes'' für einen Zusammenschluss auf nationaler Ebene ein. | ||
* Anlässlich eines Streiks der Metallschläger trat [[Hans Böckler]] [[1894]] in den Metallarbeiterverband ein. Auch er hatte Metallschläger gelernt und noch 13 Stunden am Tag hart gearbeitet. Auch aufgrund seiner erfolgreichen Bemühungen um die Verbesserung er Arbeitsbedingungen wurde er [[1901]] Vorsitzender des Fürther Gewerkschaftskartells<ref>Barbara Ohm: ''Kehrseite der Industrialisierung - Die sozialen Probleme''. In: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], Fürth, 2007. S.230 - 231</ref> | * Anlässlich eines Streiks der Metallschläger trat [[Hans Böckler]] [[1894]] in den Metallarbeiterverband ein. Auch er hatte Metallschläger gelernt und noch 13 Stunden am Tag hart gearbeitet. Auch aufgrund seiner erfolgreichen Bemühungen um die Verbesserung er Arbeitsbedingungen wurde er [[1901]] Vorsitzender des Fürther Gewerkschaftskartells.<ref>Barbara Ohm: ''Kehrseite der Industrialisierung - Die sozialen Probleme''. In: [[Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Fürth - Geschichte der Stadt]], Fürth, 2007. S.230 - 231</ref> | ||
* Nach der Jahrhundertwende kam es durch die vermehrte Umstellung von Blattmetall zu Bronzefarben, durch die günstige industrielle Produktionsweise und auch die Verwendung der billigen Papierformen bei der Maschinenschlägerei anstatt der bei den Handschlägern üblichen Formen aus Rinderdarm zum Aussterben der Handmetallschlägerei.<ref>Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart, Fürth 1887, S. 218 - 223; Karl Lohmüller, Die Entwicklung des Metallschlägergewerbes unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in der Feingoldschlägerei in Mittelfranken, Diss. Erlangen 1936, S. 26 - 29</ref> | * Nach der Jahrhundertwende kam es durch die vermehrte Umstellung von Blattmetall zu Bronzefarben, durch die günstige industrielle Produktionsweise und auch die Verwendung der billigen Papierformen bei der Maschinenschlägerei anstatt der bei den Handschlägern üblichen Formen aus Rinderdarm zum Aussterben der Handmetallschlägerei.<ref>Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart, Fürth 1887, S. 218 - 223; Karl Lohmüller, Die Entwicklung des Metallschlägergewerbes unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in der Feingoldschlägerei in Mittelfranken, Diss. Erlangen 1936, S. 26 - 29</ref> |