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An den Infrastruktur-Schnittstellen arbeiteten die städtischen Einrichtungen (Stadtverwaltung, Fürther Stadtpolizei, [[Infra fürth gmbh|Stadtwerke]] usw.) mit den amerikanischen Dienststellen zusammen. Reibungspunkte traten wegen der unterschiedlichen Zielsetzungen der zivilen und militärischen Behörden häufiger auf, konnten aber in der Regel zur beiderseitigen Zufriedenheit bereinigt werden. Auf Seiten der US Army kam erschwerend hinzu, dass die verantwortlichen Entscheider vor Ort häufiger wechselten und die übergeordneten Stellen in Stuttgart oder Heidelberg stationiert waren. | An den Infrastruktur-Schnittstellen arbeiteten die städtischen Einrichtungen (Stadtverwaltung, Fürther Stadtpolizei, [[Infra fürth gmbh|Stadtwerke]] usw.) mit den amerikanischen Dienststellen zusammen. Reibungspunkte traten wegen der unterschiedlichen Zielsetzungen der zivilen und militärischen Behörden häufiger auf, konnten aber in der Regel zur beiderseitigen Zufriedenheit bereinigt werden. Auf Seiten der US Army kam erschwerend hinzu, dass die verantwortlichen Entscheider vor Ort häufiger wechselten und die übergeordneten Stellen in Stuttgart oder Heidelberg stationiert waren. | ||
Bevor die US Army in den 1980er Jahren damit begann, ihr schweres Gerät per Bahn zu transportieren, sorgten häufige Militärkonvois mitten durch die Stadt zweitweise für erhebliche Verkehrsprobleme. Weder der [[Frankenschnellweg]] noch die [[Südwesttangente]] standen damals zur Verfügung, der Verkehr rollte jeweils durch das Fürther Stadtgebiet (siehe hierzu auch [[Panzerstraße]]). In den Kasernen liefen Tag und Nacht Generatoren und LKW- und Panzermotoren, wodurch sich die Anwohner sehr gestört fühlten. | |||
Die meist jungen US-Soldaten kämpften mit denselben Problemen wie alle Menschen ihrer Altersgruppe. Neben harmlosen Streichen sorgten vor allem Raub und Vergewaltigungen für Unmut in der Fürther Bevölkerung. Beispielsweise profitierten Taxifahrer stark vom Geschäft mit den unternehmungslustigen GIs, wurden aber auch häufig Opfer von Raubüberfällen. Die [[Gustavstraße]] war ein berüchtigtes Rotlichtviertel, bevor Ende [[1954]] die ganze Fürther Altstadt zum "Off Limits" für die amerikanischen Soldaten erklärt wurde. | Die meist jungen US-Soldaten kämpften mit denselben Problemen wie alle Menschen ihrer Altersgruppe. Neben harmlosen Streichen sorgten vor allem Raub und Vergewaltigungen für Unmut in der Fürther Bevölkerung. Beispielsweise profitierten Taxifahrer stark vom Geschäft mit den unternehmungslustigen GIs, wurden aber auch häufig Opfer von Raubüberfällen. Die [[Gustavstraße]] war ein berüchtigtes Rotlichtviertel, bevor Ende [[1954]] die ganze Fürther Altstadt zum "Off Limits" für die amerikanischen Soldaten erklärt wurde. | ||
Anfang Februar [[1955]] brachte es Fürth sogar zu kurzem und zweifelhaftem Ruhm in den USA. Es ging um das "Off Limits" (Zutritt verboten) für US-Soldaten in der Fürther Innenstadt. Der Militärgeistliche für die US-Truppen Betreuung, ein Dr. Carl Yaeger, hatte vor der lutherischen Synode in Atlantic City die moralische Verruchtheit verschiedener westdeutscher Städte, darunter Fürth, als Quelle des Sittenverfalls bei den die GIs dargestellt. Die Stadt wurde daraufhin in verschiedenen US-Zeitungen als "Sündenbabel" bezeichnet, die örtlichen erotischen Versuchungen seien eine Gefahr für die Moral und Kampfkraft der Truppe. Auch der Einfluss der hiesigen Kommunisten spiele eine Rolle. | |||
Natürlich sah man das in Fürth differenzierter. Der Fürther Dekan [[Christian Rieger]] wollte zwar gern zugeben, dass sich in der Mitte der Stadt ein "unsittliches Treiben und Schamlosigkeit breitgemacht hätten". Besonderen Anstoß erregte, dass die Dirnen und Zuhälter ihr Unwesen um die altehrwürdige [[Kirche St. Michael|Michaeliskirche]] herum trieben. Aber der Fürther Polizeidirektor Kaltenhäuser charakterisierte seine Stadt in den Fürther Nachrichten so: ''Fürth ist vorwiegend eine Arbeiter- und Industriestadt. Lediglich die Hauptverkehrsstraßen bekommen allmählich einen großstädtischen Charakter. Gerade diese Straßen sind aber völlig frei von irgendwelchen unsittlichen Treiben geblieben. Die Altstadt war das Vergnügungsviertel für die amerikanischen Soldaten. Die engen, winkligen Gassen und der im Allgemeinen schlechte bauliche Zustand waren ein Nährboden für die unsittlichen Zustände. Seit Anfang November herrscht aber in der Altstadt Ruhe'' | |||
Am [[6. November]] [[1954]] hatte Oberbürgermeister [[Hans Bornkessel]] auf Bitten der US-Amerikaner das Betretungsverbot erlassen. Von 17 Uhr an bis um 6 Uhr des nächsten Morgen mussten die GIs draußen bleiben. Vorausgegangen waren viele Beschwerden der Anwohner. Auch der Polizeichef Kaltenhäuser hatte ein Verbot mehrfach schon erwogen – ''immer dann, wenn wieder einmal eine Häufung von Geschlechtskrankheiten, Kuppelei, Gewerbeunzucht und Schwarzhandelsfällen auf das Zentrum der Gustavstraße-Gegend allzu deutlich hinwies.'' | |||
Das Fass zum Überlaufen brachte dann ein Zwischenfall in der Nacht auf Sonntag, den 31. Oktober: Einige US-Soldaten hatten sich am Abend in einem Lokal in der [[Schindelgasse]] selbst am Zapfhahn bedient. Sie bezahlten nicht, wollten aber noch mehr Schnaps. Weil sie den nicht mehr bekamen und sich andere Gäste auf die Seite der Wirtsleute stellten, holten die Betrunkenen Verstärkung und zerlegten das Lokal. Der Nahkampf mit Bierflaschen konnte nur durch ein Großaufgebot der Militärpolizei beendet werden. | |||
''Eine Maßnahme wie "Off Limits" liege nicht unbedingt im Sinne der amerikanischen Armee'', meinte Generalmajor Numar E. Watson, aber man wolle positiv mit deutschen Stellen zusammenarbeiten. Die Mehrheit der Stadträte im Gewerbeausschuss hatte sich ursprünglich zwar auf die Seite der Gastwirte gestellt, die gegen ein Verbot waren. Diese gründeten später auch zusammen mit betroffenen Bäckern und Metzgern eine "Notgemeinschaft" gegen das Aussperren ihrer Kundschaft. Doch dann unterstützte der Stadtrat mehrheitlich OB Bornkessel und begrüßte auch die Verlängerung auf unbestimmte Zeit. | |||
Im November [[1979]] erinnerten die [[Fürther Nachrichten|FN]] nochmals an "Off Limits": "Die Anordnung ist bei den Amerikanern längst vergessen. Sie wurde nie aufgehoben, gilt also praktisch heute noch. Nur kümmert sich keiner mehr drum. Sie ist auch eigentlich nicht mehr notwendig." Vollends gegenstandslos wurde sie mit dem Abzug der letzten Amerikaner aus Fürth im Dezember [[1995]].<ref >Otto Böhm: "Fürths erotische Verlockungen" in ''Sonntagsblitz'' der Nürnberger Nachrichten vom 8. Februar 2015, S. 14</ref> | |||
== Wirtschaftshilfe nach dem 2. Weltkrieg == | == Wirtschaftshilfe nach dem 2. Weltkrieg == |