Der Pflasterkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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In den ersten Jahren des 19. Jh.s veranlasste der [[Königreich Preußen|preußische Minister]] [[Karl August von Hardenberg]], den Bau einer schnurgeraden Straße von Fürth nach [[Nürnberg]], der [[Nürnberger Straße]]. Er verfügte ferner die ungewöhnliche Maßnahme, die Straße pflastern zu lassen. In Frage kamen für den Belag nur die harten Steine aus dem Steinbruch in Wendelstein. Allerdings gehörte der dortige Steinbruch den Nürnbergern. Das aber störte Hardenberg nicht, denn er betrachtete das Nürnberger Land als preußischen Besitz. Deshalb bezahlte er dem Steinbruch für je 1.000 Pflastensteine nur 15 Gulden. Die zusätzlichen 5 Gulden, die Nürnberg als Steinbruchbesitzer beanspruchte, entrichtete er nicht. Aus dieser Situation, und weil den Nürnbergern der Bau dieser Straße sowieso ein Ärgernis war, entstand der '''Pflasterkrieg'''.  
Nachdem 1792 die Preußen die fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth übernommen hatten, gab es bald die Idee, auch Nürnberg für Preußen zu gewinnen. Der [[Königreich Preußen|preußische Minister]] [[Karl August von Hardenberg]] betonte in einer Denkschrift des Jahres 1797, dass es ''"vorteilhaft für das Commerz" wäre, wenn Nürnberg preußisch würde. Nürnberg und sein Landgebiet würden außerdem die voneinander räumlich getrennten Fürstentümer Ansbach und Bayreuth einander territorial näher bringen. Solche Gründe mußten die Bemühungen um den Erwerb Nürnbergs wachhalten.''<ref>Gerhard Pfeiffer: ''Zur Geschichte der Nürnberger Straße''. In: ''Fränkische Heimat'', Beiträge zur fränkischen Heimat- und Volkskunde, Verlag Lorenz Spindler, Nürnberg, 1958, S. 1 f.</ref> Die Stadt Nürnberg hatte zu dieser Zeit drückende Schulden. Der Rat stimmte aber gegen alle Einverleibungsversuche. Daraufhin beschloss man in Preußen, den Nürnbergern das Wasser abzugraben. ''Man stärkte die Nachbarstadt Fürth, versuchte preußische Vororte wie Gostenhof hochzupäppeln und faßte schließlich den Plan, Gostenhof mit Fürth durch eine bessere Straße zu verbinden''.<ref>[[Fränkische Tagespost]] vom 25. April 1956</ref>


Der Rat der Stadt Nürnberg erließ nach Wendelstein das Verbot, Steine für diesen Straßenbau zu liefern, und deckte seinerseits den Steinbruch mit Aufträgen ein. Da nun kaum noch Steine nach Fürth kamen, verboten die preußischen Behörden, bis zur Vollendung der Straße Steine ohne Erlaubnis an ''Fremde'' zu liefern. Die Nürnberger, erbost darüber, als Fremde bezeichnet zu werden, verschleppten nun nachts heimlich die Steine aus Wendelstein in ihre Stadt, aber etliche davon fingen die preußischen Soldaten noch vor den Toren ab - und dafür wurde natürlich gar nichts bezahlt. Gewonnen hat diesen Kleinkrieg die mächtigere preußische Seite. [[1804]] war die Straße fertig, eine Million Steine waren verbaut. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 64.654 Gulden. Zum Vergleich: Die [[Auferstehungskirche]] kostete 20 Jahre später 23.611 Gulden.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt (Buch)|Seite=104}}</ref>
In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts veranlasste [[Karl August von Hardenberg]] den Bau einer schnurgeraden Straße von Fürth nach [[Nürnberg]], der [[Nürnberger Straße]]. Er verfügte ferner die ungewöhnliche Maßnahme, die Straße pflastern zu lassen. In Frage kamen für den Belag nur die harten Steine aus dem Steinbruch in Wendelstein. Allerdings gehörte der dortige Steinbruch den Nürnbergern. Das aber störte Hardenberg nicht, denn er betrachtete das Nürnberger Land als preußischen Besitz. Deshalb bezahlte er dem Steinbruch für je 1&#x202F;000 Pflastensteine nur 15 Gulden. Die zusätzlichen 5 Gulden, die Nürnberg als Steinbruchbesitzer beanspruchte, entrichtete er nicht. Aus dieser Situation, und weil den Nürnbergern der Bau dieser Straße sowieso ein Ärgernis war, entstand der '''Pflasterkrieg'''.
 
Der Rat der Stadt Nürnberg erließ nach Wendelstein das Verbot, Steine für diesen Straßenbau zu liefern, und deckte seinerseits den Steinbruch mit Aufträgen ein. Da nun kaum noch Steine nach Fürth kamen, verboten die preußischen Behörden, bis zur Vollendung der Straße Steine ohne Erlaubnis an ''Fremde'' zu liefern. Die Nürnberger, erbost darüber, als Fremde bezeichnet zu werden, verschleppten nun nachts heimlich die Steine aus Wendelstein in ihre Stadt, aber etliche davon fingen die preußischen Soldaten noch vor den Toren ab - und dafür wurde natürlich gar nichts bezahlt. Gewonnen hat diesen Kleinkrieg die mächtigere preußische Seite. [[1804]] war die Straße fertig, eine Million Steine waren verbaut. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 64&#x202F;654 Gulden. Zum Vergleich: Die [[Auferstehungskirche]] kostete 20 Jahre später 23&#x202F;611 Gulden.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt (Buch)|Seite=104}}</ref>
 
== Literatur ==
* Gerhard Pfeiffer: ''Der Neubau der Nürnberg-Fürther Straße im Beginn des 19. Jahrhunderts''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1957/3-4, S. 1 - 28


==Siehe auch==
==Siehe auch==
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Aktuelle Version vom 13. März 2019, 21:40 Uhr

Nachdem 1792 die Preußen die fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth übernommen hatten, gab es bald die Idee, auch Nürnberg für Preußen zu gewinnen. Der preußische Minister Karl August von Hardenberg betonte in einer Denkschrift des Jahres 1797, dass es "vorteilhaft für das Commerz" wäre, wenn Nürnberg preußisch würde. Nürnberg und sein Landgebiet würden außerdem die voneinander räumlich getrennten Fürstentümer Ansbach und Bayreuth einander territorial näher bringen. Solche Gründe mußten die Bemühungen um den Erwerb Nürnbergs wachhalten.[1] Die Stadt Nürnberg hatte zu dieser Zeit drückende Schulden. Der Rat stimmte aber gegen alle Einverleibungsversuche. Daraufhin beschloss man in Preußen, den Nürnbergern das Wasser abzugraben. Man stärkte die Nachbarstadt Fürth, versuchte preußische Vororte wie Gostenhof hochzupäppeln und faßte schließlich den Plan, Gostenhof mit Fürth durch eine bessere Straße zu verbinden.[2]

In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts veranlasste Karl August von Hardenberg den Bau einer schnurgeraden Straße von Fürth nach Nürnberg, der Nürnberger Straße. Er verfügte ferner die ungewöhnliche Maßnahme, die Straße pflastern zu lassen. In Frage kamen für den Belag nur die harten Steine aus dem Steinbruch in Wendelstein. Allerdings gehörte der dortige Steinbruch den Nürnbergern. Das aber störte Hardenberg nicht, denn er betrachtete das Nürnberger Land als preußischen Besitz. Deshalb bezahlte er dem Steinbruch für je 1 000 Pflastensteine nur 15 Gulden. Die zusätzlichen 5 Gulden, die Nürnberg als Steinbruchbesitzer beanspruchte, entrichtete er nicht. Aus dieser Situation, und weil den Nürnbergern der Bau dieser Straße sowieso ein Ärgernis war, entstand der Pflasterkrieg.

Der Rat der Stadt Nürnberg erließ nach Wendelstein das Verbot, Steine für diesen Straßenbau zu liefern, und deckte seinerseits den Steinbruch mit Aufträgen ein. Da nun kaum noch Steine nach Fürth kamen, verboten die preußischen Behörden, bis zur Vollendung der Straße Steine ohne Erlaubnis an Fremde zu liefern. Die Nürnberger, erbost darüber, als Fremde bezeichnet zu werden, verschleppten nun nachts heimlich die Steine aus Wendelstein in ihre Stadt, aber etliche davon fingen die preußischen Soldaten noch vor den Toren ab - und dafür wurde natürlich gar nichts bezahlt. Gewonnen hat diesen Kleinkrieg die mächtigere preußische Seite. 1804 war die Straße fertig, eine Million Steine waren verbaut. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 64 654 Gulden. Zum Vergleich: Die Auferstehungskirche kostete 20 Jahre später 23 611 Gulden.[3]

Literatur

  • Gerhard Pfeiffer: Der Neubau der Nürnberg-Fürther Straße im Beginn des 19. Jahrhunderts. In: Fürther Heimatblätter, 1957/3-4, S. 1 - 28

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gerhard Pfeiffer: Zur Geschichte der Nürnberger Straße. In: Fränkische Heimat, Beiträge zur fränkischen Heimat- und Volkskunde, Verlag Lorenz Spindler, Nürnberg, 1958, S. 1 f.
  2. Fränkische Tagespost vom 25. April 1956
  3. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 1 - Die Stadt zwischen den Flüssen. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, 1991, S. 104.