Notwohnungen in Stadeln (Baracken): Unterschied zwischen den Versionen
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Die '''Notwohnungen in Stadeln''' | Die '''Notwohnungen in Stadeln''' wurden vermutlich kurz nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|2. Weltkrieges]] in [[Stadeln]] als Notwohnungen für geflüchtete Menschen aus den Ostgebieten errichtet. Insgesamt existieren mindestens drei Siedlungen in [[Stadeln]], wovon mindestens eine Siedlung als Notquartier für Sinti-Familien genutzt wurde. Letztere war aus aktuell nicht ganz geklärten Umständen u.a. durch eine Zaun mit Stacheldraht gesichert, im Gegensatz zu den beiden anderen Notbaracken-Siedlungen. Alle drei Notwohnungs-Siedlungen wurden spätestens 1962 aufgelöst bzw. durch Neubauten ersetzt.<ref>Festschrift Gewo-Stadleln, Vorwort vom Bürgermeister Willi Müller, 1970, S. 2</ref> In Abgrenzung zu den Notwohnungen für Kriegsflüchtlinge, die erst nach dem Krieg errichtet worden waren, gab es bereits während des [[2. Weltkrieg]]es weitere Baracken in [[Stadeln]]. Diese waren unmittelbar vor dem Betriebsgelände der [[Dynamit-Nobel]] und wurden für Zwangsarbeiter verwendet. Ob weitere Baracken auf dem Gebiet von [[Stadeln]] während des 2. Weltkrieges für Zwangsarbeiter der Firma [[Dynamit-Nobel]] genutzt wurden, ist aktuell noch in der Klärung. | ||
== Barackensiedlungen == | == Barackensiedlungen == | ||
Alle drei Barackensiedlungen wurden | Alle drei Barackensiedlungen wurden vermutlich unmittelbar nach dem [[2. Weltkrieg]] mit einfachen Mitteln und ohne größere infrastrukturelle Einrichtungen errichtet. Allerdings wurde diese Baracken-Siedlungen ab [[1962]] durch die Bautätigkeit der Baugenossenschaft [[Gewo Stadeln]] und den Neubauten an der [[Westliche Waldringstraße|Westlichen Waldringstraße]] 26, 28/30, 32/34, 36/38 sowie an der [[Östliche Waldringstraße|Östlichen Waldringstraße]] 45/47 im laufe der Zeit nach und nach wieder abgerissen. Die ehemaligen Bewohnern konnten anschließend in die neu errichteten Wohnungen umgesiedelt werden.<ref>[[Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Stadeln GmbH 1960 bis 1970 (Broschüre)]] - Fürth, Eigenverlag, 1970</ref> Die damit freigewordenen Flächen wurden somit schnell neu überbaut und sind heute von diesen Nachkriegszuständen in Stadeln kaum noch zu erkennen. | ||
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=== Baracke Stadelner Hauptstraße === | === Baracke Stadelner Hauptstraße === |
Version vom 1. Mai 2019, 23:51 Uhr
Die Notwohnungen in Stadeln wurden vermutlich kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Stadeln als Notwohnungen für geflüchtete Menschen aus den Ostgebieten errichtet. Insgesamt existieren mindestens drei Siedlungen in Stadeln, wovon mindestens eine Siedlung als Notquartier für Sinti-Familien genutzt wurde. Letztere war aus aktuell nicht ganz geklärten Umständen u.a. durch eine Zaun mit Stacheldraht gesichert, im Gegensatz zu den beiden anderen Notbaracken-Siedlungen. Alle drei Notwohnungs-Siedlungen wurden spätestens 1962 aufgelöst bzw. durch Neubauten ersetzt.[1] In Abgrenzung zu den Notwohnungen für Kriegsflüchtlinge, die erst nach dem Krieg errichtet worden waren, gab es bereits während des 2. Weltkrieges weitere Baracken in Stadeln. Diese waren unmittelbar vor dem Betriebsgelände der Dynamit-Nobel und wurden für Zwangsarbeiter verwendet. Ob weitere Baracken auf dem Gebiet von Stadeln während des 2. Weltkrieges für Zwangsarbeiter der Firma Dynamit-Nobel genutzt wurden, ist aktuell noch in der Klärung.
Barackensiedlungen
Alle drei Barackensiedlungen wurden vermutlich unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg mit einfachen Mitteln und ohne größere infrastrukturelle Einrichtungen errichtet. Allerdings wurde diese Baracken-Siedlungen ab 1962 durch die Bautätigkeit der Baugenossenschaft Gewo Stadeln und den Neubauten an der Westlichen Waldringstraße 26, 28/30, 32/34, 36/38 sowie an der Östlichen Waldringstraße 45/47 im laufe der Zeit nach und nach wieder abgerissen. Die ehemaligen Bewohnern konnten anschließend in die neu errichteten Wohnungen umgesiedelt werden.[2] Die damit freigewordenen Flächen wurden somit schnell neu überbaut und sind heute von diesen Nachkriegszuständen in Stadeln kaum noch zu erkennen.
Baracke Erlanger Straße
Während und nach dem 2. Weltkrieg gab es in Stadeln drei Bracken-Siedlungen. Das größte der drei Lager lag direkt nach dem früheren schienengleichen Bahnübergang (jetzt Bahnunterführung) an der Erlanger Straße Richtung Stadeln auf der rechten Seite. Von her erstreckte sich die Baracke von der Straße bis hinter zur Bahn in den Wald. Zu dieser Zeit verlief die Bahnlinie noch ebenerdig, so dass direkt von der Straße durch eine extra Zufahrt in das Lager gelangte. Die tiefe Ausschachtung der jetzigen Unterführung kam erst viel später. Dieses Lager war mit einem hohen Zaun und Stacheldraht umgeben, dessen breites Einfahrtstor während des 2. Weltkrieges vermutlich bewacht wurde. Auf dem umzäunten Gelände stand ein sehr große Baracke, dahinter an den Bahngleisen war ein Hundezwinger.
Aber 1946 wohnte in dieser Baracke die Sinti Schausteller-Familie Paul Franz mit seiner Frau Dina. Zeitzeugen berichten, dass beim Vorbeigehen am Zaun immer wieder was zu sehen war, z.B. große Autos, oft auch in der Kirchweih-Nebensaison abgestellte Kirchweihgeräte und ähnliche interessante Sachen. Die Kinder der Großfamilie Franz wurden ebenfalls in der Stadelner Schule unterrichtet. Oft gingen die Kinder in Stadeln nur für einige Wochen in den Unterricht, ehe sie dann mit ihren Familien zur nächsten Kirchweih/ Rummel in andere Städte weiterzogen. Ein Zeitzeuge erinnerte sich an die Familien und seine Mitschüler: "Ich erinnere mich an interessante Gespräche mit einigen, vor allem wo die damals schon waren. Europaweit waren sie als Artisten u.a. unterwegs, während wir mit unseren Ausflügen mit dem Siedlerverein, beispielsweise nach Dinkelsbühl oder Bamberg, die Provinzialität unsererseits erahnen konnten."[3]
Baracke Landstraße nach Kronach
Eine weitere große Barackensiedlung war mitten aus dem Wald nach dem 2. Weltkrieg herausgeschlagen worden. Diese befand sich an der Landstraße nach Kronach beim heutigen Platanenweg, nähe des ehemaligen Bahnüberganges (jetzige Theodor-Heuss-Brücke). Es waren ca. 10 Baracken, die hoch auf Steinen gebaut waren um einen sandigen Appellplatz. In der Mitte stand eine Brunnenhandpumpe, die die Wasserversorgung aller Baracken sicherstellen sollte. Nach dem Krieg wurden die Baracken über eine lange Zeit mit Flüchtlingen aus den Ostgebieten belegt, hauptsächlich aus Schlesien, da es häufig keine anderen Wohnquartiere mehr gab. Heute sind die Baracken nicht mehr vorhanden. Der Platz wurde inzwischen überbaut, so dass nur noch die älteren Stadelner dessen Geschichte und Existenz kennen.
Baracke Stadelner Hauptstraße
Eine dritte sehr lange Baracke lag zwischen der jetzigen Waldschänke und der Firma Gmöhling. Sie erstreckte sich von der Stadelner Hauptstraße (damals Erlanger Straße) bis hinter zum Wohnblock An der Waldschänke 5. Der Barackentyp war ca. 50 Meter lang, hatte einen durchgehenden Mittelgang und rechts und links zweigten die Zimmer ab. Dieses Gebäude wurde genau so genutzt, wie die große Barackensiedlung am Kronacher Bahnübergang und war meist mit Flüchtlingen aus den Ostgebieten überbelegt.
Zeitzeugenberichte
Sinti-Lager Baracke am Bahnübergang Erlanger Straße: Nach meiner Erinnerung gab es in Stadeln mit der Ansiedlung dieser Großfamilie keinerlei Probleme. Man hörte ja was die Eltern so sprachen. Das Familienoberhaupt, Paul Franz, war ein grauhaariger Patriarch der alleine in der „Waldschänke“ eine Halbe trank, dabei seine große Pfeife rauchte und auch beim Schafkopfen als Kartelpartner gerne gesehen war. Eine sehr respektable Person in Stadeln. Die Familie und ihre Nachkommen sind bis heute mit Stadeln verbunden, was man auch unter anderen mit den prachtvollen Gräbern am Stadelner Friedhof sehen kann.
Baracken Lager am Kronacher Bahnübergang: Ein Schulkamerad wohnte hier mit 7 Geschwistern auf engsten Raum und einfachsten Bedingungen, heute nicht mehr vorstellbar.
Baracke an der Waldschänke: Beim spielen mit einem Jungen aus dieser Baracke ca. 1953 weiß ich heute noch wie er erzählte, dass er morgen mit seiner Mutter (Vater war gefallen) in die USA auswandert und er davor Angst hat. Aber seine Mutter sei über ihre jetzige Lage so verzweifelt und sah keine Zukunft, so dass sie und ihr Sohn diesen Weg gehen müssen. Denke oft an diese Begegnung zurück und hoffe, dass sie gut da drüben angekommen sind, Fuß fassten und gute Amerikaner geworden sind.[4]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Festschrift Gewo-Stadleln, Vorwort vom Bürgermeister Willi Müller, 1970, S. 2
- ↑ Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Stadeln GmbH 1960 bis 1970 (Broschüre) - Fürth, Eigenverlag, 1970
- ↑ Zeitzeugenbericht von Benutzer Nobbi48, 28. April 2019
- ↑ Zeitzeugenbericht von Benutzer Nobbi48, 28. April 2019
Bilder
Auslösung der Barackenlager in Stadeln 1962. Bericht von Bürgermeister Willi Müller in der Festschrift "10 Jahre Gewo Stadeln von 1970
Planansicht Siedlung Neue Heimat Stadeln 1951 umgeben von Wald mit beginnender Bebauung, alter "Waldschänke" und Baracke Notwohnungen.