Die Kaffeerösterei bei CHN: Unterschied zwischen den Versionen
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Erinnerungen von Frieder Schildknecht an das Kaffeerösten bei CHN
Auf den Tüten von CHN steht "Feinster Bohnenkaffee, stets frisch gebrannt" Der Ort, wo dieses "frisch gebrannt" erzeugt wurde, war die alte Brennstube im 2. Stock, des Hauses Königstraße 17
Die Kaffeerösterei geschah noch im alten Gebäudeteil von Königstraße 17, vor der Zerstörung durch den Fliegerangriff 1944/45.
Der alte Kaffeeröster von CHN
Die Brennstube war etwa 25qm. groß. An den Seitenwänden standen die Holzfässer mit dem Rohkaffee. Jedes Fass enthielt etwa 100 kg. Kaffee, oder wie es damals noch hieß 200 "Pfund". Da gab es die Sorten "Marogype", "Costarica", "Columbia", "Perlmocca", "Coffea arabica" und noch einige andere Sorten. Grün-graue Bohnen, vom kleinsten Kügelchen bis zur ausgewachsenen Großbohne. Der weitere Vorrat lagerte in groben Jutesäcken zu 50 kg.
In der Mitte des Raumes stand der gusseiserne, im Brennraum mit Chamotte ausgekleidete, Kaffeeröster. Er hatte einen eigenen Kaminanschluß, und wurde mit gut gelagertem Buchenscheiten beheizt. Nicht nur das Rösten, sondern auch das Beheizen war schon eine Kunst für sich.
Der runde Röster konnte in der Mitte geöffnet und eine runde Röstkugel, die drehbar gelagert war, herausgeschwenkt werden. Wenn der Ofen gut vorgeheizt war, wurde die Röstkugel gefüllt, und im Handbetrieb durch Drehen, der äußeren Kurbel schön gleichmäßig erhitzt. Von der Kurbelachse aus, führte ein Probierrohr in das Kugelinnere, sodass man sich zu jeder Zeit vom Röstfortschritt überzeugen konnte. Dabei entwich jedesmal ein feiner hellblauer Rauch, mit einem ganz eigenen Duft. Dabei produzierte jede Sorte ihren eigenen Geruch. Eine feine Nase konnte schon auf der Treppe "erschnuppern" welche Sorte gerade geröstet wurde.
Der Röstvorgang
An Rösttagen übernahm der "Hausknecht" Hans Hirschsteiner den Drehvorgang und Onkel Fritz Schildknecht überwachte das Ganze. Er hatte gewissermaßen die künstlerische Oberleitung. Das war eine sehr verantwortliche Tätigkeit, denn leicht konnte es passieren, dass wegen einer Minute, eine ganze Trommel "verbrannt" d.h. zu schwarz geraten war. Bei seinen Qualitätsansprüchen wanderte eine solche Charge in den Mülleimer. Sowas durfte also nicht oft vorkommen!
Wenn der Kaffee die richtige Farbe und Röstung hatte, wurden die glühend heißen Bohnen, die noch etwas nachrösteten, auf eine großes viereckiges Drahtsieb geschüttet, das auf vier gußeisernen Beinen stand, und einen handspannenhohen Drahtrand hatte. Dort wurde der Kaffee mit Holzlöffeln so groß wie Untertassen, solange gerührt, bis er zur Abkühlung gekommen war. Dann hat man ihn mit Zuckerlösung übersprüht, d.h. glasiert, damit er schön glänzte.
Die Mischung der einzelnen Sorten, erfolgte erst nach dem Rösten, weil ja jede Bohnengröße eine eigene Brenndauer hatte.
Der Kaffee-Verkauf
Unten im Laden, im Verkaufsraum stand ein großer blecherner rot lackierter Kaffeeständer, in dem die vorrätigen Sorten nebeneinander untergebracht waren und jede Sorte durch ein großes Sichtfenster gezeigt wurde.
Unten an jedem Kasten war eine Ausgussöffnung aus poliertem Messing, wo man mittels einer halbkugelförmigen Klappe, die gewünschte Menge und Sorte frisch entnehmen konnte. Die meisten Kunden haben ihren Kaffee (Werktags- und Sonntagssorte!) ungemahlen d.h. in ganzen Bohnen gekauft und jeweils erst bei Bedarf frisch gemahlen.
Auf Wunsch wurde natürlich auch gleich gemahlen, wobei jede Kundin ihre eigenen Wünsche in Bezug auf die Mahlkörnung hatte. Das ging von grob Gerstenkorn bis zu Mocca-Puderfein. So streng waren damals die Bräuche!
Am besten hat der Kaffee jedoch geschmeckt, wenn ihn die Hausfrau in der Kaffeemühle auf den Knieen im Handbetrieb gemahlen hat. Meist waren die Mühlen viereckig und aus Holz. Nur das eigentliche Mahlwerk war Gußeisen. Vorne war ein kleiner hölzerner Schubladen wo das Mahlgut sich angesammelt hat.
Im Gegensatz zu den heutigen Mühlen, wo das Mahlgut meist zerschlagen, statt gemahlen wird, kann es in einer alten Holzmühle auch nicht zu einer Überhitzung kommen. Eine Tatsache, die sich auch wieder auf den Geschmack auswirkt.
Wenn bei Heinrichs Nachfolger "Brenntag" war, meist Donnerstag/ Freitag, damit der Sonntagskaffee wirklich frisch war, hat man das von der Maxbrücke bis zum Grünen-Markt riechen können. Bei Kriegsbeginn (1939) wurde auch der Bohnenkaffee rationiert, die Bestände mussten angemeldet ~ später an eine Großrösterei übergeben werden. "Schwarzbrennen" wurde streng bestraft und war auch wegen der starken Geruchsentwicklung gar nicht möglich. Nach dem Krieg wurde die alte Tradition der Rösterei wieder aufgenommen. Ein Mannheimer Kollege stellte seinen alten Brenner zur Verfügung, weil unser Ofen beim Luftangriff 1944 zu Bruch gegangen war.
Mit dem Aufkommen der Kaffeefilialisten Tschibo, Eduscho, usw. rentierte sich diese Arbeit nicht mehr, sodass Mitte der Fünfziger Jahre der eigene Röstbetrieb eingestellt wurde.
Ein paar Einmachgläser voll grünen Kaffeebohnen habe ich über die Zeiten gerettet. Vielleicht nehme ich demnächst mal den kleinen Proberöster (Spiritusbetrieb! - dieser existiert heute noch im "Roten Haus", Königstraße 17) und mache ein paar Versuche! Mit diesem Proberöster wurden die Kaffeeangebote geprüft und teils im Beisein der Kaffee-Vertreter auch gleich probiert. "Tempora mutantur ..." oder: "so ändern sich die Zeiten!“