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'''Carrera''' ist eine berühmte Marke des Fürther Blechspielzeugherstellers [[Hermann Neuhierl]], unter der seit den frühen 1960er Jahren spurgebundene Autorennbahnen verkauft wurden. Nach dem Konkurs 1985 gehört das Unternehmen derzeit einer | '''Carrera''' ist eine berühmte Marke des Fürther Blechspielzeugherstellers [[Hermann Neuhierl]], unter der seit den frühen 1960er Jahren spurgebundene Autorennbahnen verkauft wurden. Nach dem Konkurs 1985 gehört das Unternehmen derzeit einer Münchener Beteiligungsgesellschaft. | ||
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[[Datei:JNF--Doppeldecker.jpg|thumb|left|JNF-Doppeldecker aus Blech aus den 1920er Jahren]] | [[Datei:JNF--Doppeldecker.jpg|thumb|left|JNF-Doppeldecker aus Blech aus den 1920er Jahren]] | ||
[[Datei:Werbung Neuhierl 1962.jpg|thumb|right|Firmenwerbung Josef Neuhierl von 1962]] | [[Datei:Werbung Neuhierl 1962.jpg|thumb|right|Firmenwerbung Josef Neuhierl von 1962]] | ||
Hervorgegangen aus der 1920 gegründeten Blechspielwarenfabrik '''[[JNF]]''' ([[Josef Neuhierl]] Fürth) übernahm der Sohn des Firmengründers, Dr. Herrmann Neuhierl (* 20.7.1927, † 6.2.1985), im Jahre 1957 den väterlichen Betrieb und begann 1963 mit der Produktion seiner bekannten Autorennbahnen sowie diverser anderer, meist schienengebundener Spielwaren. Das Kürzel '''JNF''' tauchte aber trotz der Umbenennung in Carrera immer wieder auf z. B. bei den "Kennzeichen" der Carrera "Jet"-Bahn. So war es schon beim Blechspielzeug (links) gewesen. | Hervorgegangen aus der 1920 gegründeten Blechspielwarenfabrik '''[[JNF]]''' ([[Josef Neuhierl]] Fürth) übernahm der Sohn des Firmengründers, Dr. Herrmann Neuhierl (* 20.7.1927, † 6.2.1985), im Jahre 1957 den väterlichen Betrieb und begann 1963 mit der Produktion seiner bekannten Autorennbahnen sowie diverser anderer, meist schienengebundener Spielwaren. Hermann Neuhierl hatte auf einer Geschäftsreise nach Amerika die Begeisterung der Amerikaner für Modellrennbahnen gesehen und die Idee mit nach Franken gebracht. Er konstruierte nun selbst eine Rennbahn, die er [[1963]] als ''Avus'' herausbrachte, und kaufte bei Porsche die Lizenz für den Markennamen ''Carrera''. Das Kürzel '''JNF''' tauchte aber trotz der Umbenennung in Carrera immer wieder auf z. B. bei den "Kennzeichen" der Carrera "Jet"-Bahn. So war es schon beim Blechspielzeug (links) gewesen. | ||
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Carrera war auch einer der Pioniere bei der Einführung des Elektro-Antriebes im Modellbau und auch das damals größte Modellflugzeug, die sog. "große" SB10 mit 5 m Spannweite, Ferranrumpf und Fertigflächen, stammte aus Fürth. Für jedes einzelne Flugmodell wurden zahlreiche Spritzguss-Formen aus Stahl angefertigt und auch die aufwändige Fertigung der Ferran-Rümpfe erlaubte nur eine zahlenmäßig geringe Ausbringung pro Tag. Der Höhepunkt war der Baukasten "Mistral C" in dem eine Vielzahl von gespritzten Umlenkhebeln und mechanischen Teilen die Steuerfunktionen gewährleisteten. Computeranlagen waren damals noch nicht vorhanden, und so mussten die Steuerfunktionen mechanisch gemischt werden. | Carrera war auch einer der Pioniere bei der Einführung des Elektro-Antriebes im Modellbau und auch das damals größte Modellflugzeug, die sog. "große" SB10 mit 5 m Spannweite, Ferranrumpf und Fertigflächen, stammte aus Fürth. Für jedes einzelne Flugmodell wurden zahlreiche Spritzguss-Formen aus Stahl angefertigt und auch die aufwändige Fertigung der Ferran-Rümpfe erlaubte nur eine zahlenmäßig geringe Ausbringung pro Tag. Der Höhepunkt war der Baukasten "Mistral C" in dem eine Vielzahl von gespritzten Umlenkhebeln und mechanischen Teilen die Steuerfunktionen gewährleisteten. Computeranlagen waren damals noch nicht vorhanden, und so mussten die Steuerfunktionen mechanisch gemischt werden. | ||
Dieser unglaubliche Aufwand hatte allerdings seine Folgen, denn eigentlich war er wirtschaftlich völlig untragbar, zumal viele der Spritzgußteile nur für jeweils ein Modell verwendet werden konnten. | Dieser unglaubliche Aufwand hatte allerdings seine Folgen, denn eigentlich war er wirtschaftlich völlig untragbar, zumal viele der Spritzgußteile nur für jeweils ein Modell verwendet werden konnten. Des weiteren versuchte man Mitte der 1980er auch neue Spielsysteme einzuführen, die ebenfalls den teuren Formenbau bei Carrera stark auslasteten. | ||
Des weiteren versuchte man Mitte der 1980er auch neue Spielsysteme einzuführen, die ebenfalls den teuren Formenbau bei Carrera stark auslasteten. | |||
'''"Strax"''' war eine kettengliedartige elastische Fahrbahn mit batteriegetriebenen futuristischen Fahrzeugen. | '''"Strax"''' war eine kettengliedartige elastische Fahrbahn mit batteriegetriebenen futuristischen Fahrzeugen. | ||
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'''"Struxi"''' war eigentlich eine batteriegetriebene Kindereisenbahn mit Figuren und "'''play o.k.'''" war (wie auch '''Play-[[Jean Höfler|BiG]]''') ein Spielsystem mit Figuren, Fahrzeugen und Gebäuden, ähnlich '''"Playmobil"'''. Aus diesem Umstand heraus entwickelte sich der sog. ''[[Krieg der Wichtel]]'', welchen letztlich Playmobil für sich entscheiden konnte. | '''"Struxi"''' war eigentlich eine batteriegetriebene Kindereisenbahn mit Figuren und "'''play o.k.'''" war (wie auch '''Play-[[Jean Höfler|BiG]]''') ein Spielsystem mit Figuren, Fahrzeugen und Gebäuden, ähnlich '''"Playmobil"'''. Aus diesem Umstand heraus entwickelte sich der sog. ''[[Krieg der Wichtel]]'', welchen letztlich Playmobil für sich entscheiden konnte. | ||
Um [[1979]] war der Höhepunkt des Erfolgs der Firma erreicht. Von da an lief es schlechter. Die Spurwechsel-Rennbahn '''Servo''' brachte nicht den erhofften Erfolg. Das Sortiment wurde verkleinert, die Einnahmen sanken.<ref>Michael Diefenbacher, Bianca Bauer-Stadler, Petra Kluger: Vom Globus bis zum MP3, Verlag Hans Müller, 2018, S. 120</ref> | |||
Im Februar 1985 musste die Carrera-Spielwarenfabrik Neuhierl GmbH & Co. KG Insolvenz anmelden; noch während der Übernahmeverhandlungen nahm sich der hoch verschuldete Dr. Herrman Neuhierl das Leben. | Im Februar 1985 musste die Carrera-Spielwarenfabrik Neuhierl GmbH & Co. KG Insolvenz anmelden; noch während der Übernahmeverhandlungen nahm sich der hoch verschuldete Dr. Herrman Neuhierl das Leben. | ||