Ketznfrauen: Unterschied zwischen den Versionen

Aktuelle Version vom 2. Januar 2020, 09:08 Uhr

Früher belebten die sog. Ketznfrauen oder Kreeweibla das Stadtbild, meist mit Kopftuch und Tracht, mit dem Korb auf dem Rücken - dem Ketzn.

Beschreibung

Mit bescheidenen Dienstleistungen oder Kleinhandelsgeschäften verdienten sich die Ketznfrauen ihren Tageslohn, u. a. mit Eiern, Butter, Blumen, Gemüse und Kräutern. Standort war meist die Gegend um den Obstmarkt. Dort setzten sie ihren Ketzn ab, breiteten ihre Sträuße aus oder hielten diese in der Hand, um sie zu verkaufen.

So lebte eine Ketznfrau in Tuchenbach: mit Produkten von den dortigen Landwirten ausgestattet ging sie in aller Früh nach Siegelsdorf, um dort den ersten Zug nach Fürth zu bekommen. Nach ihren Erledigungen in Fürth kam sie wieder mit neuer Ware aus der Stadt zurück und verkaufte diese an das ortsansässige Lebensmittelgeschäft. Auch Botengänge gehörten mit zu den Dienstleistungen.

Viele Ketznfrauen hatten "ihre Häuser", denen sie stets einen Besuch abstatteten. Dabei pflegten sie zum Teil ein sehr familiäres Verhältnis. Der Chronist Hans Lotter berichtet von der sog. "Strattnerin", die jeden Tag immer zur gleichen Zeit in der Wassergasse auftauchte, um sich ihre Magen- und Soßenlebkuchen abzuholen. Hierzu stand am Kachelofen für sie dann immer ein Vesperbrot und eine Tasse bereit - damit man sich über die neuesten Nachrichten austauschen konnte.

Einige Kreeweibla belieferten bis in die 1970er/80er Jahre "ihre" Haushalte. Während man für München ein Datum für das Aussterben dieses Berufes kennt, ist solch ein offizielles Ende dieser Tradition für Fürth nicht bekannt.

Lokalberichterstattung

Hans Lotter: Als die "Ketznfrauen" noch zum Alltagsbild gehörten - Ländlicher Farbklecks in der "Stadt der 1000 Schlöte" - Das Geschäft der Kleinigkeiten. In: Fürther Nachrichten vom 10. November 1989

Siehe auch

Wochenmarkt

Weblinks

Krenweiberl (Wikipedia)
Ende einer Münchner Verkaufskultur: Das letzte Weiberl Abendzeitung online
Gretel, das Krenweiberl - BR-Lebenslinien - online abrufbar bis 2. September 2019 - Mediathek

Bilder

Markttag mit Marktständen und Ketznfrauen auf dem heutigen Obstmarkt, ca. 1910
Markttag mit Marktständen und Ketznfrauen auf dem heutigen Obstmarkt, ca. 1910
Blick in die Sternstraße, rechts das ehem. Café Fürst - Bildmitte die sog. Ketznfrauen - links die Gaststätte Zum Ratskeller, ca. 1910
Markttag mit Marktständen und Ketznfrauen auf dem heutigen Obstmarkt, ca. 1910
Markttag mit Marktständen und Ketznfrauen auf dem heutigen Obstmarkt, ca. 1910
Gaststätte "Zum goldenen Hirschen" in der Unteren Königstraße, kurz vor dem Abriss ca. 1908 nach einem Brandschaden, rechts im Bild die sog. Ketznfrauen mit Korb auf dem Rücken
Fischverkaufshalle am Obstmarkt der Deutschen Dampffischerei-Gesellschaft "Nordsee" mit den sog. Ketznfrauen im Hintergrund, ca. 1906
Alte Ansichtskarte von der Königstraße, rechts die ehem. Gaststätte Zum roten Roß, gel. 1905
Am Obstmarkt mit Aufschrift an der Königstraße 76 "Nieder mit dem Kapitalismus" (mit MyHeritage in Color (tm) kolorierte Fassung)
Am Obstmarkt mit Aufschrift an der Königstraße 76 "Nieder mit dem Kapitalismus"
Am Obstmarkt mit Aufschrift an der Königstraße 76 "Nieder mit dem Kapitalismus" (schwarzweisses Original)

@@ Zeile 1: / Zeile 1: @@
-Noch in den 1930er Jahren belebten die sog. '''Ketznfrauen''' das Stadtbild, meist mit Kopftuch und Tracht, mit dem Korb auf dem Rücken - dem Ketzn. Mit bescheidenen Dienstleistungen oder Kleinhandelsgeschäften verdienten sie sich ihren Tageslohn, u.a. mit Eiern, Butter, Blumen, Gemüse und Kräutern. Standort der Blumenfrauen war meist die Gegegend um den Obstplatz. Dort setzten sie ihren Ketzn ab, bereiteten ihre Sträuße aus oder hielten diese in der Hand, um sie zu verkaufen.
+Früher belebten die sog. '''Ketznfrauen''' oder '''Kreeweibla''' das Stadtbild, meist mit Kopftuch und Tracht, mit dem Korb auf dem Rücken - dem Ketzn.
+==Beschreibung==
+Mit bescheidenen Dienstleistungen oder Kleinhandelsgeschäften verdienten sich die Ketznfrauen ihren Tageslohn, u. a. mit Eiern, Butter, Blumen, Gemüse und Kräutern. Standort war meist die Gegend um den [[Obstmarkt]]. Dort setzten sie ihren Ketzn ab, breiteten ihre Sträuße aus oder hielten diese in der Hand, um sie zu verkaufen.
-So lebte eine Ketznfrau in Tuchenbach - mit Produkten von den dortigen Landwirten ausgestattet ging in aller Früh nach Siegelsdorf um dort den ersten Zug nach Fürth zu bekommen. Nach ihren Erledigungen in Fürth kam Sie wieder mit neuer Ware aus der Stadt zurück und verkaufte diese an den ortsansässigen Lebensmittelgeschäft. Auch Botengänge gehörten mit zu den Dienstleistungen.
+So lebte eine Ketznfrau in Tuchenbach: mit Produkten von den dortigen Landwirten ausgestattet ging sie in aller Früh nach Siegelsdorf, um dort den ersten Zug nach Fürth zu bekommen. Nach ihren Erledigungen in Fürth kam sie wieder mit neuer Ware aus der Stadt zurück und verkaufte diese an das ortsansässige Lebensmittelgeschäft. Auch Botengänge gehörten mit zu den Dienstleistungen.
+Viele Ketznfrauen hatten "ihre Häuser", denen sie stets einen Besuch abstatteten. Dabei pflegten sie zum Teil ein sehr familiäres Verhältnis. Der Chronist [[Hans Lotter]] berichtet von der sog. "Strattnerin", die jeden Tag immer zur gleichen Zeit in der Wassergasse auftauchte, um sich ihre Magen- und Soßenlebkuchen abzuholen. Hierzu stand am Kachelofen für sie dann immer ein Vesperbrot und eine Tasse bereit - damit man sich über die neuesten Nachrichten austauschen konnte.
+Einige Kreeweibla belieferten bis in die 1970er/80er Jahre "ihre" Haushalte. Während man für München ein Datum für das Aussterben dieses Berufes kennt, ist solch ein offizielles Ende dieser Tradition für Fürth nicht bekannt.
-Viele Ketznfrauen hatten "ihre Häuser", denen sie stets einen Besuch abstatteten. Dabei pflegten sie zum Teil ein sehr familiäres Verhältnis. Der Chronist Hans Lotter berichtet von der sog. "Strattnerin", die jeden Tag immer zur gleichen Zeit in der Wassergasse auftauchte, um sich ihre Magen- und Soßenlebkuchen abzuholen. Hierzu stand am Kachelofen für Sie dann immer ein Vesperbrot und eine Tasse bereit - damit man sich über die neuesten Nachrichten austauschen konnte.
 == Lokalberichterstattung ==
-* Hans Lotter: Als die "Ketznfrauen" noch zum Alltagsbild gehörten - Ländlicher Farbklecks in der "Stadt der 1000 Schlöte" - Das Geschäft der Kleinigkeiten. In: Fürther Nachrichten vom 10. Novembern 1989
+* Hans Lotter: ''Als die "Ketznfrauen" noch zum Alltagsbild gehörten - Ländlicher Farbklecks in der "Stadt der 1000 Schlöte" - Das Geschäft der Kleinigkeiten''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 10. November 1989
+==Siehe auch==
+* [[Wochenmarkt]]
+==Weblinks==
+* [[wikipedia:Krenweiberl|Krenweiberl]] (Wikipedia)
+* Ende einer Münchner Verkaufskultur: Das letzte Weiberl [https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.muenchen-ende-einer-muenchner-verkaufskultur-das-letzte-weiberl.1b88cb62-0d7f-4370-bf31-7373bde79fda.html Abendzeitung online]
+* Gretel, das Krenweiberl - BR-Lebenslinien - online abrufbar bis 2. September 2019 - [https://www.br.de/mediathek/video/lebenslinien-03092018-gretel-das-krenweiberl-av:5b584b68c438390018332141 Mediathek]
+== Bilder ==
+{{Bilder dieser Person}}
-==Weblinks==
+[[Kategorie:Geschichte]]
-* [[wikipedia:Krenweiberl]]