Robert Schopflocher: Unterschied zwischen den Versionen
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Zunächst ging Schopflocher in die Städtische Maischule. Anschließend wechselte er an das Humanistische Gymnasium. Bereits mit zehn Jahren musste Schopflocher die Auswirkungen des Nationalsozialisums in Fürth an eigener Haut spüren. Er wurde auf Grund des sog. "Arierparagraphen" vom Humanistischen Gymnasium als Schüler jüdischen Glaubens ausgeschlossen. So wechselte Schopflocher die Schule und besuchte das jüdische Landschulheim Herrlingen bei Ulm bis [[1937]]. | Zunächst ging Schopflocher in die Städtische Maischule. Anschließend wechselte er an das Humanistische Gymnasium. Bereits mit zehn Jahren musste Schopflocher die Auswirkungen des Nationalsozialisums in Fürth an eigener Haut spüren. Er wurde auf Grund des sog. "Arierparagraphen" vom Humanistischen Gymnasium als Schüler jüdischen Glaubens ausgeschlossen. So wechselte Schopflocher die Schule und besuchte das jüdische Landschulheim Herrlingen bei Ulm bis [[1937]]. | ||
Im Alter von nur 14 Jahren emigrierte Robert Schopflocher mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder nach Argentinien und besuchte in Buenos Aires die Pestalozzi Schule. Der Vater war bereits vorgereist, um den Aufenthalt in der neuen Heimat vorzubereiten. [[1939]] begann er eine Ausbildung auf einer Obstfarm in Rio Negro (Nordpatagonien). Von [[1940]] bis [[1944]] absolvierte er an der Landwirtschaftsschule | Im Alter von nur 14 Jahren emigrierte Robert Schopflocher mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder nach Argentinien und besuchte in Buenos Aires die Pestalozzi Schule. Der Vater war bereits vorgereist, um den Aufenthalt in der neuen Heimat vorzubereiten. [[1939]] begann er eine Ausbildung auf einer Obstfarm in Rio Negro (Nordpatagonien). Von [[1940]] bis [[1944]] absolvierte er an der Landwirtschaftsschule im argentinischen Córdoba ein Studium zum Agronom (akademisch ausgebildeter Landwirt, Diplom-Landwirt). Es folgt eine Anstellung als Agronom und Verwalter an verschiedenen Genossenschaften der dort ansässigen ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Jewish_Colonization_Association Jewish Colonization Association]'' (JCA), die von einem Münchner Juden namens [https://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_de_Hirsch Baron Maurice de Hirsch] gegründet wurde. Ziel der JCA war, zunächst die Situation der russischen Juden zu verbessern. Als einzige Möglichkeit sah de Hirsch nur die Möglichkeit der Emigration, da eine Zusammenarbeit mit den Behörden stets scheiterte. So gründete er jüdische Agrarkolonien in Argentinien, Brasilien, Mexiko und Kanada, in dem Glauben, dass das jüdische Volk ein natürliches Talent zur Landwirtschaft habe. | ||
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[[1951]] siedelte Schopflocher nach Buenos Aires über und übernahm die Geschäfte im väterlichen Betrieb. Zusätzlich engagierte er sich ehrenamtlich im Verwaltungsrat der ''Asociación Filantrópica Israelita'', einem Hilfsverein, der Neuankömmlingen aus Deutschland u. a. Unterkünfte vermittelte und in Arbeitsgelegenheiten im Alltag half. Während dieser Zeit entdeckte Schopflocher sein kreatives Talent, zum Beispiel im Schreiben von Büchern oder in der Malerei und Schnitzerei. Bei der Teilnahme an Literatur- und Philosophiekursen der Päpstlich Katholischen Universität von Argentinien in Buenos Aires konnte er sein Wissen vertiefen. Nach der Veröffentlichung von einigen Fachbüchern (z. B. über die Zucht von Hühnern) begann Schopflocher Anfang der 1980er Jahre Erzählungen und Novellen zu veröffentlichen. Gleichzeitig arbeitete er an verschiedenen Zeitschriften und Tageszeitungen mit, so z. B. dem Argentinischen Tageblatt, La Naciòn, La Prensa, Semanario Israelita, Filantropia, Spiegel Special, Die Zeit - Literaturbeilage und der Neuen Züricher Zeitung. | [[1951]] siedelte Schopflocher nach Buenos Aires über und übernahm die Geschäfte im väterlichen Betrieb. Zusätzlich engagierte er sich ehrenamtlich im Verwaltungsrat der ''Asociación Filantrópica Israelita'', einem Hilfsverein, der Neuankömmlingen aus Deutschland u. a. Unterkünfte vermittelte und in Arbeitsgelegenheiten im Alltag half. Während dieser Zeit entdeckte Schopflocher sein kreatives Talent, zum Beispiel im Schreiben von Büchern oder in der Malerei und Schnitzerei. Bei der Teilnahme an Literatur- und Philosophiekursen der Päpstlich Katholischen Universität von Argentinien in Buenos Aires konnte er sein Wissen vertiefen. Nach der Veröffentlichung von einigen Fachbüchern (z. B. über die Zucht von Hühnern) begann Schopflocher Anfang der 1980er Jahre Erzählungen und Novellen zu veröffentlichen. Gleichzeitig arbeitete er an verschiedenen Zeitschriften und Tageszeitungen mit, so z. B. dem Argentinischen Tageblatt, La Naciòn, La Prensa, Semanario Israelita, Filantropia, Spiegel Special, Die Zeit - Literaturbeilage und der Neuen Züricher Zeitung. |
Version vom 15. August 2020, 21:13 Uhr
- Vorname
- Robert
- Nachname
- Schopflocher
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 14. April 1923
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 23. Januar 2016
- Todesort
- Buenos Aires
- Beruf
- Schriftsteller
- Religion
- Jüdisch
Auszeichnung | VerleihungAm | AuszeichnungBemerkung |
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Goldenes Kleeblatt | 21 August 2015 | |
Jakob-Wassermann-Literaturpreis | 9 März 2008 |
Robert Schopflocher (geb. 14. April 1923 in Fürth, Nathanstift; gest. am 23. Januar 2016 in Buenos Aires) war ein bedeutender Schriftsteller. Seine Eltern betrieben eine Fabrik für Bronzefarben, Aluminiumpulver und Blattmetalle in der Oberpfalz (Ranna), während der Vertrieb und die Büros in der Schwabacher Straße 191 angesiedelt waren. Das elterliche Wohnhaus befand sich seit 1926 in der Königswarterstraße 52[1], wo er gemeinsam mit seinem Bruder zunächst seine Kindheit verbrachte.
Zusammen mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder verließ er 1937 seine Heimat Fürth wegen des aufkeimenden Terrors der Nationalsozialisten und emigrierte nach Argentinien. Schopflocher verfasste seine Werke sowohl in Spanisch als auch auf Deutsch. Robert Schopflocher war seit 1947 mit der Psychologin Ruth de Levie verheiratet, die zuvor mit ihrer Familie aus Bremen nach Argentinien emigrierte. Aus der Ehe stammen zwei Söhne (Mario und Manuel[2]) und drei Enkel (Flavio, Tamara und Ariel).
Leben und Wirken
Zunächst ging Schopflocher in die Städtische Maischule. Anschließend wechselte er an das Humanistische Gymnasium. Bereits mit zehn Jahren musste Schopflocher die Auswirkungen des Nationalsozialisums in Fürth an eigener Haut spüren. Er wurde auf Grund des sog. "Arierparagraphen" vom Humanistischen Gymnasium als Schüler jüdischen Glaubens ausgeschlossen. So wechselte Schopflocher die Schule und besuchte das jüdische Landschulheim Herrlingen bei Ulm bis 1937.
Im Alter von nur 14 Jahren emigrierte Robert Schopflocher mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder nach Argentinien und besuchte in Buenos Aires die Pestalozzi Schule. Der Vater war bereits vorgereist, um den Aufenthalt in der neuen Heimat vorzubereiten. 1939 begann er eine Ausbildung auf einer Obstfarm in Rio Negro (Nordpatagonien). Von 1940 bis 1944 absolvierte er an der Landwirtschaftsschule im argentinischen Córdoba ein Studium zum Agronom (akademisch ausgebildeter Landwirt, Diplom-Landwirt). Es folgt eine Anstellung als Agronom und Verwalter an verschiedenen Genossenschaften der dort ansässigen Jewish Colonization Association (JCA), die von einem Münchner Juden namens Baron Maurice de Hirsch gegründet wurde. Ziel der JCA war, zunächst die Situation der russischen Juden zu verbessern. Als einzige Möglichkeit sah de Hirsch nur die Möglichkeit der Emigration, da eine Zusammenarbeit mit den Behörden stets scheiterte. So gründete er jüdische Agrarkolonien in Argentinien, Brasilien, Mexiko und Kanada, in dem Glauben, dass das jüdische Volk ein natürliches Talent zur Landwirtschaft habe.
1951 siedelte Schopflocher nach Buenos Aires über und übernahm die Geschäfte im väterlichen Betrieb. Zusätzlich engagierte er sich ehrenamtlich im Verwaltungsrat der Asociación Filantrópica Israelita, einem Hilfsverein, der Neuankömmlingen aus Deutschland u. a. Unterkünfte vermittelte und in Arbeitsgelegenheiten im Alltag half. Während dieser Zeit entdeckte Schopflocher sein kreatives Talent, zum Beispiel im Schreiben von Büchern oder in der Malerei und Schnitzerei. Bei der Teilnahme an Literatur- und Philosophiekursen der Päpstlich Katholischen Universität von Argentinien in Buenos Aires konnte er sein Wissen vertiefen. Nach der Veröffentlichung von einigen Fachbüchern (z. B. über die Zucht von Hühnern) begann Schopflocher Anfang der 1980er Jahre Erzählungen und Novellen zu veröffentlichen. Gleichzeitig arbeitete er an verschiedenen Zeitschriften und Tageszeitungen mit, so z. B. dem Argentinischen Tageblatt, La Naciòn, La Prensa, Semanario Israelita, Filantropia, Spiegel Special, Die Zeit - Literaturbeilage und der Neuen Züricher Zeitung.
Im Jahr 2008 ehrte seine Heimatstadt Fürth Robert Schopflocher mit dem Jakob-Wassermann-Literaturpreis. Die feierliche Preisverleihung fand am Sonntag, 9. März 2008 ab 11.00 Uhr im Stadttheater Fürth statt. Die Fürther Nachrichten schrieben dazu u. a. am 8. März 2008 "Der Jakob-Wassermann-Literaturpreis ist heimgekehrt. ..."
Am 26. August 2015 gab die Stadt Fürth in einer Pressemitteilung bekannt, das Robert Schopflocher das Goldene Kleeblatt verliehen bekommt. Überreicht wurde dem inzwischen 92-Jährigen das Goldene Kleeblatt stellvertretend für den Oberbürgermeister durch den Bundesminister für Landwirtschaft Christian Schmidt, der sich gerade dienstlich in Argentinien aufhielt. Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung übermittelte in einem Glückwunschbrief: Trotz der schrecklichen Erlebnisse in der Zeit des Nationalsozialismus ist Robert Schopflocher seiner Heimatstadt Fürth stets gewogen geblieben und hat durch regelmäßige Besuche in der Kleeblattstadt auch seine Familie mit den Stätten seiner Kindheit vertraut und bekannt gemacht. „Dies ist keine selbstverständliche Haltung für einen Menschen, der in seiner Kindheit und Jugend Ausgrenzung und Verfolgung ausgesetzt war“. Für diese lebenslange Verbundenheit zur Kleeblattstadt danke er ihm sehr.[3]
Robert Schopflocher ist am 23. Januar 2016 im Alter von 92 Jahren in Buenos Aires gestorben.[4][5]
Robert Schopflocher in Fürth
Bei der Preisverleihung im Stadttheater dankte Robert Schopflocher mit bewegenden Worten:
- "Mein Lebenskreis, der im Nathanstift begann, neigt sich seinem Ende zu. Ich bin froh, dass ich diesen Höhepunkt meines Lebens noch erfahren durfte: die Ehrung einer Stadt, die nie aufhörte, meine innere Heimat zu sein."
Veröffentlichungen
- Extranos Negocios, Roman (1996)
- Eine Kindheit (1998)
- Wie Reb Froike die Welt rettete, Erzählungen (1998)
- Spiegel der Welt - Erzählungen (2006)
- Schopflocher, Robert: "Letzte Strahlen der untergehenden deutschen Bildungssonne" : Robert(o) Schopflochers argentinische Reflexionen und Reminiszenzen / Interview mit Frederick A. Lubich, in: Monatshefte für deutschsprachige Literatur und Kultur (98) 2006, S. 491 - 504
- Schopflocher, Robert: Fürth - die in Nebelschleier gehüllte Stadt meiner Kindheit - Rede am 13. Juli 2006 im Berolzheimeranium bei einer Benefizveranstaltung für die Leichenhalle auf dem jüdischen Friedhof. In: Fürther Geschichtsblätter, 3/2006, S. 119 - 123
- Weit von wo – Mein Leben zwischen drei Welten. (Lebenserinnerungen) (2010)
- Schopflocher, Robert: Fürth zwischen Freimaurerloge und Braunem Haus. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2012, S. 123 - 127
- Das Komplott zu Lima, Roman (2015)[6]
Auszeichnungen
- Ehrenmitglied des (EXIL)-P.E.N.-Zentrums deutsch-sprachiger Autoren im Ausland[7]
- 2015: Goldenes Kleeblatt
- 2008: Jakob-Wassermann-Literaturpreis der Stadt Fürth
- 2000: 3. Literaturpreis der Stadt Buenos Aires für den Roman Extraños Negocios
- 1997: Ehrenschleife der S.A.D.E. (Argentinischer Schriftstellerverband) für Extraños Negocios
- 1982: Preis der Stiftung "Eligio González Cadavid" für das Theaterstück Las Ovejas, vorgestellt im Nationaltheater "Cervantes" von Buenos Aires (1983)
- 1981: Ehrenschleife der S.A.D.E. für den mit eigenen Holzschnitten illustrierten Erzählband Fuego Fatuo
- 1980: Preis der A.M.I.A. (Dachorganisation der jüdischen Gemeinden von Buenos Aires) für das Theaterstück El Manto del Profeta
Literatur
- Barbara Ohm; Ohm, Hans-Georg: „Die Vergangenheit pflegt einen leichten Schlaf“ - Die Jahresgabe des Geschichtsvereins 2002. In: Fürther Heimatblätter, 2002/4 S. 125 - 126
- Bernd Noack: Ein langsam wirkendes Gift. Der Schriftsteller Robert Schopflocher, in: Mit Licht und Schatten gepflastert, Gunzenhausen, 2007, S. 85 - 92
Lokalberichterstattung
- Volker Dittmar: Bewegende Heimatkunde - Wassermann-Preis für den Fürther Robert Schopflocher. In: Fürther Nachrichten vom 10. März 2008 - online abrufbar
- Bernd Noack: Wie sich Robert Schopflocher an Fürth erinnerte. In: Fürther Nachrichten vom 25. Januar 2015 - online abrufbar
- nn: Trauer um Roberto Schopflocher. In: Fürther Nachrichten vom 25. Januar 2015 - online abrufbar
- Christian Muggenthaler: Das Unglück in der Geschichte - Robert Schopflochers Erzählband über eine Kindheit in Franken und ein Leben im Exil. In: Fürther Nachrichten vom 13. März 2018 (Druckausgabe)
Siehe auch
Weblinks
- Rede von Robert Schopflocher anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes - Homepage Stadtheimatpflege
Einzelnachweise
- ↑ Bernd-Uwe Schinzel: Das Evora-Haus - Stadtheimatpflege Fürth, Beitrag vom 26. Januar 2015
- ↑ Evi Kurz: Ein Leben zwischen drei Welten - Robert Schopflocher - Film, 2012
- ↑ BmPA Stadt Fürth, Goldenes Kleeblatt für Robert Schopflocher. Pressemitteilung 26. August 2015 / 274/15
- ↑ Bernd Noack: Wie sich Robert Schopflocher an Fürth erinnerte - Zum Tod des Schriftstellers: Sein Beitrag in der FN-Serie "Vermisst wird". In: Fürther Nachrichten vom 25. Januar 2016 - online abrufbar
- ↑ nn: Trauer um Roberto Schopflocher. In: NN vom 25. Januar 2016 - online abrufbar
- ↑ Bernd Noack: Fortwährender Fluch der Verfolgung - Roberto Schopflochers historischer Südamerika-Roman "Das Komplott zu Lima". In NN, Rubrik Kultur vom 14. November 2015
- ↑ Exil-PEN, Homepage abgerufen am 27. Januar 2016 | 13:06 Uhr - online abrufbar
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