Eingemeindung Fürths nach Nürnberg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Einverleibung Fürth.jpg|thumb|300px|right|Postkarte mit dem Thema Eingemeindung]]Bestrebungen zur Eingemeindung Fürths nach [[Nürnberg]] und umgekehrt wurden erstmals am [[14. Mai]] [[1833]] schriftlich in der gemeinsamen Einladung beider [[Oberbürgermeister]] der Städte [[Fürth]] und [[Nürnberg]] zur Gründung der [[Ludwigseisenbahn]] formuliert. In den darauffolgenden Jahrzehnten gab es wiederholt von beiden Seiten Bestrebungen, die Städte zu fusionieren, die jedoch alle scheiterten.  
[[Datei:Einverleibung Fürth.jpg|mini|300px|right|Postkarte mit dem Thema Eingemeindung]]Bestrebungen zur Eingemeindung Fürths nach [[Nürnberg]] und umgekehrt wurden erstmals am [[14. Mai]] [[1833]] schriftlich in der gemeinsamen Einladung beider [[Oberbürgermeister]] der Städte [[Fürth]] und [[Nürnberg]] zur Gründung der [[Ludwigseisenbahn]] formuliert. In den darauffolgenden Jahrzehnten gab es wiederholt von beiden Seiten Bestrebungen, die Städte zu fusionieren, die jedoch alle scheiterten.  


== Initiativen zur Eingemeindung der Stadt Fürth bis 1920 ==
== Initiativen zur Eingemeindung der Stadt Fürth bis 1920 ==
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* [[1917]]: Durch die [[Erster Weltkrieg|Kriegswirren]] und der finanziellen Schieflage beider Städte wird die Zusammenlegung beider Städte erneut zum Thema. Insbesondere regt der Regierungspräsident und Jurist Dr. Julius Ritter von Blaul einen paritätisch besetzten Ausschuss von je 9 Vertretern beider Städte an. Diesem Anliegen schloss sich der Handelsvorstand Nürnberg, das Handelsgremium Fürth sowie der inzwischen zum König ernannte Ludwig III. von Bayern an.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 229, 34</ref> Ausgelöst hatte die Diskussion der Großkaufmann und Geheime Kommerzienrat C. F. Zahn aus Nürnberg, der einer der führenden Männer der Handelskammer Nürnbergs war. In der Bay. Staatszeitung erschien ein Artikel mit der Überschrift: "Nürnberg-Fürther Zukunftsfragen", in der er die Frage Zweckmäßigkeit der Eingemeindung erneut befürwortete. Der Artikel, aber auch die Aktivitäten des Handelsgremiums in dieser Sache, löste in der Fürther Bevölkerung erneut eine große Beunruhigung aus. Eine Woche nach dem Antrag der Handelskörperschaften, am 11. Dezember 1917, behandelte der Stadtmagistrat in geheimer Sitzung erneut das Thema der Eingemeindung. Nach einer dreistündigen Diskussion stellte OB Dr. Robert Wild den Antrag, das Ersuchen der Handelsgremien auf Prüfung der Zweckmäßigkeit einer Vereinigung beider Städte abzulehnen. Er begründete seine Ablehnung allerdings nicht mit politischen Gründen, sondern vielmehr aus praktischen Erwägungen heraus, da durch den 1. Weltkrieg die Beamtenschaft so stark dezimiert ist, dass eine eingehende Prüfung nicht möglich sei. Zusätzlich ergänzte er seine Ausführungen damit, ''dass man die Bevölkerung, für die der Krieg sowieso schon genug Unangenehmes bringe, nicht unnötig aufregen [solle]. Außerdem stünden Tausende von Bürgern an der Front, ohne deren Mitwirkung eine solch wichtige Angelegenheit nicht entschieden werden dürfe. Eine Einverleibung müsse der Volksstimmung und nicht den Wünschen Einzelner entsprechen.''<ref>Nürnberger Stadtarchiv: Chronik der Stadt Nürnberg. 1917. Fürth 14. Dezember 1917, Vereinigung von Nürnberg und Fürth, S. 18 ff.</ref> Die folgende Abstimmung ergab ein unentschieden mit 9 zu 9 Stimmen. In einer erneuten Abstimmung, unter Beteiligung des Vorsitzenden OB [[Robert Wild]], wurde der Antrag nun abgelehnt. Die Gemeindebevollmächtigten, die der Sitzung des Magistrats nur beobachtend hinzugezogen waren, stimmten anschließend ebenfalls über die Angelegenheit mit dem Ergebnis ab, dass 18 Stimmen für eine Weiterverfolgung des Themas waren und 16 dagegen. Nach der damaligen Gemeindesatzung (Art. 4 Abs. 3 der Bayr. Gem.O. vom 24. April 1869) konnte aber ein solcher Beschluss nur dann umgesetzt werden, wenn beide Gremien - also Magistrat und Gemeindebevollmächtigte - dem Antrag zugestimmt haben. Nachdem der Magistrat den Antrag jedoch abgelehnt hatte, war die Zustimmung der Gemeindebevollmächtigten irrelevant. Die Fürther Bevölkerung nahm diesen Beschluss - insbesondere durch das aktive Zutun des OB Wild - wohlwollend zur Kenntnis.
* [[1917]]: Durch die [[Erster Weltkrieg|Kriegswirren]] und der finanziellen Schieflage beider Städte wird die Zusammenlegung beider Städte erneut zum Thema. Insbesondere regt der Regierungspräsident und Jurist Dr. Julius Ritter von Blaul einen paritätisch besetzten Ausschuss von je 9 Vertretern beider Städte an. Diesem Anliegen schloss sich der Handelsvorstand Nürnberg, das Handelsgremium Fürth sowie der inzwischen zum König ernannte Ludwig III. von Bayern an.<ref>Stadtarchiv Fürth, Fach 229, 34</ref> Ausgelöst hatte die Diskussion der Großkaufmann und Geheime Kommerzienrat C. F. Zahn aus Nürnberg, der einer der führenden Männer der Handelskammer Nürnbergs war. In der Bay. Staatszeitung erschien ein Artikel mit der Überschrift: "Nürnberg-Fürther Zukunftsfragen", in der er die Frage Zweckmäßigkeit der Eingemeindung erneut befürwortete. Der Artikel, aber auch die Aktivitäten des Handelsgremiums in dieser Sache, löste in der Fürther Bevölkerung erneut eine große Beunruhigung aus. Eine Woche nach dem Antrag der Handelskörperschaften, am 11. Dezember 1917, behandelte der Stadtmagistrat in geheimer Sitzung erneut das Thema der Eingemeindung. Nach einer dreistündigen Diskussion stellte OB Dr. Robert Wild den Antrag, das Ersuchen der Handelsgremien auf Prüfung der Zweckmäßigkeit einer Vereinigung beider Städte abzulehnen. Er begründete seine Ablehnung allerdings nicht mit politischen Gründen, sondern vielmehr aus praktischen Erwägungen heraus, da durch den 1. Weltkrieg die Beamtenschaft so stark dezimiert ist, dass eine eingehende Prüfung nicht möglich sei. Zusätzlich ergänzte er seine Ausführungen damit, ''dass man die Bevölkerung, für die der Krieg sowieso schon genug Unangenehmes bringe, nicht unnötig aufregen [solle]. Außerdem stünden Tausende von Bürgern an der Front, ohne deren Mitwirkung eine solch wichtige Angelegenheit nicht entschieden werden dürfe. Eine Einverleibung müsse der Volksstimmung und nicht den Wünschen Einzelner entsprechen.''<ref>Nürnberger Stadtarchiv: Chronik der Stadt Nürnberg. 1917. Fürth 14. Dezember 1917, Vereinigung von Nürnberg und Fürth, S. 18 ff.</ref> Die folgende Abstimmung ergab ein unentschieden mit 9 zu 9 Stimmen. In einer erneuten Abstimmung, unter Beteiligung des Vorsitzenden OB [[Robert Wild]], wurde der Antrag nun abgelehnt. Die Gemeindebevollmächtigten, die der Sitzung des Magistrats nur beobachtend hinzugezogen waren, stimmten anschließend ebenfalls über die Angelegenheit mit dem Ergebnis ab, dass 18 Stimmen für eine Weiterverfolgung des Themas waren und 16 dagegen. Nach der damaligen Gemeindesatzung (Art. 4 Abs. 3 der Bayr. Gem.O. vom 24. April 1869) konnte aber ein solcher Beschluss nur dann umgesetzt werden, wenn beide Gremien - also Magistrat und Gemeindebevollmächtigte - dem Antrag zugestimmt haben. Nachdem der Magistrat den Antrag jedoch abgelehnt hatte, war die Zustimmung der Gemeindebevollmächtigten irrelevant. Die Fürther Bevölkerung nahm diesen Beschluss - insbesondere durch das aktive Zutun des OB Wild - wohlwollend zur Kenntnis.
[[Datei:Logo Treu Fürth.jpg |thumb|right|Logo des neu gegründeten Vereins Treu Fürth]]
[[Datei:Logo Treu Fürth.jpg |mini|right|Logo des neu gegründeten Vereins Treu Fürth]]


* [[8. Oktober]] [[1918]]: Auf Verlangen des Regierungspräsidenten konstituiert sich die "Kommission zur Prüfung der Frage der Vereinigung von Nürnberg und Fürth". Die Leitung obliegt dem Oberregierungsrat Otto Dorn aus Ansbach, während den Vorsitz Dr. Ritter von Blaul selbst übernimmt. Durch das Kriegsende und die Revolution im November [[1918]] kam der Ausschuss über die konstituierende Sitzung nicht hinaus, jedoch sollte die Ruhe nicht lange halten. Bis dahin stand Oberbürgermeister Dr. [[Robert Wild]] einer Eingemeindung zumindest noch skeptisch bis ablehnend gegenüber. In einer Unterredung mit dem Regierungspräsidenten Mittelfrankens am 22. März [[1917]] sagte [[Robert Wild|Wild]]: In der Stadtverwaltung Fürth herrscht ein sicherlich nicht ganz unberechtigtes traumatisches Misstrauen gegenüber der Nachbarstadt. Fürth fühlt sich mitunter beiseite geschoben, in gemeinsamen Dingen übervorteilt oder bisweilen sogar "''eine gewisse Vergewaltigung durch Nürnberg''".<ref>Staatsanzeiger Rgg. Kdl (1968) X, 1182, Auszug aus dem Tagebuch des kgl. Rgg. Präs. Mfr., 22.03.1917, Besprechung mit OB Wild-Fürth</ref> Parallel formiert sich der Widerstand in Fürth gegen einen Zusammenschluss.<ref name="Schwammberger, S. 106">Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref>  Es gründet sich der "[[Treu Fürth|Verein zur Wahrung der Interessen der Stadt Fürth e. V. TREU - FÜRTH]]" mit prominenten Vertretern der Stadt Fürth. Unter ihnen sind der Stadtpfarrer [[Paul Fronmüller]] und Isaak Löw Weiskopf, Vorsitzender des Kuratoriums der israelitischen Realschule.<ref name="Ohm"/>
* [[8. Oktober]] [[1918]]: Auf Verlangen des Regierungspräsidenten konstituiert sich die "Kommission zur Prüfung der Frage der Vereinigung von Nürnberg und Fürth". Die Leitung obliegt dem Oberregierungsrat Otto Dorn aus Ansbach, während den Vorsitz Dr. Ritter von Blaul selbst übernimmt. Durch das Kriegsende und die Revolution im November [[1918]] kam der Ausschuss über die konstituierende Sitzung nicht hinaus, jedoch sollte die Ruhe nicht lange halten. Bis dahin stand Oberbürgermeister Dr. [[Robert Wild]] einer Eingemeindung zumindest noch skeptisch bis ablehnend gegenüber. In einer Unterredung mit dem Regierungspräsidenten Mittelfrankens am 22. März [[1917]] sagte [[Robert Wild|Wild]]: In der Stadtverwaltung Fürth herrscht ein sicherlich nicht ganz unberechtigtes traumatisches Misstrauen gegenüber der Nachbarstadt. Fürth fühlt sich mitunter beiseite geschoben, in gemeinsamen Dingen übervorteilt oder bisweilen sogar "''eine gewisse Vergewaltigung durch Nürnberg''".<ref>Staatsanzeiger Rgg. Kdl (1968) X, 1182, Auszug aus dem Tagebuch des kgl. Rgg. Präs. Mfr., 22.03.1917, Besprechung mit OB Wild-Fürth</ref> Parallel formiert sich der Widerstand in Fürth gegen einen Zusammenschluss.<ref name="Schwammberger, S. 106">Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 106</ref>  Es gründet sich der "[[Treu Fürth|Verein zur Wahrung der Interessen der Stadt Fürth e. V. TREU - FÜRTH]]" mit prominenten Vertretern der Stadt Fürth. Unter ihnen sind der Stadtpfarrer [[Paul Fronmüller]] und Isaak Löw Weiskopf, Vorsitzender des Kuratoriums der israelitischen Realschule.<ref name="Ohm"/>
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== Anfang der 1920er Jahre ==
== Anfang der 1920er Jahre ==
[[Datei:Großgemeinde Nürnberg Fürth 1922.jpg|miniatur|rechts|Die geplante neue Großgemeinde Nürnberg-Fürth, 1922]]
[[Datei:Großgemeinde Nürnberg Fürth 1922.jpg|miniatur|rechts|Die geplante neue Großgemeinde Nürnberg-Fürth, 1922]]
[[Bild:Treu Fürth Werbung.jpg|thumb|left|Zeitungsanzeige gegen die Eingemeindung vom 21. Januar 1922]]Aufgrund der politischen Ereignisse Anfang der 1920er Jahre (Kriegsende, Novemberrevolution und der Einführung der Weimarer Republik) wurde ab [[1920]] erneut das Thema Eingemeindung konkreter und ernsthafter als bisher vorangetrieben. Mitentscheidend für die Zusammenlegung beider Städte waren ebenfalls die gerade kommunalpolitisch notwendigen und geplanten Strukturmaßnahmen beider Städte, so dass man sich einen finanziellen Vorteil durch den Zusammenschluss erhoffte (z. B. Neubau von Krankenhäusern, Bau eines gemeinsamen Hafens für die Binnenschifffahrt, gemeinsame Führung der Theater beider Städte, etc.). Auch die Chancen für einen Zusammenschluss standen dieses Mal besser, da es in beiden Städten klare [[SPD]]-Mehrheitsverhältnisse in den Rathäusern gab, so dass keine parteipolitischen Differenzen zu erwarten waren.
[[Bild:Treu Fürth Werbung.jpg|mini|left|Zeitungsanzeige gegen die Eingemeindung vom 21. Januar 1922]]Aufgrund der politischen Ereignisse Anfang der 1920er Jahre (Kriegsende, Novemberrevolution und der Einführung der Weimarer Republik) wurde ab [[1920]] erneut das Thema Eingemeindung konkreter und ernsthafter als bisher vorangetrieben. Mitentscheidend für die Zusammenlegung beider Städte waren ebenfalls die gerade kommunalpolitisch notwendigen und geplanten Strukturmaßnahmen beider Städte, so dass man sich einen finanziellen Vorteil durch den Zusammenschluss erhoffte (z. B. Neubau von Krankenhäusern, Bau eines gemeinsamen Hafens für die Binnenschifffahrt, gemeinsame Führung der Theater beider Städte, etc.). Auch die Chancen für einen Zusammenschluss standen dieses Mal besser, da es in beiden Städten klare [[SPD]]-Mehrheitsverhältnisse in den Rathäusern gab, so dass keine parteipolitischen Differenzen zu erwarten waren.


Folgende Formen der Eingemeindungen waren im Gespräch:<ref>Herbert Schnittger: Die Eingemeindungsverhandlungen zwischen Nürnberg und Fürth von 1900 bis 1933, Inauguraldissertation der Jur. Fakutlät der FAU Erlangen-Nürnberg, Fürth, 1952, S. 3 ff. </ref>
Folgende Formen der Eingemeindungen waren im Gespräch:<ref>Herbert Schnittger: Die Eingemeindungsverhandlungen zwischen Nürnberg und Fürth von 1900 bis 1933, Inauguraldissertation der Jur. Fakutlät der FAU Erlangen-Nürnberg, Fürth, 1952, S. 3 ff. </ref>
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Die Antwort auf dieses Abstimmungsergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Die Nordbayerische Zeitung schrieb kurz darauf: ''Wir wissen, dass Nürnberg bei allen Dingen greifbarer Natur, in denen es mit Fürth zusammenging, immer erst an sich gedacht hat. Es hat sich zwar mit uns an den Verhandlungstisch gesetzt, uns stets hübsch über unsere Absichten und Wünsche ausgefragt und ist dann von dannen gegangen, um uns schließlich in den Rücken zu fallen und die Beute für sich einzuheimsen. Herr Dr. Luppe kennt das wohl nicht, und darum auch nicht den Grad des Misstrauens, der in Fürth gegen alle Nürnberger Versprechungen besteht.''<ref>Hermann Hanschel, Oberbürgermeister Hermann Luppe, Nürnberger Kommunalpolitiker in der Weimarer Republik, Hrsg. Nürnberger Forschungen Band 21, 1977, S. 109, Anm. 444</ref>  
Die Antwort auf dieses Abstimmungsergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Die Nordbayerische Zeitung schrieb kurz darauf: ''Wir wissen, dass Nürnberg bei allen Dingen greifbarer Natur, in denen es mit Fürth zusammenging, immer erst an sich gedacht hat. Es hat sich zwar mit uns an den Verhandlungstisch gesetzt, uns stets hübsch über unsere Absichten und Wünsche ausgefragt und ist dann von dannen gegangen, um uns schließlich in den Rücken zu fallen und die Beute für sich einzuheimsen. Herr Dr. Luppe kennt das wohl nicht, und darum auch nicht den Grad des Misstrauens, der in Fürth gegen alle Nürnberger Versprechungen besteht.''<ref>Hermann Hanschel, Oberbürgermeister Hermann Luppe, Nürnberger Kommunalpolitiker in der Weimarer Republik, Hrsg. Nürnberger Forschungen Band 21, 1977, S. 109, Anm. 444</ref>  


[[Bild:Treu Fürth Werbung 1.jpg|thumb|left|Zeitungsanzeige gegen die Eingemeindung]]
[[Bild:Treu Fürth Werbung 1.jpg|mini|left|Zeitungsanzeige gegen die Eingemeindung]]
[[Bild:Vereinigung Werbung.jpg|thumb|rigth|Zeitungsanzeige für die Eingemeindung Fürths nach Nürnberg]]
[[Bild:Vereinigung Werbung.jpg|mini|rigth|Zeitungsanzeige für die Eingemeindung Fürths nach Nürnberg]]


Gleichzeitig formierte sich der Widerstand gegen eine Zusammenlegung beider Städte. An der Spitze des Widerstandes stand der [[1918]] gegründete Verein "[[Treu Fürth]]" mit den Vorsitzenden [[Paul Fronmüller]], Isaak Löw Weiskopf und [[Babette Bauer]], der [[1919]] erstmals zwei Sitze im 42-köpfigen Stadtratsgremium errungen hatte. Ebenfalls dem Widerstand angeschlossen waren der Grund- und Hausbesitzerverein, die Vereinigten Innungen, der "''Interessenverband für gesamte Gewerbe und dem Kleinhandel''" sowie der "''Verein zum Schutze für Handel und Gewerbe''". Sie gründeten gemeinsam einen Arbeitsausschuss "''Zur Erhaltung der Selbständigkeit der Stadt''" Fürth.<ref name="Schwammberger, S. 106"/>  
Gleichzeitig formierte sich der Widerstand gegen eine Zusammenlegung beider Städte. An der Spitze des Widerstandes stand der [[1918]] gegründete Verein "[[Treu Fürth]]" mit den Vorsitzenden [[Paul Fronmüller]], Isaak Löw Weiskopf und [[Babette Bauer]], der [[1919]] erstmals zwei Sitze im 42-köpfigen Stadtratsgremium errungen hatte. Ebenfalls dem Widerstand angeschlossen waren der Grund- und Hausbesitzerverein, die Vereinigten Innungen, der "''Interessenverband für gesamte Gewerbe und dem Kleinhandel''" sowie der "''Verein zum Schutze für Handel und Gewerbe''". Sie gründeten gemeinsam einen Arbeitsausschuss "''Zur Erhaltung der Selbständigkeit der Stadt''" Fürth.<ref name="Schwammberger, S. 106"/>  
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Der nächste Versuch beide Städte zusammenzuführen kam im Frühjahr [[1935]] vom Oberbürgermeister [[Willy Liebel]] aus [[Nürnberg]].<ref>Protokoll der geheimen Stadtratssitzung vom 16.01.1935, Stadtarchiv Nbg C 7/IX, Nr. 570</ref> Beide Städte wurden inzwischen durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten durch Parteimitglieder der [[NSDAP]] geführt. [[Willy Liebel]] regte eine Arbeitsgemeinschaft beider Kommunaladministrationen an, was jedoch in Fürth auf Ablehnung stieß. Hintergrund dieses Anliegens waren erneut gemeinsame Stadtentwicklungsprogramme, wie z. B. ein gemeinsames Theater, die Straßenbahnnutzung. In einer öffentlichen Stadtratssitzung am [[15. Juli]] [[1936]] gab Liebel bekannt, dass im Falle einer Eingemeindung der Nachbarstadt "''ja wohl nur Nürnberg den Schaden hätte''".<ref>Protokoll der öffentlichen Stadtratssitzung vom 15. Juli 1936, Stadtarchiv Nbg, C 7/IX, Nr. 595</ref> Zu weiteren Gesprächen kam es zunächst nicht mehr, da Reichsmarschall [[Hermann Göring]] sich ablehnend über eine Eingemeindung geäußert hatte.<ref>Protokoll der geheimen Stadtratssitzung vom 21.10.1937, Stadtarchiv Nbg, C7/IX, Nr. 620</ref> Hintergrund dieser Ablehnung waren vermutlich die Erinnerungen seiner Schulzeit von [[1898]] bis [[1903]] in Fürth.<ref>Wikipedia: [http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_G%C3%B6ring#Zeit_des_Nationalsozialismus Hermann Göring], Stand: 21.12.12, 17:52 Uhr</ref>
Der nächste Versuch beide Städte zusammenzuführen kam im Frühjahr [[1935]] vom Oberbürgermeister [[Willy Liebel]] aus [[Nürnberg]].<ref>Protokoll der geheimen Stadtratssitzung vom 16.01.1935, Stadtarchiv Nbg C 7/IX, Nr. 570</ref> Beide Städte wurden inzwischen durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten durch Parteimitglieder der [[NSDAP]] geführt. [[Willy Liebel]] regte eine Arbeitsgemeinschaft beider Kommunaladministrationen an, was jedoch in Fürth auf Ablehnung stieß. Hintergrund dieses Anliegens waren erneut gemeinsame Stadtentwicklungsprogramme, wie z. B. ein gemeinsames Theater, die Straßenbahnnutzung. In einer öffentlichen Stadtratssitzung am [[15. Juli]] [[1936]] gab Liebel bekannt, dass im Falle einer Eingemeindung der Nachbarstadt "''ja wohl nur Nürnberg den Schaden hätte''".<ref>Protokoll der öffentlichen Stadtratssitzung vom 15. Juli 1936, Stadtarchiv Nbg, C 7/IX, Nr. 595</ref> Zu weiteren Gesprächen kam es zunächst nicht mehr, da Reichsmarschall [[Hermann Göring]] sich ablehnend über eine Eingemeindung geäußert hatte.<ref>Protokoll der geheimen Stadtratssitzung vom 21.10.1937, Stadtarchiv Nbg, C7/IX, Nr. 620</ref> Hintergrund dieser Ablehnung waren vermutlich die Erinnerungen seiner Schulzeit von [[1898]] bis [[1903]] in Fürth.<ref>Wikipedia: [http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_G%C3%B6ring#Zeit_des_Nationalsozialismus Hermann Göring], Stand: 21.12.12, 17:52 Uhr</ref>


[[Datei:Liebel, Willy.JPG|thumb|right|Nürnberger Oberbürgermeister Willy Liebel]]Im Januar [[1940]] startete OB Liebel erneut einen Versuch der Eingemeindung Fürths, dieses Mal direkt über Berlin. Nach seinem bisherigen Scheitern vor Ort und dem Wissen, dass eine Eingemeindung unter "demokratischen Vorzeichen" (Volksbegehren vom [[19. Januar]] [[1922]]) nicht zu erreichen ist, hatte Liebel offensichtlich unter den neuen Bedingungen einer Diktatur gar nicht vor auf die Betroffenen Rücksicht zu nehmen. Adolf Hitler selbst hatte bereits mehrfach Beschwerden Liebels entgegengenommen, und so wird Liebel von Hitler wie folgt zitiert: "''Die Fürther bezeichnet er als Schmarotzer und findet tausend Gründe dafür, dass die Fürther die Stadt Nürnberg betrügen. Wenn es auf ihn ankäme (Liebel), würde die Stadt mindestens eingemeindet, wenn nicht ausgerottet''".<ref>Werner Jochmann (Hrsg.), Monologe im Führerhauptquartier 1941 - 1944, Gespräch vom 17.12.1941, Albrecht Knaus Verlag 1986, S. 154 ff.</ref> Am [[10. Januar]] [[1940]] beantragt Liebel die Eingemeindung in einem persönlichen Gespräch beim Staatssekretär des Reichsinnenministeriums, [[wikipedia:Hans Pfundtner|Hans Pfundtner]]. Dieser lehnt zwar grundsätzlich einen solchen Antrag ab, schließt jedoch eine Prüfung nicht aus. Hierzu werden in der Folge der Reichsinnenminister [[wikipedia:Wilhelm Frick|Wilhelm Frick]], der Staatssekretär und ehem. Regierungspräsident Ober- und Mittelfrankens [[wikipedia:Hans Georg Hofmann|Hans Georg Hofmann]], Reichsstatthalter [[wikipedia:Franz  Ritter von Epp|Franz Xaver Ritter von Epp]] in die Prüfung mit einbezogen, sowie der Chef der Reichskanzlei [[wikipedia:Hans Heinrich Lammers|Hans Heinrich Lammers]] und der Reichsminister und Leiter der Parteikanzlei [[wikipedia:Martin Bormann|Martin Bormann]].<ref>Matthias Klaus Braun, Hitlers liebster Bürgermeister: Willy Liebel, Nbg. Werkstücke zur Stadt und Landgeschichte Band 71, Nürnberg 2012, S. 790 ff.</ref> In einer Unterredung am darauffolgenden Tag ([[11. Januar]] [[1940]]) zwischen Frick und Bormann wird die Aussage getroffen, dass Hitler die fränkische Städtevereinigung "''so bald als möglich erledigt''" sehen wolle. Trotz der Bedenken Fricks mit einer Ausnahmegenehmigung, wolle er sich dem Wunsch Hitlers nicht widersetzen. Der Staatssekretär Pfundtner soll auch aufgrund der "''hinreichend bekannten besonderen Verhältnisse hier in Nürnberg''" schnellstens die Städtevereinigung umsetzen. Damit war wohl die Absetzung Julius Streichers gemeint, der zuvor am [[16. Februar]] [[1939]] in der sog. "Göring Kommission" als Gauleiter abgesetzt wurde mit dem Befund: ''Zur Menschenführung ungeeignet''.<ref>Anonym (Benno Martin), Neuer Kurier, "Wie Streicher gestürzt wurde!", 03.12.1949</ref>
[[Datei:Liebel, Willy.JPG|mini|right|Nürnberger Oberbürgermeister Willy Liebel]]Im Januar [[1940]] startete OB Liebel erneut einen Versuch der Eingemeindung Fürths, dieses Mal direkt über Berlin. Nach seinem bisherigen Scheitern vor Ort und dem Wissen, dass eine Eingemeindung unter "demokratischen Vorzeichen" (Volksbegehren vom [[19. Januar]] [[1922]]) nicht zu erreichen ist, hatte Liebel offensichtlich unter den neuen Bedingungen einer Diktatur gar nicht vor auf die Betroffenen Rücksicht zu nehmen. Adolf Hitler selbst hatte bereits mehrfach Beschwerden Liebels entgegengenommen, und so wird Liebel von Hitler wie folgt zitiert: "''Die Fürther bezeichnet er als Schmarotzer und findet tausend Gründe dafür, dass die Fürther die Stadt Nürnberg betrügen. Wenn es auf ihn ankäme (Liebel), würde die Stadt mindestens eingemeindet, wenn nicht ausgerottet''".<ref>Werner Jochmann (Hrsg.), Monologe im Führerhauptquartier 1941 - 1944, Gespräch vom 17.12.1941, Albrecht Knaus Verlag 1986, S. 154 ff.</ref> Am [[10. Januar]] [[1940]] beantragt Liebel die Eingemeindung in einem persönlichen Gespräch beim Staatssekretär des Reichsinnenministeriums, [[wikipedia:Hans Pfundtner|Hans Pfundtner]]. Dieser lehnt zwar grundsätzlich einen solchen Antrag ab, schließt jedoch eine Prüfung nicht aus. Hierzu werden in der Folge der Reichsinnenminister [[wikipedia:Wilhelm Frick|Wilhelm Frick]], der Staatssekretär und ehem. Regierungspräsident Ober- und Mittelfrankens [[wikipedia:Hans Georg Hofmann|Hans Georg Hofmann]], Reichsstatthalter [[wikipedia:Franz  Ritter von Epp|Franz Xaver Ritter von Epp]] in die Prüfung mit einbezogen, sowie der Chef der Reichskanzlei [[wikipedia:Hans Heinrich Lammers|Hans Heinrich Lammers]] und der Reichsminister und Leiter der Parteikanzlei [[wikipedia:Martin Bormann|Martin Bormann]].<ref>Matthias Klaus Braun, Hitlers liebster Bürgermeister: Willy Liebel, Nbg. Werkstücke zur Stadt und Landgeschichte Band 71, Nürnberg 2012, S. 790 ff.</ref> In einer Unterredung am darauffolgenden Tag ([[11. Januar]] [[1940]]) zwischen Frick und Bormann wird die Aussage getroffen, dass Hitler die fränkische Städtevereinigung "''so bald als möglich erledigt''" sehen wolle. Trotz der Bedenken Fricks mit einer Ausnahmegenehmigung, wolle er sich dem Wunsch Hitlers nicht widersetzen. Der Staatssekretär Pfundtner soll auch aufgrund der "''hinreichend bekannten besonderen Verhältnisse hier in Nürnberg''" schnellstens die Städtevereinigung umsetzen. Damit war wohl die Absetzung Julius Streichers gemeint, der zuvor am [[16. Februar]] [[1939]] in der sog. "Göring Kommission" als Gauleiter abgesetzt wurde mit dem Befund: ''Zur Menschenführung ungeeignet''.<ref>Anonym (Benno Martin), Neuer Kurier, "Wie Streicher gestürzt wurde!", 03.12.1949</ref>


Pfundtner selbst, der grundsätzlich solchen Eingemeindungen skeptisch gegenüber stand<ref>Anmerkung: Laut Pfundtner stellten Sonderbestimmungen generell eine Gefahr für einen einheitlichen und effizienten Verwaltungsapparat dar und sind deshalb grundsätzlich abzulehnen. Die Ablehung hatte somit nichts mit den Fürther oder Nürnberger Verhältnissen zu tun. Es gab in dieser Zeit noch mehr Bestrebungen der Eingemeidungen, z. B. München und Starnberg.</ref>, schenkte diesen Aussagen scheinbar nicht allzu viel Glauben und versuchte sich direkt beim Reichskanzleramt über den Wahrheitsgehalt zu erkundigen.<ref>Peter Diehl-Thiele: Partei und Staat im Dritten Reich, Beck München 1971, S. 190 ff.</ref>  Auch der Innenminister Wilhelm Frick erkundigte sich am [[16. Februar]] [[1940]] in einem Schreiben an den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, ob es wirklich Hitlers Wunsch entspräche, wenn beide Städte zusammengefasst werden.<ref>Schreiben Reichsinnenminister an den Chef der Reichskanzlei vom 16.02.40, Bundesarchiv Berlin B 43/II, Nr. 576</ref> Zwar wurde dieses Ansinnen dann von Bormann bestätigt, aber inzwischen hatte sich in der Angelegenheit noch ein "Fürther Sohn" an Adolf Hitler gewandt: kein Geringerer als der in Fürth geborene Gauleiter und Reichsstatthalter in Danzig [[Albert Forster]].  In einer Unterredung mit dem Diktator entrüstete sich [[Albert Forster|Forster]] über die Pläne einer Eingemeindung und sagte: "''dass der alte Gegensatz zwischen Nürnberg und Fürth nach wie vor bestände, dass also die Fürther keineswegs begeistert die Vereinigung ihrer Stadtverwaltung mit der Nürnberger begrüssen würden''".<ref>Schreiben Martin Bormann an Hans Heinrich Lammers vom 26.02.1940, Bundesarchiv Berlin R 43/II, Nr. 576</ref> Nach einer persönlichen Unterredung Bormanns mit Lammers und Hitler kam im März [[1940]] prompt die Antwort zu Ungunsten Liebels: "''Der Führer wünscht während des Krieges weder eine Zusammenlegung der Stadtgemeinden [[Nürnberg]] und Fürth, noch eine kommissarische Verwaltung der Stadt Fürth durch den [[Oberbürgermeister]] der Stadt der Reichsparteitage''".<ref>Schreiben Hans Heinrich Lammers an Martin Bormann vom 19.03.1940 (Entwurf), Bundesarchiv Berlin R. 43/II, Nr. 576</ref> Warum Hitler seine Zustimmung noch aus dem Januar [[1940]] im März zurückzog, ist nicht geklärt; die Hinweise [[Albert Forster|Forsters]] auf vermeintliche Widerstände aus der Bevölkerung und der nach wie vor schwelende Konflikt um die sog. "Holz-Aktion" (Arisierung jüdischen Eigentums) bzw. der Absetzung Streichers als Gauleitung mögen hier sicherlich mit eine Rolle gespielt haben. Hans Ott findet einige Indizien dafür und schließt: ''Da nun Liebel durch jahrelanges Intrigieren gegen Streicher schließlich dessen Sturz erreicht hatte, rächte sich Hitler nun offenbar an Liebel dafür, dass er seinen Dutzfreund Julius hatte aufgeben müssen ...''<ref>Hans Ott: ''Die versuchte Eingemeindung Fürths nach Nürnberg 1939''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1991/1</ref>
Pfundtner selbst, der grundsätzlich solchen Eingemeindungen skeptisch gegenüber stand<ref>Anmerkung: Laut Pfundtner stellten Sonderbestimmungen generell eine Gefahr für einen einheitlichen und effizienten Verwaltungsapparat dar und sind deshalb grundsätzlich abzulehnen. Die Ablehung hatte somit nichts mit den Fürther oder Nürnberger Verhältnissen zu tun. Es gab in dieser Zeit noch mehr Bestrebungen der Eingemeidungen, z. B. München und Starnberg.</ref>, schenkte diesen Aussagen scheinbar nicht allzu viel Glauben und versuchte sich direkt beim Reichskanzleramt über den Wahrheitsgehalt zu erkundigen.<ref>Peter Diehl-Thiele: Partei und Staat im Dritten Reich, Beck München 1971, S. 190 ff.</ref>  Auch der Innenminister Wilhelm Frick erkundigte sich am [[16. Februar]] [[1940]] in einem Schreiben an den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, ob es wirklich Hitlers Wunsch entspräche, wenn beide Städte zusammengefasst werden.<ref>Schreiben Reichsinnenminister an den Chef der Reichskanzlei vom 16.02.40, Bundesarchiv Berlin B 43/II, Nr. 576</ref> Zwar wurde dieses Ansinnen dann von Bormann bestätigt, aber inzwischen hatte sich in der Angelegenheit noch ein "Fürther Sohn" an Adolf Hitler gewandt: kein Geringerer als der in Fürth geborene Gauleiter und Reichsstatthalter in Danzig [[Albert Forster]].  In einer Unterredung mit dem Diktator entrüstete sich [[Albert Forster|Forster]] über die Pläne einer Eingemeindung und sagte: "''dass der alte Gegensatz zwischen Nürnberg und Fürth nach wie vor bestände, dass also die Fürther keineswegs begeistert die Vereinigung ihrer Stadtverwaltung mit der Nürnberger begrüssen würden''".<ref>Schreiben Martin Bormann an Hans Heinrich Lammers vom 26.02.1940, Bundesarchiv Berlin R 43/II, Nr. 576</ref> Nach einer persönlichen Unterredung Bormanns mit Lammers und Hitler kam im März [[1940]] prompt die Antwort zu Ungunsten Liebels: "''Der Führer wünscht während des Krieges weder eine Zusammenlegung der Stadtgemeinden [[Nürnberg]] und Fürth, noch eine kommissarische Verwaltung der Stadt Fürth durch den [[Oberbürgermeister]] der Stadt der Reichsparteitage''".<ref>Schreiben Hans Heinrich Lammers an Martin Bormann vom 19.03.1940 (Entwurf), Bundesarchiv Berlin R. 43/II, Nr. 576</ref> Warum Hitler seine Zustimmung noch aus dem Januar [[1940]] im März zurückzog, ist nicht geklärt; die Hinweise [[Albert Forster|Forsters]] auf vermeintliche Widerstände aus der Bevölkerung und der nach wie vor schwelende Konflikt um die sog. "Holz-Aktion" (Arisierung jüdischen Eigentums) bzw. der Absetzung Streichers als Gauleitung mögen hier sicherlich mit eine Rolle gespielt haben. Hans Ott findet einige Indizien dafür und schließt: ''Da nun Liebel durch jahrelanges Intrigieren gegen Streicher schließlich dessen Sturz erreicht hatte, rächte sich Hitler nun offenbar an Liebel dafür, dass er seinen Dutzfreund Julius hatte aufgeben müssen ...''<ref>Hans Ott: ''Die versuchte Eingemeindung Fürths nach Nürnberg 1939''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1991/1</ref>


[[Bild:Karl Häupler - A7255.jpg|thumb|right|Fürther komm. Oberbürgermeister Dr. Karl Häupler]]OB Liebel, noch nicht wissend um die endgültige Ablehnung, versuchte durch einen weiteren Umstand die Karten zu seinen Gunsten zu mischen. Kurz zuvor wurde der Fürther Oberbürgermeister und Amtskollege [[Franz Jakob]] am [[28. Oktober]] [[1939]] in das damalige Westpreußen versetzt. Dies geschah nicht zuletzt zum Schutz der Partei vor Ort aufgrund seiner Verfehlungen und der maßlosen persönlichen Bereicherungen durch die Enteignung jüdischen Eigentums (Arisierung). Die dadurch vakant gewordene Stelle des Oberbürgermeisters wurde zunächst nur kommissarisch durch Dr. [[Karl Häupler]] besetzt. Liebel versuchte, einer dauerhaften Übertragung der Stelle entgegenzuwirken, zumal ihm [[Franz Jakob|Jakob]]s Nachfolger viel zu selbstbewusst auftrat. Stattdessen sollte [[Karl Häupler|Häupler]] im Juni [[1941]] nach Liebels Vorstellung lieber nach Straßburg als 1. Beigeordneter wechseln, damit einer Eingemeindung nichts im Wege steht.<ref>Schreiben Häupler an den Regierungspräsidenten Ober- und Mittelfrankens vom 26.08.1940, Stadtarchiv Fürth, HG 025, Nr. 415</ref> [[Karl Häupler|Häupler]] lehnte dankend ab mit der Begründung "''er werde während des Krieges in Fürth gebraucht''" und forcierte seine Bemühungen zum ordentlichen Oberbürgermeister ernannt zu werden<ref>Schreiben Karl Häupler an den Reichsstatthalter in Bayern vom 4.12.1941 (Entwurf), Stadtarchiv Fürth HG 025, Nr. 415</ref> - auch um eine Eingemeindung Fürths nach [[Nürnberg]] zu erschweren. Weder im Bay. Ministerium noch im Reichsministerium war man jedoch gewillt, die Frage der Städtevereinigung während des Krieges abschließend zu klären, zumal es inzwischen eine klare Entscheidung des Diktators in Berlin gab. Der letzte Versuch am [[31. Mai]] [[1940]] durch einen schriftlichen Antrag Liebels an das Reichsinnenministerium wurde demzufolge konsequent abgelehnt: ''da im Krieg nur wichtige Ausnahmen eine solche Veränderung der Gemeindegrenzen rechtfertigt''.<ref>Aktenvermerk Ministerialrat Reihling im Reichsministerium des Innern vom 14. Juni 1940, Bundesarchiv Berlin R 1501, Nr. 1303</ref>
[[Bild:Karl Häupler - A7255.jpg|mini|right|Fürther komm. Oberbürgermeister Dr. Karl Häupler]]OB Liebel, noch nicht wissend um die endgültige Ablehnung, versuchte durch einen weiteren Umstand die Karten zu seinen Gunsten zu mischen. Kurz zuvor wurde der Fürther Oberbürgermeister und Amtskollege [[Franz Jakob]] am [[28. Oktober]] [[1939]] in das damalige Westpreußen versetzt. Dies geschah nicht zuletzt zum Schutz der Partei vor Ort aufgrund seiner Verfehlungen und der maßlosen persönlichen Bereicherungen durch die Enteignung jüdischen Eigentums (Arisierung). Die dadurch vakant gewordene Stelle des Oberbürgermeisters wurde zunächst nur kommissarisch durch Dr. [[Karl Häupler]] besetzt. Liebel versuchte, einer dauerhaften Übertragung der Stelle entgegenzuwirken, zumal ihm [[Franz Jakob|Jakob]]s Nachfolger viel zu selbstbewusst auftrat. Stattdessen sollte [[Karl Häupler|Häupler]] im Juni [[1941]] nach Liebels Vorstellung lieber nach Straßburg als 1. Beigeordneter wechseln, damit einer Eingemeindung nichts im Wege steht.<ref>Schreiben Häupler an den Regierungspräsidenten Ober- und Mittelfrankens vom 26.08.1940, Stadtarchiv Fürth, HG 025, Nr. 415</ref> [[Karl Häupler|Häupler]] lehnte dankend ab mit der Begründung "''er werde während des Krieges in Fürth gebraucht''" und forcierte seine Bemühungen zum ordentlichen Oberbürgermeister ernannt zu werden<ref>Schreiben Karl Häupler an den Reichsstatthalter in Bayern vom 4.12.1941 (Entwurf), Stadtarchiv Fürth HG 025, Nr. 415</ref> - auch um eine Eingemeindung Fürths nach [[Nürnberg]] zu erschweren. Weder im Bay. Ministerium noch im Reichsministerium war man jedoch gewillt, die Frage der Städtevereinigung während des Krieges abschließend zu klären, zumal es inzwischen eine klare Entscheidung des Diktators in Berlin gab. Der letzte Versuch am [[31. Mai]] [[1940]] durch einen schriftlichen Antrag Liebels an das Reichsinnenministerium wurde demzufolge konsequent abgelehnt: ''da im Krieg nur wichtige Ausnahmen eine solche Veränderung der Gemeindegrenzen rechtfertigt''.<ref>Aktenvermerk Ministerialrat Reihling im Reichsministerium des Innern vom 14. Juni 1940, Bundesarchiv Berlin R 1501, Nr. 1303</ref>


Ironie des Schicksals: so verdankt letztendlich die Stadt Fürth zwei brutalen Kriegsverbrechern und Massenmördern ihre Selbständigkeit - [[Albert Forster]] und Adolf Hitler.
Ironie des Schicksals: so verdankt letztendlich die Stadt Fürth zwei brutalen Kriegsverbrechern und Massenmördern ihre Selbständigkeit - [[Albert Forster]] und Adolf Hitler.


== Eingemeindungsbestrebungen nach 1945 ==
== Eingemeindungsbestrebungen nach 1945 ==
[[Bild:Feier Stadtgrenze 1990.jpg|thumb|left|Umwidmung Nürnbergs in Fürth-Ost]]Unmittelbar nach dem Krieg wurden erneut Stimmen laut, beide Städte zu fusionieren. Sowohl diese Stimmen, als auch alle weiteren Bestrebungen und Initiativen in den darauf folgenden Jahrzehnten, sind stets am Widerstand der Bevölkerung beider Städte gescheitert - sie sind ein Garant für einen "kommunalpolitischen Selbstmord".
[[Bild:Feier Stadtgrenze 1990.jpg|mini|left|Umwidmung Nürnbergs in Fürth-Ost]]Unmittelbar nach dem Krieg wurden erneut Stimmen laut, beide Städte zu fusionieren. Sowohl diese Stimmen, als auch alle weiteren Bestrebungen und Initiativen in den darauf folgenden Jahrzehnten, sind stets am Widerstand der Bevölkerung beider Städte gescheitert - sie sind ein Garant für einen "kommunalpolitischen Selbstmord".
[[Bild:PM Fürth-Ost 03101990.jpg|thumb|right|Pressemitteilung zur "[[Wiedervereinigung Deutschlands|Wiedervereinigung]] beider Städte"]]Den letzten, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten, Versuch der "[[Wiedervereinigung Deutschlands|Wiedervereinigung]]" beider Städte unternahmen die [[Die Grünen|Grünen]] im Jahr [[1990]] anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am [[3. Oktober]] [[1990]]. Hierzu luden die [[Die Grünen|Grünen]]-Kreisverbände der Städte Fürth und Nürnberg zu einer Vereinigung der beiden Städte an die "ehem. Stadtgrenze" ein mit Freibier - um Nürnberg in Fürth-Ost umzutaufen. Das Motto der Veranstaltung lautete: "''Jetzt wächst zusammen, was immer schon daneben war.''"<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth & Nürnberg, Pressemitteilung vom 1. Oktober 1990</ref> Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die [[Patrizier Brauerei]] hierzu ein 50-Liter-Fass Bier spendierte.<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth, Rundbrief Januar 1991, S. 24</ref>
[[Bild:PM Fürth-Ost 03101990.jpg|mini|right|Pressemitteilung zur "[[Wiedervereinigung Deutschlands|Wiedervereinigung]] beider Städte"]]Den letzten, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten, Versuch der "[[Wiedervereinigung Deutschlands|Wiedervereinigung]]" beider Städte unternahmen die [[Die Grünen|Grünen]] im Jahr [[1990]] anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am [[3. Oktober]] [[1990]]. Hierzu luden die [[Die Grünen|Grünen]]-Kreisverbände der Städte Fürth und Nürnberg zu einer Vereinigung der beiden Städte an die "ehem. Stadtgrenze" ein mit Freibier - um Nürnberg in Fürth-Ost umzutaufen. Das Motto der Veranstaltung lautete: "''Jetzt wächst zusammen, was immer schon daneben war.''"<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth & Nürnberg, Pressemitteilung vom 1. Oktober 1990</ref> Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die [[Patrizier Brauerei]] hierzu ein 50-Liter-Fass Bier spendierte.<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth, Rundbrief Januar 1991, S. 24</ref>
Oberbürgermeister Dr. [[Thomas Jung]] sagte anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums der Stadt Fürth im Jahr [[2007]]: ''Fürth habe in der Region zu einer selbständigen Stadt heranwachsen können und fühle sich heute neben Nürnberg sehr wohl''. Sein Amtskollege aus [[Nürnberg]], Oberbürgermeister Ulrich Maly erwiderte: ''Es ist gut, dass die Nürnberger ihre Identität in Nürnberg haben und die Fürther in Fürth.''<ref>Bay. Fernsehen - [https://www.br.de/franken/inhalt/kultur/nuernberg-fuerth-streit100.html im Internet] (Stand: 21.12.12, 20:37 Uhr)</ref>
Oberbürgermeister Dr. [[Thomas Jung]] sagte anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums der Stadt Fürth im Jahr [[2007]]: ''Fürth habe in der Region zu einer selbständigen Stadt heranwachsen können und fühle sich heute neben Nürnberg sehr wohl''. Sein Amtskollege aus [[Nürnberg]], Oberbürgermeister Ulrich Maly erwiderte: ''Es ist gut, dass die Nürnberger ihre Identität in Nürnberg haben und die Fürther in Fürth.''<ref>Bay. Fernsehen - [https://www.br.de/franken/inhalt/kultur/nuernberg-fuerth-streit100.html im Internet] (Stand: 21.12.12, 20:37 Uhr)</ref>
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