Die Glocken in St. Peter und Paul: Unterschied zwischen den Versionen
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In der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul gibt es ein Vierergeläute mit f´ – as´ - b´ – des´´, dem weitverbreiteten "Idealmotiv". <br/> | In der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul gibt es ein Vierergeläute mit f´ – as´ - b´ – des´´, dem weitverbreiteten "Idealmotiv". <br/> | ||
Die erste Glocke auf f' Nr. 1.2. hat einen Durchmesser von 125 cm und ein Gewicht von 1.250 kg.<br/> | Die erste Glocke auf f' Nr. 1.2. hat einen Durchmesser von 125 cm und ein Gewicht von 1.250 kg.<br/> |
Aktuelle Version vom 23. Oktober 2020, 07:49 Uhr
In der Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul gibt es ein Vierergeläute mit f´ – as´ - b´ – des´´, dem weitverbreiteten "Idealmotiv".
Die erste Glocke auf f' Nr. 1.2. hat einen Durchmesser von 125 cm und ein Gewicht von 1.250 kg.
Die zweite Glocke auf as' Nr. 2.4. hat einen Durchmesser von 99 cm und ein Gewicht von 570 kg.
Die dritte Glocke auf b' Nr. 3.4. hat einen Durchmesser von 88 cm und ein Gewicht von 400 kg.
Die vierte Glocke auf des Nr. 4.6. hat einen Durchmesser von 73 cm und ein Gewicht von 230 kg.
Kriegsverlust im Zweiten Markgrafenkrieg 1552
Der erste verlässliche Hinweis auf die Glocken von St. Peter und Paul ist die Nachricht von ihrem Verlust. Während des zweiten Markgrafenkrieges erbeuteten Soldaten des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach alle vier Poppenreuther Glocken. Das Material, Zinnbronze, wurde eingeschmolzen und neue Kanonenrohre davon gegossen. Der materielle Wert: 600 fl. (Gulden). Den Verlust der vier Glocken verursachte das sogenannte "Glockenrecht", das in Kriegszeiten vom Sieger angewendet werden durfte.
Neubeschaffung 1564
Schon zwölf Jahre später konnte die Glocke Nr. 1.2. mit einem Gewicht von 1.250 kg, 125 cm Durchmesser und Schlagton f´ von Cristof Glockengießer in Nürnberg gegossen werden. Sie wurde 1994 an den ausgeschlagenen Stellen wegen früher zu schwerer und zu harter Klöppel von der Fa. Glocken-Schweißwerk Lachenmeyer in Nördlingen runderneuert. Auch die Glocke Nr. 4.2. konnte 1564 neu beschafft werden. Ebenfalls von Cristof Glockengießer gegossen, kosteten beide zusammen 280 fl. (Gulden). Von ihr sind Schlagton, Durchmesser und Gewicht nicht bekannt, denn sie wurde 1632 ein Opfer des Dreißigjährigen Krieges.
Außerdem wurde bald nach dem Glockenraub von 1552, wohl auf Vermittlung des Landalmosenamtes, eine schon über 100 Jahre alte Glocke, von einer anderen - vielleicht kriegszerstörten und nicht mehr benutzten - Kirche, nach Poppenreuth gebracht. Sie war von Conrad Gnoczhamer 1444 in Nürnberg gegossen, hatte den Schlagton a´, unrein und bei angenommen mittelschwerer Rippe, 92 cm Durchmesser und ca. 500 kg Gewicht. In Poppenreuth war sie Nr. 2.2. auf dem Turm bis zu ihrem Umguss im Jahr 1904. Offensichtlich kam seinerzeit sogar noch eine zweite, wohl ebenfalls gebrauchte, Glocke von auswärts nach Poppenreuth. Sie war die Nr. 3.2. Dies ist zu erschließen aus Nachrichten zu Ersatzbeschaffungen in der Folgezeit. Da sie 1632 geraubt wurde, fehlen weitere Daten von ihr.
Kriegsverlust im Dreißigjährigen Krieg 1632
Im Sommer 1632 plünderten abwechselnd kaiserliche und schwedische Soldaten die Dörfer zwischen Nürnberg und Zirndorf. Aus dem, nach dem "zweiten Markgrafenkrieg" wiederbeschafften, Vierergeläute wurden die beiden kleinen vom Turm genommen (Nr. 3.2. und Nr. 4.2.). Geblieben waren die beiden großen Glocken von 1564 und 1444, weil sie für den Abtransport denn doch zu schwer und zu unhandlich waren.
Neubeschaffung 1695
Erst 63 Jahre später gießt Johann Balthasar Heroldt in Nürnberg zwei neue Glocken, Nr. 3.3. und Nr. 4.3, zur Ergänzung der 1632 im Turm verbliebenen zwei großen Glocken. Die Glocke Nr. 3.3. mit Schlagton h´ und einem Gewicht von 310 kg wurde im 2. Weltkrieg 1939-45 in die Gruppe D der "dauernd an Ort und Stelle zu erhaltenden Glocken" eingereiht und entging so der Zwangsenteignung. 1957 wurde sie an die katholische Gemeinde St. Josef in Illingen im Württembergischen Land verkauft, erhielt dort eine Tonkorrektur nach b´ und wurde 1987 zurück gekauft. Sie läutet heute als fünfte Glocke in einem separaten Glockenstuhl auf dem Poppenreuther Kirchhof.
Von der Glocke Nr. 4.3. ist der Schlagton unbekannt, das Gewicht betrug ca. 150 kg. 1829 musste die Glocke wegen eines Sprunges umgegossen werden. Bei gleichem Gewicht hatte die neu gegossene Glocke den Schlagton d´´ - dis´´. Die beiden Glocken kosteten zusammen 411 fl. (Gulden) und 48 kr (Kreuzer), die von der Pfarrgemeinde aufgebracht wurden. Ebenfalls 1695 wurde ein neuer Glockenstuhl angefertigt. Für Glockenstuhl und Glockenbeschläge schoss das Landalmosenamt 95 fl. und 54 kr vor, die künftig von der Gemeinde zu erstatten waren.
Neubeschaffung 1904
Einen schon damals folgenschweren und für später erst recht verhängnisvollen Eingriff in den bis dahin gewachsenen Bestand des Vierergeläutes von St. Peter und Paul bedeutete der Umguss von zwei Glocken im Jahr 1904.
Die Schlagtonreihe mit f´ (nach e´ neigend) – a´ (unrein) – h´ (Tritonus zu f´) – d´´ (nach dis´´ steigend) war nach damaligem Empfinden wohl allzu eigenwillig. So kam es zum Umguss der zweiten und der vierten Glocke Nr. 2.2. und Nr. 4.4. Die Glockengießerei Franz Schilling in Apolda (Thüringen) lieferte zwei musikalisch sicher sehr qualitätsvolle neue Glocken im Gesamtgewicht von 740 kg. Doch mit der sich dann ergebenden Schlagtonreihe f´ - g´ – h´ – d´´ war das Angriffige und Unverwechselbare im Klangcharakter des Poppenreuther Geläutes verloren. Die zweite Glocke auf g´ Nr. 2.3. hatte einen Durchmesser von 98 cm und ein Gewicht von 575 kg. Ihren Guss stiftete laut Inschrift „aus Dankbarkeit gegen Gott" der Bauer Konrad Hofmann von Wetzendorf (+ 1907).
Die vierte Glocke auf d´´ Nr. 4.5. hatte einen Durchmesser von 65 cm und ein Gewicht von 165 kg.
Kriegsverlust im Zweiten Weltkrieg 1942
Die beiden Glocken von 1904, Nr. 2.3. und 4.5., wurden bei der Erfasssung der Kirchenglocken im 2. Weltkrieg - zwangsläufig und unvermeidbar - in die Gruppe A der „sofort zur Verhüttung kommenden Glocken“ eingereiht. Der Kirchenvorstand versuchte die Abnahme hinauszuzögern. Verhindern konnte er sie 1942 nicht mehr.
Ergänzung des Geläutes 1957
1957 wurden von der Glockengießerei Alfred Bachert in Heilbronn drei neue Glocken gegossen. Als Klangfundament wurde die große Glocke von 1564, Nr. 1.2., mit Schlagton f‘ von der Fa. Glockengießer in Nürnberg beibehalten, womit St. Peter und Paul jetzt in seinem Vierergeläute das weitverbreitete "Idealmotiv f" –as‘ - b' – des‘‘ hat.[1][2]