Kinderspital: Unterschied zwischen den Versionen

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== Eröffnung Kinderspital ==
== Eröffnung Kinderspital ==
[[Datei:Kinderspital Innen.jpg|thumb|left|Innenansicht Kinderspital, ca. 1942]]Am [[15. September]] [[1889]] fand die feierliche Eröffnung statt. Die Baukosten beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf 35.654 Mark ohne Einrichtungsgegenstände. Das Gebäude war somit ursprünglich als Entlastung der benachbarten Krippe gedacht. Im Laufe der Zeit entstand aber auch als neues Ziel das Bestreben, durch die Aufnahme der kranken Kinder die Geschwister vor Infektionen zu schützen (Eingrenzung von Epidemien), und die Familie von der oft belastenden Pflege zu befreien. Bereits im Jahr der Eröffnung wurde das Kinderspital auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Durch eine schwere Diphterie-Epidemie im Winter [[1889]]/90 wurde das Spital bis an seine Leistungsgrenze in Anspruch genommen. Von 39 mit Diphterie aufgenommen Kindern überlebten diese Zeit lediglich 17 Kinder. 22 Kinder starben während des Aufenthaltes, was allerdings die Akzeptanz des Spitals in der Bevölkerung nicht schmälerte. In den laufenden Jahrzehnten wurde das Kinderspital immer wieder umgebaut und erweitert – so letztmalig [[1957]]. Das Kinderspital bot gegen Ende [[1950]] 130 aufgestellte Betten zur Versorgung von kranken Kindern.
[[Datei:Kinderspital Innen.jpg|mini|left|Innenansicht Kinderspital, ca. 1942]]Am [[15. September]] [[1889]] fand die feierliche Eröffnung statt. Die Baukosten beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf 35.654 Mark ohne Einrichtungsgegenstände. Das Gebäude war somit ursprünglich als Entlastung der benachbarten Krippe gedacht. Im Laufe der Zeit entstand aber auch als neues Ziel das Bestreben, durch die Aufnahme der kranken Kinder die Geschwister vor Infektionen zu schützen (Eingrenzung von Epidemien), und die Familie von der oft belastenden Pflege zu befreien. Bereits im Jahr der Eröffnung wurde das Kinderspital auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Durch eine schwere Diphterie-Epidemie im Winter [[1889]]/90 wurde das Spital bis an seine Leistungsgrenze in Anspruch genommen. Von 39 mit Diphterie aufgenommen Kindern überlebten diese Zeit lediglich 17 Kinder. 22 Kinder starben während des Aufenthaltes, was allerdings die Akzeptanz des Spitals in der Bevölkerung nicht schmälerte. In den laufenden Jahrzehnten wurde das Kinderspital immer wieder umgebaut und erweitert – so letztmalig [[1957]]. Das Kinderspital bot gegen Ende [[1950]] 130 aufgestellte Betten zur Versorgung von kranken Kindern.


== Nachkriegszeit ==
== Nachkriegszeit ==
[[Bild:Kinderspital.jpg|thumb|right|Kinderspital, Theresienstraße 30, ca. 1950]]
[[Bild:Kinderspital.jpg|mini|right|Kinderspital, Theresienstraße 30, ca. 1950]]
Analog dem [[Nathanstift]], hatte auch das Kinderspital gegen Ende der 1950er Jahre viele unverkennbare Probleme. Neben dem chronischen Geldmangel und der völligen Überbelegung machte sich die „Flickschusterei“ der letzten Jahrzehnte bemerkbar. In einer Begehung des Gesundheitsamtes der Stadt Fürth am [[16. Oktober]] [[1962]] hielt der Regierungsmedizinalrat Dr. Horst Schmidt folgendes in einem Aktenvermerk fest: ''… Trotz dieser Maßnahmen (Umbau und Erweiterung 1956) bleibt noch viel zu veranlassen, wenn die krankenhaus-hygienischen Belange gewahrt bleiben sollen. So liegt der Operationsraum unmittelbar neben dem Haupteingang außergewöhnlich ungünstig. Der gesamte Verkehr bewegt sich am OP-Raum vorbei…. Die einzelnen Stationen des Haupthauses sind nur über schmale Treppenaufgänge erreichbar. Im Falle eines Brandes dürften bei der Räumung dadurch Schwierigkeiten zu erwarten sein. Ein Krankenhausaufzug fehlt. Frisch operierte Kinder müssen von den Schwestern über die schmale Treppe in das erste und zweite Stockwerk getragen werden. Ganz abgesehen von der körperlichen Belastung der Schwestern kann ein derartiger Transport von Frischoperierten nicht gutgeheißen werden… Die Stationen verfügen nicht über die notwendigen Funktionsräume. Ein ärztliches Untersuchungszimmer fehlt…. Die auf dem Gang eingerichtete Geschirrspüle ist mit hygienischen Grundsätzen schwerlich zu vereinbaren…. Insgesamt besteht der Eindruck, dass die einzelnen Krankenzimmern überbelegt sind.''<ref> Akte Klinikum Fürth, Pflegesätze Sammlung, Nr. II/9 – 3522 e 29 Betreff Ausbildung von Kinderkrankenschwestern am Nathanstift in Fürth 1962, S. 1 </ref>   
Analog dem [[Nathanstift]], hatte auch das Kinderspital gegen Ende der 1950er Jahre viele unverkennbare Probleme. Neben dem chronischen Geldmangel und der völligen Überbelegung machte sich die „Flickschusterei“ der letzten Jahrzehnte bemerkbar. In einer Begehung des Gesundheitsamtes der Stadt Fürth am [[16. Oktober]] [[1962]] hielt der Regierungsmedizinalrat Dr. Horst Schmidt folgendes in einem Aktenvermerk fest: ''… Trotz dieser Maßnahmen (Umbau und Erweiterung 1956) bleibt noch viel zu veranlassen, wenn die krankenhaus-hygienischen Belange gewahrt bleiben sollen. So liegt der Operationsraum unmittelbar neben dem Haupteingang außergewöhnlich ungünstig. Der gesamte Verkehr bewegt sich am OP-Raum vorbei…. Die einzelnen Stationen des Haupthauses sind nur über schmale Treppenaufgänge erreichbar. Im Falle eines Brandes dürften bei der Räumung dadurch Schwierigkeiten zu erwarten sein. Ein Krankenhausaufzug fehlt. Frisch operierte Kinder müssen von den Schwestern über die schmale Treppe in das erste und zweite Stockwerk getragen werden. Ganz abgesehen von der körperlichen Belastung der Schwestern kann ein derartiger Transport von Frischoperierten nicht gutgeheißen werden… Die Stationen verfügen nicht über die notwendigen Funktionsräume. Ein ärztliches Untersuchungszimmer fehlt…. Die auf dem Gang eingerichtete Geschirrspüle ist mit hygienischen Grundsätzen schwerlich zu vereinbaren…. Insgesamt besteht der Eindruck, dass die einzelnen Krankenzimmern überbelegt sind.''<ref> Akte Klinikum Fürth, Pflegesätze Sammlung, Nr. II/9 – 3522 e 29 Betreff Ausbildung von Kinderkrankenschwestern am Nathanstift in Fürth 1962, S. 1 </ref>   


== Neubau des Kinderspitals - jetzt Kinderklinik ==
== Neubau des Kinderspitals - jetzt Kinderklinik ==
Trotz aller Erschwernisse und Erkenntnisse über die Missstände im Kinderspital (und ähnlichen Problemen im [[Nathanstift]] in der [[Tannenstraße]]<ref> Klinikum Fürth, Protokolle des Stiftungsrates der Nathanstiftung, 12. Sitzung vom 18.12.1954 </ref>) und dessen Notwendigkeit eines bzw. mehrerer Neubauten am Stadtkrankenhaus konnte sich die Stadt Fürth zunächst nicht dazu durchringen einen Neubau anzustreben. Unstrittig bei allen Entscheidungen war lediglich die Tatsache, dass wenn überhaupt künftig Neubauten entstehen, diese auf dem Grundstück des Stadtkrankenhauses erfolgen sollen, um so die Synergieeffekte und Rationalisierungspotentiale voll ausschöpfen zu können. Erste Schritte zur Rationalisierung wurden bereits [[1954]] vorgenommen, in dem die Verwaltung und die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung der Beschäftigten im Nathanstift durch das Städt. Krankenhaus abgewickelt wurde. [[Bild:Kinderklinik.jpg|thumb|left|Im Vordergrund: Die "neue Kinderklinik" bei der Fertigstellung ca. 1970. Im Hintergrund das [[Klinikum Fürth]] vor dem Umbau]]
Trotz aller Erschwernisse und Erkenntnisse über die Missstände im Kinderspital (und ähnlichen Problemen im [[Nathanstift]] in der [[Tannenstraße]]<ref> Klinikum Fürth, Protokolle des Stiftungsrates der Nathanstiftung, 12. Sitzung vom 18.12.1954 </ref>) und dessen Notwendigkeit eines bzw. mehrerer Neubauten am Stadtkrankenhaus konnte sich die Stadt Fürth zunächst nicht dazu durchringen einen Neubau anzustreben. Unstrittig bei allen Entscheidungen war lediglich die Tatsache, dass wenn überhaupt künftig Neubauten entstehen, diese auf dem Grundstück des Stadtkrankenhauses erfolgen sollen, um so die Synergieeffekte und Rationalisierungspotentiale voll ausschöpfen zu können. Erste Schritte zur Rationalisierung wurden bereits [[1954]] vorgenommen, in dem die Verwaltung und die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung der Beschäftigten im Nathanstift durch das Städt. Krankenhaus abgewickelt wurde. [[Bild:Kinderklinik.jpg|mini|left|Im Vordergrund: Die "neue Kinderklinik" bei der Fertigstellung ca. 1970. Im Hintergrund das [[Klinikum Fürth]] vor dem Umbau]]


Strittig war vielmehr zunächst eine fachliche Auseinandersetzung der medizinischen Disziplinen darüber, ob eine Trennung der Wöchnerinnen- und Säuglingsabteilung als Organisationseinheit erstrebenswert ist, oder ob die Entbindungsklinik unmittelbar mit einer Säuglingsklinik zusammengehört. Die damit verbundene Frage – ob es künftig auch weiterhin zwei voneinander getrennte Gebäudeeinheiten mit einer fachlichen Trennung geben soll – wurde von den beteiligten Personen unterschiedlich gesehen und erschwerte somit eine politische Diskussion und deren Entscheidung bzgl. der weiteren Vorgehensweise. Die fachliche Meinung vieler Mediziner dieser Zeit war eher die Verbindung bzw. die Integration der Entbindungskliniken innerhalb der Kinderkrankenhäuser und somit gegen eine Verselbständigung von Entbindungskliniken. <ref> Akte Klinikum Fürth, Rundschreiben Verwaltung 1952-1968, Betriff Neubau des Nathanstift auf dem Krankenhausgelände vom 19.06.1963, S. 3 </ref>
Strittig war vielmehr zunächst eine fachliche Auseinandersetzung der medizinischen Disziplinen darüber, ob eine Trennung der Wöchnerinnen- und Säuglingsabteilung als Organisationseinheit erstrebenswert ist, oder ob die Entbindungsklinik unmittelbar mit einer Säuglingsklinik zusammengehört. Die damit verbundene Frage – ob es künftig auch weiterhin zwei voneinander getrennte Gebäudeeinheiten mit einer fachlichen Trennung geben soll – wurde von den beteiligten Personen unterschiedlich gesehen und erschwerte somit eine politische Diskussion und deren Entscheidung bzgl. der weiteren Vorgehensweise. Die fachliche Meinung vieler Mediziner dieser Zeit war eher die Verbindung bzw. die Integration der Entbindungskliniken innerhalb der Kinderkrankenhäuser und somit gegen eine Verselbständigung von Entbindungskliniken. <ref> Akte Klinikum Fürth, Rundschreiben Verwaltung 1952-1968, Betriff Neubau des Nathanstift auf dem Krankenhausgelände vom 19.06.1963, S. 3 </ref>
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== Heutige Nutzung ==
== Heutige Nutzung ==
[[Bild:Umbau Kinderspital.jpg|thumb|right|Vor dem Umbau - ehem. Kinderspital in der [[Theresienstraße]] 30. Bild von Jan. 2008]]Nach dem Umzug des Kinderspitals auf das Gelände des heutigen [[Klinikum_Fürth|Klinikum]] bezog die Arbeiterwohlfahrt (AWO) das ehem. Kinderspital. Später wurden die Gebäude als Altenheim genutzt, in der Nachkriegszeit ein Anbau hochgezogen und in den vergangenen Jahren wohnten vornehmlich sozial schwache Mieter in der Theresienstraße. Nachdem der St. Johannis Verein mit der Sanierung der Gebäude überfordert war, bot der Verein das Anwesen den Fürther Wohlfahrtsverbänden an. Nur die AWO Stiftung wollte sich dem Anwesen zu wenden. Ein im Jahr 2005 gegründeter Verein, der "[[Anders Wohnen Verein Fürth e. V.]]" arbeitete mit der AWO Stiftung das Konzept des "Allen gerechten Wohnens" aus. So wurde aus dem einstigen Kinderhospital ein Mehrgenerationen Wohnprojekt mit 15 Wohnungen, einem Musikübungsraum, Fitnessraum sowie einem Veranstaltungsraum. Das Anwesen der Theresienstrasse gibt heute auch der Kulturbrücke ein neues Zuhause.
[[Bild:Umbau Kinderspital.jpg|mini|right|Vor dem Umbau - ehem. Kinderspital in der [[Theresienstraße]] 30. Bild von Jan. 2008]]Nach dem Umzug des Kinderspitals auf das Gelände des heutigen [[Klinikum_Fürth|Klinikum]] bezog die Arbeiterwohlfahrt (AWO) das ehem. Kinderspital. Später wurden die Gebäude als Altenheim genutzt, in der Nachkriegszeit ein Anbau hochgezogen und in den vergangenen Jahren wohnten vornehmlich sozial schwache Mieter in der Theresienstraße. Nachdem der St. Johannis Verein mit der Sanierung der Gebäude überfordert war, bot der Verein das Anwesen den Fürther Wohlfahrtsverbänden an. Nur die AWO Stiftung wollte sich dem Anwesen zu wenden. Ein im Jahr 2005 gegründeter Verein, der "[[Anders Wohnen Verein Fürth e. V.]]" arbeitete mit der AWO Stiftung das Konzept des "Allen gerechten Wohnens" aus. So wurde aus dem einstigen Kinderhospital ein Mehrgenerationen Wohnprojekt mit 15 Wohnungen, einem Musikübungsraum, Fitnessraum sowie einem Veranstaltungsraum. Das Anwesen der Theresienstrasse gibt heute auch der Kulturbrücke ein neues Zuhause.


Die [[1969]] bezogene Kinderklinik auf dem Gelände des Klinikums steht seit [[2002]] weitestgehend leer und soll [[2014]]/15 abgerissen werden. Derzeit befindet sich im Erdgeschoss diverse medizinische Dienste und CLINC - Kreativ und Kunst Centrum, ein Ateliergemeinschaft mit verschienden Künstlern aus Fürth. Letztere belegen seit Mitte [[2013]] nahezu vollständig das Erdgeschoss. Die heutige Kinderklinik existiert seit [[2002]] in einem neuen Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite des Klinikumgeländes.
Die [[1969]] bezogene Kinderklinik auf dem Gelände des Klinikums steht seit [[2002]] weitestgehend leer und soll [[2014]]/15 abgerissen werden. Derzeit befindet sich im Erdgeschoss diverse medizinische Dienste und CLINC - Kreativ und Kunst Centrum, ein Ateliergemeinschaft mit verschienden Künstlern aus Fürth. Letztere belegen seit Mitte [[2013]] nahezu vollständig das Erdgeschoss. Die heutige Kinderklinik existiert seit [[2002]] in einem neuen Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite des Klinikumgeländes.
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